Under Defeat ist ein vertikal scrollender Shoot ’em up mit einer ziemlich interessanten Geschichte. Entwickelt von den japanischen Shoot-’em-up-Spezialisten G.Rev, erschien das Spiel ursprünglich in japanischen Spielhallen auf Sega NAOMI-Hardware. Damit war es ein perfekter Kandidat für einen Dreamcast-Port im Jahr 2006, eines der letzten Spiele, das offiziell für Segas kurzlebige Kultkonsole erschien. 2012 folgte dann ein HD-Remaster für die Xbox 360 und die PS3. Diese Version, die das Spiel etwas gezwungen ins 16:9-Format presste, bekam später sogar eine eigene Arcade-Version (als Under Defeat HD+) – und jetzt ist ein weiterer Port für moderne Konsolen am Start. Unser Test zeigt, ob sich das gelohnt hat.
Klassisches Shoot-‚em-up, nur mit Helikopter
Ihr steuert in dem Spiel einen Helikopter, der sich durch fünf Level ballert – auf den ersten Blick wirkt das alles ziemlich standardmäßig. Ihr kämpft gegen eine Militärmacht, also gibt’s Panzer, Flugzeuge und Schiffe. Kein Sci-Fi, keine Aliens, wir sind nicht im Kampf gegen das Bydo-Imperium oder so. Aber was das Spiel interessant macht, ist die Perspektive und die Steuerung. Das Gameplay ist klassisch, aber die Kamera ist leicht angewinkelt, was dem Spiel einen Hauch von 3D verleiht. Das ändert zwar nicht wirklich das Gameplay, macht es aber optisch ein bisschen moderner und hebt es vom 2D-Look vieler älterer Genrevertreter ab. Richtig spannend wird’s aber bei der Steuerung: Euer Helikopter kann während der Bewegung gedreht werden, und sobald ihr den Feuerknopf gedrückt haltet, bleibt eure Schussrichtung fixiert – also feuert ihr nicht einfach stumpf nach oben. In der HD-Version von damals wurde zum Glück eine Twin-Stick-Steuerung eingeführt, die es auch hier als Option gibt. Damit zielt ihr ganz einfach mit dem rechten Stick, und das feuert auch automatisch. So spielt sich das Ganze am besten.

Was sonstige Mechaniken angeht, ist nicht allzu viel geboten. Ihr habt ein begrenztes Kontingent an Smartbombs, die euch aus vielen fiesen (manchmal auch unfairen) Situationen retten können. Dazu gibt’s noch die sogenannte „Option“-Waffe. Die ist leider nicht besonders gut umgesetzt: Um sie zu aktivieren, müsst ihr für ein paar Sekunden aufhören zu schießen – erst dann erscheint sie beim nächsten Feuern. Es gibt drei Varianten: ein MG mit Dauerfeuer, eine Kanone mit langsameren, stärkeren Schüssen und eine Rakete, die nur ein einzelnes Projektil abfeuert. Ehrlich gesagt ist keine dieser Optionen wirklich überzeugend – vor allem, weil ihr sie manuell auslösen und dabei immer im Blick behalten müsst, wie lange sie geladen ist. So viel Zeit hat man in dem Spiel aber eher selten. Die Waffensymbole schweben einfach so durchs Bild, können aber nicht gestapelt werden. Zwei oder drei MGs machen die Waffe nicht stärker. Und da die Rakete ziemlich nutzlos ist, wartet ihr meist nur darauf, dass sie sich zur nächsten Option verwandelt, bevor ihr sie einsammelt. Insgesamt fühlt sich das ganze System eher wie ein Nachteil an als ein sinnvolles Feature.

Man zerbeißt sich am Spiel wirklich die Rotorblätter
Die fünf Level sind alle militärisch gehalten und visuell nicht besonders aufregend – Panzer, Kriegsschiffe mit Geschütztürmen, das Übliche halt. Aber das Gameplay läuft flüssig und das Spiel ist erfreulich kurz. Allerdings gibt’s ein paar ernstzunehmende Kritikpunkte. Das größte Problem ist die Übersicht. In Shoot ’em ups ist visuelle Klarheit extrem wichtig, aber hier sind besonders die Raketen der Gegner schwer zu erkennen. Die sind kaum vom Hintergrund zu unterscheiden und dazu noch schneller als normale Kugeln. Da gibt’s definitiv ein paar „Was hat mich da bitte getroffen?!“-Momente. Dazu kommen ein paar nervige Bosse. Der Endgegner aus Level 3 etwa schießt mit zielsuchenden Raketen und unübersichtlichen Mustern, und der letzte Boss ist ein echter Bullet-Sponge mit einem fiesen Angriff von unten – ziemlich nervig. Aber: Ich hatte trotzdem mehr Spaß mit dem Spiel als damals 2013. Vielleicht hat sich das Genre in der letzten Dekade auch einfach nicht weiterentwickelt, und Under Defeat profitiert vom allgemeinen Mangel an guten Alternativen. Es gibt zwei Hauptversionen des Spiels. Die moderne New Order-Variante bringt einen herangezoomten 16:9-Bildausschnitt. Das sieht zwar etwas besser aus, verringert aber eure Reaktionszeit, weil ihr weniger vom Spielfeld seht – Style over Substance also. Der Helikopter ist ohnehin recht groß, was das Ganze nicht einfacher macht.

Die klassische Arcade-Version hat die bewährte Vogelperspektive und funktioniert insgesamt besser. Zwar seht ihr weniger Details (auch die Raketen sind schwieriger zu erkennen), aber dafür habt ihr einen besseren Überblick. Das war eindeutig unsere bevorzugte Variante. Beide Versionen haben auch einen Mirror Mode, bei dem alles gespiegelt wird. Bringt spielerisch nichts, ist aber nötig, wenn ihr die Platin-Trophäe wollt – ihr müsst dann beide Versionen jeweils gespiegelt durchspielen. Und falls euch die Schwierigkeit Sorgen macht: Für jede Stunde Spielzeit bekommt ihr ein Continue mehr (bis zu neun), danach geht’s in den Free Play-Modus mit unendlichen Credits. Am Anfang braucht ihr die wahrscheinlich noch, aber mit der Zeit wird man besser, am Ende brauchte ich nur noch einen einzigen Continue, um den nervigen Endboss zu besiegen. Das Progression-System funktioniert also ganz gut. Optisch ist alles in Ordnung. Die Musik ist typisch japanisch, ein bisschen jazzig, ein bisschen durchgeknallt, aber sie passt zum Spiel. Die Grafik ist zwar etwas farblos und manchmal unklar, aber der leichte 3D-Look hebt das Spiel von der Masse der 8- oder 16-Bit-Shooter auf PSN ab. Und der Preis geht auch noch klar.

Fazit
Under Defeat kehrt durchaus erfolgreich zurück. Es macht nicht viel Neues im Genre, spielt sich aber angenehm spaßig. Wer mal wieder Lust auf ein preisgünstiges Shoot-‚em-up hat und über die Optik sowie einen sehr schwankenden Schwierigkeitsgraf hinwegsehen kann, macht hier wenig falsch.
