Auch wenn mich die Trailer nicht ganz überzeugen konnten, war ich mit Operation Memories doch gespannt auf ein charmantes, gemütliches Spiel, das sich um meine Lieblingsfigur aus der Serie SPYxFamily, Anya Forger, dreht. Doch was genau erwartet einen? Und macht das auch für Neueinsteiger Sinn, die vielleicht gerade mit dem Manga oder Anime begonnen haben? Unser Test versucht das für euch herauszufinden.
Direkt in die „Action“
Das Spiel ist auf jeden Fall nicht gerade einsteigerfreundlich, denn es setzt voraus, dass man mit dem Anime oder Manga bereits vertraut ist, und wirft einen direkt in Anyas Klassenzimmer an der Eden-Akademie, ohne dass es eine richtige Einführung in die Welt oder die Charaktere gibt, was schade ist. Daher ein kurzer Abriss der Story. Die Geschichte handelt von einem Spion namens Twilight, der eine Familie gründen muss, um einen Auftrag auszuführen, der die Welt retten könnte. Was er nicht weiß: Seine Adoptivtochter Anya ist eine Telepathin und die Frau, die er heiraten will, Yor, eine geschickte Attentäterin. Gemeinsam bilden sie die Familie Forger, in der niemand außer Anya die geheimen Identitäten der anderen kennt. Anya Forger besucht die Eden Academy, eine prestigeträchtige Privatschule, in die Loid Forger sie im Rahmen der Operation Strix eingeschrieben hat. Das Ziel dieser Mission ist es, dass Anya in die Nähe von Damien Desmond kommt, dem Sohn von Donovan, dem Vorsitzenden der Partei der Nationalen Einheit von Ostania und Twilights derzeitigem Missionsziel. Anya soll also bei der Durchführung von Loids Mission, die als Operation Strix bekannt ist, helfen. Das ist die Vorlage und wenn die Geschichte im Spiel nun etwas daraus machen würde uns spannend und unterhaltsam wäre, wäre das echt klasse, aber leider gibt es kaum eine nennenswerte Geschichte. Anya Forgers neue Schulaufgabe besteht darin, ein Fototagebuch mit Erinnerungen zu erstellen, und das war’s dann auch schon.
Es gibt keine übergreifende Handlung oder erzählerische Struktur, die das Spiel vorantreibt. Sie wird nur ein paar Mal im Spiel erwähnt, wodurch sich das Abenteuer repetitiv und glanzlos anfühlt. Es fehlt der Charme und der Humor, für den die Serie bekannt ist, und wirkt eher wie eine billige Imitation. Doch was ist mit dem Gameplay? Nachdem Anya von Eden nach Hause zurückgekehrt ist, informiert sie Loid und Yor über ihren Auftrag, und sie beschließen, ihr zu helfen. Das Spiel folgt einem lockeren Kalendersystem mit einem Tag- und Nachtzyklus und wöchentlichen Aktivitäten, obwohl es keinen richtigen Kalender gibt. An Wochentagen besucht Anya morgens den Unterricht und verbringt die Abende mit ihrer Familie. Am Wochenende gehen die Forgers an verschiedene Orte wie den Strand oder Kunstmuseen auf der Suche nach fotografierenswerten Motiven. In diesen Momenten geht man verschiedenen Aktivitäten nach, wobei die Fotografie die wichtigste ist. An jedem Ort gibt es Ereignisse, bei denen man Erinnerungsfotos machen kann – sei es etwas, das Anya ins Auge fällt, oder ein wichtiger Moment. Der Fotografie-Aspekt ist dabei ein zentraler Bestandteil des Spiels. Ihr müsst Fotos von Anya und ihren Freunden und ihrer Familie im richtigen Moment, im richtigen Winkel und in der richtigen Schärfe aufnehmen, um das Album zu vervollständigen. Das ist ziemlich einfach, aber auch recht langweilig.
Das Gameplay verdient leider keinen Stella Star
Habt ihr ein paart der Fotos gemacht, erhaltet ihr Punkte mit denen ihr wiederum Minispiele bestreiten könnt, die abends oder frühmorgens im Haus der Forger zugänglich sind. Zu Beginn werden nur vier Minispiele freigeschaltet: Völkerball, Yors Gemüseschneiden, Loids Mission und Yors Attentatsmission. Diese Minispiele bieten eine schöne Abwechslung und machen auch echt Spaß. Bei Loids Mission geht es zum Beispiel darum, heimlich Gemälde zu stehlen und dabei die Sicherheitskräfte zu umgehen, während Yors Mission ein Beat ‚em up ist, bei dem man sich Stufe für Stufe gegen mehrere Wachen behaupten muss. Das Dodgeball-Minispiel hingegen ist ein Teamspiel, bei dem Anya, Becky und Damian zusammenarbeiten, um ein anderes Team zu besiegen. Anfangs sind diese Minispiele auch ganz unterhaltsam, werden jedoch etwas geschmählert, da man sie immer wieder spielen muss, um neue Inhalte und Schwierigkeitsgrade freizuschalten und um Tickets zu verdienen, mit denen neue Outfits freigeschaltet werden.
Der Übergang von 2D-Anime zu 3D-Modellen ist eine Herausforderung, aber ich muss sagen, dass Loid, Yor, Anya und Bond in 3D ziemlich gut aussehen. Allerdings gibt es auch auffällige Probleme, wie zum Beispiel unsaubere Animationen und Low-Poly-Texturen im Hintergrund. Einige Bereiche sehen gut aus, während andere nicht so gut abschneiden, doch insgesamt ist das Ganze schon recht in Ordnung und sticht weder heraus noch stört es während der Spielzeit. Eine Sache, die dieses Spiel wirklich gut macht, ist die Tatsache, dass es von Anfang bis Ende vollständig von der japanischen Originalbesetzung vertont wurde, so dass man sie neue Dialoge sprechen hören kann. Die Musik ist anständig, wenn auch nicht besonders einprägsam, mit Ausnahme des Dodgeball-Minispiel-Soundtracks, der als der beste heraussticht. Doch insgesamt bleibt ein etwas unschöner Nachgeschmack beim Spiel übrig, da es sich wie ein Cash Grab mit einer beliebten Lizenz anfühlt. Es wäre einfach viel mehr in dem Konzept drin gewesen und kann so nur schwer Fans oder welche, die es noch werden möchten, empfohlen werden. Dazu gibt es schlicht zu wenig Inhalt und ihr habt das Spiel in nur wenigen Stunden auch bereits beendet.
Fazit
Wer den Anime oder Manga mag und sich auf sehr seichte Unterhaltung einstellen kann, wird mit SpyxAnya: Operation Memories kurzweiligen Spaß finden, wenn auch wenig Neues oder Interessantes zu den Charakteren dabei rumkommt. Abseits davon kann man aufgrund der fehlenden Story, dem runtergebrochenem Gameplay und der durschnittlichen Optik aber leider keine wirkliche Empfehlung aussprechen, was schade ist.
Positiv:
+ komplett mit den japanischen Originalstimmen vertont
+ kleine, schöne Momente für Fans
+ anfänglich noch recht spaßige Minispiele
Negativ:
– repetitiver Spielablauf
– Minispiele wiederholen sich viel zu schnell
– kaum interessante Gespräche oder Story
– sehr geringer Anspruch, scheint für jüngere Spielende angedacht