Review: Snack World: Die Schatzjagd – Gold – Viele Dungeons und leckerer Loot

Entwickler Level-5 wird sicherlich den meisten ein Begriff sein. Neben großartigen Titel wie Dragon Quest VIII oder Rogue Galaxy gab es auch in jüngerer Zeit mit Ni No Kuni 1 & 2 Gründe, die japanischen Entwickler im Auge zu behalten. Leider haben es einige Level-5 Spiele in Sachen Lokalisierung jedoch äußerst schwer, man denke nur an die lange Warterei auf neue Spiele der Yo-Kai Watch Reihe. Auch Snack World ereilte dieses Schicksal. Schon 2017 wurde das Spiel in Japan für Nintendo 3DS veröffentlicht und galt als mittelgroße Multifranchise-Hoffnung, immerhin hatte Level-5 mit Professor Layton, Inazuma Eleven und Yo-kai Watch schon einige starke Marken auf die Beine gestellt. Nun sind wir im Februar 2020 und endlich bekommen westliche Spieler die Chance den Titel in den Händen zu halten. Doch lohnt sich der Ausflug in die kunterbunte, kulinarisch angehauchte Welt von Snack World? Findet es hier heraus.

Hunger auf eine Geschichte?

Ihr beginnt das Abenteuer im Königreich Croquetta, wie sollte es anders sein, mit eurem von Amnesie geplagten Helden, welchen ihr euch frei nach euren Vorlieben erstellen und mit Geschlecht, verschiedenen Gesichtern und Schlachtrufen gestalten könnt. Ich konnte bei den angebotenen Frisuren und dem Grafikstil nicht anders und habe meinem Charakter eine blonde Super-Sayajin Frisur verpasst.

Euer erstellter Charakter ist aber nicht die Hauptfigur, sondern agiert in der Geschichte mehr am Rand. Hauptfigur ist der blonde Chup. Dieser hat sich nämlich Hals über Kopf in die Tochter von König Büfett verliebt und wird für Prinzessin Melonia alles tun, um ihre Gunst zu erlangen, was in vielen Abenteuern rund um das Königreich ausartet. Alleine ist er bei seinem Vorhaben aber nicht und wird unter anderem begleitet von Hexe Mayona, Muskelpaket Béarnaise, Goblin Gobsan und Schweinedrache Francene. Lange bleibt es nicht ruhig im Königreich und bald wird klar: Das Reich von König Büfett wird vom bösen Sultan Balsamico bedroht, der versucht, den Drachen Smörg Åsbrod zu beschwören. Euer Job ist natürlich, dies zu verhindern und Frieden in das Land zu bringen. Dafür werdet ihr durch allerhand Gebiete reisen und über die Erbsen-Ebene, die Curry-Wüste und ähnlichem.

Mittlerweile habt ihr es vielleicht schon an den Namen gemerkt und am Grafikstil gesehen, Snack World nimmt sich nicht allzu Ernst und weiß mit verschiedenen Anspielungen und Meta-Gags ein Lächeln auf euer Gesicht zu zaubern. Erwartet abseits dieser netten Spielereien aber keine zu großen Wendungen oder Überraschungen innerhalb der Geschichte. Diese ist recht linear gehalten, glänzt dafür jedoch durch die sehr detailverliebte und niedliche Welt mit ihren skurrilen Bewohnern.

Die Bosse sind oft ein Mix aus düsterem Design und witzigem Charme

Wie schmeckt das Gameplay?

Euer Hub und Startpunkt für jede Mission ist eine klassische kleine Stadt, in der ihr mit den Bewohnern sprechen, Gegenstände kaufen und Gebäude erkunden könnt. Wahlweise könnt ihr alleine mit der KI, lokal im Koop oder online mit bis zu drei anderen Spielern auf die Jagd nach neuen Schätzen gehen. Alleine begleitet euch oft ein NPC, welcher euch die Aufgabe aufgegeben hat oder Story-technisch involviert ist. Vor jeder Mission muss die Ausrüstung stimmen, ihr habt nämlich nur begrenzte Slots für eure Waffen, hier Jara genannt. Da ihr diese innerhalb einer Mission nicht ändern könnt, muss jede ausgerüstete Klinge gut überlegt sein.

Jara droppen zufällig in Dungeons, durch Schatzkisten oder können hergestellt werden, in jedem Fall solltet ihr aber ein breites Arsenal dieser bereit haben und häufig verwendete Jara kräftig verbessern. Gleiches gilt auch für eure Rüstung und Accessoires. Alles könnt ihr euch natürlich auch im Shop kaufen, in der Stadt lohnt sich dies aber selten, da diese meist überteuert und erst nach mehreren Verbesserungen wirklich von Nutzen sind. Haltet da lieber Ausschau nach Shops in Dungeons und spart euch die Goldtaler bis dahin auf. Apropos Dungeons, diese sind zufallsgeneriert und in mehrere Ebenen aufgeteilt, bei denen in der untersten fast immer ein Boss auf euch lauert. Diese werden für die Hauptmissionen in einer kleinen Zwischensequenz angekündigt und sind schön inszeniert, oft aber auch recht knackig.

Aufgelevelt wird natürlich auch und mit jeder neu erreichten Stufe bekommt ihr einen Attributspunkt zum Verteilen. Die Attribute sind dabei witzig in verschiedene Kategorien verteilt, in denen ihr nicht mit jedem Punkt eure Werte direkt steigert, sondern vielmehr Boni freischaltet wie etwa Stärke+10 oder eine Resistenz gegenüber einem bestimmten Element. Die Menüführung ist mir dabei gelegentlich störend aufgefallen. Beispielsweise habe ich die Option zur Verteilung meiner Punkte immer im falschen Menü gesucht habe und nicht im „Pix-e Pod“, welcher zum Speichern, für euer Online-Profil und andere Features genutzt wird, aber das stört den Gesamteindruck natürlich nicht. Generell ist Snack World, zumindest offline mit der KI, fordernder als man bei der sympathischen Chibi-Grafik vermuten würden. Besonders bei den Bossen habe ich durchaus einmal das Zeitliche gesegnet, da ich die falsche Ausrüstung und zu schwache Snacks dabei hatte, und musste den Dungeon noch einmal komplett hinter mich bringen. Auch gut getimtes Blocken und Ausweichen will gelernt sein, denn es entscheidet häufig darüber, ob ein Gruppenmitglied euch wiederbeleben muss oder ihr mit gestählter Brust den Sieg nach Hause bringen könnt.

Snacks auf den Spuren von Pokémon

Zusätzlich habt ihr auch noch die titelgebenden Snacks an eurer Seite, welche mit euch zusammen kämpfen, euch heilen und gesammelt werden können. Hierbei benötigt ihr aber keine weiteren Gegenstände zum Fangen, wie etwa einen Pokéball. Einige bekommt ihr durch Missionen, aber der eigentliche Spaß ist, dass jeder im Spiel auftauchende Gegner ein potenzieller Snack für euch ist. Habt ihr die Vertrautheit dieser durch mehrmaliges Kämpfen oder Items auf dem Maximalwert, werden diese eurem Arsenal hinzugefügt, und bis zu drei Snacks können euch später im Spiel begleiten. Die für eure Party verwendeten Snacks kommen dabei in die Gruppensnacks, während weitere Tagessnacks euch zum Herbeirufen zur Verfügung stehen und nicht aktiv am Geschehen teilnehmen. Ihr könnt eure gesammelten Snacks auch mit anderen Spielern tauschen und euch so eine ausgeglichene Gruppe zusammenstellen oder einfach eure Snackliste vervollständigen.

Habt ihr die blaue Anzeige links am Rand komplett gefüllt, könnt ihr einen der Snacks beschwören und eine begrenzte Zeit als dieser kämpfen.

Toller Loot mundet immer gut, besonders wenn man sich mit Freunden zusammentut

Der Spaß am Sammeln hört beim zahlreichen Loot in Snack World ebenfalls nicht auf. Fast jeder Gegner lässt ein Item oder sogar eine Truhe fallen und belohnt euch mit neuer Ausrüstung oder einem Item zur temporären Steigerung eurer Attribute sowie einem kleinen Schub an Erfahrungspunkten. Für jede erfolgreich abgeschlossene Mission greift der König noch einmal tief in die Taschen und spendiert für jede Leistung eine Truhe zum Abschluss, was die Motivation auf jeden Fall steigert. Leider sind die darin befindlichen Gegenstände meist nur Materialien zur Herstellung neuer Ausrüstung oder einmalig einsetzbare Steigerungen der Vertrautheit zu Gegnern, um diese sammeln zu können.

Dennoch macht das stumpfe Sammeln und Öffnen der ganzen Truhen Spaß und hält einen bei Laune. Die größte Freude beim Zocken bereiten allerdings ganz klar das gemeinsamen Kämpfen, Erkunden und Truhen Öffnen. Die Multiplayer-Komponente hat dabei Ähnlichkeit zu Monster Hunter, da man sich hier ebenfalls in einer Bar als eine Art Lobby befindet, mit anderen Spielern per Emote interagieren kann, seine Ausrüstung festlegt und sich mit Tränken verstärkt, bevor es losgeht. Nur die niedliche Katzenköche, die euch fotorealistische Speisen zubereiten, fehlen leider.

Zum Nachtisch ein Fazit

Snack World ist ein sympathischer, toll designter Dungeon-Crawler, der häufig auf witzige Art die vierte Wand zum Spieler durchbricht und besonders in Zusammenspiel mit ein paar Freunden viele Stunden Spaß bringt. Leider wiederholen sich besonders in den Missionen abseits der Hauptstory die Gebiete schnell, außerdem steigt der Schwierigkeitsgrad im Solo-Spiel rasch, weil die KI es häufig nicht schafft euch wiederzubeleben. Wenn ihr es hingegen schon bei Titeln wie Diablo liebt, jedes Gebiet mehrmals für neue Ausrüstung und Materialien zu durchforsten, ihr jedoch eine buntere Welt mit viel tollem Witz und charmant süßen Charakteren bevorzugt, dann ist Snack World genau richtig für euch.

Positiv:

+ liebevoll designte Welt mit viel Charme und Witz

+ Snack-Mechanik motiviert zum Sammeln und Tauschen

+ mit anderen Spielern ist großer Spaß garantiert

+ fordernde Boss-Kämpfe

+ Intro-Song muss man gehört haben

Negativ:

– Dungeons oft sehr ähnlich und mangeln an Abwechslung

– Loot überzeugt bis auf einige Ausnahmen häufig nicht

– lineare und vorhersehbare Geschichte

Snack World: Die Schatzjagd – Gold erscheint am 14. Februar 2020 für Nintendo Switch.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre