Striking Distance Studios dürfte dem ein oder anderen noch ein Begriff vom, Horror Action Spiel The Callisto Protocol sein (hier unser Test). Und das bekommt jetzt einen Roguelike Twinstick Shooter, der sehr viele Anleihen von Hades nimmt. Begleitet uns bei unserem Ausbruch aus [REDACTED].
Zombies überall und nur eine Möglichkeit auf Rettung
In [REDACTED] befindet man sich noch auf Callisto (einem Jupiter Mond) im Black Iron Prison. Und dank des Zombievirusausbruchs ist das Leben dort noch deutlich härter geworden, als es davor war. Als ehemaliger Wärter des Gefängnisses hat man damit aber auch keinen wirklichen Grund mehr dort zu bleiben und versucht sich zur letzten verbliebenen Fluchtkapsel durchzukämpfen. Doch dieses Ziel haben auch noch eine handvoll anderer Überlebende, die ebenfalls auf der Flucht sind. Während der Flucht wird man dabei von einer Art Mr X als Stimme aus dem Off begleitet und der anscheinend an eine größere Summe Geld will, die sich hinter Security Codes aller Überlebenden versteckt.
So viel also zur Story, die zwar im The Callisto Protocol Universum spielt, aber genauso gut ohne dieses auskommt. Wer also das Originalspiel nicht sein eigen nennt, hat in Bezug auf [REDACTED] so absolut garnichts verpasst. Wer dagegen schon einmal Hades gespielt hat, der wird sich binnen kürzester Zeit heimisch fühlen, denn davon findet man so einige Anleihen. Das Grundprinzip eines Roguelikes ist natürlich in jedem Fall dabei: Stärker werden durch Sterben. Im Zuge eurer Runs findet ihr nämlich verschiedene Arten an Metacurrency, die ihr dann für neue Outfits mit verschiedenen Fähigkeiten, austauschbare passive Fähigkeiten, neue Waffen oder Attacken gegen eure Rivalen investieren könnt. Damit wird man mit jedem Lauf etwas stärker und und kommt näher an sein Ziel den Mond zu verlassen.
Bob aus der Buchhaltung stoppen oder doch lieber Zach den DnD Nerd schädigen?
Während der Läufe findet man dann passive Upgrades, die nach einem Tod verloren gehen. Das Equivalent zu Hades Göttern ist hier eine Art Elementsystem, dass unter anderem Feuer, Eis, Biowaffen und Schwerkraft beinhaltet. Das Ganze gibt es noch in verschiedenen Raritätsstufen und kann auch upgegraded werden. Damit man hier nicht vollkommen dem Zufall ausgeliefert ist, bekommt man nach jedem von Zombies gesäubertem Raum eine Auswahl an Wegen vorgeschlagen. Diese sagen einem dann das jeweilige Element oder die Metacurrency, die man sich dort verdienen kann. Und spätestens jetzt wird klar, wieso hier schon mehrfach auf Hades gedeutet wurde: Fast jede Ecke im Spiel wirkt vom großen Roguelike Hit inspiriert. Fairerweise muss man aber sagen, dass es nicht wie eine plumpe Kopie wirkt und man sich durchaus auch die Mühe gemacht hat, sich von der Inspiration abzusetzen.
Der Hauptunterschied ist dabei ein Zeitlimit das durch bis zu vier Rivalen ausgeübt wird, die während eures Runs vor euch herrennen. Dabei handelt es sich um Insassen und Mitarbeiter des Gefängnisses. Unser Favorit ist dabei Bob aus der Buchaltung, der bereits ein wenig mutiert ist und eine gespaltene Persönlichkeit aus Zombie und Buchhalter besitzt. Aber auch Ein Hacker DnD Nerd namens Zach oder die Gefängnispsychologin Patti Lin wollen euch ans Leder und sind allesamt herrlich überdreht dargestellt. Sobald einer eurer Gegner ans Ende des vierten Bioms gelangt startet ein fünfminütiger Countdown, desses Ablauf Gameover bedeutet. Darum könnt ihr mittels Tasteneingaben gezielt die Rivalen angreifen und sie verlangsamen, beschädigen oder anfälliger für Angriffe machen. Denn ab und an steht ihr mit ihnen in einer Arena und kämpft auf Leben und Tod. Wer davor für den jeweiligen Gegner bereits Dossiers gefunden hat, sorgt dabei dafür, dass ihr immer mehr Vorteile im Kampf erhaltet. Das ist einerseits eine weitere Form der Metaprogression als auch recht unterhaltsam, da die Einträge sehr witzig gehalten sind. Eine weitere gelungene Idee ist zudem, dass man seine Leiche des vorherigen Runs herausfordern darf, wenn man sie denn erreicht. Sollte man in diesem Kampf dann erfolgreich sein, kann man dem vorherigen Wärter noch ein Upgrade entreissen. Doch man muss sich vorsehen, denn der neue Zombie hat alle Ausrüstung, die man sich davor mühsam erarbeitet hat.
Punk Rock auf die Ohren und ab geht die wilde Fahrt
Das sehr schnelle Gameplay mit einer Mischung aus Nahkampf, Dashen, Schusswaffen, Stage Hazards und rudimentärer Physik wird mit einem treibenden Punk Rock Soundtrack hinterlegt. Dazu noch die völlig übertriebenen Persönlichkeiten der Rivalen, die Präsentation mit Graphic Novel Comic Style Einblendungen, einem Cel Shading Look und flapsigen Kommentaren des Unbekannten Beobachters sorgen für einen intensiven Ritt durch die Runs. Ein Run dauert dabei seltenst länger als 30 Minuten und sorgt so für ein knackiges Erlebnis. Bei eurem Weg durch die Biome, die sich in eine Gefängnisarea, den Kanal, ein Aussengebiet in der klirrenden Kälte und schlussendlich in eine eher technisch angehauchte Umgebung aufteilen, werdet ihr ununterbrochen von Zombies und Robotern aller Art angegriffen. Und natürlich gibt es am Schluss jedes Areals noch einen Endgegner. Und wer schon einmal gegen einen zombiegesteuerten Kran antreten möchte, der bekommt die Möglichkeit dazu.
Die Metaprogression hat dabei eine sehr angenehme Geschwindigkeit. Das liegt einerseits daran, dass man die Möglichkeit bekommt gezielt die richtige Währung für ein Upgrade zu sammeln und andererseits sogar einen Währungsumtauscher freischalten kann. Zudem gibt es wenig sinnlose Upgrades, solange man nicht wahllos kombiniert. Dabei kristallierte sich in unseren Runs z.B. ein Faible für eine Shotgun Variante hinaus, die man mit den richtigen Kombinationen eher in Richtung „umständliches Scharfschützengewehr“ umbauen kann und dadurch aus einer ganz bestimmten Distanz massiven Schaden anrichten konnte. Solche gezielten Builds finden macht Spaß und sorgt nebenbei dafür, dass noch mehr freischaltet und schon ist man in einer „nur noch ein Run“ Situation. Damit hat man als Roguelike natürlich alles richtig gemacht.
Wo Hades noch einen Schritt voraus ist
Soviel [REDACTED] auch richtig macht, es gibt auch ein paar Kritikpunkte. Am enttäuschendsten fanden wir, dass man aus der Callisto Protocol Verwandtschaft nichts gemacht hat. Es gibt keinen wirklich relevanten Konnex und falls es Easter Eggs gab, haben wir sie schlicht übersehen. Da macht der Genreprimus Hades mit seiner Story aus der griechischen Mythologie schon weitaus mehr her. Eine weitere Lücke, die wir fanden, ist der Fakt, dass man die Rivalen zwar ins extremste in Sachen Persönlichkeit ausgeprägt hat, aber die Kämpfe gegen dieselbigen alle prinzipiell sehr gleich ablaufen. Wenn man die Rivalen als eine Art Endgegnerkampf sieht, hat man so eigentlich nur mehrfach den immer gleichen Ablauf. Da helfen auch die verschiedenen Schusswaffen der Rivalen nichts. Die gezielte Auswahl eines 0 Kompromisse Punk Rock Soundtracks wird auch nicht jedermanns Sache sein, auch wenn sie uns persönlich sehr gut gefallen hat. Insbesondere auch deswegen, weil z.B. das getroffen werden im Spiel mit dissonanten Gitarrensounds begleitet wird und sich so ins Gesamtbild schön einfügt. Trotzdem wird es bestimmt einige Spieler geben, die genervt die Musik abdrehen werden.
Doch wie ihr seht, wenn man bereits an diesen Punkten herummäkelt, hat man sonst keine großartigen Fehler gefunden. Wenn man das dann noch mit dem Preis von 22,05€ auf Steam verbindet (ähnliche Preise auch in den Konsolenstores), hat man ein sehr kurzweiliges Spiel geschaffen, das mit seinem kruden Humor und der starken Inspiration durch Hades super für kurze Runs zwischendurch geeignet ist. Da verzeiht man auch, dass es nicht Unmengen an Waffen gibt und man in den vier Biomen nicht Unmengen an Details erspäht.
Fazit
Mit [Redacted] hat Striking Distance Studios eine Art Sci-Fi Hades erschaffen, dass seinen Job besser macht als The Calisto Protocol als Dead Space Alternative. Hier wurde auf Spaß und schnelles Gameplay getrimmt und ein Roguelike aus der Iso Perspektive kreiert, das uns sehr gut unterhalten hat. Das alles bekommt man zu einem guten Preis von unter 25€, womit auch das Preis/Leistungs Verhältnis einwandfrei stimmt. Wer Hades mochte und/oder Twin Stick Shooter Roguelikes etwas abgewinnen kann, sollte auf jeden Fall einen Blick auf [REDACTED] werfen.
Positiv
- Überdrehter Humor
- Schnelles actionreiches Gameplay, das Skill belohnt
- Viele passive Fähigkeiten für den eigenen Build
- Großartige Metaprogression
- „Nur noch eine Runde“ Feeling setzt sehr schnell ein
- Gutes Preis/Leistungs Verhältnis direkt zum Release
Negativ
- Aus der Callisto Protocol Welt/Story wurde garnichts gemacht
- Die Rivalen bekämpfen sich alle gleich
- Der Punk Rock OST ist nicht jedermans Sache
- Nur eine mittelgroße Auswahl an Waffen/Gebieten