Wie bei vielen modernen Open-World-Racern fühlt es sich an, als würde der Schatten von Forza Horizon 5 weit reichen, was bedeutet, dass es schwierig ist, aus eben diesem herauszustechen, aber das Team hinter The Crew Motorfest hat genau das versucht und ist in vielerlei Hinsicht erfolgreich gewesen. Aber es ist nicht alles glänzendes Chrom, denn es gibt ein wenig Rost auf den Felgen und ein seltsames Klappergeräusch, das man mal untersuchen lassen muss. Somit willkommen zu unserem Test.
Eine offene Welt mit vielen Aktivitäten am Horizont
Im Gegensatz zu den weiten, offenen Landschaften früherer The Crew-Titel hat sich der Fokus hier etwas eingeengt, auf eine einzige Insel, den US-Bundesstaat Hawaii. Mit vielen verschiedenen Biomen, von denen jedes seine eigenen besonderen Herausforderungen für das Fahrzeug bietet. Enge, kantige Stadtkurven, offene, geschwungene Windungen oder gewundene Bergpfade. Selbst wenn man mit 150 Stundenkilometern über einen Scheitelpunkt rast, fühlt man sich wie in einem teuren Werbefilm oder wie in einem Street Racer. Der dynamische Tag-/Nachtzyklus und die Wettersysteme sind dabei wirklich beeindruckend und die generelle Grafik überzeugt fast zu jeder Zeit.
Die Rennen funktionieren über ein Playlist-System. Ihr wählt eine thematische Liste aus, z. B. Cross-Country-Rennen, Oldtimer oder Open-Wheel-Motorsport, und nehmt von dort aus mit Leihwagen an Rennveranstaltungen teil, die auf diesem Stil basieren. Das ist eine nette Art, die unzähligen angebotenen Rennveranstaltungen vorzustellen, auch wenn man für einige ein bestimmtes Fahrzeug besitzen muss, um überhaupt teilnehmen zu können. Und das kommt auch schon direkt Ubisofts Mikrotransaktionen um die Ecke. Denn jedes Fahrzeug kann natürlich mit Echtgeld erworben werden, was um einiges schneller geht, als die lange Zeit bis man genug der Ingame-Währung zusammengekratzt hat. Man kann dies daher ignorieren, aber die Omnipräsenz in jedem Shop oder Menü nochmal eben paar € für dies und das auszugeben ist für einen Vollpreistitel einfach nur frech. Leider gibt es anfangs auch kein wirkliches Schnellreisesystem. Dies öffnet sich erst nach dem Abschluss von zehn Playlists, was einige Stunden dauert. Dahe verbingt man eine Menge Zeit damit zwischen den Events auf der Karte hin und her zu rasen, die Konturen der Insel kennenzulernen und zu sehen, was alles geboten wird. Für den Anfang zwar nett, aber es dauerte mir viel zu lange und ich war das fahren zum nächsten Event einer Playlist recht schnell leid.
Ein Rennpaket zu Lande, im Wasser und in der Luft
Wo Motorfest wirkich punktet ist beim schnellen Wechsel der Fahrzeugtypen und der generellen Vielfalt. Mit einem Motorrad herumcruisen, um dann schnell zum Flugzeug zu wechseln und über dem Wasser sich schnell per Knopfdruck mit dem Boot da hineinfallen zu lassen macht einfach immer Spaß. Auch die Auswahl an Vehikeln ist riesig, wenn auch gefühlt ein Drittel sich immer wiederholt, da es Fahrzeuge immer in speziellen Editionen gibt, also beispielsweise ein Porsche 911 in drei benannten farblich nur unterschiedlichen Editionen, die einem aber als drei verkauft werden. Die jederzeit in Rennen und beim Herumfahren durch die Landschaften verdienten Erfahrungspunkte zählen übrigens zu eurem Gesamtlevel, wobei ihr bei jedem neuen Meilenstein individuelle Teile und Ingame-Währung erhaltet. Diese Währung kann dann für neue Fahrzeuge, kosmetische Teile oder Kleidung für euren Avatar ausgegeben werden, um sicherzustellen, dass ihr auf dem Bildschirm genauso einzigartig ausseht wie außerhalb des Bildschirms.
Zusätzlich dazu könnt ihr im Showroom auch jedes Fahrzeug sehr detailliert begutachten, die Türen öffnen, Lichter einschalten und generell wie in einem Autohaus alle Funktionen betrachten. Es richtet sich daher nicht nur an Fans von Arcade-Racern, sondern auch den Fahrzeug-Enthusiasten und ist ein nettes Feature. Das trifft auch auf viele der Aktivitäten in der offenen Welt zu, nett. Denn abseits der Playlists gibt es verstreut Schatztruhen zu finden, Slalom- oder Blitzer-Challenges, Destruction Derby für den Online-Multiplayer oder Photo-Missionen, wo ihr spezielle Aktionen im Fotomodus festhalten und fotografieren müsst. Typisch für Ubisoft ist eure Map daher auch demensprechend voll und es kann einen schon schnell zu vielen werden, wenn man doch nur weiter die gerade aktive Playlist weiter abfahren möchte.
Die nervigen NPCs gehören ja leider immer dazu
Die Rennen selbst sind wie gesagt eher arcadig als eine Rennsimulation, selbst wenn man die Fahrhilfen ausgeschaltet hat, denn Übersteuern lässt sich leicht korrigieren und Kollisionen sind nur eine kleine Unannehmlichkeit. Hier werdet ihr bemerken, dass es kaum Auswirkungen gibt, mit nur geringen Schäden an der Karosserie nach dem Aufprall auf eine Wand und einem unzureichenden, blechernen „Ding“, wenn ihr nach einem falsch eingeschätzten Bremspunkt in das Heck eines Gegners pflügt. Und noch dazu habt ihr auch immer eine Rückspul-Funktion und könnt Fehler so auch immer schnell ausbessern. Besser wäre es im Übrigen auch gewesen, wenn mam auf die bereits bei Riders Republic nervigen Charakere verzichtet hätte. Diese labern euch ohne Unterlass zu und auch wenn manch informative Sätze über die Insel oder das gerade gesteuerte Fahrzeug sicher interessant sind, so ist die Präsentation dabei immer eine Spur zu weit drüber. Aber irgendjemandem scheinen die coolen Sprücheklopfer ja zu gefallen, sonst würden sie wahrscheinlich nicht in gefühlt jedem zweiten Ubisoft-Game vorkommen.
Doch gehen wir von nervigem Sound aus Mündern doch zu großartigem Sound aus der Anlage. Die Musikauswahl ist erwartungsgemäß ziemlich vielfältig und reicht von basslastigem House über 60er-Jahre-Pop bis hin zu rauen Rock-Riffs. Ihr werdet feststellen, dass es einen genrespezifischen Radiosender gibt, der den perfekten Soundtrack für eure Fahrten auf der Strecke bietet. Selbst Filmikone John Carpenter hat hier zum Soundtrack etwas beigesteuert und gepaart mit den häufig sehr bunten und abwechslungsreichen Strecken bringt das nochmal eine ordentliche Portion Spaß für die Rennen hinein. Und das ist auch wirklich der Kern des Spiels. Spaßig kurzweilige Rennen, die einfach Bock machen. Leider bietet nicht jede Playlist dabei die gleiche Qualität, manche werden gegen Ende sogar recht öde, wenn man in fast 25 Minuten einmal um die komplette Insel fahren muss. Dann reißt es die Liste Made in Japan mit ihren neonfarben und tollen Effekten wieder etwas raus, nur um mit den viel zu unterrepräsenterten Playlists zu Booten und Flugzeugen wieder enttäuscht zu werden. Diese gibt es nämlich beide zusammen nur in einer einzigen, als wäre dies gegen Ende der Entwicklung noch schnell mit reingepackt worden.
Fazit
The Crew Motorfest bietet in seinen besten Momenten ein unglaublich toll aussehendes und spaßiges Rennparadies, was durch die Playlists eine große Vielfalt bekommt. Leider finden Boote und Flugzeuge kaum statt, NPCs nerven und Mikrotransaktionen sind merkwürdig omnipräsent. Doch wer sich durchbeißt und sogar Bock auf Online-Multiplayer hat, wird mit Hawaii seinen virtuellen Urlaubsort gefunden haben.
The Crew Motorfest ist ab sofort für PlayStation 4 & 5, PC, Xbox Series und One erhältlich.
Positiv:
+ technisch beeindruckend, von Weistichten bis zu winzigen Details
+ viele unterschiedliche Fahrzeuge
+ tolles Setting
+ spaßige Multiplayer-Modi
+ einige visuell toll designte und abwechslungsreiche Playlists,…
Negativ:
-…gepaart mit ebenso einfallslosen und öden
– sich aufdrängende Mikrotransaktionen
– furchtbar nervige NPCs
– Präsentation und Menüs teils verwirrend
– Schnellreise-Funktion kommt erst viel zu spät