Review: Warhammer 40k Darktide – Ist der Imperator zufrieden?

Nach unseren Beta Eindrücken (Klickt hier) haben wir uns nun nach Release erneut in die grim dark future des 41. Jahrtausends gewagt. Wir beleuchten ob Fatshark die technischen Probleme von Darktide lösen konnte und ob es genug Langzeitmotivation gibt. Auch diesmal betrachten wir die PC Version. Aber auch XBox Series X/S Besitzer können sich hinter die Waffe klemmen.

Captain Strahlemann? Gibt’s nicht!

Die Erstellung eines neuen Charakters läuft exakt gleich wie in der Beta ab. Man wählt aus 4 vorhandenen Klassen aus und nimmt jeweils eine der vorgebenen Optionen in Sachen Gesicht, Haare, Tattoos und Narben wahr. Wer sich einen Schönling oder ein Topmodel bauen will, wird aber enttäuscht. Da man einen Gefangenen mit bewegter Vergangenheit spielt, hat jede Option einen gewissen „used look“. Das sorgt für Immersion und erklärt sich auch recht schnell im Charaktereditor. Denn neben der Optik, bestimmt man auch den Heimatplaneten, die grobe Backstory und den Grund für die Inhaftierung. Spätestens dann ist klar, dass der Spieler hier nicht den strahlenden Helden spielt.

Darktide Loadout

Neben diesen Daten, die während der Missionen von der eigenen Figur referenziert werden, ist unser Highlight die Auswahl der (immer Englischen) Stimme. Jede Klasse hat drei verschiedene Sprecher pro Geschlecht (Ogryns gibt es allerdings nur männlich) bekommen und diese haben einen hervorragenden Job gemacht. Die Stimmen sind dabei auch an eine Charakterausprägung gebunden und haben oft einen starken Akzent. Im Falle des männlichen Psykers können sich dann schonmal die Geister scheiden. Hier gibt es einen extremen deutschen Akzent, einen für uns schwer zuzuordnenden Jamaikanischen/Afrikanischen Akzent und eine weniger vom Standard abweichende Stimme, bei der der Charakter allerdings schizophrene Züge zeigt und Stimmen hört. Damit muss man sich zwar anfreunden, aber qualitativ sind alle Stimmen exzellent eingesprochen, dynamisch und klingen für sich und im Kontext glaubwürdig.

Dichte Atmosphäre…aaaand it’s gone

Nachdem man nun seinen Protagonisten erstellt hat, egal ob Psyker (Single und AoE Damage „Magier“), Ogryn (Schwere Waffen und „Tank“ Klasse), Veteran Sharpshooter (Fernkampffokus) oder Zealot Preacher (Nahkampffokus) geht es in den Prolog. Man findet sich auf einem Gefangenentransport wieder, der von Häretikern gekapert wird. Wie es der Zufall so will, entkommt man aus seiner Zelle und rettet die Kommandeurin des Schiffes vor dem sicheren Tod. Von der ersten Minute an weiß Darktide mit seiner düsteren Atmosphäre, der stimmigen Grafik und dem umwerfenden Soundtrack und Sounddesign zu gefallen. Der OST ist dabei nochmals gesondert hervorzuheben, da er mit seinen Synth Orgelklängen einen treibenden Faktor im Spiel darstellt und einen großen Teil zur intensiven Atmosphäre des Spiels beiträgt.

Mourning Star

Im Gegensatz zur Beta konnten wir diesmal auch ohne Absturz Raytracing einschalten, was aufgrund der DLSS Funktionalität auch mit 60FPS noch möglich war. Insgesamt gibt sich die Grafikpracht von Darktide aber natürlich sehr hardwarehungrig. Dafür bekommt man aber ein imposantes Licht und Schattenspiel geboten. Leider müssen wir aber dennoch vermelden, dass unsere Erfahrungen in Sachen Abstürze zwar deutlich weniger geworden, aber nicht gänzlich verschwunden sind. Und da hilft dann auch die beste Immersion nicht, wenn nach einem Ladescreen das Spiel in schöner Regelmäßigkeit crashed. Auch die Möglichkeit nach einem Neustart sofort wieder in die laufende Mission einzusteigen rettet die Atmosphäre dann nicht. Das Feature des Rejoinens ist aber in jedem Fall eine willkommene Hilfe . Somit ist Fatshark auf der technischen Seite immer noch unter starkem Zugzwang. Auch mehrere Hotfixes konnten noch nicht alle gröberen Crashes verhindern und wir hoffen, dass dieses Ziel bald erreicht wird.

Erst zuschlagen, dann fragen

Wenn man dann in einer der dreizehn Missionen gelandet und nicht gecrashed ist, bringt Darktide aber einiges an Unterhaltung mit. Der Schwenk vom Nahkampffokus von Vermintide hin zum flüssigen Wechsel zwischen Nah- und Fernkampf macht die Kämpfe intensiv und die schiere Menge an Gegnern, kombiniert mit Experteneinheiten mit Spezialfähigkeiten, halten einen in Atem. Hier spielt auch das Sounddesign wieder eine Rolle, denn die meisten dieser Gegner kündigen sich mit einem Soundeffekt an. Wer ein lauter und schneller werdendes Ticken hört, der sollte sich vor einem Pox Bomber in Acht nehmen, der sich als Kamikaze Einheit in der Gruppe in die Luft sprengt. Ein lautes Wolfsgeheul bringt dagegen einen Chaos Hound ins Spiel. Auf höheren Schwierigkeitsgraden kann das Ignorieren dieser Cues leicht in einem Wipe enden. Das Grundkonzept ist bereits aus anderen Teamshootern wie Left 4 Dead und den quasi Vorgängern Vermintide I/II bekannt, wurde aber gut umgesetzt.

Darktide Scenery

Wenn man sich dann durchgekämpft hat, bekommt man Geld und Erfahrungspunkte mit denen man auflevelt. Zu bestimmten Levelgrenzen schaltet man neue passive Fähigkeiten und neue verfügbare Waffen frei. Zudem gibt es kurze Zwischensequenzen in denen die Geschichte des eigenen Charakters weitererzählt wird. Diese sind aber nicht weltbewegend und bieten vergleichsweise wenig Story. Abseits dieser Sequenzen kann man im Hub des Spiels, dem Schiff Mourning Star, seine hart verdienten Ressourcen in neue Waffen, Waffenupgrades und kosmetische Änderungen investieren. An Waffen kommt man zudem auch nach absolvierten Missionen. Leider ist sowohl das Auftreten einer Waffe, als auch die Eigenschaften völlig random. Das Binden solcher Drops an z.B. sekundäre Missionsziele wäre wohl zielführender gewesen.

Abwechslung = Häresie ?

Und dabei zeigt sich eine weitere Schwäche von Darktide. Das Loadout der vier Klassen unterscheidet sich nur in wenigen speziellen Waffen. So gibt es den Eviscerato , ein zweihändiges Chainsword, nur für den Zealot und die Plasma Gun ist dem Sharpshooter vorbehalten. Natürlich sind das die interessantesten Waffen, aber da auch das grundsätzliche Gameplay sich nicht massiv unterscheidet, fühlt sich das wie eine verpasste Chance an mehr Differenzierung zu bieten. Das ist angesichts der Tatsache, dass man eben nur vier Klassen hat auch etwas überraschend.

Darktide Foundry

Ebenso werden die dreizehn Missionen schnell repetitiv. Ein Vorteil gegenüber den Vorgängern ist die Einführung von etwas dynamischeren Sekundärmissionen, bei denen man Bücher oder Schriftrollen finden muss, die zufällig verteilt sind. In Vermintide waren diese Gegenstände immer am selben Platz. Doch das lenkt nicht davon ab, dass man hier ein Gameplaykonzept verfolgt, dass es so 2008 bei Left 4 Dead bereits gab. Stellung verteidigen bis X passiert, Items von A nach B schleppen während Horden auf einen Einstürmen oder schlicht sich Durchkämpfen sind die Kernelemente jeder Mission. Ein paar Mal darf man auch Proben suchen und scannen, aber im Grunde bewegt man sich am Besten als Blob durch die Gegend und schießt alles nieder, was sich bewegt. Das ist zwar Teamwork in seiner Reinform, aber hier Abwechslung reinbringen hätte Darktide sehr gut getan. Z.B. erzwungenes Aufteilen des Teams oder randomisierte Schalterrätsel wären als Auflockerung interessant gewesen. Die Formel macht also grundsätzlich Spaß, aber dauerhaftes Spielen kann recht schnell langweilig werden, wenn man sich dem Grind hingibt.

Darktide Fazit – Blessed is the mind too small for doubt

Mit diesem Mindset (direkt aus dem Ladescreen geklaut) macht Darktide einen Haufen Spaß. Insbesondere, wenn man mit Freunden ein Team bildet und nicht auf Zufallsbegegnungen oder (schlecht spielende) Bots angewiesen ist. Wie bereits gesagt ist die Atmosphäre grundsätzlich hervorragend. Wenn sich Fatshark darauf konzentriert, die technischen Probleme zu beseitigen, im Laufe der Zeit mehr Content zur Verfügung stellt und dabei auch etwas abwechslungsreichere Missionen mit mehr dynamischen Elementen integriert, steht Darktide nichts im Weg ein hervorragendes Multiplayer Shooter Erlebnis zu werden. Im derzeitigen Zustand, muss man aber sagen, dass das Potential dieses adrenalin-treibenden Team Shooters bei Weitem nicht voll ausgenutzt wird. Wir wissen aber durch Vermintide, dass der Support durch Fatshark durchaus gut ist. Es bleibt also abzuwarten, ob sich das bei Darktide wiederholen lässt.

Positiv

  • Hervorragender Soundtrack und exzellentes Sounddesign
  • Dichte Atmosphäre, dank hübscher Grafik und überzeugender Sprecher
  • Intensives Adrenalintreibendes Gameplay
  • Gute dynamische Mischung aus Nah- und Fernkampf

Negativ

  • Wenig Diversität im Gameplay zwischen den Klassen
  • Nur 4 Klassen zum Release
  • Trotz 13 Missionen repetitiver Grind
  • Belohnungssystem zu zufällig
  • Immer noch technische Schwierigkeiten und Abstürze in der PC Version
  • Keine Story, die der Rede wert wäre nach der Intromission
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Written by: Steve Brieller

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