Review: Resident Evil 3 – Ein Remake auf Abwegen

Mit der Resident Evil-Reihe hat Capcom ein ganzes Genre in der Videospielbranche rund um den Survival-Horror geprägt und kann mittlerweile auf eine langjährige Historie des Erfolgs zurückblicken. Fragt man jedoch hartgesottene und langjährige Fans nach dem wohl intensivsten Ableger, dann fällt die Wahl schnell auf Resident Evil 3: Nemesis! Der namensgebende Supermutant fand im Februar 2000 seinen Weg nach Europa und lud den Spieler auf Sony’s Playstation auf ein packendes Katz & Maus Spiel quer durch Raccoon City ein. Seit diesem Spielerlebnis sind mittlerweile zwanzig Jahre vergangen und die Erinnerungen an Raccoon City verblassen langsam, doch auf Capcom ist Verlass! Nach einem höchst erfolgreichen Remake von Resident Evil 2 wird es nun Zeit, den Horror von Nemesis neu und hautnah zu erleben und wie wir uns dabei geschlagen haben, das verraten wir euch jetzt im Test. 

Was bisher geschah…

Im Mittelpunkt des Geschehens befindet sich Jill Valentine, ihres Zeichen Mitglied des S.T.A.R.S. Team Alpha, einer Spezialeinheit des Raccoon City Police Department. Diese befindet sich nach den Geschehnissen aus Resident Evil aufgrund einer Suspendierung in ihrem Apartment wieder, geplagt von Albträumen und Schlafstörungen. Während sich ihre Kollegen Chris Redfield und Barry Burton zu Ermittlungen ins Ausland zurückgezogen haben, so ermittelt die Protagonistin von zu Hause aus, um die dunklen Machenschaften der Umbrella Corporation ans Licht zu befördern. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellen sollte, denn das Pharma-Unternehmen nimmt dies nicht einfach so tatenlos hin und setzt nicht nur das T-Virus in der dicht bevölkerten Stadt frei, sondern sendet zu allem Überfluss auch den besagten Supermutanten Nemesis aus der nur ein Ziel hat: Die verbleibenden zwei S.T.A.R.S. Mitglieder zu eliminieren. Was folgt ist nicht nur eine Flucht aus Raccoon City sondern ein packender Kampf ums Überleben, bei dem die ausgebildete Soldatin überraschend Unterstützung vom Umbrella Biohazard Countersmeasure Service, kurz U.B.C.S. bekommt. In der Person von Carlos Oliveira tritt der zweite spielbare Charakter schon früh auf den Plan, was das Schicksal der beiden ab sofort eng miteinander verknüpft.

Der Nemesis fragt euch nicht nach einem Autogramm

Kein klassisches Remake

Nach einer kurzen Einleitung sind die Weichen für den weiteren Verlauf des Spiels gestellt, was Neulinge wie auch Veteranen des Hauptspiels gleichermaßen neu abholen soll. Während man sich im Remake zu Resident Evil 2 weitgehend an der Vorlage  orientierte, so geht man hier nun seinen eigenen Weg. Demzufolge handelt es sich diesmal um eine Neuinterpretation des Klassikers, wie das actionreiche Intro bereits erahnen lässt, in dem ihr ohne Verschnaufpause direkt in den Ort des Geschehens geworfen werdet. Hier weichen die gut verwinkelten Gassen, diversen Räumlichkeiten und zahlreichen Rätsel des Originals  zunächst einem kleinen Stadtteil, den es zu erkunden gilt. Dabei vermittelt auch Resident Evil 3 zu Beginn ein sehr bedrohliches Szenario, das den Spieler sofort in seinen Bann zieht und die Schrecken der vergangenen Ableger neu aufleben lässt. Vorsichtig tastet man sich heran, erkundet die Umgebung, ständig die lauernde Gefahr mit dem Nemesis im Hinterkopf. Mit neuen Abläufen und Zielen ausgestattet weiß kein Spieler, wann der berüchtigte Widersacher auf den Plan tritt, was den Nervenkitzel zusätzlich verstärkt. Munitionsarmut und der Mangel an Verbrauchsobjekten sind auch diesmal wieder allgegenwärtig und auch die neuen Mutanten, allen voran den mutierten Spinnen sowie der berüchtigten Hunter-Forschungsreihe finden ihren Weg in die Neuinterpretation. Alles also beim Alten oder etwa nicht?

Auch die Hunter sind wieder los

Inszenierung vor Horror-Survival

Nicht ganz, denn wie es das Schicksal so will, zeigt das Spiel schon früh andere Wesenszüge. Ist die erste Spielhälfte nach der Flucht aus dem Stadtteil von Raccoon City sowie einem Besuch von Carlos im Police Department geschlagen, dann bricht die Zeit der Inszenierung heran! Seien es explodierende Hochhäuser, Züge oder einfach nur die Duschwand eines Waschraums, Hollywood-Regisseuer wäre stolz auf unsere beiden Protagonisten. Besonders Jill erhält in Resident Evil 3 kaum eine Verschnaufpause und wird im restlichen Verlauf des Abenteuers regelrecht von einem Bosskampf zum nächsten gejagt. Zwar kehrt mit Carlos und einem von Zombies überrannten Krankenhaus noch einmal kurzzeitig der Survival-Horror zurück, lange sollte man daran sich aber nicht mehr gewöhnen. Besonders zum Schluss hin wirken die Geschehnisse stark gehetzt, was das erste Spielerlebnis von rund sechs Stunden ein wenig trübt. Hier hätte ein weiterer Stadtteil nicht geschadet, denn die Vorlage hätte noch einige Orte parat gehabt die man besuchen hätte können. Auch in Sachen Nemesis hat Capcom einiges an Potential verschenkt, denn anstatt den Horror-Aspekt nochmals zu betonen, entschloss man sich diesmal dazu, den Supermutanten fast hauptsätzlich für gescriptete Verfolgungsjagden oder Bosskämpfe zu nutzen. Die Zeit, in der man tatsächlich durch den überschaubaren Stadtteil vor dem Monster flüchtet, ist hier bedauerlicherweise überraschend kurz gekommen.

Die Nebencharaktere des Spiels in der Galerie vereint

Die Preisfrage

Zu guter Letzt müssen auch wir uns bei Cerealkillerz der viel diskutierten Frage stellen, die Fans und Kritiker spaltet: Wird ein Videospiel mit einer so kurzen Spielzeit seinem Vollpreis gerecht? An diesem Punkt des Reviews wollen wir euch zunächst sehr ans Herz legen, den ersten Spieldurchgang auf dem Schwierigkeitsgrad „Standard“ zu beginnen, denn nur so entfaltet das Remake von Resident Evil 3 seine wahre Stärke und wird nach Resident Evil 2 zu einem weiteren, intensiven Erlebnis. Obwohl es nach Abschluss keine Möglichkeit gibt, die Geschehnisse aus der Sicht des jeweils anderen neu zu erkunden, so bietet der freigespielte Bonus-Shop definitiven Wiederspielwert. Abgeschlossene Herausforderungen belohnen euch diesmal mit Punkten, die ihr dort fleißig ausgeben könnt. Von Münzen die eure Offiensivkraft oder Verteidigung stärken bis hin zu diversen Waffen mit unendlich Munition ist alles geboten, was den Start in ein weiteres Abenteuer bestärken soll. Auch die freispielbaren Schwierigkeitsgrade Albtraum und Inferno, die mit neu platzierten und aggressiveren Feinden und Gegenstände warten, laden auf ein umgekrempeltes Abenteuer ein. Auch Speedrunner und Trophäen- und Erfolgsjäger kommen wieder voll auf ihre Kosten und können sich diversen Herausforderungen stellen, die wie gewohnt an gewisse Anforderungen wie zum Beispiel keine Heil-Items benutzen, geknüpft sind. Belohnt wird man nach Abschluss der 58 Herausforderungen nicht nur mit wertvollen Shop-Punkten, sondern auch mit Konzeptgrafiken und Figuren, die man in aller Ruhe in der Galerie bestaunen darf. Zu guter Letzt sei erwähnt, dass beim Erwerb des Hauptspiels auch der Asymmetrische Multiplayer-Ableger Resident Evil Resistance geboten wird.

Dank dem Bonus-Shop kann man sich gut gerüstet in ein neues Spiel wagen

Fazit

Capcom macht mit dem Remake von Resident Evil 3 einen gewagten Schritt, denn hier handelt es sich vielmehr um eine Neuinterpretation des Klassikers. Leider täuscht die sehr starke Inszenierung und das sehr intensive erste Spielererlebnis nicht über den geringen Umfang und das verschenkte Potential hinweg. Hier wäre definitiv mehr drinnen gewesen!

Solo Wertung

Positiv:

+ Frische Neuinterpretation des Klassikers aus 1999

+ Spielerische Abwechslung dank Jill und Carlos

+ Herausforderungen und Bonus-Shop erhöhen den Wiederspielwert enorm

+ Enge Verzahnung der Ereignisse mit Resident Evil 2

+ Packendes Spielerlebnis…

Negativ:

– …das leider viel zu kurz kommt

– Weniger Horror-Survival in Form von Nemesis als im Original

– Story wirkt zum Ende des Spiels zu sehr gehetzt

– Stadtteil hätte größer ausfallen können

Das Remake von Resident Evil 3 ist am 03.April für PC, Playstation 4 und Xbox One erschienen.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz