Review: Tales of Vesperia Definitive Edition – Die Rückkehr einer JRPG-Perle

Die „Tales of“ Reihe genießt besonders in Japan ein hohes Ansehen und gilt seit Tales of Phantasia im Jahre 1995 als eines der großen Zugpferde von Bandai Namco Studios. Bedauerlicherweise haben sich nur wenige Ableger dieser umfassenden Spieleserie bislang nach Europa verirrt, weswegen nur findige Spieler in den Genuss dieser Rollenspiel-Hits kommen durften. Mit Tales of Vesperia wagte man jedoch am 26.Juni 2009 den Sprung auf die Xbox 360 im europäischen Raum, wo man sich neben Genrevertretern wie Lost Odyssey oder The Last Remnant toll präsentierte! Schade dabei war nur, dass alle Besitzer einer Playstation 3 neidisch nach Japan blicken mussten, wo exklusiv eine erweiterte Version des Hauptspiels veröffentlicht wurde. Es war jene Definitive Edition, die Bandai Namco nun anlässlich des zehnjährigen Jubiläum noch einmal in neuem Gewand veröffentlicht, diesmal jedoch für alle Konsolen der aktuellen Generation, damit endlich jeder in den Genuss von Tales of Vesperia kommen kann. Ob sich das lange Warten aber auch bezahlt gemacht hat, das verraten wir euch jetzt in unserem Test!

Eine Welt vor dem Untergang

Die Handlung von Tales of Vesperia findet in der Welt von Terca Lumireis statt, wo die Menschheit sich durch den Einsatz von sogenannten Blastia eine Zivilisation erschaffen hat. Diese Blastia sind antike Mechanismen die nur durch den Einsatz von Aer, einer unsichtbaren Energiequelle betrieben werden können. Droht jedoch dieses Gleichgewicht zwischen Aer und den Blastia zu kippen, dann führe dies zu verheerenden Folgen, die bis zum Tod jeglichen Lebens reichen könnten. Diesen Umstand ist sich auch der junge Held Yuri Lowell bewusst, der als Einwohner in der Unterstadt der kaiserlichen Hauptstadt Zaphias von einem folgenschweren Diebstahl Wind bekommt. Ein Dieb hat die Aqua-Blastia, die die Wasserversorgung des Armenviertel gewährleistet entwendet und ist geflohen. Grund genug für Yuri, sich dieser Sache anzunehmen, womit ein Abenteuer beginnt, das weitreichende Folgen nicht nur für das Königreich, sondern der gesamten Welt  hat!

Ob Gebete da noch helfen?

Ein Wiedersehen mit alten Bekannten und neuen Gesichtern

In klassischer Tales of Manier startet ihr das Abenteuer zu Beginn mit nur einer Person, könnt jedoch im Laufe der Zeit auf die tatkräftige Unterstützung weiterer Helden bauen, die sich eurer Truppe nach und nach anschließen. Dabei verfügt jeder der Charaktere über einzigartige Waffen und Kampfstile, womit für jeden ein individueller Mix ermöglicht wird. Dadurch kommt dem Spiel auch eine taktische Komponente zu, denn nicht immer führt brachiale Gewalt oder nur Magie zum Erfolg. Für ausreichend Abwechslung sorgt dabei auch die Handlung, die euch bei der Wahl der Helden oft ins kalte Wasser stößt, weswegen ihr euch mit jeden der mutigen Recken auseinander setzen müsst.

Besonders im Fokus der Rollenspielreihe steht jedoch die Interaktion innerhalb der Gruppe, die nicht nur in zahlreichen Nebenmissionen, sondern auch in zufälligen Konversationen während den Reisen vertieft wird. Dadurch schafft man es Sympathien zu entwickeln, die eine stärkere emotionale Bindung zur jeweiligen Figur zulassen. Wer die Vorgängerversion gespielt hat, der erblickt bereits im Intro ein neues Gesicht im Kreis der Heldenriege. Die junge Piratin Patty Fleur schließt sich der Truppe an und erweitert damit nicht nur die Haupthandlung, sondern wurde auch mit Nebenmissionen zu ihrer Vergangenheit bedacht.

Segeln um die ganze Welt

Eine Reise rund um den Globus

So eine Reise um die Welt will natürlich gut überlegt sein, weswegen sich eure Optionen zu Beginn überschaubar halten. Während ihr anfangs noch zu Fuß umherwandert, so ermöglichen sich im späteren Verlauf auch Reisen per Schiff oder gar in der Luft. Zwischen den Kontinenten trefft ihr dabei auf unterschiedliche Wetter-Szenerien und daran angepassten Gegnern. Vom tiefsten Urwald bis hin zu stürmischen Gipfeln, von Seefestungen bis unterirdische Grabstätten, für Abwechslung ist stets gesorgt. Dabei stellen sich euch zufallsgenerierte Monster sichtbar in den Weg, denen ihr ausweichen könnt, die euch aber auch verfolgen solltet ihr unachtsam umherirren.  Zuflucht davor findet ihr in den Städten, wo ihr eure Vorräte auffüllen und euch auf die Suche nach Nebenmissionen begeben könnt. Dort wird auch stets die Handlung vorangetrieben, denn ruhige Dialog-Phasen gehören ebenfalls seit jeher zur Tales of-Reihe hinzu. Anders hingegen sieht es da schon in den Dungeons aus, wo euch am Ende stets ein harter Boss-Gegner bevorsteht, jeder mit einer besonderen Eigenheit.

Eine Weltkarte voller Gefahren

Auf in den (Echtzeit) Kampf

Und hiermit kommen wir zum Prunkstück von Tales of Vesperia: Dem Kampfsystem! Entbrennt ein Zufallskampf, dann geschieht dies ohne einer bemerkbaren Ladezeit und ihr stürzt euch direkt ins Geschehen. In einer Party mit bis zu vier Charakteren stellt ihr euch in Echtzeit den Monsterhorden oder Bossen entgegen, wobei ihr selbst direkt die Steuerung eines Helden übernehmt. Das Verhalten der drei weiteren Mitglieder lässt sich im Vorfeld definieren, womit euch die KI selten zur Last fällt. Neben normalen Angriffen definiert sich das Kampfsystem über Spezialattacken, sogenannten Artes. Im Laufe der Zeit lernt ihr nicht nur neue Fertigkeiten, sondern könnte diese durch regelmäßigen Einsatz auch verbessern und erweitern. Mit Kurztasten könnt ihr dabei auf bis zu 16 unterschiedliche Kombinationen im Gefecht zurückgreifen, weswegen sich das Geschehen trotz Echtzeit-Action auch taktisch variieren lässt.

Nur gemeinsam sind wir stark

Wie bereits zuvor erwähnt, sind besonders die Boss-Kämpfe hervorzuheben. Jeder Gegner kann durch das Ausnutzen eines spezifischen Faktors niedergerungen werden, was sich im Anschluss auch direkt mit einem Erfolg bzw. einer Trophäe auf dem Spielerkonto niederschlägt. In dem sehr umfangreichen Gegner-Bestiarium finden sich auch optionale Bosse und mächtige Kreaturen, die abseits der Haupthandlung lauern. Für all jene, die also über den Tellerrand hinausblicken wollen, gibt es viele Geheimnisse zu entdecken und schwierige Herausforderungen zu meistern!

Mit Artes zum Erfolg

Definitiv DEFINITIVE

Nun stellt sich abschließend noch eine Frage: Was unterscheidet denn die Definitive Edition von dem Standardspiel für die Xbox 360? Die wohl auffälligste Neuerung ist wie bereits erwähnt das Hinzufügen eines neunten spielbaren Charakters, sowie dem ehrgeizigen Ritter Flynn, der sich euch vor Ende des Spiels nun auch permanent anschließt. Dadurch erweitert sich natürlich die Sprachausgabe, aber auch der Soundtrack wurde um einige Songs bereichert. Neben neuen Haupt- und Nebenmissionen wurden der Weltkarte auch weitere Dungeons hinzugefügt mit damit verbundenen neuen Boss-Kämpfen, sowie einem speziellen Geheimboss, der in anderen Tales of-Ablegern bereits für Schrecken sorgte. Zudem können eure Helden auf neue Artes im Kampf zurückgreifen, zusätzliche Ausrüstungen verwenden und exklusive Titel und Skins erhaschen. Selbst ein Boss-Modus und die Erweiterung des Kolosseums versprechen selbst nach Abschluss der Handlung noch einiges an Action, zahlreiche zusätzliche Spielstunden sind also garantiert!

Yuri’s Meinung zur Standard Edition

Fazit

Zehn Jahre sind vergangen, als Tales of Vesperia auf dem europäischen Markt erschienen ist. Mit der Definitive Edition des Fan-Lieblings gelingt es Bandai Namco noch einmal, ein packendes JRPG zu liefern, das mit aktuellen Genre-Vertretern problemlos mithalten kann. Liebevolle Charaktere, eine packende Handlung sowie zahlreiche zusätzliche Inhalte machen Tales of Vesperia zu einem zeitlosen Rollenspiel-Hit.

Positiv:

+ Packende Handlung

+ Toll geschriebene Charaktere

+ Schnelles Kampfsystem mit viel Tiefgang

+ Enormer Umfang von Spielwelt und Monster

+ Japanische und englische Synchronisation

+ Fordernde Boss-Kämpfe

Negativ:

– Weltkarte wirkt detailarm

– Erzählweise fast ohne animierte Zwischensequenzen

– Stellenweise EXP-Grinding notwendig

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz