Gruselige verlassene Stahlwerke, labyrinthartige Keller, imposante Landhäuser auf dem englischen Land, Teenager aus Kleinstädten, die versuchen, ihre Hormone unter Kontrolle zu halten. Ja, The Casting of Frank Stone ist nicht gerade originell, aber Supermassive Games hat uns wieder einmal ein Horror-Erlebnis geliefert, das man gerne in ein paar Spielnächten durchzockt. Und wenn ihr dazu noch Fans von Dead by Daylight seid, sollte euch dieses Spin-Off wirklich gut gefallen. Oder bleibt der Titel hinter den Dark Pictures zurück? Unser Test soll es herausfinden.
Entscheidungen, blutige Szenerien und natürlich Generatoren
Das Spiel spielt im Dead by Daylight-Universum, verzichtet aber auf das Crossover-Material dieses Spiels. The Casting of Frank Stone fühlt sich wie ein typisches Supermassive-Horrorspiel an (vergleichbar mit The Quarry oder The Dark Pictures). Es gibt zwar einige Anknüpfungspunkte an Dead by Daylight – wie etwa die beunruhigende Anzahl von Generatoren, die repariert werden müssen und passende thematische Musik, aber auch ohne tiefere Kenntnis von DbD verpasst man nicht viel. Ihr steuert eine kleine Gruppe von Charakteren, trefft fragwürdige Entscheidungen über ihr Schicksal und versucht schließlich, vor einem großen, bösen Boss zu fliehen. All das ist im Spiel vorhanden und wir hatten trotz begrenztem Wissen über das Ausgangsmaterial Spaß damit. Das Grundszenario ist wie folgt: Eine Gruppe von Teenagern versucht, ihren eigenen Low-Budget-Horrorfilm zu drehen und sie sind verzweifelt darauf aus, dies auf dem Gelände eines örtlichen Stahlwerks zu tun. Dieses Stahlwerk hat jedoch im Laufe der Jahre einige gruselige Ereignisse erlebt und beherbergt nun eine seltsame, andereweltliche Energie. Der Film wird verflucht und die Ereignisse spielen sich in verschiedenen Dimensionen ab, genauer gesagt in den 80s und im Jahre 2024 in einer Art Herrenhaus.
Obwohl die Prämisse klischeehaft ist, reicht sie aus, um Frank Stone über seine rund sechs Stunden Spielzeit zu tragen. Die Handlung besteht aus vielen kurzen Kapiteln, die sich über mehrere Zeitlinien erstrecken. Obwohl das an einigen Stellen verwirrend sein kann, waren wir immer von der Geschichte gefesselt, die Supermassive zu erzählen versuchte. Wie sich herausstellte, mögen wir es, als digitale Teenager schlechte Entscheidungen zu treffen und dabei zusehen, wie einige von ihnen auf brutale Weise ihr Ende finden. Gameplay-technisch ist Frank Stone wieder recht vertraut, obwohl es diesmal hauptsächlich aus einer traditionellen Third-Person-Perspektive gespielt wird, im Gegensatz zu den unkonventionelleren Kameraeinstellungen früherer Supermassive-Spiele. Uns gefiel diese Entscheidung, sie brachte uns näher ans Geschehen und dieses besteht hauptsächlich aus Erkundung, leichten Rätseln und dem einen oder anderen Quick-Time-Event. The Casting of Frank Stone spielt sich im Grunde wie ein interaktiver Horrorfilm, aber man muss dennoch wachsam bleiben für das nächste QTE oder den nächsten Erkundungsabschnitt.
Slow-Burner und grafisches Highlight
Auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad ist The Casting of Frank Stone nicht besonders anspruchsvoll, aber das ist auch nicht der Sinn solcher Spiele. Es geht mehr darum, mit wem ihr flirten, mit wem ihr euch zerstreiten und wen ihr einem frühen Tod überantworten könnt. Und in dieser Hinsicht liefert Frank Stone wieder einmal ab, wie man es von diesem Entwicklerteam gewohnt ist. Dieses Mal haben wir es sogar geschafft, alle zu retten, die wir retten wollten und wir haben auch sichergestellt, dass ein unsympathischer Typ in zwei Hälften geschnitten wurde, weil uns seine Einstellung nicht gefiel. So läuft das eben. So unterhaltsam das Spiel als kurzer Horror-Trip auch war, hatten wir doch ein oder zwei Probleme mit The Casting of Frank Stone. Dieses Spiel fühlte sich im Vergleich zu den früheren Spielen des Studios besonders kurz an, mit einem recht abrupten Ende. Wir sind uns nicht sicher, ob es an den Dimensionenwechseln lag, die nicht vollständig ausgearbeitet waren, oder an dem Versuch, das Dead by Daylight-Universum auszubauen, der gemischte Ergebnisse lieferte, aber wir fühlten uns nicht wirklich befriedigt, als die Credits rollten. Es war ein gutes und unterhaltsames Erlebnis, aber als das Spiel zu Ende war, wollten wir einfach mehr. Wir glauben, dass ein paar zusätzliche Stunden mit weiterem Storyaufbau und Charakterentwicklung zu einem befriedigenderen Ende geführt hätten. Vielleicht ja in einem DLC.
In Bezug auf die allgemeine Performance ist Frank Stone ein solider Titel. Was wir jedoch wieder einmal betonen müssen, ist die großartige Optik, besonders die Charaktermodelle und Gesichtsanimationen, die wirklich erstklassig sind. Für ein Spiel wie dieses, das auf die Performances angewiesen ist, um fesselnd und glaubwürdig zu wirken, hat Supermassive Games mit The Casting of Frank Stone nicht enttäuscht. Auch die Vertonung ist absolut hochklassig und die generellen Perfomances der einzelnen Figuren machen einfach einen tollen Eindruck. Von allen Supermassive Games bisher gefielen mir die Charaktere hier, obwohl auch nervige Klischees und ähnliches dabei ist, insgesamt am besten und ich hätte gerne noch länger verschiedenen Gesprächen gelauscht. Was ich dafür wirklich nicht gebraucht hätte ist die Art wie ihr im Spiel den bösen Geist bekämpfen muss. Dafür muss man nämlich die praktische 8mm-Kamera auf das Geschöpf halten und quasi durch die Aufnahme dem Geist die Kraft entziehen. Es kommt zum Glück nicht durchweg im Spiel vor, war aber nach dreimal leider schon etwas ausgelutscht.
Fazit
The Casting of Frank Stone weicht nicht wirklich von bekannten Supermassive-Titeln ab, bietet aber mit der etablierten Welt von Dead by Daylight ein interessantes Setting. Die Optik und das Sounddesign sind dabei wirklich großartig und auch die Geschichte weiß die Spannung beizubehalten, endet aber leider etwas zu früh. Wer dann noch über sehr einfache Rätsel und ein paar Klischees hinwegsehen kann, bekommt hier ein paar sehr unterhaltsame Abende, egal ob allein oder im Koop.
Positiv:
+ klasse Optik, besonders bei den Charakteren
+ Sounddesign und Vertonung top
+ spaßig gruselige Geschichte
+ viele kleine Extras für Fans von Dead by Daylight
Negativ:
– Rätsel und Gameplay-Elemente sehr einfach gehalten
– mehrfach genutzte Locations mindern die Abwechslung
– endet etwas zu früh