Review: Xuan Yuan Sword: The Gate of Firmament – Klassisches RPG wirklich nur für hartgesottene Fans

Xuan-Yuan Sword: The Gate of Firmament ist eigentlich schon ein älteres Spiel, das vor etwa sechs Jahren für Xbox One und PC herauskam. Jetzt bekommt es auf der PlayStation ein zweites Leben und ich bin froh darüber, denn so hatte ich endlich einen Grund, es zu spielen, nachdem ich es damals verpasst hatte. Es ist gut, auch wenn es die typischen rauen Kanten hat, die man von Softstar-Spielen inzwischen kennt.

Fernöstliche Erzählkunst macht durchaus viel Spaß

Für alle, die noch nie einen Xuan-Yuan-Titel gespielt haben: Das sind RPGs eines taiwanesischen Entwicklers, die sehr darauf abzielen, chinesische Gedanken und Ideen in ihre Erzählungen einzubinden. Dieser Teil hat auch ziemlich ehrgeizige Ziele. Ihr startet ganz bescheiden als Wächter eines kleinen Dorfes, aber die Geschichte entwickelt sich schnell zu einem epischen Konflikt, der Himmel und Erde umspannt und auf alten chinesischen Konzepten wie dem Mandat des Himmels basiert. Die Story hat viel zu bieten. Die Charaktere sind interessant, das Szenario ist packend, und es ist immer spannend zu sehen, wie Kultur solche Geschichten beeinflusst. Wir bekommen so viele RPGs aus Japan, aber die Xuan-Yuan Sword-Titel sind einfach anders geschrieben, aus einer Kultur heraus, die eine andere Sichtweise, Spiritualität und Erzähltradition hat. Wer Black Myth: Wukong gespielt hat, könnte hier Parallelen erkennen, da beide Spiele ähnliche spirituelle und philosophische Wurzeln haben.

Es ist auch spannend, dass die Entwickler, wie bei den meisten Xuan-Yuan-Spielen, Inspiration aus der echten Geschichte ziehen, neben den philosophischen und spirituellen Themen. Diesmal geht es um richtig alte Geschichte, nämlich die Shang-Dynastie. Das war um 1300 v. Chr.. Die Shang-Dynastie war die zweite anerkannte Dynastie in der traditionellen chinesischen Geschichtsschreibung (die erste war die Xia) und daher ein zentraler Teil der Entstehung der chinesischen Identität. Wie gut das Spiel dieses Material umsetzt, kann ich nicht sagen, aber wenn ihr euch fragt, warum sich die Erzählweise so anders anfühlt als in typischen JRPGs – das ist der Grund. Leider ist die Lokalisierung ziemlich holprig. Das überrascht wahrscheinlich niemanden, der schon mal ein Softstar-Spiel gespielt hat. Viele Titel, von Sword and Fairy bis zu den Richman-Brettspielen, erfordern eine hohe Toleranz für eine schnelle und unsaubere Übersetzung, voller Rechtschreibfehler, Grammatikpatzer und einer ungeschliffenen Sprache, die sich oft seltsam anfühlt. Schade ist, dass EastAsiaSoft diesen neue Release von Gate of Firmament betreut hat und dies nicht angepasst hat, denn EAS hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Lokalisierungen deutlich aufpolieren können. Bei Xuan-Yuan Sword 7 war der Unterschied vor und nach ihrer Überarbeitung enorm. Ob sie hier überhaupt etwas verbessert haben, weiß ich nicht, aber wenn, dann blieb es weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Man muss schon sehr vieles verzeihen können

Zum Glück ist die Hauptstory so gut, dass man bereit ist, sich durch die Lokalisierungsprobleme zu kämpfen. Dazu kommt ein großes Abenteuer quer durch das mythische China. Nehmen wir zum Beispiel das Kampfsystem: Am Anfang wirkt es ziemlich flach und hölzern. Ihr kontrolliert nur einen Charakter mit begrenzten Fähigkeiten und das Action-Kampfsystem fühlt sich wenig dynamisch an. Aber das ändert sich, sobald weitere Charaktere dazukommen. Ihr wechselt zwischen ihnen hin und her, um die großen Spezialangriffe vorzubereiten. Was zuerst wie simples Button-Mashing aussieht, wird strategisch, vor allem, wenn das Maskottchen dazukommt, ein kleines Wildschweinbaby, das mit einem Geist verschmilzt. Dadurch kann es euch helfen, indem es Monster einfängt und beschwört. Das ist zwar simpler als bei Pokémon oder Shin Megami Tensei, bringt aber trotzdem eine nette zusätzliche Nuance ins Kampfsystem.

Auch die Präsentation macht Gate of Firmament durchaus charmant. Man merkt, dass es kein Final Fantasy ist – vor allem nicht auf dem Produktionsniveau von Final Fantasy XIII, dem es am ähnlichsten ist, aber in vielen Szene bleibt es auch arg karg und mitunter hässlich, also schaut nicht immer zu genau hin. In Zwischensequenzen stehen die Charaktere oft steif herum oder schauen nicht mal in die richtige Richtung, und im Kampf gibt es Clipping-Probleme und Spezialeffekte, die ausgelöst werden, obwohl der Charakter gerade gar nichts macht. Aber die künstlerische Leitung ist mitunter echt ansehnlich. Die Welt wirkt groß, die Kostüme der Charaktere sind detailreich und bezaubernd, und auch wenn die ersten Gegner eher langweilig aussehen, gewinnt die Kreaturenvielfalt im Laufe des Spiels an Reiz. Die Welt ist nicht offen, sondern in viele lineare Abschnitte unterteilt und ehrlich gesagt, vermisse ich diese Art von RPG. Es ist effizient, klar und ermöglicht es, eine Vielfalt an Umgebungen zu besuchen.

Fazit

Xuan-Yuan Sword: The Gate of Firmament ist ein durchaus lohnenswerter Rollenspiel-Ausflug, wenn man die vielen Fehler und den generell fehlenden Feinschliff verzeihen kann. Es punktet durch Story und Charme, verlangt aber auch über vieles hinweg zu sehen. Wer ein neues, eher unaufgeregtes RPG mit viel chinesischem Flair sucht, könnte hier Spaß mit haben.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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