RoadCraft ist das neueste Simulationsspiel von Saber Interactive. In RoadCraft führt Ihr ein Unternehmen, das sich auf die Wiederherstellung von durch Naturkatastrophen zerstörten Industrieanlagen spezialisiert hat. Ihr steuert schwere Fahrzeuge und fahrt damit zu den betroffenen Orten, um sie wieder instand zu setzen. Auf der gamescom 2024 hat uns der Entwickler eine halbe Stunde Gameplay gezeigt. Außerdem wurde erklärt, welche Fahrzeuge und Aufgaben Euch im Spiel erwarten. Aber kann RoadCraft unsere Aufmerksamkeit wirklich fesseln? Unser Test soll es zeigen.
Maschinenschwerer Spielplatz
Saber Interactive hat mittlerweile über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Spieleentwicklung. Einige kleinere Titel haben sie sogar selbst veröffentlicht. In den letzten Jahren arbeiten sie eng mit Focus Entertainment zusammen. Dieses Jahr erschien zum Beispiel Expeditions: A MudRunner Game. Und schon vor einigen Jahren haben sie die Offroad-Simulationen MudRunner und SnowRunner entwickelt. Auch bei RoadCraft arbeiten sie wieder mit Focus Entertainment zusammen. Der Entwickler betonte, dass RoadCraft im Vergleich zu früheren Spielen ein neues Erlebnis bieten soll – mit verbesserter Grafik, Wettereffekten und realistischerer Physik. Gemeint sind damit vor allem ihre eigenen Vorgängertitel. Und ich muss sagen: Ich war wirklich beeindruckt von der grafischen Qualität. Für eine Simulation sieht die Spielwelt richtig gut aus – mit schöner Beleuchtung und selbst die matschigen Stellen sind grafisch ansprechend umgesetzt. Auch die Reflexionen in Wasserpfützen wirken sehr realistisch. Was sofort ins Auge fällt, sind die knalligen Farben der Fahrzeuge: leuchtendes Gelb, Hellrot, knalliges Orange oder Aquablau – alles sehr stilvoll.

Wie schon erwähnt, geht es in RoadCraft darum, Industriegebiete zu reparieren, die durch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Sandstürme zerstört wurden. Dabei kombiniert das Spiel Offroad-Elemente mit klassischem Bauarbeiten-Gameplay. Im Spiel fahrt Ihr z. B. in der Ich-Perspektive mit einem gelben Pickup los – auf dem Weg zeigt Euch ein Pfeil, wie weit es noch ist. Ziel war es, einen Hafen zu erreichen. Dort angekommen, seht Ihr eine schöne Cutscene mit einem Frachtschiff, das gerade einläuft. Per Top-Down-Kamera könnt Ihr Euch dann einen Überblick über das Gelände verschaffen. Danach müsst Ihr das Hafengelände mit einem Scanner untersuchen und drei rote Container mit einem Kran versetzen. Ihr hebt die Container an und transportiert sie an andere Stellen. Anschließend könnt Ihr Euch über die Kartenübersicht direkt in ein anderes Gebiet teleportieren und dort ein Werkzeug oder Fahrzeug übernehmen. Das Reparieren der zerstörten Gebiete läuft meistens nach einem festen Ablauf ab: Schutt wegräumen, kaputte Geräte ersetzen und die Infrastruktur – wie Straßen oder Brücken – wiederherstellen. Ein Beispiel aus der Demo: Eine Straße wurde von einer Überschwemmung zerstört und musste komplett neu asphaltiert werden. Zuerst fahrt Ihr mit einem Kipper los und ladet Sand auf einen Matschhaufen ab, um die Basis für die neue Straße zu schaffen.

Nicht immer übersichtlich, aber häufig sehr spaßig
Das Sand-Abladen wirkte zwar noch etwas wackelig und ruckelig, aber RoadCraft ist ja noch in der Entwicklung – das kann bis zum Release noch verbessert werden. Danach planiert Ihr den Sand mit einem Baggerlader. Anschließend verteilt Ihr heißes Asphaltgemisch mit einer Asphaltmaschine. Im letzten Schritt kommt eine Walze zum Einsatz, um alles schön glatt zu machen. Nach dem Asphaltieren bekommt Ihr einen Einblick in die Management-Funktionen: Ihr könnt aus der Vogelperspektive Routen planen – per Klick setzt Ihr Punkte auf der Karte und legt so fest, wie Fahrzeuge Hindernisse umfahren sollen. Natürlich könnt Ihr Punkte auch jederzeit wieder löschen oder ganze Routen verwerfen. Danach seht Ihr, wie die Fahrzeuge automatisch losfahren – entweder in Topdown-Ansicht oder als schöne Kamerafahrt aus verschiedenen Winkeln. RoadCraft wird zum Start acht Maps enthalten, die jeweils 4 km² groß sind – mit über 40 verschiedenen Fahrzeugen. Laut Entwickler dauert es pro Karte rund 15–20 Stunden, um alles zu erledigen. Außerdem könnt Ihr das Spiel mit zwei bis vier Personen im Online-Koop spielen. Während einer z. B. eine Lieferung auslädt, kann der andere parallel eine Straße bauen.

Zu beobachten, wie sich die Landschaft verändert, wenn man seinen Willen auf sie ausübt – und zwar sehr, sehr langsam -, spricht einen Teil des menschlichen Gehirns an, der noch aus der Zeit stammt, als die Kultivierung der Natur eine Überlebensfähigkeit war, und so bekommen wir immer noch einen Dopaminstoß, wenn wir das natürliche Chaos in etwas verwandeln, das einer Infrastruktur ähnelt. Der Star der Show ist hier, wie immer bei Mudrunner-verwandten Spielen, das Physikmodell. Wenn man sieht, wie sich das Gelände unter den Reifen verformt, wie sich Bäume biegen und verkrümmen, wenn man über sie hinwegfährt oder eine Winde an ihnen anbringt, wird die Komplexität der Mathematik deutlich, die hinter all dieser chaotischen Offroad-Action steckt. Und obwohl wir persönlich nie wirklich mit dem Fahrverhalten der schwerfälligen Fahrzeuge zufrieden waren, deren Wendekreise so groß sind wie eine tektonische Platte und die eine krankhafte Abneigung dagegen haben, schneller als 15 Meilen pro Stunde zu fahren, gibt es zumindest eine gewisse Konsistenz. So schwer es auch ist, in der Welt voranzukommen, geschweige denn sie zu reparieren, so hat man doch das Gefühl, dass man eher mit dem Terrain als mit der Spiel-Engine kämpft. Wenn es jedoch um feinere, kniffligere Aktionen wie das Verladen von Baumstämmen auf einen Anhänger mit einem Kran geht, treten die Unwägbarkeiten der Kameraansichten in den Vordergrund. Fairerweise muss man sagen, dass es bei der Bedienung von Dingen wie Kränen oft verschiedene Kameraperspektiven gibt, die aber nicht immer die Arbeit erleichtern.

Fazit
RoadCraft ist besonders im Koop ein enorm spaßiger Spielplatz, um gemeinsam etwas wieder aufbauen zu können. Jeder hat dabei eine Aufgabe und fährt eines der riesigen Maschinen und gewisse Abstimmungen sind unabdingbar. Aber auch das häufig entstehende Chaos sorgt für ungemeinem Spielspaß, wenn auch Kamera und Langzeitmotivation, durch die sich irgendwann wiederholenden Tätigkeiten, dem Spiel etwas den Wind aus den Segeln nehmen.

Positiv:
+ Spielplatz für Baulustige
+ Koop mit bis zu vier Spielenden
+ viele Fahrzeuge
Negativ:
– Kameraprobleme
– viel Content, aber Gameplay häufig ähnlich