Review: WWE 2K25 – Den Champion-Gürtel bekommt man echt schwer ab

Die letzten drei Jahre des WWE-2K-Reboots waren tatsächlich sehr gut. WWE 2K22 legte eine solide Basis, die dann durch die vielen Neuerungen in 2K23 und 2K24 weiter ausgebaut wurde. Mittlerweile sind wir an einem Punkt, an dem WWE-Fans keine Angst mehr vor der jährlichen Veröffentlichung haben, weil es immer etwas Neues und Spannendes gibt, weit mehr als nur ein simples Roster-Update. Theoretisch sollte WWE 2K25 genau daran anknüpfen und sowohl für neue Fans ein guter Einstieg als auch für alte Fans ein Grund zur Vorfreude sein. In der Praxis erfüllt das Spiel diese Erwartungen auch, allerdings gibt es einige Warnzeichen, wohin sich die Serie in Zukunft entwickeln könnte. Mehr dazu in unserem Test.

Stetiger Ausbau der bereits sehr durchdachten Formel

Die Wrestling-Mechanik ist im Grunde dieselbe geblieben, was eine gute Nachricht für alle ist, die bereits mit dem System vertraut sind oder neu einsteigen. Man kann sich weiterhin durch Button-Mashing aus Submissions befreien, was Spaß macht. Das Gleiche gilt für Pin-Versuche, aber hier ist die Steuerung mit dem rechten Analogstick einfacher und schont die Hände. Reversals haben eine mittlere Schwierigkeitsstufe, aber wer gut timen kann, kann auch durch Konterangriffe ausweichen. Das ermutigt dazu, sich mit den Moves aller Wrestler vertraut zu machen, um sie besser zu lesen. Ihr habt schnelle und starke Angriffe, eine Block- und eine Griff-Taste. Mit den Schultertasten könnt ihr rennen, aufs Turnbuckle klettern oder Waffen aus dem Ring holen, während der rechte Analogstick für Pins oder das Aufheben von Gegnern genutzt wird. Super-Finisher sind wieder dabei, und die Auswahl an Waffen sowie interaktiven Objekten in der Umgebung ist groß. Auch das „Trading Blows“-Minispiel ist zurück, ihr müsst Schläge austeilen und die Leiste im richtigen Moment stoppen, damit sie zählen. Die große Neuerung in diesem Jahr ist gar nicht so neu: Chain Wrestling kehrt zurück. Ähnlich wie „Trading Blows“ ist es ein Minispiel, bei dem beide Spieler eine Aktion wählen und dann mit dem Analogstick eine Leiste füllen, um den Move oder Griffwechsel auszuführen. Für alte Fans ist das eine spannende Rückkehr, während neue Spieler sich definitiv das Tutorial anschauen sollten, so intuitiv wie andere Gameplay-Elemente der letzten drei Jahre ist es nämlich nicht.

Jede neue Ausgabe bringt Bugfixes mit sich, aber in diesem Jahr wurden scheinbar neue Bugs speziell für das Chain Wrestling eingeführt. Manchmal löst ihr oder euer Gegner die Sequenz aus, aber ihr steht euch nicht wirklich gegenüber, stattdessen schaut ihr ins Leere und macht nichts, bis das Spiel realisiert, dass die Aktion beendet werden muss. Ein weiteres Problem ist, dass Chain Wrestling viel zu oft vorkommt. In längeren Matches passiert es mindestens zweimal, und dadurch verliert das Feature schnell seinen Reiz. Eine Option zum kompletten Deaktivieren gibt es nicht, also bleibt zu hoffen, dass ein Patch die Häufigkeit verringert. Das Roster in WWE 2K25 ist mit rund 300 Superstars vor den DLCs das bislang größte. Fast alle von Raw und SmackDown sind dabei, und NXT fühlt sich nicht mehr wie ein nachträglicher Einfall an. Auch die Legendenliste wurde leicht erweitert, aber es gibt noch Luft nach oben, Brutus „The Barber“ Beefcake wird zum Beispiel nur in einem Modus kurz erwähnt, taucht aber nicht auf. Positiv hervorzuheben ist, dass die aktuellen Champions so aktuell wie noch nie sind, sodass kaum Anpassungen nötig sind. Der einzige Kritikpunkt: Die „300 Superstars“ sind leicht geschönt, da einige Wrestler in mehreren Variationen auftauchen, The Undertaker, Triple H und The Rock nehmen mit minimalen Unterschieden mehrere Slots ein, ähnlich wie beim letzten Dragon Ball.

Unmenge an Content und ein netter Versuch

Die Spielmodi sind gewohnt umfangreich. Für kreative Spieler gibt es wieder die Möglichkeit, eigene Arenen, Einmärsche, Schilder, Videos und mehr zu erstellen. Der Community-Download bleibt erhalten, und obwohl das Spiel aktuell nur für Käufer der teureren Editionen verfügbar ist, gibt es bereits zahlreiche Wrestler und Inhalte aus AEW, TNA und alternative Versionen existierender WWE-Stars. Im Standard-Versus-Modus sind fast alle Matcharten zurück, und erstmals gibt es intergeschlechtliche Kämpfe. Blut gibt es zwar keines, aber allein die Möglichkeit, Johnny Gargano gegen Candice LeRae in einem Leiter-Match antreten zu lassen, ist das wert. Ein paar Neuerungen gibt es auch: Brawls können jetzt auf dem berüchtigten NXT-Parkplatz stattfinden, aber die eigentlichen Highlights sind zwei neue Matcharten. Die „Bloodline Rules“ sind im Prinzip ein WarGames-Match ohne Käfig, ohne Regeln und mit einer Person weniger pro Team. Es beginnt als normales 1v1, doch jederzeit können Verstärkungen gerufen werden, bis es in ein chaotisches 4v4 ausartet. Je nach Geschmack macht das entweder riesigen Spaß oder wird schnell anstrengend. Das zweite neue Match ist „Underground“. Es erinnert eher an Josh Barnetts „Bloodsport“ als an Shane McMahons RAW-Segment: Keine Ringseile, Siege nur durch Knockout oder Aufgabe. Eine Crowd steht ringsum, interagiert aber nicht wirklich mit dem Match. Es ist nett, eignet sich aber eher für kurze Kämpfe als für lange Matches.

Der große neue Modus in diesem Jahr ist „The Island“. Roman Reigns lädt euch zu einem Turnier auf seiner Insel ein, und wenn ihr ihn beeindruckt, winkt ein WWE-Vertrag. Die Insel ist wie ein WWE-Themenpark gestaltet, mit Easter Eggs für Hardcore-Fans. Doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig: Man läuft quälend langsam, kann fast nichts interagieren und darf nur bestimmte Gebäude betreten. Dazu kommt ein großer Kritikpunkt: Mikrotransaktionen. Kosmetische Items kosten virtuelle Währung (VC), die man sich mühsam erspielen oder direkt kaufen kann. Ein kleines Paket kostet 4,99€, aber Markenklamotten wie Nike-Hosen schlagen mit Tausenden von VC zu Buche. Noch schlimmer: Die Werte eures Charakters lassen sich ebenfalls mit VC aufwerten, sodass einige Spieler mit 100er-Rating herumlaufen, obwohl sie kaum gespielt haben. Ein klassisches „Pay-to-Win“-Szenario. MyRISE kehrt zurück, diesmal mit einer einzigen, zusammenhängenden Story. Ihr beginnt als WWE-Toptalent, doch dann gründen WWE-Legenden und NXT-Stars die Fraktion „Mutiny“, die die WWE übernehmen will.

Die Story erinnert an die WCW/ECW-Invasion und bringt frische Ideen in den Modus. Fans werden sich über einige Rückbezüge auf alte MyRISE-Stories freuen. Der 2K Showcase dreht sich um die Bloodline, beleuchtet aber auch die Fatu-, Anoa’i- und Maivia-Familien. Von Yokozuna gegen Hulk Hogan bis hin zu Wild Samoans vs. Dudley Boyz gibt es eine Mischung aus echten und Fantasy-Matches, die von Paul Heyman kommentiert werden. Auf jeden Fall ein persönliches Highlight. Insgesamt bleibt WWE 2K25 ein gutes Spiel, aber die ersten Risse zeigen sich. Chain Wrestling ist eine willkommene Ergänzung, kommt aber zu oft vor. Das große Roster ist toll, aber die mehrfach vertretenen Wrestler nehmen unnötig Platz weg. Die Grafik hat einige Macken, Audio ist solide, abgesehen von der generischen Einzugsmusik. MyRISE und der Showcase sind stark, aber „The Island“ ist eine Abzocke mit Mikrotransaktionen, die MyFACTION ohnehin schon hat. Ignoriert man die Monetarisierung, bleibt ein starkes Wrestling-Spiel mit viel Inhalt, die Frage ist nur, ob es sich langsam zu einem zweiten NBA 2K entwickelt, das versucht, euch jeden Cent aus der Tasche zu ziehen.

Fazit

WWE 2K25 ist weiterhin der konkurrenzlose Champion und beschert mit den hohen Vielzahl an Content wirklich eine sehr lange Zeit an Spielspaß für Fans des Sports. Es gibt noch Verbesserungspotential und „The Island“ hat so wirklich niemand gebraucht, aber bei so vielen anderen tollen Neuerungen und der generellen Qualität, kann man den Titel wirklich nur wärmstens empfehlen.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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