Die Veröffentlichung der Suikoden 1 & 2 Remaster ist ein bedeutendes Ereignis für Fans klassischer Rollenspiele. Konami bringt mit dieser Neuauflage zwei der ikonischsten JRPGs der 90er-Jahre zurück und verleiht ihnen eine moderne Frische, ohne ihre Essenz zu verfälschen. Wer Suikoden noch nicht kennt, sollte sich auf eine epische Reise durch politische Intrigen, herzergreifende Freundschaften und packende Schlachten gefasst machen. Doch lohnt sich das Remaster wirklich? Hier erfahrt ihr, warum Suikoden auch heute noch als ein Meisterwerk gilt und welche Neuerungen euch erwarten.
Die Geschichten haben nur wenig von ihrem Glanz verloren
Suikoden erschien 1995 in Japan und 1996 in Nordamerika und Europa für die PlayStation. Es war ein klassisches rundenbasiertes RPG mit strategischen Elementen und einer einzigartigen Mechanik: Die Rekrutierung von 108 spielbaren Charakteren, bekannt als die „108 Sterne des Schicksals“. Inspiriert von dem chinesischen Roman Die Räuber vom Liang Shan Moor, erzählt Suikoden die Geschichte eines jungen Helden, der sich inmitten eines Bürgerkriegs wiederfindet und gegen ein korruptes Imperium kämpft. Gespielt habe ich bisher beide Spiele nicht und natürlich mit dem Erstling angefangen. Geschichtlich ist das ganze hierbei wirklich schön knackig verpackt, überrascht immer wieder und bleibt bei ca. 20 Stunden auch deutlich hinter aktuellen Releases im Genre zurück, was ich als sehr angenehm empfand, da so kein Dungeon zu lang wirkte und die Charaktere sowie eure Party im Spiel immer frisch und spannend bleibt.

Der Nachfolger, Suikoden II, wurde 1998 veröffentlicht und gilt als eines der besten Rollenspiele aller Zeiten. Es nahm die Stärken des ersten Teils und verfeinerte sie weiter: eine noch tiefere Geschichte, komplexere Charaktere, taktische Massenkämpfe und ein ausgereiftes Kampfsystem. Wer die Originale gespielt hat, wird sich an die emotionalen Höhepunkte erinnern – von der herzzerreißenden Freundschaft zwischen Riou und Jowy bis hin zu den epischen Feldschlachten. Dabei hebt sich besonders der Antagonist Luca Blight hervor, einer der faszinierendsten und furchteinflößendsten Bösewichte der JRPG-Geschichte. Seine brutale Natur und sein unaufhaltsamer Ehrgeiz machen ihn zu einer unvergesslichen Bedrohung und ich war häufiger wirklich etwas geschockt, wie unbarmherzig einige der Sequenzen mit ihm sind und wie fies realistisch der Krieg und all die Opfer, die er bringt, dargestellt wurde. Generell wurde auch ich in den Zauber von Suikoden II gezogen und kann die vielen Lobeshymnen wirklich sehr gut verstehen. Selten hat es ein so klassisches JRPG geschafft mich auch heute noch den Controller umklammern zu lassen, da ich weder aufhören wollte zu spielen, noch teilweise glauben konnte, was da innerhalb der Story so passiert.

Nostalgie trifft auf Moderne
Eines der ersten Dinge, die beim Remaster ins Auge stechen, ist die überarbeitete Grafik. Während die klassischen 2D-Sprites ihren Charme behalten haben, wurden sie mit hochauflösenden Hintergründen kombiniert. Die Farbpalette wirkt satter, die Charaktere und Umgebungen sind detaillierter, und insgesamt sorgt die überarbeitete Optik für eine frische, aber dennoch vertraute Atmosphäre. Besonders die Charakterporträts haben eine Generalüberholung erhalten und zeigen mehr Ausdrucksstärke als je zuvor. Auch die Effekte wurden verbessert: Magieattacken, Kampfanimationen und sogar kleine Details wie die Spiegelungen auf Wasseroberflächen wurden modernisiert. Besonders beeindruckend ist die Detailtreue in den Umgebungen, Wälder wirken dichter, Städte lebendiger und Lichtreflexionen realistischer. Trotz all dieser Anpassungen fühlt sich das Spiel immer noch wie das klassische Suikoden an, was den Entwicklern und Entwicklerinnen hoch anzurechnen ist. Ein weiterer Pluspunkt ist die Verbesserung der Zwischensequenzen. Die dramatischen Momente wie die tragischen Szenen zwischen Riou und Jowy oder die groß angelegten Schlachten, profitieren von den neuen Animationen und der flüssigeren Darstellung. Neben der optischen Überarbeitung hat Konami auch einige sinnvolle Quality-of-Life-Verbesserungen eingeführt, die das Spielerlebnis angenehmer gestalten. Diese sind mir als Neuling ebenfalls direkt positiv aufegefallen, doch ich wusste natürlich nicht welcher damals bereits dabei waren und welche es erst über das Remaster in die Spiele geschafft haben, daher eine kurze Übersicht:

- Schnellere Kämpfe: Wer das Original kennt, weiß, dass die Kampfgeschwindigkeit manchmal etwas behäbig war. Im Remaster gibt es eine Option, um Kämpfe zu beschleunigen, was das Grinding erleichtert und generell einfach Zeit spart, wenn man durch einen Dungeon kommen möchte.
- Automatische Speicherpunkte: Nichts ist frustrierender als ein Game Over nach einem langen Dungeon, jetzt gehören lange Rücksetzpunkte der Vergangenheit an, da an wichtigen Punkten und vor Bossen fast immer gespeichert wird. Dennoch sollte man aber immer wieder manuell speichern, um Frust vorzubeugen.
- Überarbeitete Benutzeroberfläche: Die Menüs wurden optimiert, sodass sich Charakterverwaltung, Inventar und Runensystem intuitiver bedienen lassen, auch wenn dies in Teil 1 immer noch wirklich frustig zu bewerkstelligen ist, da die Inventare der Gruppenmitglieder ständig voll sind und es kein Party-Inventar gibt, wie in Teil 2 dann.
- Verbesserte Navigation: Spieler können sich nun schneller auf der Weltkarte bewegen, und die Karte selbst wurde verbessert, um eine bessere Orientierung zu ermöglichen, wobei es ganz klassisch dennoch keine Wegpunkte oder ähnliches gibt. Man muss also zuhören und lesen, was als nächstes zu tun ist.
- Neue Dialogoptionen: Spieler können nun zwischen klassischer und moderner Textdarstellung wählen, was besonders für Neueinsteiger hilfreich sein kann.
- Verbesserte KI in den Kämpfen: Gegner reagieren intelligenter, und einige Bosskämpfe wurden leicht angepasst, um mehr Herausforderung oder Fairness zu bieten.

Trotz dieser Verbesserungen bleibt das Spielgefühl unverändert: Taktik und strategische Entscheidungen sind nach wie vor entscheidend, sowohl in den rundenbasierten Kämpfen als auch in den groß angelegten Schlachten, die in Suikoden II ja sogar als SRPG-Kämpfe integriert wurden, während es im ersten Teil noch simple Papier-Stein-Schere-Kämpfe sind.

Aufgehübschte Präsentation, verbessertes Gameplay
Die Musik von Suikoden ist legendär und die Remaster-Version bietet überarbeitete Soundtracks mit einer höheren Klangqualität, ohne dabei die Originalmelodien zu verändern. Das bedeutet, dass ikonische Stücke wie „Reminiscence“, „Gothic Neclord“ und „A True Man“ weiterhin für Gänsehaut sorgen. Der Soundtrack von Suikoden ist nicht einfach nur Hintergrundmusik – er transportiert Emotionen und verstärkt die Atmosphäre des Spiels. Sei es die Melancholie eines verlassenen Dorfes oder die Intensität einer letzten Konfrontation zwischen alten Freunden, die Musik unterstreicht die erzählerische Tiefe von Suikoden perfekt. Viele Stücke wurden neu eingespielt und profitieren von einer besseren Instrumentalisierung, wodurch sie noch epischer wirken. Auch die Soundeffekte wurden verbessert. Das Klirren von Schwertern, das Rauschen von Magie oder die Geräusche in den Städten wurden feiner abgestimmt, um eine noch immersivere Spielerfahrung zu bieten. Suikoden ist für viele mehr als nur ein RPG, es ist eine Erzählung über Loyalität, Verrat, politische Intrigen und den Preis des Krieges. Die Geschichten beider Spiele sind voller Wendungen und moralischer Dilemmata. Es gibt keine einfachen Antworten, Verbündete werden zu Feinden, und manchmal muss man schwere Entscheidungen treffen, die das Schicksal ganzer Nationen beeinflussen.

Suikoden II hebt das Storytelling auf eine noch höhere Ebene. Besonders die Beziehung zwischen Riou, Jowy und Nanami gehört zu den bewegendsten in der Videospielgeschichte. Das Remaster gibt neuen Spielenden wie mir die Gelegenheit, diese epische Saga zu erleben und alten Fans die Möglichkeit, sie in modernisierter Form erneut zu durchleben. Dank der überarbeiteten Zwischensequenzen wirken emotionale Momente noch intensiver und lassen euch noch tiefer in die Handlung eintauchen. Auch Nebenquests und kleinere Story-Elemente wurden leicht überarbeitet, sodass einige der Charaktere noch mehr Tiefe erhalten haben. Dialoge wurden an manchen Stellen überarbeitet, um die emotionale Wirkung zu verstärken. Das Suikoden 1 & 2 Remaster zeigt, dass großartige Spiele zeitlos sind. Konami hat es geschafft, die beiden Klassiker für die moderne Zeit zugänglich zu machen, ohne ihre Seele zu verändern. Wer diese Meisterwerke bisher verpasst hat, sollte die Gelegenheit nutzen, in ihre tiefgründige Welt einzutauchen. Ob ihr euch nun erstmals auf die Suche nach den 108 Sternen des Schicksals begebt oder diese epische Reise noch einmal erleben wollt, das Suikoden Remaster ist eine der besten Möglichkeiten, sich in eine der packendsten RPG-Welten aller Zeiten zu verlieren.

Fazit
Suikoden I&II HD Remaster Gate Rune and Dunan Unification Wars lässt alte Fans die nostalgische Reise genießen, während neue Spielende entdecken, warum Suikoden, gerade Suikoden II, als eines der besten Rollenspiele aller Zeiten gilt. Mit verbesserter Grafik, optimiertem Gameplay und der gleichen fesselnden Geschichte ist das Remaster eine Bereicherung für jedes RPG-Herz.

Positiv:
+
Negativ:
– keinerlei Sprachausgabe
– Inventar- uns Ausrüstungsmenüs in Suikoden I sind eine Zumutung