Review: Split Fiction – Der neue Benchmark für Koop-Erlebnisse

Nachdem It Takes Two 2021 bei den Game Awards als Spiel des Jahres ausgezeichnet wurde und auch bei uns im Test wunderbar abschneiden konnte waren wir natürlich sehr gespannt auf den nächsten Titel des Studios. Split Fiction ist ein bezauberndes, selbstbewusstes Koop-Abenteuer wie kein anderes, ein Nonstop-Feuerwerk an Gameplay, das mich durchgehend zum Grinsen gebracht hat, während wir uns gemeinsam durch Levels geboxt, geparkourt und gepuzzelt haben. Ist es ein Puzzle-Plattformer? Ein Third-Person-Action-Adventure? Ein Extremsport-Spiel, ein Side-Scroller oder ein Twin-Stick-Shooter? Die kurze Antwort ist ja, die lange ist unser nachfolgender Test.

Der wirkliche Kampf gegen die Maschinen und KI

Split Fiction erzählt die Geschichte von Zoe und Mio, zwei jungen, erfolglosen Autorinnen, die von einer mysteriösen Tech-Firma mit dem Versprechen gelockt werden, endlich veröffentlicht zu werden. Doch was sie nicht erwartet haben: Ihre Gehirne werden systematisch nach jeder einzelnen Geschichte, die sie jemals erdacht haben, durchforstet. Nach einem kleinen Zwischenfall mit einer misstrauischen Mio landet sie versehentlich in Zoes persönliche virtuelle Instanz innerhalb des Systems. Plötzlich müssen die beiden zusammenarbeiten, um zu entkommen und den perfiden Plan des Unternehmens zu durchkreuzen. Zoe und Mio sind sofort als absolute Gegensätze etabliert, sei es in ihrer Einstellung, ihrer Art oder sogar ihrem Akzent. Doch Split Fiction verschwendet keine Zeit und wirft sie direkt in dieses verrückte Abenteuer. Es ist fast überraschend, dass nicht schon längst ein Dutzend Spiele diese Grundidee aufgegriffen haben: In einer interaktiven, virtuellen Welt gefangen zu sein, ist ein Motiv, das in Filmen seit Jahrzehnten variiert wird. Doch Split Fiction kommt 2025 genau zur richtigen Zeit, als Abrechnung mit einer Zukunft, in der wir gegen unseren Willen mit generischem KI-Müll überflutet werden. Im Kern ist es ein lautes Statement gegen die arrogante Tech-Elite, die Kunst nur noch als verwertbare Masse für ihre Plagiatsmaschinen sieht. Und genau das macht Split Fiction noch charmanter.

Wie schon in It Takes Two sitzt das Plattforming in Split Fiction sofort. Mit Doppelsprung, Luft-Dash und spektakulären Wallruns fühlt sich jede Bewegung flüssig an. Greifhaken katapultieren euch schwungvoll durch die Level, und das Spiel hilft euch mit kleinen Auto-Korrekturen, sodass Sprünge und Landungen nicht frustrierend werden. Das System ist einfach zu lernen und setzt mehr auf Timing und Momentum als auf gnadenlose Präzision. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Bowlingbahn mit nur einer Bande, ihr bekommt hier und da einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, seid aber nicht komplett vor Fehlern gefeit. Ein kleiner Kritikpunkt: Wenn einer von euch zu weit vorausrennt, kann es manchmal schwierig sein, wieder aufzuholen. Manchmal landet man in einer Frust-Schleife aus Sterben und Respawnen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Auch dass Zoe und Mio einfach durch einander hindurchclippen, wenn sie auf der gleichen Plattform stehen, wirkt etwas unfertig – eine kleine digitale Verzerrung als Effekt hätte das eleganter gelöst. Trotzdem: Das Plattforming ist perfekt auf das Koop-Gameplay abgestimmt und funktioniert besonders gut für Spieler mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Stirbt man außerhalb eines Bosskampfes, respawnt man sofort beim Partner. Innerhalb eines Bosskampfes muss man nur kurz Button-Mashing betreiben, um zurück ins Spiel zu kommen.

Ein mannigfaltiges Fest an Ideen und Verrücktheiten

Die Checkpoints sind großzügig gesetzt, sogar in Bosskämpfen, sinkt die Boss-Lebensleiste unter 50%, müsst ihr nie einen ganzen Kampf von vorne beginnen. Das ist auch gut so, denn manche Attacken sind unvorhersehbar und können euch direkt nach dem Respawn wieder ins Jenseits befördern. Trotzdem waren die Rückschläge nie so groß, dass sie den Spielfluss ernsthaft gestört hätten. Split Fiction schafft es, einen permanent bei der Stange zu halten, weil es sich ständig verändert. Es bleibt nie lange dasselbe und überrascht immer wieder mit neuen Ideen. Ihr wolltet schon immer wissen, wie man SSX und Shadow of the Colossus in eine Geschichte packt? Hier habt ihr die Antwort. Da Zoe Fantasy-Autorin und Mio Sci-Fi-Schreiberin ist, wechselt das Spiel ständig zwischen den beiden Genres. Aber es bleibt nicht einfach bei einem festen Sci-Fi- und einem festen Fantasy-Setting – jede Welt hat ihre eigenen kreativen Mechaniken. Mios Sci-Fi-Ideen führen euch von einer Neon-Metropole mit fliegenden Autos und Schwerkraft-parkourenden Cyber-Ninjas bis zu einer Raumstation, die neben einer sterbenden Sonne steht, die alles in regelmäßigen Abständen mit tödlichen Energieblitzen grillt. Und das sind nur zwei Beispiele, ich will gar nicht zu viel verraten, denn ein großer Reiz des Spiels liegt darin, nie zu wissen, was als Nächstes kommt.

Die Fantasy-Welten wirken anfangs etwas süßer und märchenhafter, während die Sci-Fi-Level oft rasanter und technischer sind. Aber die Fantasy-Abschnitte haben die besseren Bosskämpfe, die Bosse sind gigantisch, haben mehr Persönlichkeit und bleiben länger in Erinnerung. Gegen Ende wird die Fantasy-Welt dann düsterer und epischer, was den perfekten Übergang zum finalen Level schafft. Und das Finale? Absoluter Wahnsinn. Es ist nicht nur der stärkste Abschnitt in Split Fiction, sondern eines der besten Enden, die ich je in einem Spiel erlebt habe. Das gesamte letzte Level ist ein visuelles Meisterwerk und zeigt, dass Hazelight einfach weiß, wie man einen Höhepunkt inszeniert. Split Fiction ist ein Koop-Traum, der sich keine Grenzen setzt. Das Spiel ist kreativ, abwechslungsreich und voller Charme. Die Steuerung ist flüssig, die Mechaniken sind intuitiv, und das Leveldesign ist meisterhaft. Die Geschichte ist clever, und das ganze Spiel fühlt sich an wie eine spielbare Liebeserklärung an echte Kreativität und ein riesiger Mittelfinger an diejenigen, die glauben, Kunst könnte von Maschinen generiert werden. Es ist ein Spiel, das von Zusammenarbeit, Kommunikation und purem Spaß lebt. Ob ihr mit einem alten Freund spielt oder wie ich mit jemandem, der Koop-Spiele kaum gewohnt ist – Split Fiction macht es euch einfach, gemeinsam eine großartige Zeit zu haben. Hazelight hat es wieder getan. Und verdammt, ich hoffe, sie tun es bald wieder.

Fazit

Split Fiction ist ein wahrgewordener Koop-Traum. Es unterhält durch und durch, bietet unglaublich viele und abwechslungsreiche Schauplätze und Gameplay-Elemente und langweilt wirklich keinen Moment. Sucht euch schnellstens einen Freund, Freundin, Ehemann, Oma, Katze oder Hamster und spielt gemeinsam dieses wunderbare Spiel.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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