Review: One Punch Man: A Hero Nobody Knows – Mit einem Punch ins Glück?

Ein Held der jeden seiner Gegner mit nur einem Schlag bezwingen kann? All das, was bekannten Größen in Animes wie Son Goku, Naruto Uzumaki oder Monkey D. Ruffy nie gelungen ist, das hat ein Held vollbracht! One Punch Man lautet sein Name, der sich im gleichnamigen Anime in einer tiefen Sinnkrise befindet. Einerseits will er endlich als Held anerkannt werden, doch wird trotz seiner schier unendlichen Kraft allein wegen seines schnörkellosen Aussehens nur von wenigen als solcher wahrgenommen. Mit dieser Prämisse mauserte sich der glatzköpfige Superheld schon lange zu einem Fan-Liebling und hat mittlerweile einen festen Platz in der Anime-Kultur inne. Im Angesicht dieses Erfolges wagt sich nun Bandai Namco endlich an die Geschichte von Saitama in Form eines eigenständigen Videospiels heran. Ob One Punch Man: A Hero Nobody Knows darin zum Lucky Punch ausholen kann oder sich dahinter eine lahme Ente verbirgt, das verraten wir euch jetzt!

Der stärkste Mensch auf Erden

Wie bereits im Intro beschrieben handelt es sich beim One Punch Man um einen Helden, der derart mächtig ist, dass er jeden seiner Widersacher mit nur einem Schlag bezwingen kann. Seien es Riesen, mutierte Käfer oder außerirdische Invasoren, niemand kann ihm das Wasser reichen. Doch das war nicht immer so! Als einfacher Angestellter fristete Saitama ein langweiliges Dasein, ehe ihn eines Tages ein Zwischenfall die Augen öffnete! Er kam einen Kind, das durch ein Monster bedroht wurde zur Hilfe und beschloss daraufhin, selbst ein Held zu werden. Er kündigte seinen Job und stand drei Jahre ein eigens entworfenes Höllentraining durch, das ihn zwar seine Haare kostete, ihn aber zum wohl mächtigsten Krieger der Menschheit machte. All dies geschah jedoch im Verborgenen, weswegen die Heldenvereinigung, die für das Wohl aller Bürger sorgt, davon bislang kaum Kenntnis genommen hat. Diese unterteilt ihre Helden in unterschiedliche Klassen, wo allen voran die S-Klasse einen sehr hohen Ruf genießt. Einen Ruf, den auch der One Punch Man endlich genießen will und nun alles darran setzt, ein registrierter Profi-Held zu werden…und hier kommt nun ihr in Spiel! Als selbst erstellter Held bestreitet ihr diesen Weg ab sofort gemeinsam und begleitet den glatzköpfigen Titanen quer durch die Handlung der 1.Staffel des Animes.

Das Training des stärksten Menschen der Welt

Helden vereinigt euch

Der Charakter-Editor fällt wie schon in Jump Force mit zufällig generierten Frisuren und Kleidungsstücken aus, wodurch man sicherstellen will, dass im Online-Modus einzigartige und unterschiedliche Helden in die Welt eintauchen. Diese Spielwelt ist ein kleiner Stadtbezirk, wo ihr nicht nur mit zahlreichen Charakteren aus dem Anime interagiert, sondern auch allerhand Nebenmissionen und Aufgaben bewältigen könnt. Auch Shops findet ihr in den verwinkelten Gassen des kleinen Stadtteils, wo neue Kleidungsstücke, Möbel bis hin zu Fähigkeiten erworben werden können. Kampfmissionen die zu eurem guten Ruf beitragen, finden sich in der Außenstelle der Vereinigung und unterscheiden sich durch ihren Schwierigkeitsgrad. Wollt ihr hingegen die Story vorantreiben oder eure Heldenklasse steigern, dann müsst ihr in das Hauptquartier reisen und dort die ausgeschriebenen Missionen annehmen. Der Ablauf dieser Quests ist immer simpel und unspektakulär gehalten: Ihr werdet direkt zum Ort des Geschehens verfrachtet und kloppt euch in einer überschaubaren 3D-Arena solange, bis entweder ihr oder eure Widersacher das Zeitliche segnen. Auch wenn dies am Anfang noch motivierend ausfällt, so kommt es im weiteren Verlauf des Spiels immer öfters zu Frustmomenten, denn das simple Kampfsystem bietet kaum Spieltiefe und erlaubt später keine Fehler, vor allem wenn ihr dazu noch Pech habt beim Hero-Arrival-System.

Der kleine aber durchaus lebendige Stadtteil

Mit Vollgas in den Kampf – Das Hero-Arrival-System macht es möglich

In Jump Force standen Spieler bei der Charaktererstellung vor der schweren Wahl, sich den Kampfstil von Naruto, Ruffy oder Son Goku anzueignen. Ähnliches Szenario durchlebt ihr auch in One Punch Man: A Hero Nobody Knows, wo ihr aber zumindest zwischen fünf unterschiedlichen Spielstilen wählen könnt. Mit dem Standard-Stil nutzt ihr normale Kampfkünste im Gefecht, der Kraft-Typ lässt euch hingegen stark zuschlagen, büßt aber in Sachen Geschwindigkeit enorm ein. Im Maschinen-Stil bewegt ihr euch ähnlich flink wie Cyborg Genos durch die Arena, vermisst aber an Schlagkraft, während der Psi-Stil dazu dient, den Gegner auf Distanz zu halten. Zu guter Letzt vervollständigt der Waffen-Typ die Qual der Wahl, wo ihr, wie der Name bereits verrät, mit Nahkampfwaffen auf eure Feinde einprügelt. Für welchen Stil ihr euch entscheidet, das hängt von eurer persönlichen Präferenz ab, doch eines solltet ihr beachten: Spielen solltet ihr jeden können, denn oft seid ihr auf mehrere Helden angewiesen, nicht nur auf euren eigenen!

Zahlreiche Missionen erwarten euch

Die Steuerung ist dann wie gewohnt simpel. Mit leichten und schweren Angriffen sowie Würfen dezimiert ihr die Energieleiste eures Kontrahenten. Mit Fortschritt des Kampfes füllt sich dabei eine Leiste, mit der ihr unterschiedliche Spezialangriffe ausführen könnt. Gut getimte Block verschaffen euch einen Vorteil und diverse Hilfsmittel oder zufällige Ereignisse bringen auch einen Glücksfaktor in die Duelle ein. Frischen Wind in das altgebackene Kampfsystem bringt zusätzlich auch das Hero-Arrival-System. In diversen Missionen seid ihr nämlich zahlenmäßig derart unterlegen, sodass ihr schlagkräftige Unterstützung erhält. Dabei bekommt ihr zufallsbedingt Hilfe von Charakteren anderer Spieler, die ihr dann im Kampfgeschehen selbst übernehmen müsst. Handelt es sich dabei um einen fremden Helden mit einem Spielstil der euch nicht liegt, dann stellt dieser Umstand nicht unbedingt einen Vorteil für euch dar. Anders verhält es sich da schon, sollte euch ein S-Klasse Held zur Hilfe eilen. Diese verfügen allesamt über ein einzigartiges Move-Set und teilen gehörig aus, sodass ein Sieg nur noch reine Formsache ist.

Zahlreiche bekannte Gesichter unterstützen euch im Kampf

Spagat zwischen Innovation und Technik

Spiele wie Jump Force haben im vergangenen Jahr gezeigt, wie leicht man eine ganze Fan-Base vergraulen kann. Auch wenn das Kampfsystem grafisch top war, so konnte der Rest des Gesamtpakets nicht überzeugen. Traurigerweise finden sich viele Parallelen auch in One Punch Man wieder, das zwar vieles merklich besser machen will, es aber nur selten kann. Mit der lebendigen Spielwelt versucht man zwar, ein bisschen Immersion zu erzeugen, leider nimmt jedoch die fehlende Sprachausgabe jeglichen Wind aus den Segeln. Grafisch kann man dem erst im Jänner erschienen Dragon Ball Z: Kakarot nicht das Wasser reichen und auch das serienbekannte Intro sucht man hier vergebens. Für ein bisschen mehr Spieltiefe sorgt zwar das Levelsystem, mit dem ihr euren Charaktere in unterschiedlichen Attributen verbessert, wer darin aber falsch investiert, bekommt später aufgrund des unsauberen Balancings schwerwiegende Probleme in den Gefechten. Auch ein Ruf-System findet ihr vor, wo ihr eure Beziehungen zu bekannten Helden aus der Serie verbessern könnt, indem ihr für sie Nebenmissionen bestreitet. Als Belohnung winken nach Abschluss die Spezialattacken von Genos, Atomic Samurai und Co., die zwar nett anzusehen sind, nicht aber über die schwache Präsentation hinweg täuschen.

Bei Levelaufstieg heißt es: Attribute steigern

Abseits der Handlung lädt der Versus-Modus zu einer Klopperei gegen die KI oder im lokalen Modus ein. Wer mehr den direkten Vergleich mit anderen Spielern sucht, der kann sein Glück in den Ranglisten-Kämpfen versuchen. Zur Auswahl dort stehen bis zu 27 Charaktere, die ihr im Verlauf der Story freispielen könnt.

Fazit

One Punch Man: A Hero Nobody Knows ist keine schlechte Anime Umsetzung, leider aber auch keine gute. Frischen Wind in die Kämpfe bringen das neue Hero-Arrival-System, diverse Events und Items sowie die detailgetreuen Charaktere aus der Serie. Dadurch erhält der Faktor Glück aber zugleich eine enorme Gewichtung, was in einem Beat’em Up nicht unbedingt ratsam ist.

Positiv:

+ 27 spielbare Charaktere

+ Originalgetreue Story

+ Helden spielen sich sehr authentisch

+ Hero-Arrival-System bringt frischen Wind

Negativ:

– Grafik wirkt an vielen Stellen detailarm und lieblos

– uninspirierte und langweilige Kampf-Stages

– Soundtrack wirkt oft unpassend

– Sprachausgabe gibt es nur in Story-Missionen

– Das Standard-Kampfsystem verliert schnell seinen Reiz

One Punch Man: A Hero Nobody Knows ist am 28. Februar 2020 für PC, Playstation 4 und Xbox One erschienen.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz