Review: Prince of Persia: The Lost Crown – Die Sanduhr einmal auf neu gedreht

Prince of Persia: The Lost Crown hört sich auf dem Papier ganz gut an, aber was viele wohl wirklich wollten, war das lang erwartete Remake des besten Prince of Persia-Spiels aller Zeiten, The Sands of Time. Als ich mich aber hinsetzte, um The Lost Crown zu spielen, war ich angenehm überrascht, dass es sich nicht um einen Low-Budget-2,5D-Versuch handelte, den Ruhm des frühen 21. Jahrhunderts wieder aufleben zu lassen. Stattdessen ist Ubisofts erstes richtig neues Prince of Persia-Spiel seit dem Reboot von 2008 ein eigenständiges Spiel – ein Metroidvania – und es passt wirklich gut, dass ich mich frage, wie dieses Franchise und das Genre nie zuvor zusammenkommen konnten. Mehr dazu in unserem Test.

Irgendwas mit Unsterblichen in Persien

In der Rolle von Sargon, einem der nicht wortwörtlich zu nehmenden Unsterblichen, die Persien beschützen, bekommt ihr mit The Lost Crown ein etwa 15- bis 20-stündiges Abenteuer, das hauptsächlich auf dem mit einem Chrono-Fluch belegten Berg Qaf spielt und auf einen Verrat höchsten Ranges folgt. Doch allzu viel versprechen solltet ihr euch vom Setting und den Charakteren nicht. Denn die Unsterblichen, also eure anfängliche Truppe und eine Suche nach dem verschwundenen Prinzen bleiben als Faden, die euch durch die Story ziehen so ziemlich auf der Stelle stehen. Bedeutet, langweilige einfach gezeichnete Charaktere mit einer vorhersehbaren Geschichte, die man fast schon hätte weglassen können. Doch darauf sollte man sich wohl aber auch nicht zu sehr fokussieren, denn den Spaß bekommt man hier woanders. Denn relativ schnell musste ich einige meiner alten Actionspiel-Fähigkeiten abstauben, die durch Ninja Gaiden und ähnliche Titel mal geschmiedet wurden.

Fordernd sind die Bosse in jedem Fall.
Fast jedes Collectible will natürlich irgendwo getauscht werden.

Anders ausgedrückt: The Lost Crown ist kein Witz, was die Kämpfe angeht. In dieser Hinsicht erinnert es wirklich an das ursprüngliche Prince of Persia. Die Gegner kommen von Anfang an mit Schwertern, Stangenwaffen und vielen anderen Waffen daher und ihr müsst schnell sein, um Angriffe zu parieren, damit sie nicht die ohnehin mageren Gesundheitsbalken auffressen, mit denen ihr anfangt, wenn sie treffen. Nicht blockierbare Angriffe, die durch einen roten Schimmer gekennzeichnet sind, können nicht pariert werden, also müsst ihr diese ganz vermeiden, was am besten mit einem schicken Rutscher funktioniert. Dabei verschwendet das Spiel auch keine Zeit damit, euch in Eins-gegen-Eins-Kämpfe mit Bossen zu verwickeln. Denn neben den großen gibt es auch immer wieder kleinere Bosse, die euch je nach Schwierigkeitsgrad einiges abverlangen können. Dabei bleibt es aber eine Kombination aus Herausforderung und Frustration, in der man Angriffsmuster lernt und versucht die wirklich eindrucksvoll inszenierten Konter auszuführen.

Derartige Effekte, wie der rote Hintergrund hier, sind einfach toll.

Der pfeilschnelle Prince of Puzzle & Parkour

Aber dies ist immer noch ein Prince of Persia-Spiel und so gibt es natürlich auch jede Menge Präzisions-Platforming zu bewältigen. Besonders die vielen neuen Fähigkeiten nach dem Erledigene eines Bosses kommen da wie gerufen, um euch zuvor unerreichbare Areal zugänglich zu machen. Diese integrieren sich wirklich wunderbar ins Gameplay und reichen von einem einfachen Doppelsprung über eine Möglichkeit Gegner als Wurfgeschoss einzusetzen bis hin zu einer Art Doppelgänger, welchen ihr platziert, um euch im Nachhinein auf Knopfdruck zu diesem wieder hin zu teleportieren. Das öffnet auch einige wirklich clevere Rätselpassagen, bei denen ihr all eure Fähigkeiten gekonnt einsetzen müsst, ebenso wie in der zahlreichen Geschicklichkeitspassagen. Glücklicherweise ist die Strafe für das Scheitern, über ein Stachelbett zu kommen, nicht der sofortige Tod, sondern nur ein Segment der Gesundheitsleiste, aber wiederholen müsst ihr das ganze danach selbstverständlich dennoch.

Ein von Wellen zerstörtes Schiff, was in der Zeit stehengeblieben ist. Definitv ein Highlight.
Wirklich Bezug oder Lore zu einigen der Gegner bekommt man leider nicht.

Die Fortbewegung ist wirklich einer der spaßigsten Aspekte, denn das wilde Gespringe, geslide und einsetzen der Skills greift wunderbar ineinander und läuft mit 60fps auf allen Plattfromen auch noch richtig rund. Eine Sache, die mir in den ersten paar Stunden nicht besonders gefallen hat, war aber das Vorankommen über die Karte, bzw. die abzweigenden Areale, da man hier nach dem Erreichen seiner Nebenziele oder einer Sackgasse immer den kompletten Weg zurücklaufen muss. Denn es dauert etwas, bevor man die Schnellreisestationen freischaltet und diese sind dann etwas merkwürdig platziert. Teilweise gefühlt direkt vier Räume weiter fehlten an anderer Stelle wichtige Teleporter, die ein mühsiges Backtracking mit sich brachten. Ein weiterer Aspekt von The Lost Crown, der mir gefallen hat, sind die Upgrades. Man kann Gegenstände kaufen, z. B. zusätzliche Kapazität für Gesundheitstränke, die man garantiert brauchen wird und auch Upgrades wie zusätzliche Amulettplätze. Amulette sind passive Upgrades, die man in der Welt finden oder kaufen kann und bieten Dinge wie zusätzliche Gesundheit, zusätzlichen Schaden, eine Schockwelle nach dem Konter oder einen vierten Combo-Angriff.

Über Amulette lassen sich wirklich interessante Builds kreieren.

Ein Metroidvania wie es Spaß macht

Optisch ist The Lost Crown nicht so schlecht, aber auch nicht großartig. Die Comic-Optik der Charaktere ist nicht wirklich besonders und zahlreichen Umgebungen stechen eher mit den durchdesignten Geschicklichkeitspassagen durch als der Optik, auch wenn es jederzeit durchaus zu gefallen weiß. Besonders aufgefallen sind die Bosse, die nicht nur imposant daherkommen, sondern auch grafisch beendruckende Attacken und Effekte bieten. Ebenso sind die im Normalspiel bereits toll aussehenden flashigen Konter hier noch einmal eine Spur besser. Doch neben diese Sequenzen gibt es eben nicht viel, was es wirklich hervorhebt, ebenso ist die Musik auch nur gut, macht an sich nichts falsch, aber es fehlen herausstechende Tracks während der Endgegner, die einem richtig Feuer unterm Hintern machen.

Neue Fähigkeiten bekommt ihr durch das Sammeln von speziellen Federn.

Doch es gibt auch Innovationen. Wie in Metroidvanias üblich, stieß ich oft auf Räume mit Hindernissen, die ich noch nicht ganz bewältigen konnte, weil ich nicht das richtige Power-Up hatte. Wenn ich eines gefunden hatte, konnte ich eine Taste auf meinem D-Pad drücken, um ein Foto von diesem Raum zu machen, das auf meiner Karte gespeichert wurde. Das bedeutet, dass ich nie vergesse, was in einem weit entfernten Raum versteckt ist. Ich kann ganz einfach nachsehen, ohne zurückgehen zu müssen. Das ist ein hervorragendes kleines Feature, das auch die Metroid-Serie dringend gebrauchen könnte. Darüber hinaus gibt es auch einige Zugänglichkeits-Optionen, die es auch weniger geübten Spielenden ermöglichen im Spiel weiter zu kommen.

Clevere Rätsel regen hin und wieder eure grauen Zellen an.

Fazit

Prince of Persia: The Lost Crown hat den Sprung in ein neues Genre der Metroidvanias wirklich gut hinbekommen. Die Kämpfe sind fordernd, das Fortbewegen durch die Level enorm spaßig und es gibt optisch beeindruckende Konter zu bestaunen. Dass die Charaktere und Story dabei belanglos sind und das viele Backtracking etwas auslaugen kann, sollte Genre-Fans daher nicht abhalten.

Prince of Persia: The Lost Crown wird am 18. Januar 2024 für PlayStation 4, PlayStation 5, PC, Xbox Series X|S, Xbox One und Nintendo Switch veröffentlicht.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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