Dragon Ball und Dr. Slump gehören vielleicht zu den populäreren Werken des verstorbenen Akira Toriyama, aber es gibt auch einige Fans von Sand Land, einen 14-kapiteligen One-Shot-Manga aus dem Jahr 2000, der jahrzehntelang als Nischenexperiment galt, aber dennoch sehr beliebt war. Und als lebenslanger Dragon Ball Z-Fan habe ich mich schließlich durch den Original-Manga durchgearbeitet, um nun das neue Open-World Game von Bandai Namco angehen zu können. Mehr dazu nun in unserem Test.
Verzagt nicht, falls ihr Sand hasst
Sand Land begann als Manga von Schöpfer Akira Toriyama im Jahr 2000. Zuletzt wurden sowohl ein Film als auch eine Fernsehserie veröffentlicht, die den Sohn des Teufels auf seinem Weg durch die Wüste begleiteten. Der winzige Beelzebub mag zwar klein sein, aber er hat es in sich, denn er verfügt über einige Superkräfte und magische Fähigkeiten. In seinem digitalen Abenteuer wird der Dämon von dem menschlichen Sherriff Rao und einem anderen Dämon namens Thief begleitet, der euch in den Kämpfen oft mit einigen Hilfsmechanismen helfen kann. Das Spiel konzentriert sich zwar auf das bereits erwähnte Sand Land, zeigt aber auch, wie groß Beelzebubs Welt wirklich ist, während er das Böse bekämpft und mehr über die Welt der Menschen erfährt. Dabei ist auch die Länge nicht von schlechten Eltern, denn während die Vorlage bereits nach einigen Stunden vorbei wäre, hat man sich für das Spiel noch die Welt von Forest Land vorgenommen, in welche ihr nach etwa 15-20 Stunden kommen werdet. Somit bleibt das Trio auch nach den Ereignissen innerhalb der Wüste noch etwas länger zusammen. Und die Story ist definitiv eine der größten Stärken des Spiels. Geht es anfänglich in der Wüste noch auf die Suche nach einer legendären Wasserquelle, wobei die Truppe sich trotz ersten Meinungsverschiedenheiten zum Ziel aufmacht, so entbrennt später ein waschechter Konflikt zwischen Parteien und mehreren Völkern, was dabei wirklich spannend inszeniert ist.
Die Dynamik zwischen den Protagonisten strotzt dabei nur so vom klassischen Stil Toriyamas und die vielen collen Zwischensequenzen tun ihr Übriges, wenn auch viele nur aus starren Charakteren, die miteinandern sprechen, bestehen. Doch besonders als Anime- und Toriyama-Fan erwartet einen hier ein kleines Fest, da viele der Designs auch aus anderen Serien wie Dragon Ball bekannt sind, wie zum Beispiel dass Lucifer fast haargenau wie der Dämonenkönig Dabra aussieht. Somit gibt es sogar noch eine Prise spaßiger Nostalgie-Optik dazu. Im Kern ist Sand Land ein Action-RPG, und obwohl ihr aus den Fahrzeugen springen könnt, um euch mit Banditen und Skorpionen zu duellieren, oder das Terrain zu Fuß erkunden könnt, ist es klar, dass dies zweitrangig ist, wenn ihr die verschiedenen Fahrzeuge steuert, die ihr erhaltet. Wenn ihr Beelzebub direkt steuert, könnt ihr mit einem Ausweichwurf den meisten Angriffen ausweichen, während seine Finsternis-Fähigkeiten es ihm ermöglichen, schrillere Angriffe zu entfesseln. Wenn ihr aufsteigt, erhaltet ihr Punkte, die verschiedenen Fertigkeitsbäumen zugeordnet werden können. Es gibt einen eigenen Baum für Beelzebub, während ein kombinierter „Aliies“-Baum Fähigkeiten hinzufügt, die es den Gruppenmitgliedern erlauben, sowohl im Boden- als auch im Fahrzeugkampf zu helfen.
Selten war es einfacher und spaßiger, mit Fahrzeugen durch die Welt zu düsen
Sand Land verfügt über mehr als nur ein paar Mechanismen, die Beelzebub und seinen Mitstreitern zur Verfügung stehen. Ihr werdet regelmäßig mit euren Fäusten gegen riesige Monster und bewaffnete Gegner kämpfen, aber der eigentliche Clou des Spiels ist die Vielfalt der Fahrzeuge, die euch zur Verfügung stehen. Dragon-Ball-Fans werden mit den „Kapseln“ vertraut sein, die hier zum Einsatz kommen, da der Sohn des Teufels mit Hilfe dieser taschengroßen Geräte im Handumdrehen Fahrzeuge freisetzt. Der Wechsel in ein neues Fahrzeug erfolgt blitzschnell, so dass Sie nicht warten müssen, bis Sie sich bei Bedarf ein Transportmittel zulegen können. Offensivwaffen wie der Panzer, der Battle Armor, der Jump Bot und der Jet Hover haben einige ernsthafte Schadensmöglichkeiten unter ihren Hauben. Auf der anderen Seite ermöglichen Fahrzeuge wie das Motorrad, der Dirt Buggy und der Uniride eine schnelle Fortbewegung, und jedes hat seine eigenen einzigartigen Waffen, auf die man zurückgreifen kann. Ihr werdet auch mehr als genug Hilfsmittel, Währungen und Materialien haben, um jedes der Fahrzeuge zu eurem eigenen zu machen, da die Anpassungsmöglichkeiten fast so groß sind wie die Umgebungen des Spiels.
Man wird diese Fahrzeuge auch brauchen, um die riesigen Landschaften zu erkunden, denn es gibt Dungeons, Banditenlager, Städte, Waldzivilisationen, Kopfgeldjagdmissionen und vieles mehr, das einige Herausforderungen mit sich bringen wird. Abgesehen von den Fahrzeugen und den Kämpfen von Angesicht zu Angesicht gibt es auch Abschnitte, die sich auf eine Stealth-Mechanik konzentrieren, in denen ihr euch an einer Armee vorbeischleicht und sie bewusstlos schlagt, wenn ihr die Gelegenheit dazu erhaltet. Es ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt, denn der größte Schwachpunkt des Spiels im Punkto Gameplay, den wir in unserer Zeit in Sand Land festgestellt haben, war der Nahkampf. Bei aller Abwechslung in den Landschaften und Fahrzeugkämpfen bietet der Kampf mit Beelzebub auf seinen Füßen nicht so viel Abwechslung, und die Tatsache, dass man nicht in die Rollen von Rao und Thief, und später auch einem vierten Charakter, schlüpfen kann, wirkt wie eine verpasste Gelegenheit. Da sich die Nebencharaktere den Kämpfen anschließen, würde es sich anbieten, in ihre Rollen zu schlüpfen, oder vielleicht sogar einen Online-Modus zu haben, um gemeinsam zu spielen. Die Bosskämpfe, auf die wir gestoßen sind, fanden meist in Fahrzeugen statt und diese haben uns sehr viel Spaß gemacht, wenn es darum ging, genau die richtige Methode zu finden, um eine riesige Kreatur oder ein mechanisches Monstrum zu besiegen.
Der kleine Teufel steckt im Detail
Daher hat man meist auch wenig Lust, in den Nahkampf zu gehen, wenn es zeitgleich erlaubt ist, ein Fahrzeug zu rufen. Zusätzlich zu all dem, was das Spiel bereits zu bieten hat, ist die solide Fahrzeuganpassung ein weiterer großartiger Aspekt. Während ihr die Spielwelt durchstreift, nach Schätzen sucht, Feinde vernichtet und alles, was dazwischen liegt, sammelt ihr eine beachtliche Menge an Handwerksmaterialien an, die ihr zur Herstellung neuer Fahrzeugteile oder sogar ganz neuer Fahrzeuge – verwenden könnt, um eure Überlebenschancen zu verbessern. Es können verschiedene Arten von Waffen und beweglichen Teilen angebracht werden, Dinge können aufgerüstet und sogar neu eingefärbt werden, damit sie zu eurer Stimmung passen, was bedeutet, dass eure Fahrzeuge genau so aussehen und sich anfühlen können, wie ihr es wollt. Eine Sache die besonders hervorzuheben ist, sind die ganzen praktischen Quality-of-Life-Features, die eurer Vorankommen und Erkunden in der Welt wirklich sehr angenehm gestalten und für alle kommenden Spiele etabliert werden sollten. Zum Beispiel könnt ihr die Animation, um euer Fahrzeug zu rufen überspringen und seid direkt startklar; alle sammelbaren Gegenstände, Truhen und Mineralien können direkt vom Fahrzeug aus eingesammelt und geöffnet werden und ihr müsst dies nicht erst noch verlassen.
Selbst Gespräche und Quests können so kurzum eben abgeschlossen werden, wobei dies nicht bei allen zutrifft. Aber generell ist es durch viele kleine gut eingebrachte Anpassungen einfach eine Freude sich durch die Welt des Spiels zu bewegen, besonders da auch die Optik immer wieder zu erfreuen weiß. Was dafür etwas weniger begeistert ist die musikalische Untermalung. Denn häufig hatte ich das Gefühl das Musik und besonders ein paar brachialere Sounds fehlen oder irgendwie zu leise gedreht waren. Damit fühlen sich Szenen und Gespräche teils wirklich irgendwie komisch an, als würde etwas fehlen. Und ein weiteres Manko, auf das ich während meiner Zeit im Spiel gestoßen bin, waren die Wiederholungen von Dialogzeilen. Es gab zahlreiche Gelegenheiten, bei denen Thief und Sherrif Rao Sätze wiederholten, die man im Laufe des Spiels schon einige Male gehört hatte.
Fazit
Sand Land bietet eine schön erzählte Story und mit seinen Fahrzeugen und den vielen Anpassungsmöglichkeiten eine Besonderheit innerhalb der Anime/Manga-Umsetzungen. Die Optik und der Charme von Toriyama sprießen durch das gesamte Spiel und lassen es einen warm ums Herz werden. Leider bleibt da die komplette musikalische Untermalung arg dahinter, die Kämpfe außerhalb der Fahrzeuge überzeugen nicht und manche Dungeons ziehen sich ganz schön.
Positiv:
+ Toriyama-Charme durch und durch
+ verrückte Charaktere in einer spaßigen Story
+ abwechslungsreiche Vehikel
+ viele Quality-of-Life Features in der Open World
Negativ:
– fast nicht bemerkbare musikalische Untermalung
– Nahkämpfe außerhalb der Fahrzeuge sehr simpel
– Dungeons sind recht zäh und bieten wenig neues
– Zufällige Gespräche beim Erkunden wiederholen sich schnell
– teils furchtbare Checkpoints