Review: Urban Myth Dissolution Center – Blutiger Okkultismus in einem Detektivspiel

Es gibt etwas Faszinierendes an urbanen Legenden, Mythen und dem Okkulten. Schon als Kind habe ich es geliebt, klassische Mythen zu erforschen und Märchen zu lesen – Geschichten, die über Generationen weitergegeben wurden. Die Faszination, wie wir mit Geschichten versuchen, die Welt um uns herum zu erklären, hat mich also schon immer begleitet. Urban Myth Dissolution Center greift genau dieses Gefühl auf und verbindet es mit Adventure-Gameplay. Und wie das Ganz geworden ist, wollen wir nun mit unserem Test herausfinden.

Ein Zentrum für Mythen und Geheimnisse

Ihr spielt als Azami, die das namensgebende Urban Myth Dissolution Center um Hilfe bittet. Schon ihr ganzes Leben lang sieht sie Geister und Schatten, die mit der realen Welt interagieren – und sie möchte, dass das aufhört. Doch als sie den mysteriösen Direktor des Zentrums trifft, erfährt sie, dass es sich nicht um bloße Halluzinationen handelt, sondern um eine Gabe: Sie besitzt Klarsehen und kann Schatten vergangener Ereignisse wahrnehmen. Dadurch beginnt sie, mit dem Zentrum zusammenzuarbeiten und mithilfe ihrer Fähigkeiten rätselhafte Fälle zu lösen. Das Gameplay erinnert an einige meiner Lieblingsspiele, insbesondere an die Ace Attorney-Reihe. Ihr sprecht mit Leuten, durchsucht verschiedene Orte (auch das Internet) nach Hinweisen und setzt nach und nach das Puzzle zusammen. Dabei nutzt ihr sowohl klassische Ermittlungen als auch eure übersinnliche Fähigkeit, um die Geschichte voranzutreiben. Immer wieder müsst ihr zudem Lücken in euren Schlussfolgerungen füllen und die richtigen Antworten geben, um wirklich zu verstehen, was vor sich geht. Das fühlt sich nur mit der Zeit etwas öde an, wenn auch der grundlegende Gedanke wirklich Spaß macht.

Die Thematik rund um urbane Legenden, Verschwörungstheorien und das Okkulte gibt dem Ganzen eine ganz eigene Note. Urban Myth Dissolution Center ist kein reines Horrorspiel – auch wenn es einige kleine Jumpscares gibt, liegt der Fokus eher auf einer subtilen, unheimlichen Spannung, die an The X-Files erinnert. Ihr ermittelt in Fällen, die sich aus Horror- und Okkult-Themen speisen, aber im Kern bleibt es ein Detektivthriller. Und das funktioniert perfekt. Dazu trägt auch die Präsentation bei. Der einzigartige Pixel-Art-Stil sieht nicht nur großartig aus, sondern nutzt gezielt seine Limitierungen, um eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Die Farbpalette ist hauptsächlich in Blautönen gehalten, doch gelegentliche rote Akzente sorgen für verstörende, erschreckende Momente. Trotz des stilisierten Looks erzeugt das Spiel eine bedrohliche Stimmung, die sich intensiv anfühlt. Auch der Soundtrack ist hervorragend und hat mich immer weiter in die Welt des Spiels gezogen.

Fesselnde Inszenierung wird vom Gameplay ausgebremst

Das absolute Highlight ist jedoch das Writing. Die Charaktere sind gut geschrieben, besonders Jasmine, eine Kollegin im Zentrum, ist mir ans Herz gewachsen und jede einzelne Geschichte ist spannend. Vor allem aber überzeugt die große, übergreifende Story, die sich nach und nach entfaltet. Es ist eines dieser Spiele, bei denen man sich vornimmt, „nur noch ein Kapitel“ zu spielen, und plötzlich ist es mitten in der Nacht. Ich will hier nichts spoilern, aber es gibt einige Momente, die mich laut aufschreien oder jubeln ließen. Ein kleiner Wermutstropfen: Gegen Ende gibt es ein paar Übersetzungsfehler, die ein wenig holprig wirken. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich schon so tief in der Geschichte, dass es kaum ins Gewicht fiel. Der Großteil des Spiels ist hervorragend geschrieben und fesselt von Anfang bis Ende. Und die visuelle Gestaltung von Urban Myth Dissolution Center gleicht einige der langweiligeren Momente im Gameplay aus. Mit einem psychedelischen Pixel-Art-Stil, der über Sprites und Textboxen hinausgeht, bekommt man ein paar animierte Szenen sowie einige trippige Ikonographie, die hypnotisch verlockend sind. Die Charaktere sind ausdrucksstark gestaltet, während die Monster/Geister/Phänomene auffällig sind.

Das Spiel besticht durch sein düsteres Grün/Blau und seine verschiedenen Schattierungen, die es wie ein Manga-Panel aus der Unterwelt erscheinen lassen, zusammen mit blutroten Sprites, Bluteffekten und anderen düsteren Details, die direkt aus dem Bildschirm springen. Es verstärkt die unheimliche Stimmung, die es anstrebt, und wenn es mit den besseren Aspekten der Erzählung und einigen der tieferen Bedeutungen, die der Entwickler anstrebt, gepaart ist, kann man nicht anders, als die Vision für das Spiel zu respektieren. Insgesamt ist das Gameplay – selbst für eine Visual Novel – etwas dürftig, aber das Spiel lebt von seinem Sinn für Identität. Wie so oft, wenn es um eine einzigartige Vision geht, wird es einige Widerstände gegen Entscheidungen geben, aber ich weiß zu schätzen, was Urban Myth Dissolution Center erreichen wollte. Spiele sind ein Medium, das von Natur aus darauf angewiesen ist, gespielt zu werden, während dies stattdessen eine perfekte Serie abgegeben hätte. Wenn ihr nach einer Anime-Mysteryserie sucht, die sich mit dem Okkulten befasst, dann sucht nicht weiter, aber sie wird keinen Privatdetektiv aus dir und mir machen.

Fazit

Urban Myth Dissolution Center glänzt mit seinem Setting und den Charakteren und erinnert dabei immer wieder an die großen Vorbilder des Okkulten und Mystischen. Da das Gameplay aber nicht wirklich der Rede wert ist, solltet ihr euch eher auf eine Visual Novel einstellen, als ein wirkliches Detektivspiel. Doch das muss ja nicht schlechtes sein.

Street Fighter Collection Wertung
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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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