Review: Phoenix Point: Behemoth Edition – Gute Alternative zu XCOM oder nur mittelmäßig kopiert?

Die Phoenix Point: Behemoth Edition wurde für Playstation 4 und Xbox One veröffentlicht und bringt Phoenix Point somit als komplette Konsolenversion inklusive DLC auf den Markt. Wie ist der Vater der beliebten XCOM-Reihe mit der Schaffung eines völlig neuen Universums mit seinem Entwicklerteam zurechtgekommen? Finden wir es heraus.

Irgendwie XCOM und irgendwie auch nicht

Phoenix Point ist eine weitere Story, die nachdrücklich zeigt, dass die Menschen, oder genauer gesagt die Wissenschaftler, ihr Glück nicht im antarktischen Eis suchen sollten. Diesmal stießen die klugen Köpfe bei der Erforschung des Permafrostes auf einen uralten Virus. Und wie ihr euch denken könnt, geriet es außer Kontrolle und begann, alle Lebensformen auf der Erde zu infizieren. Eine weltweite Pandemie hat die Menschheit fast ausgelöscht. Die verbliebenen Bastionen der Zivilisation sind geschlossene Enklaven, die jeden Tag ums Überleben kämpfen und ständig von virusmutierten Monstern angegriffen werden. Phoenix Point ist im Jahr 2046 angesiedelt, viele Jahre nach der Entdeckung des Virus. Das Mastermind hinter Phoenix Point ist Julian Gollop, der Vater der mittlerweile legendären XCOM-Taktikstrategie. Das neue Universum lehnt sich stark an das ursprüngliche XCOM, die Werke von H.P. Lovecraft und Stephen King an. Während des Spiels hatte ich durchaus das Gefühl, das neue XCOM zu spielen, nur dass wir statt gegen Aliens gegen Alien ähnliche Mutanten kämpfen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Phoenix Point eine Kopie von Gollops früheren Werken ist. Die Umsetzung hat auch andere neue Mechanismen erhalten.

Ihr sollet immer eure AP im Auge haben, da diese für jede Aktion genutzt werden. Dieser werden euch unten durch die Kästchen unter den Aktionen angezeigt.

Es gibt jedoch eine ganze Reihe von Ähnlichkeiten. Wieder einmal übernehmen wir das Kommando über die Basis, die einer der letzten sicheren Orte auf der Erde ist. Unsere Aufgabe wird es nicht nur sein, eine Gruppe überlebender Soldaten zu befehligen, sondern auch Technologien zu entwickeln. Und natürlich für die Sicherheit der Bewohner von Phoenix Point zu sorgen. Genau wie in XCOM verbringt man auch hier viel Zeit auf der Weltkarte, auf der Suche nach weiteren menschlichen Siedlungen, Orten, an denen man Ausrüstung bekommen oder eine weitere Gruppe von Mutanten ausschalten kann. Im Laufe des Spiels kommen wir auch mit Vertretern dreier Fraktionen in Kontakt, die eine unterschiedliche Herangehensweise an die vorherrschende Situation in der Welt vertreten. Einer von ihnen ist ein religiöser Fanatiker, der sogar das Virus und die Mutanten anbetet. Die zweite Fraktion, die Wissenschaftler, versuchen zu verstehen, was Mutanten sind und wie sie zusammenleben können. Die dritte ist die typische militante Gruppe, die versucht, Mutanten zu töten und die alte Weltordnung wiederherzustellen.

Basenbau und Management

Der wenig begeisternd aussehende Basen-Bildschirm lädt leider wenig zum Staunen ein.

Innerhalb unseres Stützpunktes treffen wir Entscheidungen über dessen Ausbau, führen Forschungen durch, stellen Waffen, Rüstungen und Upgrades her und verwalten unser Soldatenteam. Um die Basis auszubauen, müssen jedoch mehrere Räume gebaut werden, von denen jeder einzelne wertvolle Energie und begrenzten Platz verbraucht. Daher müsst ihr Entscheidungen über den Ausbau des Schutzraums mit Bedacht treffen. Der Basenbau ist dabei aber durchaus etwas simpler als noch in XCOM 2. Ihr habt keine ausmodellierte Basis oder die einzelnen Forschungsstationen, die ihr euch einzeln anschauen könnt. Doch die meisten Funktionen sind ähnlich auch hier zu finden, wenn teilweise auch eben etwas runtergebrochener. Ihr braucht irgendwann eine Klinik, Labore, Fabriken, Stromversorgung, Zellen für gefangene Gegner und mehr. Im Verlauf könnt ihr auch neue Basen übernehmen, ausbauen und mit eigenen Transportern ausrüsten. All das ist wichtig, um zum Beispiel verwundete Einheiten schnell verpflegen zu können, damit sie im nächsten Kampf wieder eingesetzt werden können oder auch um neue Einheiten zu rekrutieren.

Fast wie in einem Open-World-Spiel gilt es, interessante, durch ? gekennzeichnete, Punkte zu untersuchen.

Wie es sich gehört, gewinnen eure Truppen natürlich an Erfahrung, steigen auf und lernen dabei neue Skills. Anfangs gibt es drei Klassen: Sturmsoldat, Scharfschütze und Schwere Infanterie. Später kommen aber weitere hinzu. Etwa der Techniker, der stationäre Geschütze aufstellen oder feindliche hacken kann, welchen es so auch in XCOM gibt. Ihr könnt Klassen auch kombinieren, was aber überlegt sein will. Einen schweren Infanterist zum Schleichen zu benutzen ist dabei sicherlich nicht die beste Idee. Über Items und Ausrüstung spezialisiert ihr Kämpfer noch weiter, zum Beispiel mit Tarnanzügen, Panzerungen, weiteren Waffen oder Gadgets. Finden könnt ihr diese in Truhen während einer Mission oder diese werden von Gegnern fallen gelassen.

Zufällig erstellte Maps und Gegner

Die Missionskarten werden nach dem Zufallsprinzip generiert, so dass die Gefechte jedes Mal etwas anders aussehen. Was jedoch gleich bleibt, ist die Art und Weise, wie man seine Figuren über die Karte führt. Anders als etwa bei Mutant Year Zero: Road to Eden ist der rundenbasierte taktische Modus die ganze Zeit über aktiv. Das macht die Erkundung jeder Karte recht zeitaufwändig und erfordert Vorsicht und Sorgfalt. Kein Soldat sollte hinter dem Rest des Teams zurückbleiben oder sich von ihm entfernen. Wie in XCOM wurde auch hier ein System der Deckung verwendet, hinter dem man sich einigermaßen sicher fühlen kann. Ein cooler Ansatz ist das Zerstörungssystem, mit dem Strukturen und Deckungen, hinter denen sich Feinde verstecken, zerstört werden können. So könnt ihr z.B. eine Granate auf das Dach werfen, auf dem sich der Feind befindet, und dieses wegsprengen, dass es ihn nach unten zwingt. Das gilt allerdings in beide Richtungen, so dass man sich eigentlich nirgendwo sicher fühlen kann. Dies zwingt dazu, ein vielfältiges Team zusammenzustellen, das sowohl Scharfschützenwaffen als auch schwere Waffen und Sturmgewehre einsetzt.

Innerhalb der Missionen gibt es kleinere, nicht animierte Gespräche.

Besonders wird es beim Zielen. Denn ihr könnt ähnlich wie in Fallout auf bestimmte Körperteile des Gegners zielen. Das ist praktisch, wenn ein Teammitglied von einem Mutanten übernommen wird. Die einzige Rettung ist ein schneller Schuss in den Kopf des Begleiters, wo sich das Monster festgesetzt hat. Oder aber ihr nehmt die Arme eines Banditen ins Visier, damit dieser sein Gewehr nicht mehr benutzen kann. Oder man kann den freien Zielmodus nutzen, um Objekte zu zerstören und dem Gegner so die Deckung zu nehmen. Ihr habt also einige Möglichkeiten, solltet aber immer auch die Rüstungswerte der einzelnen Körperteile im Auge haben.

Das Team steht immer im Mittelpunkt

Wichtig in diesem Genre war schon immer eurer Team. Denn gebt ihr diesem eigene Namen und Aussehen ist jedes Mitglied eine eigene Einheit mit einer eigenen Geschichte. Und vergesst dabei nicht, der Tod ist hier permanent. Daher ist jeder Schritt mit Vorsicht zu genießen, um Tränen und Frust vorzubeugen. Neue Teammitglieder können sowohl während der Missionen gefunden werden, wo sie z.B. Gefangene oder Geiseln sind, als auch unter der Zivilbevölkerung, nachdem sie ausgebildet wurden, wofür eine entsprechende Entwicklung der Basis erforderlich ist. Das Team ist nicht nur auf den Einsatz von Waffen spezialisiert, sondern kann auch besondere Fähigkeiten erlernen, deren Einsatz jedoch Willenskraftpunkte verbraucht, deren Erschöpfung dazu führt, dass der Soldat in Panik gerät und kampfunfähig wird. Daher sollte diese Art von Fertigkeit sehr vorsichtig eingesetzt werden.

Ein gut platzierter Schuss sollte diesem Mutant den Rest geben.

Eine unschätzbare Hilfe während des Kampfes sind ebenfalls verschiedene Fahrzeugtypen. Ihr könnt sie selbst herstellen, sie im Rahmen von Missionen finden oder sie von einer der Fraktionen stehlen. Während der Missionen werden die Fahrzeuge genau wie die eigenen Soldaten gesteuert. Sie können mit verschiedenen mächtigen Waffen ausgestattet oder als Transporter zur schnellen Fortbewegung genutzt werden. Eine begrenzte Munitionsmenge zwingt jedoch zu einem sinnvollen Einsatz der Ressourcen. Darüber hinaus können gepanzerte Fahrzeuge zum Beispiel verschiedene Arten von Deckungen zerstören, was euch einen Vorteil gegenüber dem Gegner verschafft.

Nach jeder Mission erwartet euch immer noch eine Übersicht.

Die Phoenix Point: Behemoth Edition wird übrigens mit vier DLCs ausgeliefert, die neue Missionstypen, Minispiele und Gegner einführen. Die Entwickler empfehlen daher alle beim ersten Durchlauf zu deaktivieren, da dies durchaus überfordern kann. Ich habe die dadurch höhere Gegnervielfalt und Erweiterungen aber durchaus begrüßt und wollte die Neuerungen auch nicht missen. Wenn ich auch sagen muss, dass das Spiel dadurch schon noch etwas an Schwierigkeit zulegt und daher nicht für jeden geeignet ist.

Fazit

Phoenix Point: Behemoth Edition kann insgesamt nicht ganz am Genre-Vorbild XCOM vorbeiziehen, hat aber genug Identität um daneben locker zu bestehen. Grafisch und technisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit, bietet es doch innerhalb der Züge mehr taktische Tiefe und lässt einem durch den Wegfall des Rundenlimits auch mehr Ruhe. Da das Genre abseits von Ablegern wie XCOM 2 und Mutant Year Zero durchaus wenig repräsentiert wird, könnt ihr als Fans also auch hier zugreifen und euch bedenkenlos ein eigenes Bild machen.

Phoenix Point: Behemoth Edition ist am 1. Oktober 2021 für PlayStation 4 und Xbox One erschienen. Ein kostenloses Upgrade zu den Next-Gen Versionen soll folgen.

Positiv:

+ taktische Tiefe durch freien Zielmodus

+ baut gekonnt auf dem Vorbild XCOM auf, behält aber eigene Identität

+ anspruchsvolle KI

+ kein Rundenlimit

+ enormer Umfang

+ vier Schwierigkeitsgrade, inkl. Auswahl, ob mit DLC oder ohne

Negativ:

– bescheiden gestaltetes Basen-Menü

– lange Ladezeiten (PS4)

– fehlende Ansprache (Commander!)

– technisch hinter der Konkurrenz

– schwankender Schwierigkeitsgrad

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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