Review: Super Mario RPG – Der rotbemützte Klempner konnte schon immer mehr als nur Jump ’n‘ Run

Wer an Super Mario denkt, denkt logischerweise an Gameplay, das Hüpfen, Laufen und Plattmachen beinhaltet. Doch darüber hinaus hat Nintendo schon vor langer Zeit bewiesen, dass man mit dessen Aushängeschild weit mehr als nur Jump ’n‘ Run machen kann: Shigeru Miyamoto trat 1994 mit Rollenspiel-Entwickler Square in Kontakt, um ein RPG mit Mario als Protagonisten zu kreieren, welches sich auch außerhalb von Japan erfolgreich verkaufen sollte. Der Rest ist bekanntlich Geschichte! Durch den großen Erfolg von Super Mario RPG kam es zu zwei weiteren Rollenspiel-Reihen von Nintendo, Mario & Luigi und Paper Mario, die ebenso sehr wie der spirituelle Vorgänger Fans uns Kritiker überzeugen konnten. Nun hat man sich entschieden, Marios erste RPG-Schritte neu aufzulegen – wir konnten einen Blick darauf werfen und erzählen euch nachstehend von unseren Eindrücken.

Ein ganz normaler Tag im Pilzkönigreich… oder doch nicht?

Mario wohnt in Super Mario RPG alleine in einem Einzimmerhaus – von Luigi fehlt jede Spur!

Bowser entführt Peach und Mario eilt zur Rettung – ein eigentlich fast schon alltägliches Szenario im Pilzkönigreich! Doch der Spieler merkt bereits beim Betreten von Bowser Schloss, dass die dort patrouillierenden Koopas nicht mit gezielten Sprüngen erledigt werden, sondern sie in einen rundenbasierten Kampf verwickeln. Schnell erreicht man den Thronraum, doch dort beginnen die Ereignisse erst recht von Marios gewohnten Abenteuern abzuweichen. Nach einem kurzen Kampf zwischen Mario und Bowser bohrt sich ein riesiges Schwert, das scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht ist, in das Schloss von Bowser.

Ein meterhohes Schwert namens Exor ist der Vorbote von Schmiedrichs Armee.

Mario wird dabei weit weggeschleudert und kracht durch das Dach seines eigenen Hauses. Ab hier beginnt die eigentliche Reise und der Kampf gegen Schmiedrich, einen Invasoren aus einer anderen Dimension, der mit seinen auf Waffen basierenden Schergen alles und jeden unterwerfen möchte. Bei seinem Angriff wurde zudem die Sternenstraße beschädigt, und so muss Mario zusätzlich sieben verstreute Sterne finden, um diese zu reparieren. Doch auch von diesem Vorhaben bekommt Schmiedrichs Armee Wind!

Der tollpatschige Mallow denkt er wäre ein Frosch, obwohl er nicht mal ansatzweise wie einer aussieht.

Glücklicherweise muss Mario diese Schlacht nicht alleine schlagen, den im Spieleverlauf schließen sich ihm insgesamt vier weitere Party-Mitglieder an: Da wäre zuerst Mallow, eine zauberfähige Kreatur, die denkt sie wäre ein Frosch, und der Mario erst einmal aus der Patsche helfen muss. Die zweite Figur, die im Rahmen für Super Mario RPG eigens erdacht wurde, ist Geno, eine durch einen Stern zum Leben erweckte Holzpuppe, die die Sternenstraße ebenfalls retten will. Bei Partymitgliedern Nr. 3 & 4 handelt es sich um Bowser, der ein Bündnis mit Mario eingeht, um sein Schloss zurückzuerobern, und schließlich Prinzessin Peach selbst.

Bowser schließt sich nur unter dem Vorwand dem Team an, Mario, Geno und Mallow wären seine neuen Schergen.

Die Story ist gespickt mit überaus witzigen Dialogen, denkwürdigen Charakteren, kreativ gestalteten Orten und einfallsreichen Situationen – kurzum, sie muss sich absolut nicht hinter anderen RPG-Szenarien verstecken und es macht als Spieler richtig Spaß, ihr zu folgen. Doch leider hat sie auch einen großen Mangel: wir konnten in knapp zehn Stunden Schmiederich besiegen und den Abspann über den Bildschirm laufen sehen. Für heutige Verhältnisse ist das für ein Rollenspiel einfach zu kurz und auch wenn Super Mario RPG weitere Inhalte in Form von Minispielen liefert, wird für einen Vollpreistitel unterm Strich zu wenig geboten.

Ein originelles Kampfsystem, das Maßstäbe setzte

Wenn der Spieler rechtzeitig A drückt, wird bei einem Angriff nicht nur der anvisierte Gegner sondern auch nebenstehende getroffen.

Heutzutage ist das Action-Kommando-Kampfsystem nicht Neues mehr: Wer bei einer Standard-Attacke im Moment des Zuschlagens noch gezielt eine Taste drückt, verstärkt den Angriff um einen gewissen Prozentsatz. Es ist jedoch nur wenigen bekannt, dass Super Mario RPG 1996 als Vorreiter dieses Systems gilt, einfach da man die Rundenkämpfe einer Jump ’n‘ Run-Figur entsprechend dynamischer gestalten wollten. Inzwischen wurde es oft kopiert, man denke beispielsweise nur an die Gunblade aus Final Fantasy VIII oder Sea of Stars, um ein jüngeres Indie-Beispiel zu bringen.

Geno wehrt die Attacke ab und erhält 0 Schaden.

Das neue Super Mario RPG verstärkt den Effekt des getimten Knopfdrucks sogar noch ein wenig zugunsten des Spielers: Drückt man korrekt, erhält nicht nur der anvisierte Gegner mehr Schaden, auch alle anderen nebenstehenden Feinde werden von Streuschaden getroffen. Zudem ist es nun möglich, eintretenden Schaden einer gegnerischen Attacke mit dem richtigen Timing komplett zu negieren.

Mit Y sind Techniken der einzelnen Figuren abrufbar. Beispielsweise kann Mallow mit „Gedankenleser“ die HP und Schwächen der Gegner analysieren.

Neben normalen Angriffe besitzt jeder Charakter auch eine Reihe Techniken, die nur ihm eigen sind: Mario springt und wirft Feuerbälle, Peach besitzt eine Reihe von Heilzaubern, Mallow kann Gegner analysieren sowie Blitz- und Eiszauber verwenden und Bowser sowie Geno haben starke Angriffe und Debuffs im Arsenal. Es können allerdings nur immer drei Figuren aktiv am Kampfgeschehen teilnehmen, jedoch sind sie jederzeit während des Kampfes mit den anderen beiden Partymitgliedern austauschbar.

Wird Mallow durch Geno ausgewechselt, ändern sich die Gruppenboni und statt dem „Clown-Kutschen-Knaller“ wird der „Sternschnuppenschuss“ zur aktiven Trio-Technik

Durch diesen fliegenden Wechsel sind eine Vielzahl von Strategien möglich, nicht zuletzt wird auch die mächtige Trio-Technik, die bei aufgefülltem Rad links unten im Bildschirm einsetzbar ist, durch die Teamzusammenstellung beeinflusst. Diese Trio-Techniken können unter anderem verheerenden Schaden an einem oder allen beteiligten Widersachern anrichten oder aber auch die gesamte Gruppe heilen oder, wie bei „Schirmschützerin“, vor einem Angriff bewahren.

Mallow mit dem Weisestab auszurüsten, verstärkt seinen Angriff und seine Abwehr.

Ansonsten hält sich Super Mario RPG stark an das Gameplay anderer Rollenspiele seiner Zeit! Für Münzen oder Froschmünzen kann man in Shops der entsprechenden Dörfer Ausrüstung oder Verbrauchsitems kaufen, die dabei helfen, die Kämpfe einfacher zu bestehen. Manche der besten Ausrüstungsgegenstände sind allerdings nur durch kurze Nebenquests, die manchmal mit den eingangs erwähnten Minispielen verknüpft sind, zu erlangen.

Durch neue Zusatzinhalte ein absolutes Muss für Fans des Originals

Bei der Lorenrennen in Mauldurf gilt es eine neue Rekordzeit aufzustellen, um einen Preis einzuheimsen.

Die Variationen der Minispielen reichen von Lorenfahrten und das Hinabschwimmen eines Bergflusses über Einfangen von Käfern und Gumba-Stampfen bis zu einem Casino mit Glücksspielen oder dem Wettlauf der Yoshis, bei dem Mario natürlich auf seinem grünen Gefährten reiten darf. Sie bieten alle eine Abwechslung vom Hauptspiel und den damit verbundenen Kämpfen und machen kurzweilig Spaß, man sollte sich aber nichts zu Forderndes oder Kreatives erwarten.

Mit Crystallux hat Square einen optionalen Bossgegner in das Spiel geschmuggelt, den man eher in einem Final Fantasy erwarten würde.

Viel interessanter sind hier die optionalen Bosse, die sich schon im originalen Super Mario RPG befanden: In Monsterschlupf findet man beispielsweise den Dojo-Betreiber Jitsu, der die Party um Mario mehrmals herausfordert, oder auch der zweidimensionale Crystallux mit Erd-, Wasser-, Feuer- und Wind-Kristallen an seiner Seite, der seinen Weg aus einem anderen Spiel in die Welt von Super Mario gefunden zu haben scheint.

Wenn die Borstolok 023 abfährt, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Der Hauptgrund, die neue Version von Super Mario RPG gegenüber dem Original nebst der wunderschön überarbeiteten Grafik zu bevorzugen, sind aber die sogenannten Postgame-Boss-Rematches! Nach dem ersten Durchspielen der Story ist es dem Spieler möglich, einige der Bossgegner erneut aufzusuchen und gegen sie in völlig neuen Szenarien anzutreten. Und diese Bosse haben nun auch viel mehr Wums! War beispielsweise Borsto im erstmaligen Aufeinandertreffen kein starker Gegner, hat er nun einen Angriff namens „Borstolok 023“, der bei allen aktiven Party-Mitgliedern 9.999 Schaden anrichtet. Man sollte ihn also am besten daran hindern, diesen Angriff vorzubereiten, sonst droht schnell eine Niederlage.

Pupponetto kann im Postgame-Boss-Rematch nur durch seine eigenen Bob-Ombs richtig Schaden nehmen.

Auch der Bösewicht Pupponetto will es noch einmal wissen – und in der zweiten Runde scheinen direkte Angriffe nur minimalen Schaden bei ihm anzurichten. Man merkt schnell, diese Rematches fordern Mario und seine Party noch einmal um ein ganzes Eck mehr und sollten für Fans von Super Mario RPG sowie Rollenspielen ganz allgemein ein schlagkräftiger Beweggrund sein, dieses Remake eines über 25 Jahre alten Klassikers noch einmal in ganzem Umfang und mit Bonusinhalten zu erleben.

Fazit

Square hat für die SNES ein wirklich detailverliebtes Rollenspiel gezaubert, dass zurecht entstaubt wurde, ohne dabei viel an dem Original zu ändern: Die HD-Texturen, und das leicht überarbeitete Kampfsystem passen Super Mario RPG für die heutige Zeit an und die Post Game-Rematches bieten eine brandneue knackige Herausforderung. Insgesamt ist dies ein Remake eines Rollenspiels, wie es im Lehrbuch stehen sollte; der einzige Wermutstropfen ist und bleibt die Spielzeit der Hauptstory, die mit ungefähr zehn Stunden doch mehr als ein wenig kurz ausfällt.

Positiv:

+ beste klassische Rollenspiel-Action mit Action-Kommando-Kampfsystem

+ bestechende Treue zum Originaltitel auf der Super Nintendo

+ neue Post Game-Rematches stellen knackige Herausforderungen dar

+ eine Reihe kurzweiliger Minispiele sorgen für Abwechslung

Negativ:

– die Spielzeit der Hauptstory ist für heutige Verhältnisse zu kurz

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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