SaGa Frontier 2 Remastered bringt die Frontier-Serie endlich komplett auf moderne Plattformen. Auch wenn es seinen Namen mit dem Vorgänger teilt und einige Anspielungen sowie Easter Eggs enthält, kann das Spiel problemlos genossen werden, ohne die vorherigen Teile zu kennen. Es ist sogar wahrscheinlich der beste Moment, um in die Reihe einzusteigen, auch wenn man das Remake von Romancing SaGa 2 noch nicht gespielt hat. Doch mehr dazu natürlich in unserem Test.
Schön gezeichneter Look, dem man das Alter aber ansieht
SaGa Frontier 2 Remastered ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches JRPG. Statt einer geradlinigen Story folgt das Spiel einer geschichtsbuchartigen Erzählweise, die es euch ermöglicht, zwischen verschiedenen Handlungssträngen innerhalb der größeren Geschichte von SaGa Frontier 2 Remastered zu springen. In einem Moment sucht ihr in einer zwielichtigen Bar nach Hinweisen auf euren verschwundenen Vater, im nächsten spielt ihr einen Adeligen, der sich nach der Flucht aus seinem Königreich an ein neues Leben gewöhnen muss. Zum Glück fühlt sich der Wechsel zwischen den Erzählsträngen nie zu abrupt an – im Gegenteil, genau das trägt zum besonderen Charme von SaGa Frontier 2 Remastered bei. Allerdings hat das Spiel ein paar Schwächen, wenn es darum geht, alle seine Mechaniken klar zu erklären. Dadurch kann es passieren, dass ihr Inhalte verpasst – etwa optionale Charaktere oder bestimmte Story-Elemente. Wenn ihr beispielsweise Szenarien nicht in der richtigen Reihenfolge spielt, verpasst ihr möglicherweise Gustav und die Piraten oder verliert den Zugang zu bestimmten Diggern. Außerdem gibt es in bestimmten Kapiteln seltene Beute oder Farming-Möglichkeiten, die später nicht mehr verfügbar sind. Wer das Spiel also ohne Guide erleben möchte, könnte hier auf Probleme stoßen. Dennoch kann die Zeitsprung-Erzählung einen ohne viel Vorwarnung in eine neue Geschichte hineinwerfen. In der einen Minute seid ihr bei Gustave, der eiskalt zur Macht marschiert, und in der nächsten folgt ihr Wils Generationenkampf mit dem Ei. Das Spiel erklärt nur selten, wie man dorthin gelangt ist, in der Hoffnung, dass man es irgendwann selbst herausfindet. Aber das ist ein Teil des Reizes. Vielleicht werdet ihr nicht wissen, ob ihr Gustave lieben oder seinen Vater hassen solltet, aber das wird sich mit der Zeit herausstellen. Das Remaster hilft euch, alles klarer zu verfolgen, aber es lässt immer noch Raum für Verwirrung – und ja, ihr werdet euch wahrscheinlich fragen, ob ihr etwas verpasst habt. Das habt ihr wahrscheinlich.

SaGa Frontier 2 Remastered setzt auf wunderschöne, handgezeichnete Hintergründe, die dank des 16:9-Widescreen-Formats auf modernen Plattformen noch besser zur Geltung kommen. Vorgefertigte Hintergründe sind aus der PS1-Ära nichts Neues, aber statt der damals üblichen 3D-Umgebungen setzt dieses Spiel auf eine Optik, die an ein liebevoll illustriertes Kinderbuch erinnert. Das verleiht ihm eine ganz eigene, charmante Identität. Die Kämpfe sind rundenbasiert, doch anders als in vielen klassischen JRPGs liegt hier ein starker Fokus auf Ressourcenmanagement und der richtigen Anordnung eurer Gruppe. Besonders das Waffensystem spielt eine große Rolle und sorgt für eine befriedigende Gameplay-Schleife. Je nach Situation kann sich das gesamte Kampferlebnis verändern: In manchen Momenten kämpft ihr mit eurer gesamten Gruppe in einer klassischen Ansicht, in anderen wechselt das Spiel zu detaillierteren 1-gegen-1-Duellen. Leider erklärt das Spiel nicht alles, und einige Systeme sind praktisch versteckt, wenn man sie nicht nachschlägt. Zum Beispiel erfolgt das Freischalten neuer Künste hauptsächlich über das Duellsystem. Während man neue Techniken auch in normalen Kämpfen erlernen kann, kann man neue Moves erzwingen, indem man sie in Solokämpfen lernt. Ich kann das nicht genug betonen: Duelle sind die Orte, an denen die Magie passiert. Sobald ein Charakter eine Kunst erlernt, kann sie jeder benutzen. Charaktere wie Gustave, Kelvin und Cordelia sind der Schlüssel, um schon früh viele mächtige Fähigkeiten freizuschalten.

Ein einzigartiges Kampfsystem mit Tiefgang
Gleich zu Beginn werdet ihr gefragt, ob ihr die klassische oder die neue Version spielen wollt. Die überarbeitete Version fügt nahtlos neue Charaktere, Enden und Szenen ins Hauptspiel ein. Ein besonders interessantes Feature, das früher nur in Japan verfügbar war, sind die „Digging“-Minispiele, die ursprünglich ein externes Zubehör (die PocketStation) benötigten. Jetzt sind sie direkt ins Spiel integriert und bieten eine Möglichkeit, zusätzliche Ressourcen zu sammeln. Zusätzlich sorgt das überarbeitete „Parameter-Inheritance“-System dafür, dass sich bestimmte Charaktere in den späteren Spielabschnitten schneller freischalten lassen. Auch das überarbeitete UI und die sauberere Präsentation helfen dabei, das Retro-Erbe des Spiels gut zu kaschieren. Die Kämpfe sind immer noch gut. Er ist rundenbasiert, aber SaGa hatte schon immer einen Rhythmus, bei dem sich jede Entscheidung wie ein Teil einer größeren Strategie anfühlt. Vielleicht liegt das daran, dass man ständig LP, WP und SP mehr verwaltet als seine HP, aber jeder Zug kommt mit einem gewissen Zögern darüber, wie man jede Runde angehen sollte. Es besteht zwar nie eine unmittelbare Gefahr, aber wenn ihr eure WP früh erschöpft, seid ihr anfällig für potenzielle Endgegner in späteren Phasen. Der Kampfrhythmus bleibt intakt, und jetzt gibt es Einstellungen für die Kampfgeschwindigkeit, die die Dinge beschleunigen.

Der Fortschritt ist nicht immer klar, und manchmal weiß man nicht, was man als Nächstes tun soll. Zum Glück verzeiht das Spiel, indem es verhindert, dass man ohne die notwendigen Gegenstände zu weit kommt. Außerdem erleichtert die verbesserte Benutzeroberfläche die Erkundung, indem sie deutlich zeigt, wohin man gehen kann. Ich sollte anmerken, dass interaktive Gegenstände wie Truhen in Dungeons in der alten, vorgerenderten PS1-Grafik besser zur Geltung kamen, während sie sich jetzt schön einfügen, aber schwieriger zu erkennen sind. SaGa Frontier 2 Remastered ist kein perfektes Remaster, aber es bringt sinnvolle Neuerungen mit, die das Spiel über die Originalversion hinausheben. Wer sich nicht daran stört, dass einige Mechaniken nicht gut erklärt werden und die Karten teilweise unübersichtlich sind, bekommt hier ein einzigartiges, stilvolles JRPG mit viel Tiefe. Trotz kleiner Schwächen ist es eine gelungene Neuauflage, die sowohl Fans des Originals als auch Neulinge begeistern kann.

Fazit
SaGa Frontier 2 Remastered ist ein ungewöhnliches JRPG, das bei euch einen bestimmten Reiz entfachen muss, alles selbst herausfinden zu wollen, um wirklich glänzen zu können, Denn Systeme werden nicht erklärt und ohne Guide verpasst man definitiv immer etwas. Das interessante Kampfsystem und die sehr schön getaktete Story sollte man aber als Genre-Fan in jedem Fall mal erlebt haben.

Positiv:
+ sehr schöner Wasserfarben-Stil
+ rundenbasiertes Kampfsystem mit Kniff
+ viele Quality-of-Life-Verbesserungen
+ neuer Content
Negativ:
– Grafik teils dennoch etwas altbacken
– Systeme und Features nicht gut erklärt
– nichtlienare Story und Zeitsprünge können zusammenhanglos wirken