Wer erinnert sich noch an Tomba!? In Europa auch als Tombi! bekannt, war es ein typisch japanischer Platformer, der 1997 viele PS1-Spieler in seinen Bann zog. Tomba! war oft bizarr, aber fast immer bunt und fröhlich und bot etwas ganz anderes als die Blockbuster des Genres, wie Crash Bandicoot oder Spyro. Es war eine merkwürdige Mischung aus spritebasierten 2D-Plattformern und 3D-Umgebungen mit mehreren Ebenen und es hatte sogar RPG-Elemente. Doch kann man das noch spielen?
Mit pinker Frisur gegen fiese Schweine
Das Spiel hatte es immer verdient, ein breiteres Publikum zu finden, und so freuen wir uns, dass die Tomba! Special Edition existiert. Es handelt sich um eine Portierung, die mit einigen wichtigen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet ist: der Möglichkeit, überall zu speichern und einer Rückspuloption. In der Originalversion konnte man nur an Wegweisern speichern, die in den miteinander verbundenen Umgebungen des Titels verstreut waren, und diese zu finden, konnte zu einer ziemlichen Herausforderung werden – vor allem, wenn man es eilig hatte, den Controller abzusetzen. Unnötig zu sagen, dass diese neuen Funktionen eine Menge potenzieller Frustration ersparen können. Tomba! ist kein besonders schweres Spiel, aber es kann überraschend knifflig sein und manchmal auch ein wenig langweilig. Wie bereits erwähnt, spielt sich das Abenteuer in einem Netz von miteinander verbundenen Gebieten ab und so muss man ziemlich viel zurückgehen, um an zuvor unerreichbare Orte zu gelangen oder eine Aufgabe abzuschließen.
Ja, in Tomba! gibt es Quests. Der rosahaarige Protagonist trifft auf seinen Reisen auf einen Haufen seltsamer Gestalten und manchmal geben sie euch eine Aufgabe und eine anschließende Belohnung, wenn ihr sie erfüllt habt. Von der Suche nach verlorenen Hunden bis hin zum Lösen seltsamer Rätsel ist die Welt des Spiels vollgestopft mit albernen kleinen Handlungssträngen. Das einzige Problem ist, dass es schwierig sein kann, den Überblick über die aktuellen Ziele zu behalten. Daher kann das Zurückverfolgen des Weges mitsamt dem Ansprechen aller NPCs in der Nähe das Spielerlebnis beeinträchtigen. Fairerweise muss man sagen, dass die Welt des Spiels nicht besonders weitläufig ist, aber ihr werdet euch trotzdem dabei ertappen, dass ihr alle Möglichkeiten ausschöpfen müsst, wenn ihr auf eine Wand stößt. Gab es eine versteckte Quest, die ihr übersehen habt? Eine Schatztruhe mit einem besonderen Gegenstand? Vielleicht musste man mit diesem einen NPC nicht nur einmal, sondern mehrmals sprechen?
Immer noch spaßig, mehr aber auch nicht
Aber selbst mit diesen Ärgernissen gibt es eine beträchtliche Menge an Charme und verrückter 90er-Jahre-Energie, die den ganzen Weg durch Tomba! durchzieht. Es kann ein berauschend seltsames Abenteuer sein, das sich auch fast drei Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung immer noch einzigartig anfühlt und das liegt zum Teil am Kern-Gameplay, das glücklicherweise den Test der Zeit überstanden hat. Das Jump’n’Run ist eine befriedigende, taktile Mischung aus Springen, Hüpfen und Greifen. Unser Held in kurzen Hosen kann so ziemlich alles greifen, auch seine Feinde, und er kann sogar die meisten Wände hochklettern, was zu einem interessanten Leveldesign führt.
Während eines Sprungs hat man außerdem die Möglichkeit, die Richtung zu steuern und obwohl die Empfindlichkeit etwas gewöhnungsbedürftig ist, verleiht sie Tomba! eine Art Geschicklichkeitsvorteil, der in ähnlichen Titeln nicht unbedingt vorhanden ist. Es macht einfach durchgehend Spaß zu spielen, wenn man erst einmal in der Zone ist, von Vorsprung zu Vorsprung springt, sich auf Ästen schwingt und böse Schweine über den Bildschirm schleudert. Außerdem ist das Abenteuer mit einer Spielzeit von etwa 7 Stunden nicht zu lang, wahrscheinlich sogar noch kürzer, wenn ihr das bereits erwähnte Rückspulsystem regelmäßig nutzt. Auch die Performance ist auf der PS5 so gut wie perfekt, wie man es erwarten darf. Allerdings kommt es bei der Portierung zu überraschend langen Ladezeiten, wenn man bestimmte Orte betritt. Die Ladebildschirme mit dem Schweinemotiv machen Spaß, aber die längeren Unterbrechungen können ein wenig störend sein.
Fazit
Tombi! Special Edition ist wohl der perfekte Durchschnitt und immer noch ein spaßig verrückter Platformer. Die neuen Funktionen sind nett, stechen aber nicht heraus. Das Herumspringen ist toll, die Quests aber sehr konfus. Und dennoch konnte ich das Pad nicht weglegen und freue mich, dass dieser alter Titel zurück ist.
Positiv:
+ großartiges Leveldesign
+ immer noch unfassbar charmant
+ überall speichern und Rückspulfunktion
+ einprägsame (wenn auch leicht repetitive) Musik
Negativ:
– nerviges Backtracking
– sehr verworren und konfus
– teils sehr lange Ladezeiten