Review: Rocket Knight Adventures: Re-Sparked – Einer der besten Videospielfiguren der 90er wird mit einer Trilogie geehrt

Die 1990er waren das golden Zeitalter für 2D-Jump-’n‘-Run-Helden, doch nur wenige von ihnen, darunter Mario und Sonic als Paradebeispiele, sind heute noch bekannt. Ein Beispiel für die andere, in Vergessenheit geratene, Kategorie wäre Sparkster, der Rocket Knight. Erfunden wurde dieser von Nobuya Nakazato, dem Designer hinter Contra – bereits ein Indiz, wie knallhart die Spiele sind -, und dessen erstes Spiel 1993 wurde mit dem Titel wurde Rocket Knight Adventures veröffentlicht. Im Folgejahr wurde es ein wenig komplizierter: Konami entwickelte intern gleich zwei Nachfolger, eines davon für Sega Mega Drive – Sparkster: Rocket Knight Adventures 2 -, und eines für die Super Nintendo mit dem Namen Sparkster. Obwohl sich die Betitlungen zum Verwechseln ähnlich sind, sind es doch komplett eigenständige Spiele – sogar mit unterschiedlicher Steuerung! Jetzt, ganze 30 Jahre später, hat Konami mit Rocket Knight Adventures: Re-Sparked die ersten drei Teile des Rocket Knight in einer Kompilation zusammengefasst, inklusive Bonusinhalten. Wir haben uns das Ganze genauer angesehen, nachstehend könnt ihr von unseren Eindrücken lesen.

Rocket Knight Adventures

Prinzessin Sherry wird von Axel Gear entführt – zum ersten Mal! Das wird sich allerding noch des Öfteren wiederholen…

Typisch für einen Plot der 90er steht in jedem der Rocket Knight Adventure-Ableger die Rettung der Prinzessin im Vordergrund. Der Nemesis von Sparkster – sein Name lautet Axel Gear – entführt Prinzessin Sherry im Auftrag der Schweinearmee unter Devilgus Devotindos und natürlich begibt sich Sparkster sofort auf eine Rettungsmission. Sparkster ist neben seinem Schwert, welches Strahlen (ähnlich wie bei einem unverletzten Link in The Legend of Zelda) voraus schießen kann, noch mit einem Jet-Pack ausgerüstet. Wird dieser vollständig aufgeladen, kann er Sprint-Attacken in die jeweils gewählte Richtung austeilen, oder aber eine Wirbelattacken ohne Schub ausführen. Mit ersterer ist es außerdem möglich, sich von Wänden und Hindernissen abprallen zu lassen.

Sparkster fliegt in Shoot’em up-Passagen durch den Weltraum zur finalen Gegnerbasis

Rocket Knight Adventures bietet neben den klassischen Plattforming-Gameplay auch „Shmup“-Abschnitte, in denen Sparkster fliegend seine „schweinischen“ Gegner erledigt. Das Gameplay bleibt dabei gewohnt knackig, lädt aber aufgrund des exzellenten Designs dazu ein, es immer noch ein weiteres Mal zu versuchen. Unser Held kann zudem in den Level seine Vitalität durch das Sammeln von Äpfeln und Bananen wieder auffüllen, wobei letztere die meiste Vitalität wiederherstellen, allerdings sind beide nicht allzu oft aufzufinden.

Auch im Wasser muss man sich Zwischenbossen stellen

Der erste Teil ist gleichzeitig auch Höhepunkt der Reihe! Der Grad an Innovation und Abwechslung, der in dem Erstling geboten wird, lassen ihn heute zu einem „Hidden Gem“ werden. Die Formel des Genres wird nicht neu erfunden, allerdings erreicht es durch die bis heute frischen Ideen aus Plattforming und Bossgegner-Typen einen hohen Wiederspielwert, der ungebrochen bleibt. Man braucht für die Kampagne, bestehend aus 7 Stages, wahrscheinlich nur 1 bis 2 Stunden, aber als Sparkster-Fan probiert man sich daraufhin gleich am nächsthöheren Schwierigkeitsgrad!

Sparkster: Rocket Knight Adventures 2

Rocket Knight Adventures 2 wirkt aufgeräumter, bietet aber auch mehr Komplexität innerhalb der Stages

Oder aber man startet gleich mit dem Mega Drive-Nachfolger, dessen Steuerung sich überraschend von dem Original abhebt: hier ist es nicht mehr notwendig, die Aktionstaste länger zu drücken – nein, der Jetpack von Sparkster lädt sich nun von ganze alleine auf! Zudem gibt es im Sequel neben Heilungsitems des Vorgängers auch temporäre Power-Ups für das Schwert zu finden.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind die im sieben im Spiel versteckten Schwerter – wer sie alle findet, kann den Endboss-Kampf als Gold Sparkster antreten.

Das Konzept funktioniert deshalb gut, weil ein Großteil der Stages in dem Sequel viel weniger geradlinig sind und durchaus ein wenig verschlungen anmuten können. Ein kleines Beispiel: Stage 2 besteht aus einer Pyramide, gespickt mit Fallen, Lavapools, Treibsand und hinterhältigen Gegner und mehr. Zum Glück scheint es viele Ausgänge zu geben, doch der Schein trügt – man landet beim Durchschreiten der meisten davon wieder am Startpunkt.

Auch mit Mini-Bosse wird nicht gespart

Trotz allem ist Rocket Knight Adventures 2 wahrscheinlich der zugänglichste Titel der drei enthaltenen, gäbe es da nicht ein kleines Problem: es ist die Emulation, die sich am schwammigsten spielt. Leichter Input-Lag und verzögerte Animationen, die inzwischen viel schneller ablaufen könnten, trüben den Gesamteindruck. Das soll aber nicht heißen, dass man das Spiel nicht ausprobieren sollte: auch hier sind viele kreativen Ideen enthalten, die den Titel absolut spielenswert machen. Er kann im Gesamtschnitt nur eben nicht dem ersten Teil das Wasser reichen, da dieser die Hürde bereits so hoch ansetzt.

Sparkster

Da tritt mich doch der Affe!

Was uns schließlich zu dem SNES-Ableger bringt – Sparkster! Und zudem der härteste der Spiele ist! Obwohl die anderen auch keinen Fehler verzeihen! Das mag zum Großteil auch daran liegen, dass man nun wieder selbst die Jetpack-Attacken aufladen muss, allerdings auf der normalen Angriffstaste, wodurch man schon eine Sekunde vorher darauf achten muss, ob man die Attacke einsetzen möchte! Eine Zwei-Tasten-Belegung ist für ein Spiel, das genaue Reaktionen erfordert, ein absoluter Wahnsinn – trotzdem motiviert auch der Nintendo-Ableger zum Weiterspielen!

Ein mechanisches Reittier ist inbegriffen

Und es ist das kürzeste Spiel der Reihe! Das, wie gesagt, rein gar nichts verzeiht. Die Boss-Gegner sind vielleicht eigentümlicher als je zuvor, aber das sollte einen nicht davon abhalten, Spaß an dem knackigsten Titel der Sparkster-Reiher zu haben!

Bonus-Inhalte und neue Funktionen

Zurückspulen ist keine Schande

Neue, in der Kollektion enthaltene, Funktionen, die das Gameplay maßgeblich beeinflussen, sind erstens die Speicherfunktion: wie eben bei jeder Emulation lässt sich auch hier an jeder Stelle speichern. Das vereinfacht die Erfahrung enorm – doch noch simpler wird es durch die Rückspulfunktion, die im Prinzip jeden Fehler verzeiht – derartige Funktionen gibt es im Boss Rush-Modus natürlich nicht! Womit die Kompilation sich zudem einen guten Namen zu machen versucht, sind die Audiothek, die Galerie an Werbematerial und das neue animierte Intro. Insgesamt ist das ganz nett, aber man merkt auch, dass hier nur die Mindestanforderungen erfüllt wurde, um die Trilogie rechtzufertigen.

Die Galerie zeigt uns Werbematerial von anno dazumal

Als Gesamteindruck bleibt zurück, dass Sparkster damals genau wusste, wie ein gutes Jump-’n‘-Run zu auszusehen hat und es ist schön zu wissen, dass die Spielebranche ihn nicht vergessen hat. Mit drei mehr als passablen Spielen sollte dem Rocket Knight doch viel mehr vergönnt sein, als eine einfache Emulationen von Limited Run Games: Hardcore-Fans werden diese zu schätzen wissen, aber darüber hinaus spricht es wohl nur wenige an.

Fazit

Wer Sparkster schon vorher kannte, wird sich freuen, ihn wiederzusehen! Rocket Knight Adventures: Re-Sparked bietet drei tolle Jump-’n‘-Run-Titel mit dem titulären Rocket Knight der 16-Bit-Ära in einer Kollektion – inklusive netter Zusatzinhalte wie einer Galerie oder dem herausfordernden Boss Rush-Modus. Zudem sind die ohnehin schon schweren Spiele durch das Implementieren einer Speicher- und Rückspulfunktion auch für Casual Player nun wesentlich zugänglicher. Leider kann die neue Aufmachung allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich nur um drei einfache Emulationen handelt, die manchmal besser, manchmal schlechter laufen. Konami hätte sich besser entweder dazu entscheiden müssen, entweder noch mehr Inhalte zu bieten oder eben den Preis deutlich niedriger anzusetzen.

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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