Review The Dark Pictures: The Devil in Me – Ein tödlicher Hotelaufenthalt im Stile von Saw

Mit Until Dawn gelang dem Entwicklerstudio Supermassive Games im August 2015 der große Coup. Der PlayStation-Exklusivtitel zählt bis heute zu den Klassikern der Konsolengeneration und das durchaus verdient. Die interaktive Story, deren Protagonisten ihr zum Überleben führen müsst, zeichnete sich durch einen herausfordernden Schwierigkeitsgrad aus. Und diese Herausforderung setzte man vier Jahre später mit der The Dark Pictures Anthology fort. Seitdem durften sich Fans jedes Jahr auf einen neuen Titel freuen. Mit dem vierten Ableger The Devil in Me endet nun offiziell die erste der zwei angekündigten Staffeln dieser Reihe. Auf ein verlassenes Schiff, eine Geisterstadt und einem sumerischen Tempel im irakischen Untergrund folgt nun eine tödliches Hotel. Ob sich ein Check-In pünktlich zum Staffelfinale aber auch lohnt, verraten wir euch jetzt in unserem Review.

Ein Hotel ohne Check-Out

Willkommen im „World’s Fair“-Hotel, das zu einem Erlebnis der Extraklasse einlädt. Ein sich in einer finanziellen Krise befindendes Dokumentarfilmteam erhält einen geheimnisvollen Anruf mit einer Einladung in einen Nachbau der berüchtigten „Mörderburg“. Diese ist ein Abbild des Hotels, das ursprünglich von dem realen Serienmörder Henry Howard Holmes erbaut wurde. Eine günstige Gelegenheit, denn das riecht nach einer Story, die für gute Quoten sorgt. Das Hotel wirkt wie die perfekte Filmkulisse, doch der Schein trügt. Die Mitglieder des Filmteams merken schnell, dass sie beobachtet und sogar manipuliert werden, und plötzlich steht noch viel mehr auf dem Spiel als ihre Einschaltquote!  Hier ist nichts, wie es scheint, und die Zimmer sind zum Sterben schön. Was das übermotivierte Filmteam schon bald am eigenen Leib erfährt. Genauso wie all jene Gäste, die vor ihnen eingecheckt, es aber nie zum Check-Out geschafft haben.

Doch noch bevor ihr einen Fuß in das Hotel setzt, steht zuerst ein Kennenlernen auf dem Plan. Und das nicht mit den Protagonisten, sondern dem Serienmörder H. H. Holmes persönlich. Das alles erfolgt innerhalb einer Rückblende, in der ein frisch vermähltes Paar Fuß setzt in sein tödliches Hotel im Herzen von Chicago. Erst nach rund zwanzig Spielminuten lernt ihr dann das Filmteam kennen, deren Schicksale ihr ab sofort in den eigenen Händen hält. Dennoch dauert es bis zum Check-In auch dann noch fast 45 Spielminuten, was vor allem den Beginn sehr zäh macht. Ist dieser langatmige Prolog aber erst einmal überstanden, dann nimmt The Devil in Me sehr schnell Fahrt auf. Das Filmteam rund um Regisseur Charlie Lonnit, Moderatorin Kate Wilder, Kameramann Mark Nestor und den beiden Technikerinnen Jamie Tiergan und Erin Keenan agiert dabei überraschend authentisch und empathisch. Ein klarer Pluspunkt, ganz im Gegensatz zum Vorgänger House of Ashes.

Ein überraschend abgebrühtes Filmteam

Und im Vergleich zu House of Ashes hat sich sogar noch mehr getan, allen voran was das Gameplay betrifft. Zwar steuern sich die Charaktere noch immer schwerfällig und ein wenig sperrig, dafür können sie aber laufen, springen und sich ducken. Letzteres kommt besonders dann zum Einsatz, wenn man sich plötzlich vor Gefahren verstecken muss. Und wer da nicht auf der Hut ist, den erwartet ein frühzeitiges Ende! Zusätzlich hat jeder der Charaktere jetzt auch ein Inventar, in dem Gegenstände mitgeführt werden. Diese sind essentiell für Rätsel oder optionale Sammelgegenstände. Regisseur Charlie zum Beispiel ist sehr begabt, wenn es um das Knacken von Schlössern geht. Das verleiht jeden der Protagonisten noch eine zusätzliche Note Individualität. Diese ist genauso notwendig wie die Beziehungen zwischen den Figuren. Denn im Mörderhaus ist Teamwork und Zusammenhalt mehr gefragt denn je! Denn die Kernmechanik ist nach wie vor dieselbe: Schwierige Entscheidungen treffen!

Das Hotel ist vollgepackt mit unterschiedlichen Räumen und bietet so einiges an Abwechslung. Besonders der Einfallsreichtum, wie hier tödliche Fallen entstehen, sticht positiv hervor. Hinter jeder Ecke lauern potenzielle Gefahren, was für eine gehörige Portion Spannung sorgt. Wer mit offenen Augen durch die Abschnitte wandert, findet natürlich wieder allerhand Geheimnisse. Diese tragen zur Handlung bei wie Puzzlestücke, ehe sich am Ende das Rätsel lüftet. Auch die Vorhersagen sind wieder im Spiel integriert, diesmal in Form von Gemälden. In einer kurzen Sequenz werden so Todesfallen offenbart und wie ihr sie eventuell entschärfen könnt. Natürlich lässt sich The Devil in Me mit Filmen wie Saw vergleichen, denn neu ist dieses Konzept nicht. Dennoch ist es eine willkommene Abwechslung, dass man es hier mit einer realen Bedrohung zu tun bekommt. Das verstärkt die Immersion und erleichtert die Identifikation mit den Akteuren, die ihr entweder alleine oder gemeinsam mit Freunden im Multiplayer steuern könnt.  

Technisch noch immer nicht auf der Höhe

Es ist schon bemerkenswert, wie Supermassive Games jetzt schon beim vierten Anlauf mit denselben Schwächen zu kämpfen hat. Klar liegt es auf der Hand, dass der Fokus auf der interaktiven Erzählweise liegt. Dennoch ist es beachtlich, dass obwohl zwischen den einzelnen Ablegern jeweils ein Jahr liegt, man optisch davon kaum etwas merkt. Auch in The Devil in Me glänzen die Figuren mit aalglatten Optiken, die fernab von Realismus liegen. Obwohl die Mimik und Gestik diesmal authentischer wirkt, hat man vor allem mit dem Ton seine Probleme. Zwar machen die englischen und auch deutschen Synchronsprecher ihre Sache halbwegs zufriedenstellend, in puncto Soundabmischung scheint aber etwas überhaupt nicht zu stimmen. In Gesprächen nimmt man so gut wie gar nicht die räumlichen Umgebungen wahr, vieles wirkt wie direkt aus dem Tonstudio. Zudem wurden tatsächlich wieder nicht alle Texte synchronisiert, weswegen die Figuren ab und zu satzweise zwischen Deutsch und Englisch wechseln.

Fazit

Mit einem realistischen Setting schafft es The Devil in Me, ein würdiges Staffelfinale abzuliefern. Grund hierfür ist der authentische Cast, welcher sich in einem herausfordernden Überlebenskampf im Stile von Saw widerfindet. Trotz erfrischend neuen Gameplaymechaniken zeigt man sich auch diesmal technisch leider nicht von seiner besten Seite, vor allem was den Sound betrifft. Das ist umso bedauerlicher, denn so hätte man Until Dawn eventuell sogar vom narrativen Horror-Thron gestoßen.

Positiv:

+ Spannendes Setting im Stile von Saw

+ Herausfordernder als seine Vorgänger

+ Erfrischende Anpassungen im Gameplay

Negativ:

– Langatmiges Intro das zu Beginn etwas bremst

– Charaktere und Texturen grafisch auch weiterhin nicht auf der Höhe

– Schlechte Soundabmischung der Gespräche

The Dark Pictures: The Devil in Me erscheint am 18.November 2022 für PC, PlayStation und Xbox.  

Getestet wurde von uns die PlayStation 5 Version.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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