Review: Warborn – Taktische Mech-Action ohne viel Drumherum

Egal ob im Anime-Bereich mit Vorreitern wie Neon Genesis Evangelion und Gundam oder im Games-Bereich mit Zone of the Enders, Front Mission und Armored Core – Mechs sind oft beeindruckend in Szene gesetzte, mobile Panzer, die zukünftige Kriege in fiktiven Medien häufig bestimmen und dominieren. Umso cooler, dass es nun mit Warborn von Entwickler Raredrop Games und Publisher PQube einen rundenbasierten Mix aus beiden Welten gibt, der euch in die sogenannten „Variable Armours“ steckt und auf ein strategisches Hexagon-Feld in den Krieg für die Zukunft schickt.

Eine unbekannte Zukunft

Warborn spielt im Auros-System, wo die Entdeckung eines Materials namens Eionite einen raschen technologischen Fortschritt geschaffen hat. Streitigkeiten über das Territorium spalten die Menschheit im Universum und ziehen das System in eine Ära des Krieges. In diesem neuen Zeitalter entsteht die „Variable Armour“ (VA), eine fortschrittliche Bipedalwaffe, die von einem Piloten gesteuert wird. In der Kampagne von Warborn übernehmt ihr das Ruder als einer von insgesamt vier Commandern.

Commander schaltet ihr weitere mit fortschreitender Kampagne frei

Die Spannungen zwischen den Fraktionen sind nach einem großen Konflikt verheerend und es entstehen so langsam neue Bedrohungen. Als Commander müsst ihr daher eure VAs auf Schlachtfeldern im gesamten Sonnensystem einsetzen. Vom Planeten Cerulia bis hin zu den Weltraumkolonien von Nethalis. Ihr startet mit Luella und nach mehreren Missionen schaltet ihr dann nach und nach die nächsten Charakter frei, durch die die übergeordnete Story aber fortgeführt wird. Leider gibt es hier schon den ersten Wehrmutstropfen. Denn von der Geschichte, den Hintergründen der Welt, der Charaktere, deren Motivationen und den Beziehungen zwischen den Charakteren bekommt man in den ersten Stunden nichts mit und wird mehr oder weniger nur von einem Gefecht zum nächsten gejagt, ohne eigentlich wirklich die Beweggründe für diese Auseinandersetzungen zu kennen.

Viel tiefgreifender werden die Gespräche leider nicht

Erst im späteren Laufe des Spiels und durch den Wechsel zu den weiteren der insgesamt vier Befehlshaber werden ein paar Hintergründe erklärt. Wirklich spannend wird die Geschichte dadurch aber leider auch nicht, denn die Inszenierung bleibt bei Standbildern ohne Sprachausgabe. Keine Zwischensequenzen oder kleine Intros im Stile eines Anime, was sich bei der Optik einfach anbieten würde. Wirklich schade!

Taktik, Ressourcen und Einheiten

Warborn wird klassisch rundenbasiert auf einem Feld aus Hexagonen gespielt. Ihr bekommt zu Beginn einen kleinen Trupp an VAs inklusive eures Commanders in einer Art Sonder-Mech, mit stärkerer Rüstung und besonderen Angriffen, zur Verfügung gestellt. Ihr könnt euch pro Runde je nach Einheit bestimmt viele Felder bewegen und eine Aktion, wie beispielsweise einen Angriff, ausführen, es gibt aber anders als in XCOM keine Möglichkeit direkt zu kontern beziehungsweise eure Mechs defensiv in Stellung zu bringen. Es wird nacheinander in Zügen angegriffen, mit speziellen Reparatur-VAs geheilt oder ihr könnt Boni sowie Mali, die Verteidigung und Angriff beeinflussen, über Aktionen einsetzen. Ebenfalls teilen sich die offensiven Fähigkeiten in drei Schadensarten auf und funktionieren damit nach dem im Genre üblichen Schere, Stein, Papier-Prinzip, hier kinetisch, energiereich und explosiv.

Besondere Skills eurer Kommandanten lassen häufig nicht viel vom Gegner übrig
Mit genügend SP könnt ihr Verstärkung anfordern

Zusätzlich könnt ihr mit einigen ausgewählten Einheiten auch Strukturen einnehmen und diese nutzen, um Verstärkung anzufordern. Als Ressourcen dafür dienen kleinere Gebäude, die euch jede Runde Punkte bringen, welche ihr wiederum für VAs ausgeben könnt, die dann im nächsten Zug direkt eingesetzt werden können. Jeder der vier spielbaren Kommandanten besitzt außerdem spezielle passiv im Kampf einsetzbare Fähigkeiten sowie eine aktive, genannt „Commander-Power“, die als eine Art Super benutzt wird und zum Beispiel all euren Figuren ein zusätzliches Bewegungsfeld plus 50% mehr Schaden im Nahkampf gewährt.

Die Commander-Power in Aktion
Vorteile sind passive Fähigkeiten, die innerhalb der Kampagne freigeschalten werden

Neben der Einzelspieler-Kampagne bietet euch Warborn auch einen Skirmish-Modus, in dem ihr mit benutzerdefinierten Spieleinstellungen gegen die KI spielen könnt. Oder falls ihr lieber gegen echte Gegner antretet, gibt es einen Online-Mehrspielermodus für euch und sogar einen vollständigen Karten-Editor, um eure eigenen Maps zu erstellen und diese auch online in Matches gegen eure Freunde auszuprobieren. Eine tolle Sache wie wir finden, auch wenn die kompetitiven Modi ruhig etwas ausgefallener als nur 1 gegen 1 hätten ausfallen können. Die vorher erwähnte KI ist dabei ein gutes Stichwort. Die ist nämlich häufig etwas zu nachgiebig und greift teilweise lieber die neue Einheit ein Feld weiter entfernt an, als der direkt vor der Nase befindlichen den Gnadenschuss zu geben. Generell ist der Schwierigkeitsgrad recht verzeihbar und einfach, häufig schließt man die Missionen direkt mit Rang S ab, bis auf ein paar längere Missionen später im Spiel.

Fazit

Warborn bietet euch kurzweilige, sehr unterhaltsame Taktik-Action mit einem coolen Grafikstil, der an Anime der 90er Jahre erinnert. Das Gameplay ist dabei auch für Genre-Neulinge schnell erlernt und bringt entweder in der Kampagne oder bei Online-Matches Spaß, auch wenn die KI häufig etwas zu zaghaft agiert. Leider lässt auch die Inszenierung arg zu wünschen übrig und die Story ist nur von marginaler Bedeutung, da auch die Charaktere nicht weiter beleuchtet werden. Dennoch machen die Kämpfe sehr viel Spaß und das System dahinter ist solide, sodass wir Warborn jedem Mech-Fan, der etwas mit rundenbasierten Spielen anfangen kann, nur empfehlen.

Positiv

– einfach zu erlernendes Gameplay, auch für Einsteiger

– simpler Einheitenbau in Form von Verstärkung macht Spaß

– gut zu handhabender Karten-Editor

Negativ

– spärliche Animationen

– Story und Charaktere nur Beiwerk

– keine Zwischensequenzen, generell mangelnde Inszenierung

Warborn erscheint am 12. Juni 2020 für Playstation 4, Switch, PC und Xbox One.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre