Fans der R-Type Reihe haben eine lange Durststrecke hinter sich. Nach dem ursprünglich als letztem Teil der Serie gedachten R-Type Final 2004 (PS2) und unzähligen Remakes sowie Compilations, war die Kickstarter Kampagne Mitte 2019 ein Lichtblick. Und nun ist es soweit und R-Type Final 2 von Granzella erscheint für Switch, PS4, XBox One, XBox SX und PC. Wir haben uns die Switch Version einmal angeschaut und möchten unsere Eindrücke mit euch teilen.
R-Type bleibt R-Type
Nachdem einen das Startmenü in Empfang genommen hat, kann man sich entweder direkt ins Getümel stürzen einen Blick ins Handbuch werfen. Als Neuankömmling in der Serie sollte man dies aber auf jeden Fall tun. Dies ist deswegen ratsam, um nicht von Power-Ups und der Verwendung der sogenannten Force (eine unzerstörbare und andockbare Kugel, die Geschosse absorbiert und selbst schießen kann) am Anfang erschlagen zu werden. Denn im Normalfall hat man mit den Gegnern und Geschossen schon genug zu tun. Ein spielbares Tutorial wäre an dieser Stelle zwar schön gewesen, aber man möchte wohl den Wurzeln der Arcade Herkunft treu bleiben. Somit wurde darauf verzichtet und man wird in eine Zwischensequenz geworfen, in der man noch salutieren oder zwinkern darf. Danach geht es aber direkt los (das Intro kann man auch überspringen).
Das eigene Arsenal ist ansehnlich, aber altbekannt
Grundsätzlich hat sich an der R-Type Formel nichts geändert. Man steuert ein Raumschiff durch das Weltall, Raumbasen oder organische Gebilde und schießt sich durch wehrhafte Gegnerhorden, des Bydo Empires. Dabei wird man von allen Seiten angegriffen und muss die Force dabei passend vor oder hinter sich platzieren/andocken, um in alle Richtungen abgesichert zu sein. Alle diese Elemente und auch die einzelnen Upgrades sind aber größtenteils bereits aus den Vorgängerspielen bekannt und es gibt absolut keine Überraschungen.
Ab dem ersten Laserupgrade, das es in drei Varianten gibt (Horizontal, Diagonal und Vertikal/Boden/Decke), kann man auf die oben erwähnte Force zurückgreifen. Diese lässt sich, wenn sie angedockt ist, in die jeweilige Richtung feuern und danach wieder zurückrufen. Jeder Kontakt mit Gegner richtet Schaden an und die Force selbst schießt abgedockt und upgegradet auch munter auf die Gegner. Sie dient dabei auch als Schutzschild vor Schüssen und schlussendlich lädt sich durch das Absorbieren der Schüsse und Berühren von Gegner eine Sonderleiste für eine alles vernichtende Spezialattacke auf. Weiterhin gibt es auch Raketenupgrades, die zusätzlich zum normalen Schuss Raketen hinzufügt, und sogenannte Bits, die oberhalb und unterhalb des Raumschiffs fliegen können, um Schüsse abzufangen und etwas Schaden an zu nahen Gegnern anzurichten.
„Puzzle Spiel“ in Verkleidung
Das Gameplay ist R-Type typisch relativ langsam und in Abschnitte mit Checkpoints dazwischen unterteilt. Dadurch wirken manche Abschnitte teilweise wie kleine Puzzles, die es zu lösen gilt. Die Steuerung ist präzise und man kann entweder mit dem Joystick oder den Tasten der linken Joycon steuern. Je nach Situation kann man mit den linken Schultertasten zwischen vier verschiedenen Geschwindigkeiten des Schiffes umschalten. Die Tasten der rechten Joycon sind dagegen dem Dauerfeuer (A), dem Aufladen der Hauptwaffe (Y), dem Feuern und Zurückrufen der Force (B) und der Spezialwaffe (X) vorbehalten. Und das war es auch schon. Ansonsten gilt: Don’t get hit.
Denn wie in solchen Spielen oft üblich, bedeutet ein Treffer den Tod und den Verlust aller Power Ups. Nach dem Respawn am Checkpoint muss man, ohne brachiale Feuerkraft, erneut durch den Abschnitt. Dadurch steigt die Bedeutung der Route und die Notwendigkeit präzise zu Manövrieren wesentlich. In solchen Situationen muss man dann auch Hartnäckigkeit beweisen, wenn man auf höheren Schwierigkeitsgraden bestehen will.
Fordernd oder frustrierend?
Vorneweg: Eine gewisse Frusttoleranz hilft auf jeden Fall. Während dem Testen war beispielsweise auf dem drittten von anfangs fünf Schwierigkeitsgraden bereits im dritten Level eine Stelle, an der ohne Probleme eine zweistellige Versuchsanzahl erreicht wurde. Ohne vorherige Erfahrung in ähnlichen Spielen ist man hier stark gefordert. Die Erkenntnis, dass alle Gegner gleich spawnen und das Spiel wenig zufällige Elemente besitzt, hilft dabei ungemein. Denn wenn ein Abschnitt endlich sitzt, dann kann man das Ergebnis oftmals annähernd 1 zu 1 wiederholen.
Das Spiel gibt einem aber auf jeden Fall die Möglichkeit sich annähernd unendlich oft an einer Stelle zu versuchen und wirkt selten unfair. Umso öfter man das Spiel nach dem Verlust aller Leben/Continues startet, bekommt man mehr Continues zur Verfügung gestellt. Irgendwann darf man sich dann mit 99 Continues im Gepäck an den sieben Leveln versuchen. Mit jedem Continue kann man auch sein Schiff und damit das Equipment wechseln, um so eine bessere Chance zu haben. Dabei verliert man auch nicht den Checkpoint des Levels, in dem man sich befindet. Sobald man dann ein Level geschafft hat, kann man Selbiges auch einzeln anwählen, um z.B. einen neuen Highscore aufzustellen oder doch nochmal speziell eine Sektion zu üben.
Wiederspielwert und das R Museum
Die Levels in R-Type Final 2 sind kurz und knackig. Effektiv gibt es jedoch nur sieben Level plus jeweils zusätzlich zwei Varianten von Level 6 und 7. Zusätzlich sei erwähnt, dass die gesamte Kampagne und Score Attack einzelner Level die einzigen zwei Spielmodi darstellen. Damit wurde sich auf das Nötigste beschränkt. Durch die fünf verschiedenen Schwierigkeitsgrade und freischaltbaren Schiffe hat man jedoch genug zu tun. Die nötige Ausdauer vorausgesetzt. Denn laut der Anzeige im sogenannten R Museum gibt es 99 Schiffe zum Freischalten. Es handelt sich dabei um eine Art Stammbaum der R-Type Flotte und ist für Veteranen bereits aus R-Type Final bekannt. Ein nettes Detail ist. dass man das Museum aus der Ego-Perspektive durchwandern kann. Ein ähnliches Mini-Feature ist die Möglichkeit jedem Level einen anderen Namen zu geben. Wer also gerne Stage 4.0 „Cats are the bestest“ spielen möchte, kann dies tun.
Dass Freischalten der Schiffe ist gegen verschiedene Arten von Punkten für das Beenden von Leveln möglich. Jedes Schiff hat zusätzlich Voraussetzungen zum Kauf, wie z.B. das Durchspielen eines bestimmten Levels. Manche sind auch gegen Passwörter freizuschalten. Die Schiffe besitzen verschiedene Kombinationen an Waffen, Force, Bits und Raketen. Dadurch sind sie für unterschiedliche Level und den eigenen Spielstil unterschiedlich gut geeignet. Und wem ein Schiff zu langweilig aussieht, kann dieses umfärben oder mit Stickern verzieren. Zum Auswählen muss ein Schiff noch einem von 12 Slots zugeordnet werden. Wer ein dreizehntes möchte, muss dafür ein anderes Schiff wieder deregistrieren. Wem dies alles nicht reicht, kann sich natürlich am wahren Ziel vieler Shmup Spieler versuchen: Dem 1cc run (das gesamte Spiel ohne Continue durchspielen). Wer sich dieser Mammutaufgabe stellt, wird einiges an Zeit investieren müssen, um auch nur in die Nähe dieses Meilensteins zu gelangen.
Das Bydo Empire ist nicht das einzig Böse im Spiel
Was sich im Test als definitiv eher mau herausgestellt hat, ist der generische Soundtrack. Diese Richtung war auch schon in R-Type Final gegeben und die treibenden Beats aus z.B. der SNES Variante sind schon lange Vergangenheit. Hier hätte aus unserer Sicht trotzdem etwas mehr Intensität gut getan. Es wird aber sicher Spieler geben, die den Soundtrack als eher atmosphärisch angehaucht gutheißen.
Weiterhin kann man für den Switch Port, wie so oft bei Multi-Plattform Titeln, kein gutes Zeugnis für die Framerate und die Ladezeiten ausstellen. Es gibt immer wieder Einbrüche und Stotterer. Grade bei einem Spiel, das hohe Präzision erfordert, ist das enttäuschend. Bei jedem Tod friert zudem der Bildschirm ein und man wartet durchaus merklich auf seinen Respawn. Ungeachtet der Plattform, wäre grafisch mit der Unreal Engine wahrscheinlich auch mehr an Effekten drin gewesen. Insbesondere beim Sieg über Levelendgegner wären bildschirmfüllende Explosionen eine schöne Belohnung gewesen. Stattdessen gibt es eine Fanfare, maximal kleine Explosiönchen und eine blaue Aura um das Schiff. Und wie gerade erwähnt, ist auch der eigene Tod reichlich unspektakulär.
Am Schwierigkeitsgrad werden sich ebenfalls die Geister scheiden. Wie erwähnt, ist das Spiel sehr fordernd und erfordert ein hohes Maß an Hartnäckigkeit, sobald man sich auf „Normal“ heranwagt. Oldschool Spieler und Veteranen wird dies nicht überraschen, aber Genrefremde und Gelegenheitszocker werden hier auf Frusttoleranz geprüft.
Fazit
Wie man sich denken kann, richtet sich R-Type Final 2 definitiv an Fans der Serie und des Genres. Wer knüppelharte horizontale Shooteraction liebt und Geduld, Präzision und Zeit zum Lernen der optimalen Routetn mitbringt, wird hier bedient. In dem Fall kann man auch über technische Schwächen hinwegsehen und sich eventuell eher an die PS4, XBox oder PC Varianten halten, die der Erfahrung nach glatter laufen als ein Switch Port. Wer hingegen eine gemütliche Shooterrunde zwischendurch und das eventuell portabel sucht, der sollte hier eventuell auf einen Sale warten oder Probespielen. Aus Sicht von Shmup Fans, aber ein „gutes“ Spiel.