Die Megami Tensei Reihe spaltet sich bekanntermaßen in verschiedene Ablegerserien wie Persona, Shin Megami Tensei oder auch Devil Summoner. 2006 erschien von letzterer Devil Summoner: Raidou Kuzonoha vs. the Soulless Army für die PS2, das nun, 19 Jahre später, neu als RAIDOU Remastered: The Myster of the Soulless Army aufgelegt wird. Diese Version ist nun für Nintendo Switch 1 und 2, Playstation 4/5, den PC und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben uns die Switch 2 Version, die ident zu allen anderen Plattformen ist, angeschaut. Und auch wenn im Titel „Remastered“ steht, kann man hier definitiv von einem Remake sprechen.

Tokyo Anfang des 20. Jahrhunderts
Ihr spielt den titelgebenden Jugendlichen Raidou Kuzonoha, der diesen Namen/Titel als vierzehnter tragen darf. Seines Zeichens ein außerordentlich begabter Devil Summoner, ist es seine Aufgabe die Stadt Tokyo vor Dämonen zu beschützen und gleichzeitig als Detektiv in der Narumo Detective Agency zu arbeiten, die „besondere“ Fälle annimmt.

Ein solcher Fall ergibt sich, als ein junges Mädchen namens Kaya Daidoujii in der Detektei anruft und um ein Treffen bittet. Im strömenden Regen bei ihr angekommen, stellt sich heraus, dass sie wünscht getötet zu werden. Doch bevor Raidou und sein Detektivkollege Shouhei Narumi darauf reagieren können, wird Kaya entführt. Auf Basis dessen beginnt eine Suche, die sich langsam, aber sicher zu einer weitaus größeren Story entwickelt.
Das fühlt sich ein wenig wie Pokémon an
Diese Suche schickt einen dann quer durch das Tokyo des 20. Jahrhunderts, wo sich eben auch Dämonen ihr Unwesen treiben. Als Devil Summoner könnt ihr diese aber sehen und natürlich auch beschwören. Das ist auch dringend notwendig, denn ihr braucht sie einerseits, um in Kämpfen gegen eben jene Dämonen zu bestehen und andererseits, um in euren Ermittlungen eure Umgebung zu durchsuchen, zu fliegen oder auch Gedanken zu lesen.

Kommen wir aber zunächst zum Echtzeitkampfsystem. Wenn ihr in der realen oder der „Dark World“ auf gegnerische Dämonen trefft, dann landet ihr in einer kleinen Arena, in der ihr und bis zu zwei (im Original nur einer) eurer Begleiter herumrennen könnt. Als Schwertkämpfer und Pistolero ist Raidou in der Lage auf verschiedene Distanzen anzugreifen. Im Vergleich zum Original könnt ihr jetzt sogar selbst mit Elementattacken angreifen. Das ist essentiell wichtig, denn alle Dämonen sind, wie in Megami Tensei Spielen üblich, einem Element zugeordnet und haben dementsprechend auch eine Schwäche.

Um diese Attacken zu nutzen bedient ihr euch, genauso wie eure zwei Dämonen, der MAG Leiste, die sich durch schwache Attacken wieder auffüllt. Ihr könnt über das Digikreuz aber auch steuern, dass eure Dämonen sich vollständig zurückziehen oder keine MAG Energie nutzen. Zudem können sie auch jederzeit gegen eure anderen Teammitglieder ausgetauscht werden. Eure Gegner sind dagegen normalerweise zahlenmäßig überlegen und müssen teilweise durch Pistolenbeschuss verlangsamt werden. Obenauf gibt es dann auch noch Spezialattacken, die ihr in bestimmten Situationen einsetzen könnt. Es gibt also einiges zu beachten.
Fuuuuuusion!
Dadurch, dass ihr zwei eurer Monster gleichzeitig auf dem Feld haben könnt, hat Atlus aber einiges an Schwierigkeitsgrad herausgenommen, denn ihr könnt jetzt jederzeit einen Heiler und ein passendes Element zum Angriff beschwören, sodass ihr viel seltener in Bedrängnis geratet als noch im Original. Dafür fühlen sich die Kämpfe dynamischer an und machen trotz des simplen Nahkampfsystems und der etwas unübersichtlichen Kamera zu Beginn durchaus Spaß. Das lässt mit der Zeit etwas nach, da der Kern der Kämpfe trotz einiger Mechaniken sehr repetitiv wird.

Um an neue Mitstreiter zu gelangen könnt ihr die meisten eurer Feinde auch direkt fangen, solange euer Level hoch genug ist und ihr Platz im Team habt. Das ist auch sehr zu empfehlen, da ein weiterer Hauptbestandteil des Spiels das Fusionieren von Dämonen ist. Dadurch könnt ihr sie verstärken, Attacken vererben, neue Dämonen finden und so euer Team verbessern. Über den Verlauf des Spiels kreiert ihr so eure persönliche Armee und könnt auf deren Spezialfähigkeiten zurückgreifen.
Ich sehe was, was du nicht siehst

Denn nun kommen wir zum zweiten großen Gameplayaspekt von Raidou, nämlich dem Investigativen Part. Als Detektiv seid ihr nämlich gefragt eure Umgebung abzusuchen, die Stadtbewohner auszufragen und Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Um das zu erreichen bedient ihr euch euren spirituellen Helfern, die zum Beispiel mit dem Feuerelement lustlose Menschen wieder Leben einhauchen oder mit Eis eine Wasseroberfläche begehbar machen. Im Original musstet ihr um diese Fähigkeiten einzusetzen den richtigen Dämon beschwören, um dann seine Fähigkeit auszuprobieren. Das Remake erleichtert euch das fast zu sehr, denn diesmal wird euch über ein Kontextmenü gezeigt, dass ihr eine bestimmte Fähigkeit an eurem Gesprächspartner einsetzen könnt.

Dadurch verkommt der Detektivaspekt zu einer Fleißaufgabe, die euch von A nach B zu C schickt. Nur in den Momenten, in denen ihr nicht den passenden Dämon habt, müsst ihr umdenken und dann auf die Suche gehen. Im Zweifelsfall sagt euch aber euer Begleiter in Katzenform Gouto, was zu tun ist. Das war sehr enttäuschend, denn hier ist der gut gemeinte Quality of Life Aspekt eines Souffleurs und die Hilfe beim Einsatz der Fähigkeiten etwas zu viel Unterstützung und nimmt einem das Erlebnis selbst die Lösung zu finden.

Auch die großen orangenen Ausrufezeichen, die euch auf der Karte durch die Gegend leiten, bieten wenig Raum für Selbstständigkeit und schicken euch auf direktem Weg zum jeweiligen Charakter, Ort oder Item, der/das gerade benötigt wird.
Ein wilder Mix an Charakteren
Trotz dieser Gameplayschwächen hat uns Raidou durchaus in den Bann gezogen. Die teils absurd überzeichneten Charaktere sind nämlich atlustypisch sehr interessant, gut verschrieben und im Remake sogar komplett vertont. Wir haben uns aus Atmosphäregründen für die japanische Sprachausgabe entschieden und können das nur empfehlen.

Im Vergleich zu den partyorientierten Megami Tensei Spielen gibt es zwar weniger emotionale Interaktionen, da Raidou eher der Typ stiller Einzelkämpfer ist, aber das muss ja auch nicht in jeder Auskopplung vorhanden sein. In Sachen Sound und Grafik finden wir das Remake auf jeden Fall sehr gut, denn der OST war damals schon ansprechend, wenngleich manche Songs sich ein wenig zu schnell wiederholen. Atmosphärisch ist aber sowohl die Dämonenwelt als auch das alternative 1930er Japan des Spiels sehr gut gelungen und tragen viel zur Faszination bei.

Fazit
Das Remaster trifft auf der technischen Seite den Nagel auf den Kopf, aber nimmt einen viel zu sehr an der Hand um die Detektivarbeit spannend zu gestalten. Die auf Dauer repetitiven Echtzeitkämpfe wurden flüssiger gestaltet, reichen aber trotz vieler Mechaniken nicht an die Tiefe anderer Megami Tensei Spiele heran. RAIDOU Remastered: The Mystery of the Soulless Army würde durch eine interessante Story fesseln, lässt aber bedauernswerterweise viel Potential in Sachen Gameplay liegen.
Positiv
- Technische Überarbeitung überzeugt
- Vollvertonung sorgt für mehr Atmosphäre
- Die Story und Charaktere sind auch heute noch einen Blick wert
- Dämonenfangen und Fusionen motivieren zur Komplettierung
Negativ
- Zuviel „Quality of Life“ Hilfen nehmen dem Detektivaspekt des Spiels jeden Reiz
- Kämpfe werden nach einiger Zeit stark repetitiv
- Das Gefühl von liegengebliebenem Potential ist wegen o.g. Punkte nach kurzer Zeit allgegenwärtig
