Das mit Spannung erwartete Debüt-Spiel von Critical Hit Games, Nobody Wants to Die, hat seit den ersten Trailern für Aufsehen gesorgt. Fans von The Matrix, Blade Runner und Underground-Science-Fiction-Filmen wie dem unberechenbaren Upgrade werden schon in den ersten Sekunden in eine im Kern dystopische Handlung eintauchen können, doch was erwartet einen im Gameplay? Alles dazu und wie uns der Auslug mit Kippen und Alkohol im Schlepptau gefallen hat, jetzt in unserem Test.
Zwischen alten Filmen und der Frage nach dem Menschsein
Im Jahr 2329 wird New York von Menschen beherrscht, die der Sterblichkeit trotzen. Zu einem hohen Preis gelingt es ihnen, ihren Geist in neuere Körper zu übertragen und sich an die verschiedenen Folgen ihrer „Hüllen“ anzupassen. Infolgedessen geht die Menschlichkeit verloren, und ein Teil der Elite beginnt, sich zu verschwören, um dieses soziale Muster in ein lukratives und illegales Geschäft zu verwandeln. So taucht ein Serienmörder in der Stadt auf, der als Gesetz der Sterblichen agiert und die Unterdrücker brutal unterwirft. In diesem Zusammenhang übernimmt der hinterbliebene Detective James Karra, der seinen Job verloren hat, nachdem er in eine beispiellose Tragödie verwickelt war, inoffiziell die Ermittlungen. Und um seine unkonventionellen Methoden einzudämmen, wird Agentin Sara Kai zu seiner Überwachung hinzugezogen. Bald tauchen die beiden in die kriminelle Unterwelt ein und entdecken, dass vom System geschützte Personen hinter zwielichtigen Machenschaften stecken. Haben sie etwas mit dem Mörder zu tun? Wie wird Karra ihren Kummer und ihre körperlichen Einschränkungen überwinden, um sich einer schrecklichen Wahrheit zu stellen?
Nobody Wants to Die ist der erste Titel des polnischen Entwicklers Critical Hit Games. Das als cineastische Erfahrung konzipierte Spiel ist ein Noir-Thriller, der auf Entscheidungen basiert und Interaktionen, Erzählungen und Ermittlungsmechanismen miteinander verbindet. Die Kampagne des Spiels dauert zwischen 5 und 6 Stunden und bietet eine konsistente Reise, die der gebotenen Zeit entspricht. Außerdem findet die gesamte Handlung in der Ich-Perspektive statt und beinhaltet keinerlei spielergesteuerte Kampfhandlungen. Wer Spiele mag, die auf Erzählungen basieren, insbesondere solche, die sich an den Noir-Thrillern der 1960er und 1970er Jahre orientieren, wird auf eine tiefe und sehr, sehr gut umgesetzte Reise mitgenommen. Wenn ihr allerdings umfangreiches Gameplay oder gut durchdachte Rätsel möchtet, so wird dieses Spiel euch relativ schnell enttäuschen und auch davon ab ist das Gameplay insgesamt arg dünn.
Fantastische Grafik trifft auf leider maues Gameplay
Es gibt mehrere lobenswerte Aspekte: Die Hauptfiguren sind sehr charismatisch, stark und gut entwickelt, die Geschichte ist hervorragend, komplex und objektiv, die Wendungen können sich mit den großen Science-Fiction-Filmen messen und der Soundtrack ist sehr charakteristisch. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass das Großartige an Nobody Wants to Die die visuelle Seite ist. Die seit der Ankündigung veröffentlichten Trailer, die in den sozialen Medien viel Lob geerntet haben, sind authentisch, und es ist umso erstaunlicher, wenn sie sich als wahr herausstellen. Die Szenerie ist reich an Details, mit fliegenden Autos, atmosphärischem Staub, Neoneffekten und vielen Partikeln. Darüber hinaus sind die Reflexionen und Schatten unglaublich, kombiniert mit der Anwesenheit von Charakteren und einem vollwertigen Protagonisten. Der Titel präsentiert eine tiefgründige Geschichte über Trauer und Gerechtigkeit, die es dem Spieler ermöglicht, durch seine Entscheidungen an jedem Ereignis teilzuhaben. Durch die Interaktion mit Objekten und das Beschreiten bestimmter Wege werden auch neue Dialoge freigeschaltet und das Drama erweitert. James Karra ist ein hochintelligenter Detektiv, der alle seine Ermittlungen ernst nimmt. Es ist äußerst befriedigend, seinen Auflösungen zu folgen, vor allem wenn man das Gefühl hat, selbst Teil der Verbindungen zwischen den Hinweisen zu sein. Wie Batman ist auch der Protagonist von Nobody Wants to Die mit modernsten Gadgets ausgestattet. Dazu gehören eine Maschine, die in der Zeit zurück- und vorwärtsreisen kann (um Szenen zu rekonstruieren), ein Röntgengerät und ein Gerät mit ultraviolettem Licht.
Zusammen aktivieren diese Geräte einen Rätselmodus, in dem man logische, aber oft versteckte Wege in jeder Untersuchung finden muss. Hier funktioniert die zentrale Spielmechanik und die technischen Echtzeiteffekte stechen hervor. Das sieht alles auch erneut wunderbar aus, entpuppt sich spieltechnisch aber als Jagd nach dem nächsten Prompt. Denn mehr ist es nicht und wenn man sich darauf einstellt, dass es sich eher um eine Art schick ummanteltes Telltale-Gameplay handelt, kann man damit durchaus Spaß haben, wenn es sich nicht so schnell wiederholen würde. Denn die Gadgets werden immer wieder nacheinander eingesetzt und somit wiederholt sich alles einfach schnell. Analyse, dann rekonstruieren, nächsten Prompt suchen, die UV-Lampe raus oder eben per Röntgengerrät scannen, wieder analysieren und rekonstruieren und so weiter. Das macht ab dem zweiten großen Fall einfach nicht mehr so viel Spaß. Doch die Sprachausgabe war großartig und die ausgereifte Erzählung regt zum Nachdenken über die angesprochenen Themen an. Gleichzeitig enthält es einen soliden Spielablauf, der nicht zu lange auf sich warten lässt. Die sich im Laufe des Spiels verändernde Landschaft ist wunderschön, und ich musste oft innehalten, um sie zu bewundern, da die Grafik neben der dichten Atmosphäre einfach das Highlight des Spiels bleibt.
Fazit
Nobody Wants to Die beeindruckt mit einer sehr detailierten und atmosphätischen dichten Neo-Noir-Optik, die ein dystopisches New York der Zukunft zeigt. Mit allerlei Gadgets ausgerüstet war es somit noch nie so schick einem Serienmörder auf der Spur zu sein. Leider stagniert dabei das Gameplay etwas, da man die immer gleichen Schritte wieder und wieder ausführen muss und eigentlich immer nur den nächsten Prompt sucht. Doch wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird für einige Stunden sehr gut unterhalten.
Positiv:
+ unfassbar tolle Optik
+ dichte Neo-Noir-Atmosphäre
+ coole Gadgets zur Spurensuche
+ tolle Sprachausgabe sowie Musik
+ schöne neue IP mit verschiedenen Enden
Negativ:
– Gadgets zur Spurensuche spielerisch nicht sehr anspruchsvoll
– Gameplay bei der kurzen Dauer des Spiels bereits repetitiv
– Verknüpfen der Beweismittel verkommt etwas zu Trial & Error