Review: Pikmin 3 Deluxe – Wenn kleine Pflanzen über sich hinauswachsen

Während viele große Videospielserien aus dem Hause Nintendo mittlerweile auf eine lange Vergangenheit zurückblicken dürfen, so ist es bei Pikmin eine vergleichsweise kurze. Im Jahr 2001 fand man seinen Ursprung auf dem Gamecube, wo man direkt zu einem Hit avancierte. Zu verdanken war es den namensgebenden Pikmin, kleinen süßen Pflanzenmännchen, die aus der Fantasie von  Nintendo-Legende Shigeru Miyamoto entsprangen. Was folgte war ein zweiter Teil drei Jahre später, sowie ein dritter Ableger ganze zwei Konsolengenerationen später auf Wii U. Obwohl Pikmin 3 zu seiner Zeit als Pflichtkauf galt, so ist es kein großes Geheimnis, dass die Konsole an sich als Flop abgestempelt wurde. Nun jedoch, sieben Jahre später will Nintendo Pikmin 3 in Form einer Deluxe Edition endlich den Ruhm bescheren, den man sich damals eigentlich verdient gehabt hätte. Ob das letzten Endes auf Nintendos Switch auch gelingt, das verraten wir euch in unserem Review.

Eine Heldenreise um die Heimat zu retten

Der Planet Koppai hat ein ernstes Problem: Die Nahrungsmittelvorräte gehen zu neige! Um die Bewohner vor dem nahenden Hungertod zu bewahren entschließen sich drei mutige Helden dazu, auf eine Reise in die unbekannten Weiten des Alls aufzubrechen. Das mutige Trio, bestehend aus Alph, Brittany und Charlie wird einige tausend Lichtjahre von der Heimat entfernt tatsächlich fündig, ehe ein Unglück die Besatzung heimsucht. Mit einer Notlandung auf dem Planeten PNF-404 gestrandet, wird die Crew nicht nur voneinander getrennt, sondern verliert auch den wertvollen Hyperraum-Schlüssel, ohne dem eine Rückkehr unmöglich ist. Die Marschrichtung steht also fest: Das Team zusammentrommeln, Früchte sammeln und die Heimreise antreten…doch dabei hat man die Rechnung ohne den Einwohnern des Planeten gemacht, die nicht alle wohlgesonnen sind. Doch zum Glück beheimaten auch friedliche Geschöpfe PNF-404, nämlich kleine Pflanzenmännchen, gemeinhin bekannt als Pikmin. Diese stehen den Raumfahrern schlag- und tatkräftig zur Seite und auch Captain Olimar und sein Gehilfe Louie lassen nicht lange auf sich warten.

Planet PNF-404 wartet darauf, ausgebeutet zu werden

Gestrandet in einer gefährlichen Welt

Bereits nach der Bruchlandung macht Ihr schon früh Bekanntschaft mit den namensgebenden Helden und Stars des Spiels, den Pikmin. Den Anfang macht Kapitän Charlie, der zunächst mit den gelben Pflanzenmännchen vorlieb nehmen muss. Diese sind resistent gegen Strom und zeichnet eine hohe Reichweite aus, was Neulinge schon schnell selbst herausfinden. Wer noch nicht mit dem Universum der Pikmin vertraut ist, bekommt gleich zu Beginn ein kleines aber feines Tutorial geboten, um die wenigen Mechaniken zu erlernen. Pikmin lassen sich nämlich entweder einzeln auf Feinde oder Hindernisse schleudern oder im Verbund auf Ziele loslassen. Mittels Pfeife können verstreute oder vergessene Pikmin per Knopfdruck zusammengetrommelt oder farblich sortiert werden. Diese Sortierung ist im weiteren Verlauf des Spiels auch bitter notwendig, denn die fünf Arten weisen auch unterschiedliche Fähigkeiten vor, die es gezielt einzusetzen gilt.

Riesige Bosse erwarten euch und die süßen kleinen Pikmin

Altbewährt sind die Farben Gelb, Rot und Blau, die schon seit Beginn der Reihe dabei sind. Während gelbe Pikmin wie bereits beschrieben resistent gegen Strom sind, so sind die roten Ableger gegen jegliche Hitze immun und gemeinhin als starke Kämpfer bekannt. Ebenfalls gut im Kampf erweisen sich die blauen Plfanzenmännchen, die sogar unter Wasser atmen können, wodurch sich neue Bereiche erkunden lassen. Neu hinzugekommen in Pikmin 3 sind die robusten und schweren Fels-Pikmin, sowie die leichten Flügel-Pikmin. Mit beiden Arten lassen sich entweder Kristalle zerschmettern oder Schranken in die Luft heben, was ebenfalls den Weg für neue Früchte frei macht. Diese sind quer über den Planeten verstreut und erfordern ein gewisses Maß an Planung im Vorfeld, denn für Expeditionen habt Ihr nur begrenzt Zeit, ehe die gefährliche Nacht hereinbricht.

Ab ins Raumschiff zur Zusammenfassung des Tages

Mit der richtigen Strategie in die Schlacht

Der Planet PNF-404 ist in vier unterschiedlich große Gebiete aufgeteilt, die nicht nur eine Vielzahl von Früchten, sondern auch Feinden beherbergt. Diese sind nicht nur euch gegenüber feindselig, sondern haben auch einen großen Appetit auf Pikmin. Davon könnt Ihr maximal bis zu 100 Stück in die Schlacht mitnehmen, wo die richtige Mischung von Vorteil ist. Da es sich beim Heldengespann um ein Trio handelt, lassen sich sogar drei Gruppen bilden und ein Gebiet gleich dreimal so schnell getrennt voneinander erkundet werden. Bei einigen Rätseleinlagen ist es jedoch notwendig, ein Besatzungsmitglied mitsamt Gefolge auf eine höhere Ebene zu werfen, um neue Wege und Abkürzungen freizuschalten. Multitasking lautet hier das Zauberwort, denn die Mechaniken von Pikmin sind zwar leicht zu lernen, aber schwer zu meistern.

Gutes Management ist wichtig, um die Übersicht zu bewahren

Dies bekommt Ihr spätestens bei den Bosskämpfen zu spüren, die unterschiedlich schwierig ausfallen können, je nachdem wie gut vorbereitet man sich in die Schlacht stürzt. Wer in solchen Moment die Übersicht oder gar die Kontrolle verliert, muss schnell mit einigen Verlusten rechnen. Diese Verluste lassen sich kompensieren, indem neue Pikmin gepflanzt werden. Das geschieht entweder mit Kadavern von besiegten Feinden oder mittels Blumen, die zum eigenen Raumschiff transportiert werden müssen, ehe neue Samen ausgespuckt werden. Während die ersten Spielstunden vergleichsweise einfach ausfallen, so zieht der Schwierigkeitsgrad spätestens im vierten Gebiet schlagartig an. Übertrumpft wird das Ganze  nur noch vom fünften und finalen Level, in dem Pikmin 3 eine 180-Grad Drehung vornimmt und all die erlernten Mechaniken aus den letzten Stunden in einer herausfordernden und langwierigen Verfolgungssequenz abfragt. Wer dabei bis zum Schluss und dem damit verbundenen Abspann durchhält, für den ist noch lange nicht Schluss.

Nach dem Durchspielen warten noch zahlreiche Herausforderungen

Deluxe oder Mogelpackung?

Wie der Name Deluxe schon preisgibt ist Pikmin 3 mit allerhand Extras und zusätzlichen Modi vollgestopft, die das Hauptspiel zu seiner Zeit auf der Wii U nicht beinhaltete. Allen voran sticht hier der neue kooperative Modus für zwei Spieler hervor, damals noch einer der Hauptkritikpunkte. Diesmal lässt sich die gesamte Story nämlich zu zweit erleben, wo auf derselben Konsole je einer der drei Helden von den Spielern übernommen werden kann. Auch ein Bonus-Abenteuer rund um und mit Captain Olimar und Louie warten in Form eines brandneuen Prologs und Epilogs auf das Entdecken einer völlig neuen Sicht auf die Geschehnisse. Das ist aber noch nicht alles, denn neben dem Bingo-Modus, in dem zwei Spieler gegeneinander antreten, können auch Sammel-Herausforderungen auf Zeit absolviert werden, um Medaillen zu erhalten. Zu guter Letzt vervollständigt ein Ultra-Motivier-Modus das Zusatzerlebnis, wo all jene, denen das vorangegangene Abenteuer zu einfach war, sich einem knallharten Schwierigkeitsgrad stellen dürfen.

Früchte sammeln und Medaillen ergattern lautet die Devise

Fazit

Pikmin 3 hat sich den Titel Deluxe redlich verdient, der allen voran dem kooperativen Story-Modus und dem Bonus-Abenteuer rund um Captain Olimar zu verdanken ist. Leider täuschen diese Extras nicht über den Umstand hinweg, dass Handlung sowie Spielwelt im Vergleich zu seinen Vorgängern gefühlt geringer und uninspirierter ausgefallen sind. Obwohl Pikmin 3 nach wie vor ein schönes Abenteuer für zwischendurch ist, so merkt man dem Titel den Zahn der Zeit deutlich an, sofern man heutige Standards zum Vergleich heranzieht.

Positiv:

+ Niedliche, kindgerechte Story mit neuen Protagonisten

+ Die zwei neuen Pikmin-Arten fügen sich gut ein in den Mix

+ Das Zeitlimit ist angenehm und fair gestaltet

+ Kooperativer Story-Modus vorhanden

+ Neuer Prolog und Epilog für Kenner des Hauptspiels

Negativ:

– Die Spielwelt fühlt sich im Vergleich zu Teil 1 und 2 kleiner an

– Veteranen werden nur selten gefordert, …

– …dafür ist das finale Level an schlechtem Design kaum zu überbieten

– Story ist mit 8 Stunden Spielzeit relativ kurz ausgefallen

Pikmin 3 Deluxe erscheint am 30.Oktober 2020 exklusiv für Nintendo Switch.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz