Review: Valkyrie Elysium – Nordische Mythologie ohne Charme

Die Valkyrie-Reihe ist ein Franchise, das in Japan einen guten Ruf genießt, im Westen aber nie so richtig Fuß fassen konnte. Dabei hat das Rollenspiel mit Square Enix seit jeher einen namhaften Publisher im Rücken. Dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass die drei Titel unter dem Banner Valkyrie Profile sowie dem Prequel Valkyrie Anatomia am ehesten hartgesottenen JRPG-Fans ein Begriff sind. Mit Valkyrie Elysium soll sich dieser Umstand nun endlich ändern, denn der fünfte Ableger wurde im Westen ordentlich beworben. Zu verdanken hat man das gesteigerte Interesse allen voran den Trailern, die optisch einiges hermachten. Doch oft trügt der Schein! Ob sich Valkyrie Elysium als Mogelpackung herausstellt oder im Test doch überzeugen konnte, verraten wir euch jetzt.   

Allvater Odin hat ein Problem… mal wieder

Die Welt liegt in Trümmern und steht am Rande der Vernichtung. Schuld daran ist Ragnarök, das den Untergang der Götter einleiten soll. Sehr zum Missfallen von Allvater Odin, der noch lange nicht daran denkt, unter zu gehen. Und dann ist da noch der Fenriswolf  Fenrir, der gemeinsam mit Ragnarök entfesselt wird und den Tod Odins besiegeln soll. Fürwahr keine rosigen Aussichten in Valhalla. Doch zum Glück gibt es ja die Walküren, ihres Zeichen weibliche Geistwesen und treues Gefolge des Göttervaters. Mit letzter Kraft schuf Odin kurz vor dem Untergang die eine Walküre, die alles abwenden soll: Euch! Aufgrund dieser großen Anstrengung muss der Allvater jedoch auf dem Thron Valhallas zu neuen Kräften kommen. Und so kommt nun letztendlich ihr zum Handkuss, die Seelen der Untoten zu läutern und die Götterdämmerung in letzter Sekunde abzuwenden.

In den vergangenen Jahren ist die nordische Mythologie zu einem Dauergast geworden, allen voran im Videospielkosmos. Die wohl namhaftesten Beispiele sind Assassin’s Creed Valhalla oder God of War, wo man von Walküren und Odin kaum genug bekommen konnte. Dementsprechend ist mittlerweile ein bisschen die Luft draußen, wofür Valkyrie Elysium per se nichts kann.  Dennoch weist man hier eklatante Schwächen vor, was Charaktere und World-Building betrifft. Denn beides findet so gut wie gar nicht statt. Als treue Walküre startet ihr von Valhalla aus in ein relativ einsames Abenteuer, denn auf viel Gefolgschaft trefft ihr dabei nicht. Reist durch Midgard, läutert Seelen oder findet Artefakte, so lauten die kreativen Anweisungen Odins. Allein dessen Charakterdesign lässt Plottwists aus einem Kilometer Ferne erahnen und Überraschung: Es nicht alles wie es scheint!  Ein narratives Element das wir bereits dutzende Male gesehen haben. Aber zum Glück ist unsere Walküre nicht alleine!

Mit den Einherier gemeinsam Ragnarök trotzend

Die vielen Monster die Midgard Heim suchen müsst ihr zum Glück nicht im Alleingang bekämpfen. Denn früh im Spiel könnt ihr bereits den ersten der vier Einherier für eure Aufgabe rekrutieren. Diese sind ab sofort eure Verbündeten, die im Gefecht gegen Verbrauch von Seelenenergie für einen kurzen Zeitraum beschworen werden können. Und dabei heizen sie ihren Gegnern ordentlich ein! Denn jeder Feind besitzt eine elementare Schwäche, die es auszunutzen gilt. Sei es mit euren eigenen Magieangriffen, oder eben den Einheriern, die mit bestimmten Elementen ausgestattet sind. So setzt ihr euren Widersachern mit leichten und schweren Angriffen zu, kombiniert diese mit Magie oder Schwertfähigkeiten und erhöht die Treffer-Kette mit euren Verbündeten. Das funktioniert in der Regel sogar richtig gut! Untermalt wird das Ganze dann auch noch von einem passenden Soundtrack, der definitiv zu den Highlights zählt. Und wie es sich für ein Action-Rollenspiel gehört, darf die Charakterentwicklung natürlich nicht zu kurz kommen.

Achtung Spoiler: Sie kommt zu kurz! Eure Walküre weist lediglich drei unterschiedliche, sehr streng lineare Fähigkeiten-Bäume auf. Diese umfassen die drei Klassiker Angriff, Verteidigung und Hilfe. Darin lassen sich Grundparameter wie den physischen und magischen Angriff bzw. Schadensreduktion steigern. Auch die Lebens- und Seelenleiste, sowie die Fähigkeitsfelder lassen sich dabei erweitern. Ab und zu können auch besonderes Fertigkeiten freigeschaltet werden, die sich dann je nach Belieben aktivieren oder deaktivieren lassen.  Für ein bisschen mehr Tiefgang sorgen die verschiedenen Waffen, wovon ihr stets zwei mit euch führen und ebenfalls aufwerten könnt. Das alles geschieht mittels magischen Juwelen, die ihr von Feinden und zerstörbaren Objekten erhält. Praktisch: Die Einherier leveln auch auf, je öfter ihr sie im Kampf beschwört. Spätestens hier dürfte die Balance aber ein wenig abhandengekommen sein, denn wer das fleißig macht, wird zum Ende des Spiels kaum vor große Probleme gestellt. Nur der Weg dahin ist ein lange, leider sehr langweilige Reise.

Optisch eine Mogelpackung

Die prunkvollen, aber relativ klein gehaltenen Hallen Valhallas dienen als Hub, von wo aus ihr zu euren Missionen aufbrecht. Diese führen euch in die zerstörte Welt von Midgard, wo Captain 0815 zugeschlagen hat. Graue, trostlose Gebiete, die nur vor Linearität und Detailarmut strotzen, zählen da zur Tagesordnung. Hier und da lässt sich ums Eck eine „geheime“ Truhe entdecken, eine richtige Entdeckerlust entsteht aber selten. Schuld daran sind zum Teil auch die Feinde, die in großer Vielzahl aber wenig Vielfalt auf den Plan treten. So kommt es oft vor, dass Gegnerdesigns nur mit neuen Elementen recycelt werden. Erzeugt zwar Abwechslung im Kampf, optisch zuckt man da aber selten mit der Braue. Hier lässt Valkyrie Elysium leider unheimlich viel Potenzial in puncto Spielwelt liegen.   

Erschwerend hinzu kommt, dass sich stets zwei der insgesamt neun Kapitel eine gemeinsame Umgebung teilen. Das bedeutet: Ihr bekommt die leeren, leblosen und grauen Areale nicht nur einmal, sondern mindestens zwei Mal zu Gesicht. Aber keine Angst, zumindest Nebenmissionen sorgen ein wenig für Abwechslung… oder zumindest sollten sie das. Ihr habt Lust einen Haufen mehr Feinde in der selben trostlosen Umgebung zu plätten? Dann seid ihr hier richtig! Mehr spielerischere Abwechslung wird aber auch nicht geboten. Da bieten lediglich die NPC-Missionen, die mehr über eure Einherier verraten, zumindest ein bisschen Tiefgang. Großartig das Ruder herumreißen kann aber auch das nicht. Da vertröstet es wenig, dass die Performance nach Abschluss einer Aufgabe bewertet und mit besonderen Gegenständen belohnt wird.

Fazit

Valkyrie Elysium ist ein klassisches Beispiel eines Titels, der ein Opfer seiner eindrucksvollen Trailer geworden ist. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass in allen Bereichen zufriedenstellende Arbeit geleistet wurde. Trotzdem können weder das gute Kampfsystem, noch der starke Soundtrack über die langweilige Story und die detailarme Spielwelt hinwegtrösten. Leider wird man auch grafisch der aktuellen Konsolengeneration wenig bis kaum gerecht. Fans der Reihe können zugreifen, der Rest spielt lieber Probe.  

Valkyrie Elysium ist am 29.September 2022 für PC und PlayStation erschienen.

Getestet wurde auf PlayStation 5.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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