Review: Silent Hill 2 – Horror-Meilenstein erfolgreich in die Neuzeit geholt

Silent Hill wird immer eine der größten Horror-Franchises aller Zeiten bleiben, doch fragt man heutzutage jemanden unter 20 Jahren, aus welchem Spiel Pyramid Head stammt, werden viele eher Dead by Daylight als den legendären zweiten Teil der Serie nennen. Ein paar schwache Spin-offs sowie Konamis Entscheidung, sich von der Videospielbranche zurückzuziehen, haben die Marke in die Bedeutungslosigkeit geführt. Sie wird meist nur erwähnt, wenn man über ihre PS2-Hochphase spricht. Doch das ändert sich nun und Silent Hill 2 ist zurück. Doch lohnt es sich immer noch oder hat Bloober Team hier zu viel missachtet? Unser Test zeigt es.

In my restless dreams…

Es ist ein trauriger Zustand für eine so ikonische Marke, aber während Capcom mit seinen großartigen Resident Evil-Remakes einen Erfolg nach dem anderen feiert, scheint Konami endlich Wiedergutmachung leisten zu wollen – vor allem mit einem kompletten Remake des Teils, der als Höhepunkt der Reihe gilt: Silent Hill 2. Das polnische Studio Bloober Team, bekannt für Blair Witch und The Medium, wurde ins Boot geholt, um dieses Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. In enger Zusammenarbeit mit Konami bringt es den Klassiker zurück – und das auf beeindruckende Weise. Auch wenn es anfängliche Zweifel gab, ob sie das schaffen würden, hat Bloober Team diese nun komplett ausgeräumt: Silent Hill 2 ist einfach großartig. Die beiden Firmen haben zusammen ein PS5-Erlebnis geschaffen, das das PS2-Meisterwerk voll und ganz ehrt, es gleichzeitig aber erweitert und an den richtigen Stellen mit neuen Ideen, Assets und Gebieten aufwertet. Was einst ein rund zehnstündiges Spiel war, ist nun doppelt so lang, mit mehr Inhalten, die immer noch der Hauptgeschichte und ihren Themen treu bleiben. Es ist eine beeindruckende Neuauflage von Silent Hill, die sich gleichzeitig vertraut und frisch anfühlt, wenn ihr 23 Jahre später durch dieselben Straßen lauft. Unvergessliche Orte wie das Toluca-Gefängnis und das Labyrinth wurden bedeutend überarbeitet, ohne ihren Gruselfaktor zu verlieren.

Es ist keine 1:1-Neuauflage; es wurden Änderungen vorgenommen, die sich aber passend und relevant anfühlen. Das merkt ihr besonders bei den Rätseln, von denen einige komplett neu sind oder mit neuen Mechaniken aktualisiert wurden. Es gibt weniger Fokus auf das Lösen von kniffligen Denksportaufgaben, dafür aber mehr Erkundung größerer Umgebungen, um Items zu finden. Dieser Tausch könnte eine der wenigen Debatten rund um das Remake auslösen, doch viele der anderen Ergänzungen und Updates sorgen dafür, dass das Spiel besser spielbar ist. Zum Beispiel wurde die Kamera näher an den Protagonisten James Sunderland herangeführt, was für eine moderne Über-die-Schulter-Perspektive sorgt und die Immersion verbessert. Das hat auch dem Kampfsystem geholfen, das – obwohl es seine schwere und bewusste Art beibehalten hat – viel besser funktioniert, besonders wenn ihr eine Waffe in der Hand habt. Natürlich wurde das Steuerungssystem überarbeitet, um dies widerzuspiegeln. Die moderne Tastenbelegung macht die Interaktionen einfach, selbst im nostalgisch altmodisch anmutenden Inventarmenü. Das ist genau das, was Silent Hill 2 auf der PS5 so gut hinbekommt: Es feiert die klassischen Gameplay-Stile, wie herrlich verschachtelte Rätsel, fühlt sich aber trotzdem modern an und steuert sich wie ein zeitgenössisches Spiel. Aus rein visueller Sicht mag es vielleicht nicht mit Capcoms eigenen Remakes mithalten, doch alles andere, was Bloober Team und Konami erreicht haben, kann sich durchaus mit Resident Evil 2 messen.

Dem Original treu geblieben und doch sinnvoll ergänzt

Was das PS2-Original so lange relevant gemacht hat, ist vor allem seine Geschichte. Die Handlung um James und seine Suche nach seiner verstorbenen Frau in Silent Hill wird für ihren sensiblen Umgang mit ernsten Themen gelobt, ebenso wie für ihre packende, geheimnisvolle Handlung. Bloober Team behandelt diesen Aspekt mit Respekt und bringt die Story in die Moderne, ohne große Änderungen oder Kürzungen. Die wichtigsten Momente kehren genau so zurück, wie ihr sie in Erinnerung habt, inklusive aller Enden des Originals. Darüber hinaus wurden einige ganz neue Enden in das PS5-Remake eingebaut. Insgesamt bleibt Silent Hill 2 auch nach über zwei Jahrzehnten ebenso eindrucksvoll wie damals. Das klassische Survival-Horror-Gameplay aus Item-Suche und Monsterkämpfen hält sich auch dank der modernen Verbesserungen. Ohne Zielmarker oder Quest-Logs werdet ihr jedes Zimmer, von den Woodside Apartments bis zum Lakeview Hotel, genau durchforsten, um Items und Ressourcen zu finden. Das Gefühl der Befriedigung nach dem Lösen von komplizierten Rätseln bleibt ebenso erhalten wie die Anspannung und das gewichtige Kampfsystem, das jede Expedition weg von einem Speicherpunkt zu einem gefährlichen Unterfangen macht.

James ist nämlich kein militärisch ausgebildeter Soldat; er ist nur ein normaler Typ, der nach seiner Frau sucht. Er hat nie gelernt, wie man Stahlrohre schwingt, und auch mit einer Schrotflinte fühlt er sich nicht wirklich wohl. Das Spiel spiegelt seine Unerfahrenheit wider, mit einem sehr bewussten, schweren Kampfsystem, das Nahkampfwaffen für Standardgegner und Schusswaffen für Bosskämpfe priorisiert. James schwingt den 2×4 langsam, und auch das Nachladen und Abfeuern von präzisen Schüssen dauert seine Zeit. Jede Aktion im Kampf fühlt sich beabsichtigt und kalkuliert an, denn wenn ihr danebenhaut, könnte das Monster auf der anderen Seite mit einem tödlichen Schlag zurückbeißen. Das geht aber auch in die andere Richtung: Es ist umso befriedigender, wenn ein Gegner nach ein paar erfolgreichen Schlägen zu Boden geht, sodass ihr ihn endgültig erledigen könnt. Die einzige andere Aktion, die James im Kampf beherrscht, ist ein einfacher Ausweichschritt. Bloober Team hat es geschafft, die alten Kampfmechaniken zu bewahren und ihnen gleichzeitig ein modernes Gefühl zu verleihen, etwa durch das Zielen über die Schulter. Ihr müsst genau überlegen, wann ihr angreift, statt einfach draufloszuschlagen. Dieses durchdachte System sorgt für mehr Befriedigung und Erleichterung.

Eine weitere Art, wie Silent Hill 2 eure Sinne anspricht, ist der PS5-DualSense-Controller, der einige der beeindruckendsten Umsetzungen von haptischem Feedback seit Jahren bietet. Es wurde viel Arbeit hineingesteckt, um viele der Aktionen oder Umgebungen, die ihr auf dem Bildschirm seht, in euren Händen fühlbar zu machen. In der Nacht, wenn es anfängt zu regnen und James bis auf die Knochen durchnässt ist, spürt ihr jeden einzelnen Regentropfen auf dem Controller. Erkundet ihr das Toluca-Gefängnis und der Alarm geht los, wird das unangenehme Geräusch durch Vibrationen im Controller verstärkt. Diese Intensität ist so wirkungsvoll, dass ihr den Alarm so schnell wie möglich ausschalten wollt. Manche der Umsetzungen in Silent Hill 2 wären selbst für Astro Bot beeindruckend – so gut ist das. Auch die Transformation der visuellen Darstellung von PS2 auf PS5 ist ein Highlight. Es mag zwar nicht mit den besten AAA-Titeln mithalten, doch die Art, wie Bloober Team all die ikonischen Orte, Zwischensequenzen und Momente von Silent Hill 2 für die aktuelle Generation nachgebildet hat, ist beeindruckend. Mit einem neuen Soundtrack vom zurückgekehrten Komponisten Akira Yamaoka ist das Spiel sowohl grafisch als auch akustisch ein Genuss. Die einzige echte Enttäuschung sind ein paar kleinere visuelle Fehler im dichten Nebel von Silent Hill, bei denen man manchmal die Umrisse von Gebäuden durchschimmern sieht. Das wirkt etwas unnatürlich, besonders wenn man sonst kaum mehr als fünf Meter vor sich sehen kann. Außerdem gibt es eine leichte Unschärfe in den Gesichtern der Charaktere bei Nahaufnahmen und Zwischensequenzen, was etwas seltsam aussieht. Daran gewöhnt man sich zwar, aber es kann gelegentlich ablenken.

Fazit

Silent Hill 2 ist ein durch und durch gelungenes Remake. Es respektiert das Original und schafft es dabei dennoch auch für Fans ein paar gekonnte Neuerungen zu implementieren. Die Grafik ist klasse, die neuen Stimmen sind super und besonders die Atmosphäre lässt einen fast die ganze Zeit in stetiger Anspannung. Mögt ihr Horror oder einfach nur großartige Geschichten, dann spielt es unbedingt.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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