Spirit of the North 2 ist der Nachfolger des atmosphärischen Indie-Abenteuers von 2019 und führt Euch erneut in eine mystische Welt voller Naturgeister, uralter Ruinen und nordischer Melancholie. Entwickelt von Infuse Studio und veröffentlicht von Merge Games, setzt das Spiel auf die Unreal Engine 5 und verspricht eine visuell beeindruckende Erfahrung. Doch hält der zweite Teil, was er verspricht? Das und mehr erfahrt ihr natürlich in unserem Test.
Zu zweit ist es direkt gemütlicher
In Spirit of the North 2 schlüpft Ihr wieder in die Rolle eines roten Fuchses, der diesmal nicht allein unterwegs ist. Ein weiser Rabe begleitet Euch auf Eurer Reise, die Euch durch eine weitläufige, offene Welt führt, die von einer dunklen Macht bedroht wird. Euer Ziel ist es, die verlorenen legendären Wächter zu finden und sie aus den Fängen des finsteren Schamanen Grimnir zu befreien. Die Geschichte bleibt dabei größtenteils wortlos und setzt auf visuelles Storytelling, was bereits im ersten Teil für eine besondere Atmosphäre sorgte. Die Welt von Spirit of the North 2 ist deutlich größer und vielfältiger als im Vorgänger. Ihr durchstreift dichte Wälder, erklimmt schneebedeckte Gipfel und erkundet dunkle, uralte Krypten. Jedes Biom bietet eigene Herausforderungen und Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Die Entwickler haben besonderen Wert auf die Gestaltung der Umgebung gelegt, sodass jede Region ihre eigene visuelle Identität besitzt. Ein zentrales Element des Spiels ist die Suche nach mächtigen Runen, die Eure Fähigkeiten verbessern. Diese Runen sind über die Welt verteilt und erfordern oft das Lösen von Rätseln oder das Überwinden von Hindernissen, um sie zu erreichen. Mit über 30 verschiedenen Runen könnt Ihr Euren Fuchs individuell an Euren Spielstil anpassen. Zusätzlich gibt es umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten für das Aussehen Eures Fuchses, was für zusätzliche Motivation sorgt, die Welt gründlich zu erkunden.

Die Interaktion mit dem Raben bringt eine neue Dimension ins Gameplay. Der Rabe kann eingesetzt werden, um Objekte zu aktivieren, Gegner abzulenken oder schwer zugängliche Bereiche zu erreichen. Diese Mechanik erfordert taktisches Denken und fördert die Zusammenarbeit zwischen den beiden Protagonisten. Die Kämpfe gegen die korrumpierten Wächter sind herausfordernd und verlangen sowohl Geschick als auch Köpfchen. Jeder Wächter stellt eine eigene Herausforderung dar und erfordert das Lösen von Rätseln, um ihn zu befreien. Diese Bosskämpfe sind spannend inszeniert und bieten eine gelungene Abwechslung zum Erkunden der Welt, welches besonders zu Beginn etwas sehr dröge und ziellos vonstatten geht. Denn nachdem ihr die erste Insel verlasst, seid ihr auf euch alleine gestellt, es gibt keine wirklichen Anhaltspunkte, außer zu den Zielpunkten, für die man aber sogenannte Wisps braucht, sonst öffnet sich euch keine Tür. Und diese zu finden hat mich zunächst wirklich etwas zur Weißglut getrieben, da ich die Insel mehrmals abgelaufen bin und immer und immer wieder verwirrt umhergesucht habe. Da wäre eine direkte Hilfe durch den Raben oder eine Anzeige auf der Karte wirklich hilfreich gewesen.

Indie-Charme retter vor technischen Ungereimtheiten
Technisch beeindruckt Spirit of the North 2 mit der Unreal Engine 5. Besonders die Lumen-Technologie sorgt für realistische Licht- und Schatteneffekte, die die Welt lebendig wirken lassen. Die Wettereffekte und der Tag-Nacht-Zyklus tragen zusätzlich zur immersiven Atmosphäre bei. Allerdings gibt es derzeit noch Performance-Probleme, insbesondere wenn ihr nicht den Leistungsmodus wählt. Denn beim Grafikmodus bekommt man leider niedrige FPS und lange Ladezeiten, was den Spielfluss stören kann. Auch Pop-Ups sind ein größeres Problem, wenn ihr etwas schneller über die Landschaft rennt und dabei so gut wie alles sich vor euren Füßen anfängt zu materialisieren. Die Entwickler sind sich dieser Probleme bewusst und arbeiten an Optimierungen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die erhöhte Schwierigkeit im Vergleich zum Vorgänger. Der Fuchs kann nun Schaden nehmen und sterben, was das Spiel herausfordernder macht. Durch die teilweise etwas hakelige Steuerung kann das nerven, besonders, da der erste Teil eher auf Entspannung und Erkundung setzte.

Trotz dieser Schwächen bietet Spirit of the North 2 eine fesselnde Spielerfahrung. Die Kombination aus wunderschöner Grafik, atmosphärischem Soundtrack und abwechslungsreichem Gameplay macht das Spiel zu einem lohnenswerten Abenteuer für Fans des ersten Teils und Neueinsteiger gleichermaßen. Die neuen Features und Verbesserungen zeigen, dass die Entwickler aus dem Feedback zum ersten Teil gelernt haben und bemüht sind, das Spielerlebnis weiter zu verbessern. Abschließend lässt sich sagen, dass Spirit of the North 2 ein gelungener Nachfolger ist, der die Stärken des ersten Teils beibehält und gleichzeitig neue Elemente einführt, die das Gameplay bereichern. Mit weiteren Optimierungen und Updates hat das Spiel das Potenzial, ein Highlight im Genre der atmosphärischen Abenteuer zu werden. Man muss aber Lust haben sich ohne wirklich viel Hilfe vom Spiel durch die Welt zu bewegen und darauf zu hoffen, dass man immer findet, was man finden soll. Denn ich könnte mir gut vorstellen, dass viele Spielende nach einer Stunde umherirren auf der Suche nach dem so benötigtem nächsten Wisp, vielleicht nicht unbedingt noch die Lust und das Durchhaltevermögen auf mehr vom Spiel haben werden.

Fazit
Spirit of the North 2 ist eine schöne Fortsetzung, die den Charme des Erstlings gut beibehält und aber das Gameplay dabei gekonnt ausbaut. Die neuen Fertigkeiten in Verbindung mit dem Raben machen Spaß, die Atmosphäre und der magische Look sehen schön aus und das Spiel lädt zum Verweilen ein. Leider gibt es hier und da technische Probleme und das viele ziellose Umherirren zum nächsten benötigten Item kann arg nerven.

Positiv:
+ Rabe fügt sich wunderbar ins Spiel ein
+ schön gestaltete Boss-Kämpfe
+ wunderbare Atmosphäre, auch durch die Musik
+ viele Anpassungsmöglichkeiten eures Fuches
Negativ:
– mitunter viele Pop-Ups in der offenen Welt
– Sammeln von benötigten Items ohne irgendwelche Anhaltspunkte ist frustig
– etwas hakelige Animationen