Seit 2008 feiert die Valkyria Chronicles-Reihe mittlerweile ihr Bestehen und zählt zu den japanischen Rollenspiel-Perlen, denen im Westen leider viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Rundenstrategie-Hit vielerorts noch immer als Geheimtipp geahndet wird. Diesen Umstand will man sich nun mit dem vierten Ableger zu Nutze machen, der bereits seit März in Japan erhältlich ist und demnächst auch am 25.September für PC, Xbox One, Playstation 4 und Switch erscheinen wird. Mit einer emotionalen und packenden Handlung die keinerlei Vorkenntnisse benötigt will man bei SEGA das Strategie-Rollenspiel auch Neueinsteigern schmackhaft machen. Ob dieser Plan letzten Endes aufgehen könnte, das verraten wir euch in unserem umfangreichen Test zu Valkyria Chronicles 4!
Eine Geschichte zwischen Fiktion und Realität
Es herrscht Krieg! In einem fiktionalen Europa, das sich von der Zeitepoche an dem zweiten Weltkrieg orientiert, stehen die atlantische Föderation und die osteuropäische imperiale Allianz in einem weitreichenden Konflikt. Ihr schlüpft dabei in die Rolle von Claude Wallace, seines Zeichen Kommandant und zugleich Panzerfahrer von Squad E der 101.Division der Edinburgh Armee auf Seiten der Föderation. Eure Aufgabe dabei ist es, den Vormarsch der feindlichen Truppen zu stoppen und im Zuge eines Gegenschlages den Krieg zu beenden. Wer nun realistische Szenarien wie in Call of Duty oder Battlefield befürchtet, den können wir an dieser Stelle beruhigen! Eure Missionen sind stets überschaubar und dank dem liebevollen Anime-Stil wird der Schrecken des Krieges weniger grausam dargestellt. Dies soll aber keineswegs die Ernsthaftigkeit des Geschehen schmälern, denn für reichlich Dramatik ist im Laufe der Handlung gesorgt, die in Form eines Tagebuches erzählt wird.
Innerhalb dieses Tagebuches wird die Haupthandlung in eine Vielzahl von Kapiteln unterteilt, die sich aus mehreren Episoden zusammensetzen und die Geschichte erzählen und vorantreiben. Zwischen den Gefechten, auf die im weiteren Verlauf dieses Reviews noch näher eingegangen wird, nimmt sich Valkyria Chronicles 4 hier sehr viel Zeit für die Charakterentwicklung rund um eurer Squad 6. Auch wenn die Erzählweise über weite Strecken in Standbildern erfolgt, dank der englischen (oder wahlweise japanischen) Sprachausgabe sowie dem charmanten Stil wachsen euch eure Truppenmitglieder sehr schnell ans Herz. Sei es der überhebliche Raz, die besonnene Kai oder die aufbrausende Riley – für eine spaßige Mischung ist gesorgt, die abseits des Krieges die Stimmung immer wieder auflockert. Diese Verbundenheit ist seit jeher schon eine der großen Stärken der Reihe, die den Spieler von unbedachten und leichtfertigen Handlungen während den Kämpfen abhalten soll.
Vielfalt ist Trumpf
Das eigentliche Prunkstück von Valkyria Chronicles sind aber weder die Charaktere noch die Handlung, sondern die Gefechte und das damit verbundene Gameplay. Denn noch vor Beginn einer Schlacht habt ihr die Qual der Wahl, welche Soldaten ihr mitnehmt. Diese lassen sich in sieben unterschiedliche Klassen unterteilen, was die Auswahl zusätzlich erschwert. Aufklärer können zwar weite Strecken zurücklegen, sind aber nicht so gut gepanzert wie die Stroßtruppler, die mit einem Maschinengewehr bewaffnet für reichlich Gefahr sorgen. Scharfschützen agieren tödlich aus großer Entfernung, sollten aber ein direktes Aufeinandertreffen mit Feinden vermeiden. Für Panzer eine große Gefahr stellen die Lanciers dar, deren Bewaffnung einer Panzerfaust ähnelt, die aufgrund ihrer schwere Ausrüstung aber nur kurze Strecken bewältigen können. Eine ähnliche Durchschlagskraft weisen die Grenadiere vor, die in der Offensive sowie in der Defensive ordentlich austeilen. Ebenfalls nicht fehlen dürfen auch die Pioniere, die nicht nur Minen räumen sondern auch Schäden an Deckungen und Panzern reparieren können und dabei auch die Munition eurer Truppen aufstocken. Die siebente und letzte Klasse ist zugleich auch euer Ass auf dem Schlachtfeld: Der Panzerkommandant, der mit panzerbrechenden Geschoßen, Mörserbeschuss sowie einem befestigen Maschinengewehr für alle Feindtypen gewappnet ist! Wie sich all diese unterschiedlichen Soldaten in Aktion spielen, das haben wir in einem kleinen Gameplay-Video für euch zusammengefasst:
Wie in unserem Video ersichtlich, gestaltet sich der Ablauf einer Mission rundenbasiert. Euch sowie der gegnerischen KI steht zu Beginn eine gewisse Anzahl an Spielzügen zur Verfügung, mit denen ihr jeweils eine Aktion mit dem ausgewählten Soldaten ausführen könnt. Direkt unter dem Energiebalken seht ihr den sogenannten Ausdauerbalken, der angibt wie weit ihr euch noch bewegen könnt. Je öfter ihr in einer Runde denselben Soldaten wählt, desto weniger kann sich dieser fortbewegen, weswegen ihr stets darauf achten solltet, euch nicht nur auf einen der mutigen Schützen zu verlassen. Ebenfalls zu beachten gilt es, dass euch die feindlichen Soldaten selbst in eurem eigenen Zug unter Beschuss nehmen können, sofern ihr Ihnen zu nahe kommt. Dieser Umstand kann besonders in Missionen, wo das Wetter die vorliegenden Sichtbedingungen erschwert, zu unangenehmen Hinterhalten führen. Sollte trotz aller Vorsicht dennoch mal ein Soldat fallen, dann habt ihr drei Züge lang Zeit, diesen mit einem anderen Charakter zu evakuieren. Erst wenn diese Zeitspanne verstreicht, dann ist das Ableben gewiss und permanent.
Auf Nachteile im Gelände kann man sich mit sogenannten Potenzialen vorbereiten, die von Soldat zu Soldat unterschiedlich ausfallen und den Kampfverlauf mitentscheiden können. Einer unserer Stoßtruppen hat beispielsweise das Potenzial „Einsamer Wolf“, das ihn eine höhere Angriffskraft ermöglicht sofern er sich allein fortbewegt. Doch falls sich andere Truppenmitglieder in seiner Nähe aufhalten, dann wird dieser nervös und es verringert sich demzufolge seine Genauigkeit. Im Laufe des Krieges werdet ihr auf eine Vielzahl an verschiedenen Perks zurückgreifen, die der Auswahl und dem Einsatz der Soldaten noch einmal eine zusätzliche taktische Komponente hinzufügt. Ist eine Mission beendet, warten natürlich auch Belohnungen auf euch, die je nach Rang der eure Performance wiederspiegelt unterschiedlich ausfallen. Die dabei gewonnenen Erfahrungspunkte und Kriegsmittel lassen sich in eurem Hauptquartier jederzeit einsetzen, womit wir bei der letzten strategischen Komponente angelangt wären!
Gut vorbereitet in die nächste Schlacht!
Das Hauptquartier unterteilt sich in verschiedene Bereiche, die ihr regelmäßig besuchen solltet. Im Kommandoraum könnt ihr die Größe eures Tupps festlegen und dabei auf die Soldaten zurückgreifen, die ihr persönlich favorisiert. Zudem lässt sich dort auch die Ausrüstung individuell verändern, die im weiteren Verlauf des Krieges regelmäßig erweitert wird. Ebenfalls essentiell ist der Übungsplatz, wo ihr mit den vorhandenen Erfahrungspunkten die Charakterklassen hochleveln könnt, was nicht nur die Statuswerte erhöht sondern auch sogenannte Befehle freischaltet, die auch gelegentlich in der Kantine erhältlich sind. Diese Befehle kosten in der Schlacht eine gewissen Anzahl an Zügen, gewähren aber ausgewählten Einheiten starke Vorteile bis zum Ende der Runde. Zu guter Letzt könnt ihr euren Panzermechaniker Miles in der Forschungs- und Entwicklungsanlage aufsuchen, die mit eurer Kriegskassa finanziell unterstützt wird. Dort könnt ihr eure Ausrüstung verbessern, sei es für eure Infanterie oder den fahrbaren Untersatz. Keinen Einfluss auf das Kriegsgeschehen nimmt das Privatquartier, wo ihr neben den Tutorials auch Artikel über die Handlung und allen darin enthaltenen Personen nachlesen könnt.
Da der Schwierigkeitsgrad mit fortlaufender Geschichte immer mehr ansteigt, werdet ihr unweigerlich zusätzliche Erfahrung und Geld benötigen. Diese lassen sich abseits der Hauptgeschichte in Zusatzgeschichten und sogenannten Scharmützeln gewinnen. Diese sind optional, können aber mit besonderen Belohnungen und Truppmitgliedern dennoch für ausreichend Motivation sorgen. Dies erweitert den ohnehin schon enormen Umfang von Valkryia Chronicles 4, zahlreiche weitere Stunden Spielspaß sind garantiert!
Fazit
Mit Valkyria Chronicles 4 ist der Strategie-Rollenspiel-Hit aus Japan nun auch endlich bei uns voll angekommen! Mit einem charmanten Anime-Stil weiß die Geschichte rund um Claude Wallace und Squad 6 zu begeistern, ohne dabei spielerisch Abzüge machen zu müssen. Der Umfang ist enorm, spannende Schlachten sind vorprogrammiert und auch die Dramatik kommt nicht zu kurz!
Positiv:
+ liebevoll gestaltete Charaktere
+ alle Dialoge der Handlung vertont (englisch/japanisch)
+ abwechslungsreiche und sehr umfangreiche Missionen (> 1 Stunde)
+ sehr gut umgesetztes Gameplay
+ fordernde KI die selten unfair ist
+ trotz verweichlichter Optik eine tiefsinnige Handlung die zum Nachdenken anregt
+ Nebenaufgaben und Fanservice erfreuen Veteranen
Negativ:
– Erzählweise in Standbildern wirkt oft steif
– Nebencharaktere kommen zu kurz
– Texturen teilweise unsauber