Review: The Outlast Trials – Bleibt der Horror auch im Online-Koop bestehen?

Die Umsetzung eines traditionellen Einzelspielerspiels in ein Mehrspielerspiel ist ein Prozess, bei dem es ebenso viele Erfolge wie Misserfolge gibt, daher wird Entwickler Red Barrels froh sein, dass er auf der positiven Hälfte der Strecke gelandet ist. Mit bis zu drei Freunden ist The Outlast Trials ein etwas anderes Spiel als seine Offline-Pendants, aber es bietet immer noch genug Horror, um die Fans der vergangenen Teile anzusprechen. Und wie gut das ganze funktioniert, erfahrt ihr in unserem Test.

Vom Schrecken alleine zur Grusel-Party mit Freunden

Das Spiel ist ein Online-Ableger der Outlast-Reihe und kann alleine oder mit bis zu drei anderen Akteuren gespielt werden, die alle zusammenarbeiten müssen, um eine Reihe von Prüfungen zu lösen, die von Forschenden gestellt werden, die euch wie Laborratten behandeln. Das Gefängnis dient als Dreh- und Angelpunkt, in dem man seine eigene Zelle einrichtet und von NPCs mit besserer Ausrüstung für jedes Szenario belohnt wird. Entweder alleine oder zusammen mit Teammitgliedern wählt ihr eine Prüfung aus, die ihr mit Upgrades, Erfahrungspunkten und Währungen abschließen müsst, um eure Belohnungen zu erhalten. Diese Szenarien spielen sich wie kleine Outlast-Kampagnen, mit einem übergeordneten Ziel, auf das man hinarbeiten muss und einem Labyrinth aus Räumen, Korridoren und Feinden, die einem im Weg stehen. Hier spürt man, dass sich der Multiplayer-Ableger selbstbewusst an seine Wurzeln klammert: Man muss sich vor den patrouillierenden Monstrositäten verstecken, die eingeschränkte Nachtsicht sorgt für zusätzliche Spannung, und Objekte aus der Umgebung können über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Am Anfang schneidet man eigentlich erstmal immer schlecht ab, aber wenn ihr euch mit den Schauplätzen und den Upgrades vertraut gemacht habt, könnt ihr höhere Ränge und bessere Ausrüstungen bekommen.

Und insgesamt ist es ein Loop, der gut funktioniert. Obwohl nur wenige Elemente wie die Orte, an denen sich Gegenstände befinden, und verschlossene Türen zufällig generiert werden, alles andere ist in Stein gemeißelt, hat das Spiel diese Art von Suchtfaktor, bei dem man sofort wieder einsteigen möchte, um eine höhere Punktzahl zu erreichen, nachdem man eine bessere Ausrüstung erworben hat. Mit Freunden, die ihre Charaktere ebenfalls verbessern wollen, ist es leicht vorstellbar, dass eine Gruppe Nacht für Nacht auf die nächste Verbesserung wartet – sei es eine höhere Punktzahl in einer Prüfung oder Werkzeuge, um sie für zukünftige Szenarien zu verbessern. Was die Spannung allerdings auf unglücklichere Weise löst, ist die KI der Gegner. Mutierte und verstümmelte Menschen schleichen durch die Räumlichkeiten jeder Prüfung, wobei Fallen (elektrifizierte Böden, vergitterte Türen) aufgestellt sind, die dabei helfen, euch zu finden. Sie jagen euch, sobald ihr entdeckt werdet, aber es ist ein Kinderspiel, ihnen zu entkommen und sie auf ihre üblichen Patrouillenpfade zurückzubringen, so dass das Spiel viel von seiner Spannung und seinem Gruselfaktor einbüßt. Sie stellen immer eine gewisse Bedrohung dar, denn wenn die begrenzte Gesundheit aufgebraucht ist, ist es mit der Flucht vorbei. Allerdings reicht es in der Regel aus, in die entgegengesetzte Richtung zu sprinten und ein Versteck zu suchen, um einen Stalker abzuwehren. Ein echtes Problem habt ihr nur, wenn ihr unterwegs auf einen anderen Feind trefft. Selbst mit einem Ausdauerbalken, den man verwalten kann, ist The Outlast Trials nicht annähernd so furchteinflößend wie seine Vorgänger, da der Spielablauf wichtiger ist.

Die neuen Inhalten lockern die sich wiederholenden Runden gut auf

Was dem Erlebnis zumindest etwas Abwechslung verleiht, ist eine anständige Auswahl an Umgebungen, in denen die Prüfungen stattfinden können. Die Experimente finden in der Regel nicht an realen Orten statt, sondern in einem riesigen Lagerhaus, in dem dann so etwas wie eine Polizeistation oder ein Herrenhaus gebaut wird. Das Ganze erinnert an eine riesige Paintball-Arena, nur dass man es hier mit dem Tod zu tun hat und auch die bereits neu implementierten Wiedersacher sowie deren neue Maps machen hier einen guten Job, um das Spielgeschehen etwas abwechslungsreich zu halten. Während ein Großteil der Innenräume mit Blut und Innereien trieft, hat das Ganze tatsächlich eine wirklich saubere Präsentation, die für eine optisch ansprechende Erfahrung macht. Es wird eine 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde verwendet, was für einen markanten, scharfen Look sorgt, der sich auch auf die Menüs überträgt – alles fühlt sich handgefertigt an, um klar und einfach zu sein und Verwirrung im Spiel zu vermeiden. Was die Optik ein wenig trübt, ist ein Hauch von Wiederholung bei den Assets. Die Schauplätze sind vollgepackt mit Schaufensterpuppen und Pappfiguren; sie sind so weit verbreitet, dass sie sich eng aneinander gedrängt anfühlen und den Charme oder die Atmosphäre ausgewählter Umgebungen beeinträchtigen können. Das passt zu der Idee, dass The Outlast Trials ein Haus für wissenschaftliche Simulationen ist, aber es kommt ein Punkt, an dem sie aus grafischer Sicht ein bisschen zu häufig vorkommen.

Fazit

The Outlast Trials kann das Konzept von einem Solo-Horror-Erlebnis wirklich sehr gut in einen Online-Koop-Multiplayer umwandeln, ohne dabei die ursprüngliche Idee zu verlieren. Besonders mit Freunden macht das Verstecken und Herumirren natürlich besonders Spaß, aber auch alleine spricht wenig dagegen und der Loop funktioniert. Dennoch wird es, selbst mit den neuen Inhalten, bald repetitiv und die KI tut sich wirklich keinen Gefallen dabei, euch das Gruseln zu lernen.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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