Mit einer persönlichen Historie, die bis zum ersten Mario Party auf der N64 zurückreicht (und ich habe die Titel oftmals auch alleine gespielt), erinnere ich mich noch gut, wie Nintendo für Mario Party 9 und Mario Party 10 die Entscheidung fällte, alle Spieler in ein Auto zu stecken und das Brett gemeinsam abfahren zu lassen. Der Grund dahinter, war die Überlegung, dass sich andere Spieler während der Züge ihrer Gegner langweilen würden. Das sind bis heute die einzigen beiden Titel der Reihe, die ich (zurecht) nie angefasst habe! Ich war anscheinend kein Einzelfall, denn mit der Nintendo Switch kam auch eine Rückkehr zum traditionellen Zug-um-Zug-System: Super Mario Party und Mario Party Superstars sind beides Titel, die sowohl bei uns als auch anderen Kritikern positiv abschnitten und eine Art „Party-Renaissance“ einleiteten. Relativ überraschend erscheint nun kurz vor Nintendos nächster Konsolenankündigung noch ein zwölfter Hauptableger für die Switch namens Super Mario Party Jamboree. Mit 110 Minispielen und sieben spielbaren Brettern überflügelt es die Vorgänger an Inhalt und will sich wohl den Stern für „Bestes Mario Party Spiel“ schnappen – kann die Rechnung aufgehen? Findet es mit uns nachstehend heraus!
Mario-Party-Spaß in Hülle und Fülle
Die gewürfelte Zahl an Feldern gehen, die Minispiele am Ende der Runde bestreiten, für 20 Münzen einen Stern kaufen! Wer nur einmal Mario Party gespielt hat, der weiß, wie die Regeln funktionieren. Es ist dabei solch eine Erfolgsformel, die sich ungebrochener Beliebtheit erfreut, dass man als Entwickler eigentlich nur in eine Richtung gehen kann, um das Spielerlebnis in einem Nachfolger aufzuwerten: mehr Inhalt! Genau dies scheint sich Mario Party Jamboree mehr als alle Vorgänger zu Herzen genommen zu haben.
Alleine ein Blick auf die Charakterauswahl genügt, um zu erkennen: Super Mario Party Jamboree bietet unbestritten die größte Auslese an spielbaren Charakteren bisher – zusätzlich zu den Dauergästen Mario, Luigi, Yoshi, Peach, Daisy, Rosalina, Wario, Waluigi und Donkey Kong sowie den ebenfalls in Mario Party oft gesehenen Gesichtern aus Birdo, Bowser, Bowser Jr., Gumba, Koopa, Shy Guy, Buu Huu, Monty Mole, Toad, Toadette und Spike gesellen sich sich nun auch Ninji und Pauline als brandneue, freischaltbare Figuren zum Roster.
Doch was bringen viele Figuren ohne eine gute Anzahl an Spielbrettern? Auch hier punktet der Titel mit einer breiten Palette aus „Regenbogen-Kaufpalast, „Gumba-Lagune“, „Meisterwürfler-Motodrom“, „Mega-Wigglers Leckerwald“ sowie die zwei Retro-Bretter aus früheren Spielen, „Western-Land“ und „Marios Regenbogenburg“ und abschließend „Bowsers Finsterhort“. Die Bretter bieten mit ihrem Aufbau verschiedene Schwierigkeitsgrade und besitzen klassisch allesamt verschiedene Alleinstellungsmerkmale sowie einzigartige Items – als Beispiel genannt sei hier die Eisenbahn aus „Western-Land“, die als Transportmittel oder auch als Rammbock verwendet werden kann, oder auch die Rennstrecke inklusive Boxenstopps aus „Meisterwürfler-Motodrom“, die stilgerecht mit Boliden befahren wird. Hier gäbe es auch Turbo-Würfel zu nutzen, mit denen man viermal hintereinander würfeln darf – dafür aber auch nirgends anhält (auch beim Stern nicht).
Siegen ist wie immer alles und diesmal bekommt man am Ende der Partie auch noch einmal den eigenen Verlauf in Form eines Liniendiagramms vor Augen gehalten. Danach werden noch Bonussterne verteilt und gleich darauf der Gewinner als „Superstar“ gekürt.
Eine Liebe zum Detail, die bis dato noch nicht da gewesen war
Neben der Ehre sind für den Spieler in Mario Party Jamboree auch Münzen als Belohnung drin, die dann in der Party-Plaza für Sticker, Emotes, Musikstücke und ähnliches ausgegeben werden. Für unseren Geschmack hätte man aus dem Faktor Münzen noch etwas mehr herausholen können – zumal auch noch ein Rangsystem existiert, welches nicht über Münzen, sondern über spezielle Erfolge läuft.
Diese funktionieren ähnlich wie Achievments bzw. Trophäen auf Xbox und PlayStation: für besondere Leistungen, die unterschiedlich schwierig zu meistern sind, werden Erfolge verliehen. Beispielsweise gibt es schon eine für das Kaufen des allerersten Sterns, für anderen müssen wiederum Rekorde in einzelnen Minispielen aufgestellt werden. Am Ende der Partie wird abgerechnet und das Rangsystem erhöht; dabei winken neue Gegenstände in den auf der Party-Plaza befindlichen Shops, die wiederum erst mit Münzen gekauft werden müssen, oder aber ihr spielt direkt ein neues Spielbrett frei.
Zu den Spielbrettern sei auch noch gesagt, dass es sich um die bisher am schönsten und liebevoll animiertesten überhaupt handelt: Figuren, die im Hintergrund am Lagerfeuer sitzen, oder der vereiste Atem vor den Mündern in kälteren Gefilden zählen zu Details, die das Spiel nicht unbedingt benötigt, aber von einer wahren Liebe zum Detail zeugt.
Ein ähnliches Lob kann für die Mini-Spiele ausgesprochen werden: ein toller Mix aus Bekannten und Innovativem, mit Highlights wie „Weg ist das Ziel“, „Grrroll-Gerolle“, „Schlossbeleuchtung“, „Schneeschlacht“, „Park-Panorama“, glänzt durch die Abwechslung. Eine reife Leistung, wenn man die über 25 Jahre Lebenszeit der Spielereihe bedenkt!
Die Jamboree-Partner mischen das Geschehen auf
Bei den sogenannten Jamboree-Partnern wir man wird unweigerlich an die Verbündeten aus Super Mario Party erinnert: auch hier konnte man Mitstreiter rekrutieren, die unter anderem einen speziellen Würfel zur Verfügung stellten oder auch bei diversen Minispielen tatkräftig zur Seite standen. Die Jamboree-Partner unterstützen einen tatsächlich noch in weiteren Bereichen des Spiels; generell wird jedes betretene Feld zweimal ausgelöst, was doppelt Münzen oder doppelt Items bedeutet, und man kann auch zwei Sterne anstatt nur einem am Sternfeld kaufen! Die wichtigste Fähigkeit sind aber die, die jedem Partner eigen sind und bei jedem Zug zum Einsatz kommen: Unter anderem versucht Luigi die Würfelzahl zu erhöhen, Rosalina schenkt ein Item und Wario spendiert Geld.
Die Gunst der ‚Jamborees‘ muss allerdings erst gewonnen werden, bevor sich euch drei Runden lang begleiten! Landet ein Spieler auf dem zufällig erschienenen Feld, werden alle Streiter in ein Challenge-Minispiel gezogen, wobei der Erstspieler einen kleinen Vorteil erhält (der aber meist herzlich wenig bewirkt). Diese Herausforderungen sind wesentlich länger als die regulären Minispiele und bestehen oft auch aus mehreren Level – denkt in Richtung Quizshows mit verschiedensten Fragen, Horror-Häuser mit einfachen Rätseln, Plattforming-Level auf Yoshi und eine Snowboard-Piste mit der Länge einer Mario Kart-Rennstrecke!
Mehr Spaß denn je – mit Bewegung und Bowser!
Für lustigen Kurzweil sorgen die bewegungssgesteuerten Spielmodi: für „Toad Fabrik“, „Parakoopa-Flugschule“ und „Rhythmus-Küche“ müssen die Joy Cons ordentlich geschwungen werden. Erstere ist ein wenig ruhiger und erfordert es, Kugel mit von Anfang bis zum Ziel zu transportieren, indem man sie über Schiebe-Elemente anstößt und fliegen lässt.
„Parakoopa-Flugschule“ ist ziemlich selbsterklärend – jeweils ein Joy Con simuliert einen Flügen, mit gleichmäßigem Schlagen hält man sich in der Luft und kann nach einer Einschulung zwischen dem Punktespiel „Flatterkampf“, dem „Parakoopa-Taxi“ (hier wollen Fluggäste mithilfe einer Schale transportiert werden) oder dem stressfreien „Freien Flug“ wählen. Und bei „Rhythmus-Küche“ simuliert man ein TV-Koch inklusive Live-Publikum zu sein. Es gilt also, im Takt der Musik Pancakes zu backen, einen riesigen Eisbecher zu dekorieren oder auch Fleisch mit riesigen Spießen aufzustechen.
Diese Bewegungsminispiele machen durchaus Laune, und werden mit steigenden Levels auch knackiger – hier stellt sich aber die Frage, wieso der Entwickler es nicht in Erwägung gezogen hat, diese Spiele auch als Minispiele in den Party-Modus einzubauen? Niemand hätte sich wohl beschwert, wenn man diese Modi, die ein paar Minuten mehr in Anspruch nehmen, auch in abgespeckter Form auf dem Brett antreffen würde.
„Bowser-Bomberteam“ wiederum bringt acht Online-Mitspieler zusammen, die gemeinsam einem fiesen Trug-Bowser auf verschiedenen Karten Einhalt gebieten müssen. Dafür genutzt werden Bomben, die kistenweise vom Himmel regnen und nach dem Auspacken in eine Kanone bugsiert werden müssen. Minispiel-Unterbrechungen sorgen unterdessen dafür, dass man nützliche Items aufstocken kann.
Zum „Bowserathlon“ versammeln sich schließlich mit zwanzig Plätzen die meisten Teilnehmer: Wer den Sieg holen will, muss als Erster auf dem Spielbrett als durch die Zielgerade flitzen. Das Ganze läuft über einer wiederholende Reihe aus Minispielen, die im Alleingang absolviert werden wollen. Je besser man abschneidet, desto weiter vorne wird man auf dem Brett platziert. Nach einem Durchlauf der ausgewählten Minispiele steigt allerdings die Schwierigkeit der darin zu bewältigenden Aufgaben- und um noch einen draufzusetzen, lässt es sich der gute Bowser nicht nehmen, ab und zu dazwischenzufunken.
Wo sich die Spreu vom Weizen trennt
Glück und Pech: zwei entscheidende Faktoren bei Mario Party – bis jetzt! Denn nun ist es abseits der normalen Party auch möglich, sich für die sogenannten Profiregeln zu entscheiden. Damit wird unter anderem der Bonusstern am Party-Ende bereits zu Beginn bekanntgegeben, man darf zudem ein Start-Item auswählen. In Duellen können auch Sterne gesetzt werden, die Buu Huus stehlen immer exakt 15 Münzen, die Minispiele werden zum Teil per Stimmabgabe gewählt, und viele weitere Details ändern sich gegenüber dem Partymodus.
Eine der essentiellsten Änderungen ist jedoch der Fakt, dass man nun anhand kleiner Schilder weiß, wo der nächste Stern auftauchen könnte. Das erlaubt eine nie zuvor gekanntes Maß an Taktik, dass eine normale Partie einfach nie zulassen würde. Wir sind uns sicher, dass die Profi-Regeln viele Fans finden wird. Und vor allem: dem Argument, dass Mario Party rein auf Glück basiere, wird damit ordentlich Wasser abgegraben!
Fazit
Super Mario Party Jamboree revolutioniert die altbekannte Party-Formel, ohne sie zu verwässern und packt noch ordentlich Inhalt obendrauf: nicht nur die breite Menge an Spielen sowie Charaktere und der Mix aus Retro- und brandneuen Spielbrettern sind hier entscheidend, auch die kleineren Verfeinerungen am Gameplay und weitere Spiel-Modi wie Online-Wettkämpfe und die Bewegungsspiele machen dieses Mario Party zum Vorzeige-Gesamtpaket! Und für alle, die meinten, Mario Party wäre reine Glückssache, gibt es jetzt den Profi-Modus!
Positiv:
+ mehr Bretter, mehr Minispiele und mehr Spielfiguren denn je
+ Jamboree-Partner und Challenge-Minispiele sorgen für noch mehr Spielspaß
+ Liebe zum Detail deutlich spürbar
+ Offline- und Online-Spiele-Modi verbreiteten das Spektrum abseits der klassischen Party
+ Profi-Modus für alle, die sich nicht auf ihr Glück verlassen wollen
Negativ:
– erspielte Münzen dienen nur zum Kauf von Emotes, Musikstücken und Stickern
– bewegungsgesteuerte Spielmodi hätten auch in die Spielbretter integriert werden können