Stellt euch vor, ihr hättet die Technologie, um einen One-Way-Teleporter auf die andere Seite der Milchstraße zu entwickeln. Stellt euch vor, ihr könntet damit einen hochentwickelten Späher in einem hochentwickelten KI-Mech-Anzug losschicken, um auf der anderen Seite ein Tor zu bauen, durch das ihr Kolonisten und Forschungsmaterial transportieren könnt. Und stellt euch vor, dass die Welt auf der anderen Seite unglaublich schön ist; ein Dickicht an Ressourcen, außerirdischer Fauna und lebensverändernder Flora. Und nun stellt euch vor, ihr würdet sie im Handumdrehen abbauen, Tausende von einheimischen Lebewesen massakrieren und kilometerweit unberührten Regenwald abholzen. Willkommen zu The Riftbreaker. Und wie sich das Ganze spielt und was mit der Konsolenversion los ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Test.
Aufbau-, Survival und Echtzeitstrategiespiel gemixt
Als Ashley Nowac ist eure Aufgabe einfach, wenn auch alles andere als leicht. Ihr seid auf Galatea, um ein Rift Gate zu konstruieren, das es der Menschheit ermöglicht, sich weiter in der Galaxie auszubreiten. An einem Punkt sagt Ashley zu ihrem KI-Mechsuit Mr. Riggs, dass die Menschheit nicht einmal in Gefahr ist. Hier gibt es keine Dringlichkeit. Dieser Satz blieb bei mir hängen, weil ich automatisch annahm, dass die Kolonisierung ein verzweifelter Versuch sei, die Menschheit zu retten. Das ist es aber nicht, und ich habe das Gefühl, dass man dieses Ziel auch erreichen könnte, ohne riesige Waldgebiete in Schutt und Asche zu legen.
The Riftbreaker ist allerdings ein ziemlich einzigartiges Spiel. Auch wenn man die Spielmechanik zweifellos schon oft in anderen Spielen gesehen hat, gibt es nur wenige Titel, die all diese Elemente erfolgreich kombiniert haben. Es ist gleichzeitig eine Überlebenssimulation, ein Basisbau-RTS, ein Tower-Defense-Spiel und ein Action-RPG. Sobald ihr Galatea erreicht, besteht eure erste Aufgabe darin, Kohlenstoffvorkommen zu finden, um eine Basis zu errichten. Von dort aus sucht ihr nach Stahl und Kobalt und verschiedenen anderen Ressourcen. Ihr müsst Energiequellen wie Solaranlagen und Windturbinen, Verteidigungsanlagen wie Kanonen, Mauern und Reparaturtürme errichten. Im Laufe des Spiels werdet ihr neue Gebäude und Technologien erforschen und entwickeln, mit dem ultimativen Ziel, das Rift Gate selbst zu bauen.
Es wäre jedoch kein RTS, wenn nicht der gesamte Planet gegen einen arbeiten würde. Zu Beginn ist die größte Sorge der anrückende Schwarm hundeähnlicher Aliens, durch den ihr euch mühelos hindurchmähen könnt. Die Landschaft wird dabei nicht selten mit gut zermatschten Eingeweiden beschmiert, während ihr Tagebauanlagen und Lagerzentren errichtet, um Mineralien, Pflanzenmaterial und Fleisch zu horten. Leider werden die Außerirdischen im Laufe der Zeit aber immer größer, schwieriger zu töten und aggressiver.
Stress im Spiel und am Controller
Man bereitet sich also ständig auf den nächsten Angriff vor und repariert hektisch beschädigte Gebäude und Verteidigungsanlagen. Oft erhält man eine 2-Minuten-Warnung, bevor man angegriffen wird, aber im späteren Spiel kommen sie oft von zwei oder drei Fronten. Einige der Außerirdischen gehen leicht zu Boden, andere sind riesige gepanzerte Killermaschinen. Ab und zu hat man das Gefühl, dass man keine Zeit hat, sich von einem Angriff zu erholen, bevor der nächste angekündigt wird. Während man auf der Suche nach Mineralien, Geheimnissen und verlassener außerirdischer Technologie durch die Wildnis streift, stößt man auf Rudel feindlicher Tiere. Manchmal schickt Mr. Riggs euch, um ein Nest zu finden oder ein randalierendes Monster zu vernichten. Zu anderen Zeiten müsst ihr vielleicht außerirdische Ruinen oder andere interessante Punkte aufsuchen. Zum Glück aber kann man sich zur Basis zurückteleportieren, um sich zu heilen, und überall auf der Karte zusätzliche Portale errichten.
Die RPG-Elemente kommen ins Spiel, wenn man neue Technologien freischaltet. Die drei Forschungsbäume sind riesig und ermöglichen es zum Beispiel, neue Gewehre und Waffen, spezielle Rüstungen und sogar Moves wie eine Ausweichrolle zu entwickeln. Problem dabei ist aber die Menüführung, da die Übersicht klar vom PC übernommen wurde und ihr nun per Stick am Controller einen Mauszeiger durch die Fähigkeitenbäume führt. Ebenso furchtbar ist das Navigieren der Baumenüs innerhalb des Spiels oder wenn ihr über die Map schnell zu einem Teleportpunkt einer anderen Basis wollt. Alles per Mauszeiger über den Stick.
Das Klima ist gleichzeitig Verbündeter und Feind
Es mag überraschen, dass The Riftbreaker nur zwei Ziele hat. Entweder baut ihr das Tor, oder eure Basis wird dabei zerstört. Jedes Mal, wenn ihr sterbt, werdet ihr im Hauptquartier wiederbelebt, wobei die einzige Strafe darin besteht, dass ihr eure Waffen zurückholen müsst. Solange dieses Gebäude jede Begegnung überlebt, ist der Rest ein reiner Zermürbungskrieg. Ihr baut und verbessert eure Verteidigungsanlagen, und der Planet wird immer wieder versuchen, euch zu töten.
Wenn es nicht die Alienschwärme sind, dann ist es das Wetter. Starke Winde erhöhen die Leistung der Turbinen, aber schwache Winde bringen nichts. Starker Regen oder Nachteinbrüche machen die Solarzellen unbrauchbar. Die Ressourcen gehen zur Neige und zwingen einen dazu, seine Erntemaschinen umzusiedeln, was einen immer weiter in die Ferne treibt. Meteorstürme können zu jedem Zeitpunkt des Spielverlaufs verheerend sein. Jedes Biom und alle diese Effekte sind prozedural, so dass man nie genau weiß, was einen erwartet. Eine Sache, die aber konstant bleibt, ist, wie schön The Riftbreaker ist. Es ist ein atemberaubendes Spiel, mit leuchtender Neon-Flora, farbenfrohem außerirdischem Leben, hoch aufragenden kristallinen Felsformationen. Die Landschaft ist ein wahres Feuerwerk an Farben und Stil, das seinesgleichen sucht.
Man muss sich schon etwas durchbeißen
The Riftbreaker ist jedoch eine echte Herausforderung. In der einen Minute watet man mit einem 2 Meter langen Titan-Breitschwert und einem Flammenwerfer durch eine Flut von Feinden, in der nächsten versucht man verzweifelt, die Verteidigungsanlagen wieder aufzubauen, bevor man von einem Meteoritenregen vernichtet wird. Ashley und Mr. Riggs warnen euch zwar vor drohenden Gefahren und scherzen zwischen erklärenden Dialogen hin und her, aber meist ist dann nie genug Zeit oder es fehlt an Energie und Ressourcen. Was die nicht wirklich existente Story und die Dialoge angeht. So ist es sicher nicht das beste Skript oder die beste Umsetzung, aber ganz passabel.
Meine einzigen wirklichen Probleme stammen wie gesagt von der Portierung selbst. Das Spiel wurde als PC-Spiel entwickelt, und so habe ich auch beim Spielen auf der PS5 mit einem ziemlich unbeholfenen Cursor zu kämpfen. Darunter leidet die Platzierung der Gebäude, und es ist leicht, Dinge aus Versehen an der falschen Stelle abzulegen. Außerdem kann man Drops nicht rückgängig machen, ohne aktiv das Abriss-Symbol zu wählen. Die automatische Speicherung führt außerdem dazu, dass die Handlung jedes Mal für ein paar Sekunden einfriert, was mehr als ärgerlich ist. Als Hybridtitel ist The Riftbreaker in den meisten Bereichen durchaus erfolgreich. Der Survival-Modus fühlt sich jedoch fast sinnlos an, da das Endziel dasselbe ist und sich nur jedes Mal ein paar Parameter ändern. Die Kampagne hingegen ist großartig. Ja, die Herausforderung ist ziemlich groß. Aber mit genügend Ausdauer kommt man am Ende durch.
Fazit
The Riftbreaker ist ein gelungener Mix aus vielen Genres, sieht wirklich grandios aus und bietet genug Anreiz und Inhalt. Der Überlebensmodus ist leider durch die gleiche Zielsetzung total obsolet, die Story nicht existent und die Konsolenumsetzung ein wahrer Graus. Aber wer nur ein bisschen mit den Genres anfangen kann und idealerweise auf die PC-Version zurückgreifen kann, wird hier mit einem spaßigen Genre-Feuerwerk der besonderen Art belohnt.
The Riftbreaker ist bereits für PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One und Xbox Series erschienen.
Positiv:
+ sieht großartig aus
+ läuft super flüssig, ohne Ruckler
+ Fügt Genres klasse zusammen
+ Enorm viel zum Freischalten
Negativ:
– Steuerung auf Konsolen häufig absolut furchtbar
– Autosave lässt das Geschehen immer kurz einfrieren
– Sprachausgabe ist nur passabel