Review: Y’s Origin(Xbox One)

Mit Y’s Origin hält eine der wohl ältesten japanischen Rollenspiel-Serien nun auch endlich auf Microsofts Xbox Einzug. Grund genug für uns, einen näheren Blick auf den mittlerweile neunten Ableger zu werfen, die im selben Atemzug mit der Final Fantasy- und Dragon Quest-Reihe im Land der aufgehenden Sonne erwähnt werden. Doch seinen Ursprung hat Y’s Origin nicht etwa bei der Playstation 4 Version die im Vorjahr erschien, sondern bei seiner Erstveröffentlichung, datiert im Jahr 2006 auf dem PC! Und an dieser Stelle bereits eines vorweg: Diese Zeitspanne sieht man dem Spiel leider an.

Japanische 0815-Erzählkunst

Obwohl Y’s Origin mittlerweile acht Ableger vorausgehen, habt ihr es hier mit einem Prequel zu tun, das die Story noch einmal von Anfang an erzählt. Dies erleichtert natürlich Neulingen den Einstieg, die bereits in der ersten Cutscene im Stile eines Animes aufgeklärt werden. 700 Jahre vor den Ereignissen von Y’s I: Ancient Ys Vanished findet ihr euch in einem kleinem Erkundungsteam wieder, das von einer schwebenden Welt auf einen von Dämonen heimgesuchten Planten entsandt wird. Eure Aufgabe: Die beiden Zwillingsgöttinnen Reah und Feena zu finden, die spurlos verschwunden sind. Eure Suche führt euch daraufhin in den Teufels-Turm, wo das gesamte Spiel nun stattfindet.

Die Handlung, die sich immer wieder zwischen uninspirierten Standdialogen zwischen den einzelnen Charakteren abspielt, ist damit schnell erzählt. Die meisten Personen, die ihr auf eurer Erkundung durch den Turm antrefft, verblassen im Angesicht der sinnlosen Gespräche oder erscheinen euch nur bedingt glaubwürdig. Sonderlich viel Einfluss üben sie nicht auf die Geschichte, was in japanischen Rollenspielen unüblich ist. Wer also ein großes Kino im Stile eines Final Fantasy erwartet, der wird mit Y’s Origin nicht glücklich…schon gar nicht wenn er bis zu drei Mal diesen Turm ersteigen muss!

Ein Turm, drei Abenteuer!

Zu Beginn des Abenteuers stehen euch zunächst nur zwei Charaktere zur Auswahl. Zum einen wären da die flinke Kriegerin Yunica Tovah, und zum anderen der etwas langsamere Magier Hugo Fact. Erst wenn ihr den Turm mit beiden Helden in einer nur leicht abgeänderten Geschichte komplett erforscht habt, könnt ihr mit Adol Christin den dritten im Bunde freischalten. Wenn ihr also jeden Gegner im Spiel besiegen wollt, bleibt euch nichts anderes übrig, als euch drei Mal ins Abenteuer zu stürzen. Zudem schaltet ihr nur so den Albtraum-Modus frei, der euch noch einmal vor eine neue Herausforderung stellt. Besonders Achievement-Jäger werden mit Y’s Origin einiges zu tun bekommen, denn das Spiel ist bereits auf niedrigem Schwierigkeitsgrad überraschend fordernd!

Simple Action = hoher Spielspaß

Hiermit kommen wir auch schon zur eigentlichen Stärke von Y’s Origin: Dem Gameplay! Die Serie zeichnet sich durch ein simples aber befriedigendes Action-Kampfsystem aus, das kaum Langeweile aufkommen lässt. Raum für Raum schnetzelt ihr euch ohne Pause durch zahlreiche unterschiedliche Gegner, das kurz für ein Hack’n Slay Gefühl sorgt, dank der Abwechslung aber nie zu einem stumpfen Gekloppe wird. Nicht jeden Gegner solltet ihr frontal begegnen und auch das richtige Timing für einen taktischen Ausweichschritt sei gelernt. Dabei wird Y’s Origin nie wirklich kompliziert, schafft es aber dennoch, den Spieler zu fordern und gleichzeitig zu motivieren! Diesen Umstand hat man auch dem Loot zu verdanken, der sich im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern anders verteilt.

Nachdem es keine Gegenstände für den späteren Gebrauch gibt, lassen Gegner neben Heilitems auch diverse Buffs für den Angriff, die Verteidigung oder sogar der zu erbeutenden Erfahrung fallen, die mit der Zeit wieder sinken.  Das bedeutet: Je mehr ihr kämpft, desto mehr Boni sammelt ihr ein. Sind jedoch alle Gegner ins Jenseits befördert, dann verschwinden diese auch mit der Zeit. Dadurch wird ein flüssiger Spielablauf erzeugt, der die Kämpfe zwischen den ständig respawnenden Monster nach Wiederbetreten einer Räumlichkeit überraschend motivierend gestaltet. Zusätzlich lassen diese aber auch Seelenpunkte fallen, mit denen ihr euren Charakter mit der Zeit „Segnen“ lassen könnt, wodurch ihr spezielle Perks erhält. Diese sind auch bitternötig, denn spätestens die Boss-Monster zeigen euch, wo der Hammer hängt!

Mit der richtigen Taktik zum Erfolg

Während der Weg zum Endgegner eines jeden Gebiets relativ fair gestaltet ist, ändert sich das spätestens beim Betreten des Boss-Raumes. Denn wie für alte Action-Rollenspiele üblich, zeigen die euch eure Schwächen gnadenlos auf! Kurz unaufmerksam, kann ein Kampf bereits nach einigen Treffern beendet sein, denn wie bereits erwähnt: Tränke um die eigene Energie zu füllen sucht ihr vergeblich. Deswegen ist die Devise klar: Kampfmuster lernen und den richtigen Moment abwarten! Ein wenig erleichtert wird euch dieses Unterfangen zum Glück mit dem Boost, der euch schneller werden lässt und den erlittenen Schaden reduziert. Aber auch Elementar-Zauber dürft ihr in Y’s Origin euer eigen nennen, die in solchen Situationen den Sieg bringen können. Diese fordernden und spannenden Begegnungen sorgen letzten Endes für einen Schub von Zufriedenheit, und motiviert euch ähnlich wie in Dark Souls, den Controller erst aus der Hand zu legen, wenn euer Widersacher vernichtet ist.

Fazit

Y’s Origin ist ein mittlerweile 12 Jahre altes Prequel einer Serie, die in Europa nur wenigen ein Begriff ist. Der Stil trifft bestimmt nicht jedermanns Geschmack und obwohl die Technik heutzutage bereits stark veraltet wirkt, versprüht das Action-Rollenspiel dennoch genügend Charme, um über diese Punkte hinwegzusehen. Trotzdem muss man an dieser Stelle sagen, dass es keinesfalls geschadet hätte, das Spiel grafisch an einigen Stellen aufzupolieren. Besonders die Anime-Cutscenes sehen für heutige Verhältnisse katastrophal aus, was sich besonders auf der Xbox One X bemerkbar macht. Was Y’s Origins dafür bietet ist ein fast schon arcadiges Kampfsystem, besondere Bosskämpfe und stellt vor allem für Achievement-Jäger und die, die sich mit dem Spiel intensiver beschäftigen wollen, eine riesige Herausforderung dar. Kurzum: ein nerdiges und typisch japanisches RPG, das euch an alte Klassiker wie Terranigma oder Zelda: A Link to the Past zurückerinnert.

Positiv:

+ tolles Action-Kampfsystem

+ selten langweilig

+ versprüht alten 16/32-Bit Charme

+ fordernde Bosskämpfe

Negativ:

– Grafisch stark veraltet

– Handlung schwach erzählt

– Charaktere und Dialoge teilweise lieblos inszeniert

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz