Review: Tales of Arise – Ein neues Zeitalter der Tales of-Spiele beginnt

Die Tales of-Reihe erreicht ihren 17. Eintrag und manch einer wird sich sicherlich fragen, kann da noch Innovation kommen? Mit dem Sprung in eine neue Grafik-Engine und einem überarbeitetem Kampfsystem, sowie vielen anderen Neuerungen will Tales of Arise sich im wahrsten Sinne neu erheben. Doch ist dies gelungen oder schmälen kleinere Stolpersteine und Klischees den Spaß? Findet es in unserem Test heraus.

Zäher Beginn mit einem Amnesie geplagten Hauptcharakter

Zugegeben, der Anfang ist ziemlich holprig. Tales of Arise schlägt aber direkt einen viel dunkleren Ton an als viele frühere Tales-Spiele, bis auf vielleicht Berseria. Es versetzt euch in die Rolle von Alphen, einem Mann, der zu Beginn auf vielfältige Art und Weise gefangen ist. Einerseits ist er ein Sklave, der für ein paar bullige Ritter schuftet, andererseits ist sein Kopf mit Metall ummantelt, damit niemand sehen kann, wie er aussieht. Aber bereits eine Rebellion später stürzt er sich schon mit Shionne, einer Frau, deren Hintergrund das genaue Gegenteil von dem seinen ist, in ein Abenteuer. Dabei ist es beileibe nicht der längste Einstieg in ein Spiel, aber leider einfach eine Checkliste mit vorhersehbaren JRPG-Klischees, bis hin zu der Tatsache, dass Alphen sich an nichts aus seiner Vergangenheit erinnern kann. Ein Held mit Amnesie? Oh, Mann. Glücklicherweise bessern sich die Dinge schnell, sobald sich das Spiel ein wenig mehr öffnet. Alphen und Shionne stehen hier weiterhin im Mittelpunkt, während man beobachtet, wie sich ihre Beziehung entwickelt und beide etwas über ihre gegensätzliche Vergangenheit erfahren (Alphen ist ein dahnanischer Sklave, während Shionne aus Rena stammt, dem Ort, der für die Versklavung verantwortlich ist).

Die Befreiung von Dahna ist die treibende Kraft hinter einem Großteil der Handlung, wobei Alphen, Shionne und ihre zusammengewürfelten Verbündeten von einer unterdrückten Region zur nächsten reisen. Jedes Gebiet hat seinen eigenen Handlungsstrang – in der Regel geht es dabei um ein zukünftiges Gruppenmitglied – und obwohl einige von ihnen etwas vorhersehbar sind, macht die fast episodische Struktur das Ganze recht einprägsam. Tales of Arise vermittelt schon bald das Gefühl, sich in einem großen Abenteuer zu befinden, wunderbare Sehenswürdigkeiten zu sehen und das Unbekannte zu entdecken. Aber es ist das starke Gefühl des Fortschritts, das Tales of Arise zum Strahlen bringt. Das Aufleveln der Gruppe, das Erlernen neuer Fähigkeiten, die Suche nach neuer Ausrüstung und schließlich das Besiegen von Gegnern, die einst unüberwindbar schienen. All diese Dinge machen das Spielen eines klassischen JRPGs so lohnend. Es ist alles vorhanden, und es ist alles extrem gut umgesetzt.

Schnelle Effektkämpfe, die einfach Spaß machen

Das bringt uns direkt zu den Kämpfen. Das Hauptunterscheidungsmerkmal von Tales war schon immer das Kampfsystem, das auf Combo-Action statt auf befehls- oder rundenbasierte Kämpfe setzt. Tales of Arise ist nicht anders, aber im Vergleich zu früheren Tales-Titeln fühlt es sich viel moderner an. Völlig freie Bewegung und die Hinzufügung einer reaktionsschnellen Ausweichrolle verändern das Spiel sofort. In der Zwischenzeit verbrauchen Spezialangriffe AG, eine Ressource, die sich in nur wenigen Sekunden wieder auffüllt und unerbittliche Combos ermöglicht, solange man sich das Tempo richtig einteilt.

Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, dass Tales of Arise die technische Tiefe zugunsten der Zugänglichkeit geopfert hat, aber andere Anpassungen sorgen dafür, dass dieses Kampfsystem im Laufe des Spiels aufblüht. Zunächst einmal haben Feinde, die sich auf eurer Stufe oder darüber befinden, einen großen Gesundheitsvorrat. Es reicht nicht aus, sie nur mit normalen Angriffen zu treffen, daher ist das Bilden effektvoller Combos das Mittel der Wahl. Wenn ihr die Combos aufrecht erhaltet, werden eure Gegner schließlich taumeln und sich für einen “ Boost-Strike“ öffnen. Eine glorreiche Instant-Kill-Aktion, die die Kräfte von zwei Gruppenmitgliedern kombiniert.

Die neuen Skits sind auf jeden Fall etwas ausgearbeiteter als die alten 2D-Standbilder.

Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem es im Kampf einfach Klick macht, was wirklich klasse ist. Ein befriedigender Rhythmus ist für rasante Actionspiele enorm wichtig, und Tales of Arise schafft das auf Anhieb. Einem eintreffenden Schlag in letzter Sekunde auszuweichen, auffällige Combos auszuführen und deine Verbündeten aufzufordern, mit ihren eigenen einzigartigen Boost-Attacken Lücken zu schaffen, das macht einfach Spaß. Und auf Playstation 5 bedeutet die DualSense-Unterstützung, dass für verschiedene Aktionen unterschiedliche Controller-Sounds verwendet werden. Das ist bei weitem nicht die beeindruckendste Implementierung von haptischem Feedback auf Sonys System, aber es trägt definitiv zum Spielerlebnis bei.

Genügend Abwechslung?

Ihr müsst auch nicht nur als unser schwertschwingender Protagonist spielen. Es gibt sechs spielbare Partymitglieder, die jederzeit austauschbar sind und jedes von ihnen bringt einen eigenen Kampfstil mit. Shionne ist eine Scharfschützin mit großer Reichweite, die fliegende Feinde mit ihrem Gewehr aus dem Himmel schießt, während Rinwell sich die Zeit nimmt, verheerende Zaubersprüche zu wirken, die ganze Gruppen von Gegnern vernichten können. Es ist allerdings schade, dass es nicht allzu viele Arten von Gegnern gibt. Wolfsähnliche Monster gibt es zum Beispiel das ganze Spiel hindurch, sie werden nur zunehmend stärker. Sicher, die härteren Gegner haben ein paar neue Moves, auf die man aufpassen muss. Aber die visuelle Vielfalt ist immer noch ein Problem. Es macht zwar Sinn, was die Geschichte angeht, denn Monster sind eigentlich nur Tiere, die von den Renanern zu Waffen umfunktioniert wurden. Aber es ist doch etwas enttäuschend, wenn man ein völlig neues Gebiet betritt und dann feststellt, dass dieselben Wölfe, Hummer-Geschöpfe und übergroßen Käfer die Landschaft bevölkern.

Neue Fähigkeiten und Artes-Angriffe bekommt ihr übrigens nicht einfach beim Aufleveln. Dafür sind Titel zuständig, die ihr erlangt, um dann mit Punkten neue Zweige zu aktivieren und Boni freizuschalten. Nicht alle Titel werden auch durch Kämpfe freigeschaltet, denn das Spiel ermutigt euch zu anderen Aktivitäten, wie z. B. das Erkunden ausgetretener Pfade oder das Erlernen eines neuen Rezepts. Etwas fader wird es, wenn man von A nach B kommen will. Hier gibt es keine Weltkarte, obwohl es zahlreiche Schnellreisepunkte gibt, zwischen denen man sich bewegen kann. Stattdessen wandert man durch die Hügel und Höhlen des Spiels und stellt dann fest, dass das alles nach einer gewissen Zeit ein bisschen eintönig wird. Es sieht zwar alles sehr hübsch aus, aber die meiste Zeit sammelt man verstreute Ressourcen ein, während man Gegnern ausweicht oder sich dafür entscheidet, ein bisschen aufzuleveln. Es gibt nichts Besonderes, und man hält sich meist stoisch an die vorgegebene Richtung.

An Lagerfeuern kann natürlich auch wieder fleißig gekocht werden.

Auf der positiven Seite gibt es einige interaktive Momente, die die Monotonie auflockern. Ihr könnt zum Beispiel NPCs heilen, auf die ihr trefft, wodurch ihr möglicherweise neue Fähigkeiten freischaltet oder Gegenstände erhaltet. Man kann auch Laws Fähigkeit nutzen, um Hindernisse zu durchbrechen, oder Alphens brennendes Schwert einsetzen, um Durchgänge zu öffnen. Für jede dieser Fähigkeiten werden Heilungspunkte (auch CP genannt) benötigt, mit denen ihr euch im und außerhalb des Kampfes heilen könnt. Daher solltet ihr immer abwägen, ob ihr an einen bestimmten Schatz wollt oder die Punkte lieber aufspart, um euch zu heilen.

Technik of Arise

Die Grafik in Tales of Arise ist eine weitere Erwähnung wert. Es ist ein unglaublich hübsches Spiel, sowohl was die Modelle der Hauptcharaktere als auch das oft erstaunliche Umgebungsdesign angeht. Im Ernst, einige dieser Orte sind atemberaubend in ihrer künstlerischen Gestaltung und schreien geradezu nach einem Fotomodus. Aber die ganzen Pop-Ins. Wenn man es erst einmal bemerkt hat, gibt es eine merkwürdige Menge davon. Die meiste Zeit sind es nur Schatten, die entfernte Umgebungsdetails überdecken, aber wenn ständig NPCs erst in 5m Entfernung ins Bild springen und vorher nicht sichtbar sind, ist das schon störend.

Ansonsten ist die Leistung kaum zu beanstanden. Ein spezieller Framerate-Modus sorgt selbst in den chaotischsten Bosskämpfen für 60 Bilder pro Sekunde, und das bei einer recht hohen Auflösung. Ihr könnt euch auch dafür entscheiden, die Auflösung zu maximieren, indem die Bildrate auf 30 gesenkt wird. Aber unserer Erfahrung nach lohnt sich dieser Kompromiss nicht.

Fazit

Tales of Arise ist tatsächlich einer der besten Ableger der Reihe geworden. Es ist nicht perfekt und leidet unter einem unbeholfenen Anfang, langweiligen Nebenmissionen und sich wiederholenden Gegnern. Aber die spannenden Kämpfe und die vielen Features, die dafür sorgen, dass es euch nicht die Laune vermiest, sorgen dafür, dass ihr euch nur selten an seine Probleme erinnern werdet.

Tales or Arise erschien am 10. September 2021 für PC, Xbox One, Xbox Series, Playstation 4 und Playstation 5.

Positiv:

+ liebenswerte Charaktere

+ befriedigendes, lohnendes Kampfsystem

+ wunderschöne Umgebungen durch prachtvolle Grafik

+ tolles Gefühl von Fortschritt

+ sehr viel Content

+ interessante Geschichte,…

Negativ:

– …mit vielen Klischees und vorhersehbarem Einstieg

– viele wiederverwendete Gegner

– öde Nebenmissionen mit viel Backtracking

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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