Wem die Dark Pictures Spiele zu kurz oder die Ausrichtung nicht ganz zusagte, wird sich sicher freuen, dass The Quarry wieder zu den Wurzeln der Serie zurückkehrt. Um genauer zu sagen zu Until Dawn. Denn nicht nur die längere Spielzeit, sondern auch der Plot erinnern dabei sehr an den 2015 erschienenen Titel. Doch ob The Quarry da wieder anküpfen kann oder einen Schritt vor und direkt wieder zurück macht, das lest ihr am Besten im nachfolgenden Test.
Altbekannte Story-Anfänge mit vielen Abzweigungen
The Quarry beginnt damit, dass zwei der Betreuer eines Camps, Laura und Max, nach einem kleinen Autounfall kurzzeitig festsitzen und etwas merkwürdiges erleben. Zwei Monate später, am letzten Tag des Sommercamps, bereiten sich alle auf die Abreise vor. Die Ereignisse führen dazu, dass die neun Betreuer über Nacht im Camp festsitzen, als ihr Minivan eine Panne hat. Anstatt den weisen Rat von Mr. Hackett, dargestellt von David Arquette (Scream-Franchise), zu beherzigen und im Haus zu bleiben, hat die Gruppe andere Pläne. Bei einer nächtlichen Kaminparty kommt es zum Streit und die Gruppe trennt sich. Immer ein cleverer Move und auch hier Premisse für ein Horror-Abenteuer.
In Anlehnung an Until Dawn & The Dark Pictures Anthology ist The Quarry ein interaktives Erlebnis mit 186 möglichen Enden. Diese Ergebnisse werden durch zahlreiche Entscheidungen aus Handlungen, Gesprächen und mehr bestimmt. Die Ergebnisse einiger Entscheidungen, die man bereits vor mehreren Kapiteln getroffen hat, können einen belohnen oder einem einen Strich durch die Rechnung machen. Mir hat dieser Aspekt des Spiels sehr gut gefallen und ich habe mich bei vielen Entscheidungen und den möglichen Schmetterlingseffekten immer wieder lange gefragt, was ich machen soll und ob das so richtig war. Mein einziges Problem mit dem Spiel war die Verzögerung beim Übergang zwischen Zwischensequenzen und Entscheidungsbildschirm oder umgekehrt, was manchmal den Spielfluss bei Gesprächen usw. unterbrochen hat. Der Schreibstil und die Darstellung der Charaktere haben mich sofort in ihren Bann gezogen und ich habe mit den Camp-Betreuern mitgefiebert, als sich die Geschichte entwickelte. Und als Fan des Horrorgenres war die Inspiration durch Filme wie Freitag der 13. und Evil Dead von Anfang an klar. Es war klar, dass Supermassive Games das auch wussten, als sie von spannenden und gruseligen Momenten zu welchen mit augenzwinkerndem Humor übergingen.
QTEs und Entscheidungen
Während einige Mechanismen aus den früheren Veröffentlichungen von Supermassive Games gleich geblieben sind, wurden einige neue hinzugefügt. Das Standardspiel bietet zahlreiche Entscheidungen, Quick-Time-Events und die Suche nach Hinweisen und Informationen, die man erwarten würde. Zwischen den Kapiteln liest eine namenlose ältere Frau, ähnlich wie die Totems in Until Dawn, alle Tarotkarten, die ihr findet und zeigt euch mögliche Schicksale an. Nicht zu wissen, welche Entscheidungen zu diesem Moment zu welcher möglichen Zukunft führen, trägt zur Spannung bei. Ein buchstäblicher Lebensretter ist die 3-Leben-Mechanik, mit der man eine Entscheidung cancelt und den Tod einer Figur rückgängig machen kann. Diese Rückbesinnung auf alte Spiele hat mir gut gefallen und war während meines Durchspiels sehr nützlich. Mir hat es außerdem gefallen, dass The Quarry zugänglicher ist als seine Vorgänger und man die Möglichkeit hat, einige Gameplay-Mechaniken anzupassen oder ganz abzuschalten. So hat man mehr Zeit, um auf QTEs zu reagieren und in spannenden Momenten Entscheidungen zu treffen. Mit dem Filmmodus könnt ihr das Spiel sogar in ein reines Filmerlebnis verwandeln und einfach nur zuschauen, wie es abläuft. Auch wenn das mit der Zeit etwas öde werden könnte. Und natürlich gibt es auch wieder den Koop-Modus, in dem die Spieler bestimmte Charaktere steuern und deren Schicksal bestimmen. Sowohl online als auch von der Couch aus.
Grafisch fällt besonders das Motion Capturing auf
Die Umgebung und die visuellen Effekte waren großartig und trugen wirklich zur gruseligen Atmosphäre und Spannung bei. Visuelle Effekte wie Dunkelheit, Schatten und Mondlicht, um nur einige zu nennen, haben mich in Atem gehalten, weil ich nie genau wusste, was als Nächstes kommt. Mir gefiel die 80er-Jahre-Ästhetik des Spiels (ein Höhepunkt von Freitag, der 13.), das dennoch in der Gegenwart spielt. Die Motion-Capture-Technik war super und hat wirklich dazu beigetragen, dass man sich mit den Charakteren identifizieren konnte, während man die Geschichte durch sie erlebte. Die schauspielerische Leistung war gut, und obwohl sie immer noch klischeehaft war, wurde sie nicht zu kitschig wie bei Until Dawn. Die Sprachausgabe ist ebenfalls sehr gelungen, wenn auch teilweise etwas einseitig. Am deutlichsten wird dies bei unseren Protagonisten und Teenager-Stereotypen wie dem Sportler Jacob (Zach Tinker) und der schlagfertigen Kaitlin (Brenda Song). Dafür gibt es viele Stars des Horrorgenres, darunter David Arquette, Ted Raimi und Lin Shaye. Der Soundtrack und die Filmmusik sind ebenfalls stimmig, da sie die jeweilige Szene gut untermalen. Ob es sich nun um einen süßen, romantischen Moment oder um die Flucht um das eigene Leben handelt, die Atmosphäre war zu einem großen Teil auf die Hintergrundmusik abgestimmt.
The Quarry bietet eine Fülle von Inhalten, in die man sich in den 8-10 Stunden Spielzeit verbeißen kann. Ich war sehr gespannt auf das Ende, habe mir aber insgesamt viel Zeit für die Erkundung genommen. Die zahlreichen Sammelobjekte geben ein interessantes Bild ab, wenn man die Geschichte des Spiels kennenlernt. Ich habe auf jeden Fall vor, zurückzugehen und alles zu finden, was ich beim ersten Mal verpasst habe. Außerdem gibt es 40 Trophäen, die man freischalten kann, wenn man zumindest ein paar der 186 möglichen Enden erreicht. Es ist klar, dass Supermassive Games wusste, dass es sich hierbei um ein ebenso filmisches wie interaktives Erlebnis handelt. Der Filmmodus und die anpassbaren Mechaniken machen das Spiel angenehmer und zugänglicher. Und der lokale Koop-Modus wird zweifelsohne für lustige und unvergessliche Spielerlebnisse sorgen.
Fazit
The Quarry schafft es sich von den letzten Dark Pictures Teilen abzuheben und knüpft eher an Until Dawn an, was dem Spiel auf jeden Fall gut tut. Es macht inszenatorisch, spielerisch oder erzählerisch nichts Neues und ist teilweise etwas vorhersehbar. Aber was es hat, packt es in ein sehr gutes Rundumpaket, was sich Fans von filmischen interaktiven Spielen nicht entgehen lassen sollten.
The Quarry erschien am 10. Juni 2022 für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series und PC.
Positiv:
+ beeindruckendes Motion-Capturing
+ Online & Lokal-Koop
+ immersive Atmosphäre
+ enorm viele Enden
+ gute Charaktere, nicht voll von Klischees,…
Negativ:
– …wenn auch mit einzelnen Stereotypen
– Parts mit langen Pausen ohne jegliche Interaktionen
– furchtbar abruptes und unbefriedigendes Ende
– Story braucht anfangs etwas
– teilweise Grafik-Glitches