Review: Skater XL – Pure Simulation, aber nicht für jeden

Nach etlichen Jahre der Ebbe im Bereich der Skateboard-Games gibt es nun langsam eine Wiederauferstehung. Diese bringt alte Bekannte wie das Remake zu Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 oder auch ein kürzlich angekündigtes Skate 4 zum Vorschein, aber auch Neulinge wie Skater XL auf den Plan. Ob Entwickler Easy Day Studios hier direkt mit Bravour begeistern kann oder etwas am Ziel „vorbeigrindet“, das könnt ihr in unserem Test herausfinden.

Zwei Füße, zwei Sticks und ein Skateboard

Skater XL ist ganz klar eine Simulation, wenn auch eine recht arcadige. Ihr steuert mit dem linken Stick den linken und mit dem rechten Stick den rechten Fuß und nutzt für bestimmte Tricks und Aktionen noch die Schultertasten. Ähnlich funktionierte dies bereits bei EA’s Skate-Reihe, doch hier wird der Realismus dabei noch ein wenig mehr in den Fokus gesetzt und es fühlt sich einfach flüssig und klasse an. Zum Grinden müsst ihr einen Ollie oder Nollie im perfekten Winkel ansetzen und eurer Board dementsprechend ausrichten, damit ihr nicht direkt stürzt. Und ihr werdet häufig stürzen und euch anfangs die Haare raufen, besonders als Neuling, da der hohe Grad an Realismus jederzeit sehr präzises Ausrichten eures Boards voraussetzt. Alles eben wie beim echten Skaten auch. Dafür ist es ein enormes Erfolgsgefühl, wenn man diesen einen Grind auf die Rail endlich ordentlich hinbekommen hat und vor dem Ende noch mit einem Kickflip abspringt und diesen landet. Das Replay danach kann sich auf jeden Fall sehen lassen und motiviert für weitere Tricks oder schwierigere Challenges.

Mehr Tech-Demo als Spiel?

Ein paar namhafte Brands sind enthalten.

Jetzt habt ihr also ein super Grundgerüst, um mit euren Fähigkeiten auf dem Board realistisch alle Tricks zu landen, aber was macht ihr nun damit im Spiel? Am Content mangelt es dem Spiel nämlich leider erheblich. Ihr habt pro Map verschiedene Challenges, bei denen ihr bestimmt Tricks oder Combos an festgelegten Orten durchführen müsst, aber keine Kampagne, keinen Multiplayer oder irgendeine Art von Langzeitmotivation abseits der eigenen Lust immer mehr Tricks zu lernen und auszuprobieren. Anpassungen eures Charakter sind natürlich auch möglich, denn was wäre ein Skate-Spiel ohne die passenden Marken wie etnies, Element oder Santa Cruz. Für euren Charakter könnt ihr wahlweise einen weiblichen oder männlichen Skater, sowie vier vorgefertigte echte Skater (Tiago Lemos, Brandon Westgate, Evan Smith & Tom Asta) auswählen. Bei Kleidung, Schuhen, Decks oder Trucks habt ihr einiges der bekannten Marken zur Auswahl. Auch wenn das leider kein Vergleich zur Auswahl innerhalb der Skate-Reihe ist, stört dies nur wenig. Viel mehr stören dagegen die furchtbaren Ruckler und Einbrüche der Framerate, wenn ihr versucht irgendetwas beim Anpassen auszuwählen. Wem das alles reicht oder wer seine Lust zu skaten einfach nur 1zu1 vom echten Skateboard übertragen möchte, hat hier die Superlative der Skating-Simulation gefunden, alle anderen werden aber enttäuscht werden. Somit ist Skater XL wirklich mehr eine Art Tech-Demo für eine fast perfekte Skateboard-Engine, als wirklich ein vollwertiges Spiel.

Challenges sind leider der einzig wirklich Content

Grafisch etwas zu „Oldschool“

Skater XL soll natürlich kein grafisches Wunderwerk sein, denn hier zählt mehr, was ihr mit dem Board machen könnt, nicht wie die Umgebung aussieht. Aber kleinere Grafikfehler, häufige Bugs, Animationen beim Stürzen sowie steife Charaktermodelle und Gesichtsanimationen, die an das letzte Skate von 2010 erinnern, trüben das Geschehen schon arg. Es fühlt sich einfach nicht ausgereift an. Die Maps sind liebevoll gestaltet und auch wenn es inklusive der drei von der Community gestalteten insgesamt nur acht Stück sind, so gibt es doch genug Abwechslung, zumindest für die ersten Spielstunden. Leider sind die nett designten Areale zu leer und tot und könnten mit unbeteiligten Zuschauern oder anderen KI-Skatern so viel mehr an Atomsphäre bieten. Die Musik ist recht stimmig und die Songauswahl mit Interpreten wie Interpol oder Getter passt super ins Spiel, wenn der OST auch etwas klein ausfällt.

Auf der Big Ramp-Map kann man es auch etwas unrealistischer angehen.

Fazit

Skater XL bleibt definitiv hinter seinen Möglichkeiten zurück. Wer bereits seit zehn Jahren auf irgendeine neue Form der Skateboard-Simulation wartet und immer noch seine Xbox 360 oder PS3 angeschlossen hat, um eine Runde Skate zu spielen, der kann bedenkenlos zugreifen und wird definitiv auf seine Kosten kommen. Die Physik ist bahnbrechend und für jeden echten Skater ein Traum. Für viele anderen wird allerdings schnell die Luft raus sein. Denn hat man sich einmal alle Maps angeschaut und einige der Challenges absolviert, bleibt vom Spiel nicht mehr viel übrig. Das Skaten, die Flips, Grabs und Grinds funktionieren alle großartig, sind realistisch und herausfordernd, und machen dabei einfach enorm viel Spaß. Daher ist es um so ärgerlicher, dass es im Spiel so wenig zu tun gibt und man sich quasi selbst beschäftigen muss. Wer dies allerdings kann und möchte, kann die vielen tollen Skatespots genießen und seinen Traum vom echten Skate-Profi ausleben.

Positiv:

+ realistischste Skating-Simulation auf dem Markt

+ toll gestaltete Maps mit vielen coolen Spots zum Skaten

+ motivierendes Trick-System

Negativ:

– viel zu wenig Content

– altbackene Grafik und hölzerne Animationen

– einige Bugs und Grafikfehler, zumindest auf der PS4

Skater XL ist bereits für Playstation 4, Xbox One und PC via Steam erschienen.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre