Nachdem wir bereits in Berlin einen halben Tag mit der Nintendo Switch 2 und vielen noch nicht veröffentlichten Spielen verbringen konnten, ging es bereits am 4.6. mit dem von Nintendo zur Verfügung gestellten Testgerät weiter. Unsere Eindrücke zu den ersten Spielen, der Hardware inklusive Zubehör über mehrere Tage im Einsatz und natürlich der Technik dahinter findet ihr wie immer hier im Switch 2 Test.
Der Lieferumfang und die erste Einrichtung
In unserem Unboxing Video zeigen wir auf, mit was ihr alles loslegt, wenn ihr beispielsweise das Mario Kart World Bundle kauft und euch zusätzlich als Zubehör den Nintendo Switch 2 Pro Controller und auch die passende Kamera besorgt. Die Einrichtung ist, wie auch schon beim Vorgänger, sehr simpel gestaltet, wobei jetzt deutlich öfter mit QR Codes und Login-Masken gearbeitet wird, um beispielsweise den Transfer eurer alten Daten auf die neue Konsole zu erleichtern. Das hat selbst bei einem doch recht vollgestopften Review-Account von uns, wenige Minuten gedauert. Allgemein habt ihr die gesamte Ersteinrichtung in wenigen Minuten, auch als Quereinsteiger erledigt und könnt direkt nach einem kurzen Update loslegen. Falls Ausnahmen vorhanden sind, bei denen die Daten nicht übertragen werden können (beispielsweise Pokémon Ableger), wird es euch deutlich in einer Liste dargestellt. Während der ganzen Einrichtung wird man zusätzlich musikalisch recht angenehm begleitet, was den kurzen Prozess nochmals ein Stück einfacher gestaltet.

Wer sich für alle Fakten zur Konsole interessiert, sollte sich die Nintendo Switch 2 Welcome Tour für 9,99€ direkt zum Launch zulegen. Es wäre immer noch sehr kundenfreundlich gewesen, diesen Titel kostenlos bereitzustellen, aber immerhin bekommt ihr gut 2-3 Stunden aus der Tour heraus, die euch mit wirklich allen neuen Features bis aufs kleinste technische Detail vertraut macht. Teilweise etwas zu gezwungen (Medaillen sammeln ist Pflicht, um an manchen Stellen voranzukommen) und manche Bestandteile der Konsole sind so gut versteckt, dass das Suchspiel dafür hin und wieder einiges an Nerven kosten kann. Auch die NPCs, die ihr verteilt antrefft, wechseln zwischen nihilistisch/depressiv und reinen Marketing Sprüchen, was nicht wirklich einen Mehrwert bietet. Dafür sind zumindest die einzelnen Minispiele sehr kreativ und umfangreich ausgefallen und zeigen imposant auf, was die Konsole wirklich drauf hat.

Beeindruckende technische Leistungen und Mausfunktionen bleiben das Highlight
Um die Konsole gleich direkt zum Start an ihre Grenzen bringen zu können, haben wir dazu passend Cyberpunk 2077 ausgetestet. Gleich hier vorweg: Wir hoffen sehr, dass sich zukünftige 3rd Party Studios an CD Projekt Red orientieren, wenn es um Switch 2 Versionen ihrer Projekte geht. Besser kann man so einen Titel nicht für eine Handheld-Konsole optimieren. Trotz weitaus mehr Features und auf dem Papier weniger Leistung als die teuersten PC Handhelds am Markt liefert die Nintendo Switch 2 gute 2 Stunden an Spielzeit mit Cyberpunk 2077 aktiv. Hier im Detail in unserem Akkutest:
Auch in der World Tour geht Nintendo sehr ehrlich genauer auf die Akkuleistung der Switch 2 ein. 1,2x besserer Akku bedeutet nicht zwingend, dass ihr 1,2x länger alle Titel spielen könnt. Es ist wie auch bei anderen PC Handhelds abhängig, welche Titel ihr spielt. Weniger anspruchsvollere Titel stehen bei bis zu 4-6 Stunden, also könnt ihr selbst bei einer längeren Reise mit der passenden Powerbank oder Lademöglichkeit, gut schrittweise auch mit einem Titel wie Cyberpunk durchkommen.
Die vielen Features von Nvidia (DLLS und VRR) helfen hier wohl am meisten aus. Man sollte die Akkulaufzeit von über 2 Stunden mit Cyberpunk 2077 nicht unterschätzen. Der Titel läuft auf den meisten PC Handhelds nicht ohne viel Anpassungen in den Grafikeinstellungen und verbraucht weitaus schneller aktuelle Akkus bei der Konkurrenz. Da muss sich die Switch 2 beim niedrigeren Einstiegspreis, definitiv nicht verstecken.

Das restliche Line-Up, welches wir bisher testen konnten, ist etwas durchwachsener. Split Fiction läuft rund und sieht auch im Split-Screen am TV sehr gut aus (Unterstützt sogar per Gameshare die erste Nintendo Switch), hat aber keinerlei Einstellungsmöglichkeiten, wenn es um Performance Mode und co. geht. Ihr müsst mit quasi optimierten Voreinstellungen leben.
Street Fighter 6 überzeugt hier schon etwas mehr. Die beiden neuen Modi für die Switch 2 sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig und werden vor allem keine Hardcore Fans abholen, aber immerhin sind alle Charaktere per DLC Code in der Packung enthalten und es läuft mit stabilen 60fps.
Das letzte Launch-Highlight kommt natürlich von Nintendo selbst. Mario Kart World. Dieser Satz, verdeutlicht leider im Bereich der Spiele für die Nintendo Switch 2 das Hauptproblem: Die fehlende Variation. So sehr Mario Kart auch klassisch im Multiplayer mit Freunden offline, als auch online Spaß macht, ist danach leider die Luft aus. Es sind natürlich bereits einige Titel wie Donkey Kong Bananzana in der Pipeline bzw. am Horizont, aber das Start Line-Up bleibt leider sehr übersichtlich. Etwas enttäuschend ist ein fehlender Co-Op für den Free Roam Modus von World und die freischaltbaren Charaktere sind in wenigen Stunden, inklusive aller verfügbaren Grand Prix Cups im Singleplayer erledigt. Dadurch bleibt euch nach ein paar Stunden Spielzeit, nur noch die Erkundung aller einzelnen Gebiete für kleine Mini-Missionen für Sticker, Kostüme und co. oder der Weg in den Multiplayer.
Hier überzeugt der Titel und die Konsole zum Glück auf voller Linie. Online lassen sich direkt Spieler für alle Modi in Sekunden finden und selbst wenn ihr mal warten müsst, könnt ihr währenddessen ein wenig die Welt erkunden, um euch die Zeit zu vertreiben. Unsere Erfahrung mit dem Knockout Tour Modus, überschneidet sich auch ident zur finalen Fassung online mit anderen Spielern. Die einzelnen Strecken fühlen sich dadurch sehr in die Länge gezogen und wenn ihr nicht mit einer Gruppe, die genau auf eurem Niveau unterwegs ist, spielt, seid ihr 90 % des Rennens verfolgt von blauen Panzern auf Platz 1 unterwegs und bekämpft euch im letzten Abschnitt mit den finalen vier Spielern um den Einzug ins Ziel. Die Spannungskurve ist hier also auf die letzten Runden beschränkt. Technisch, aufgrund der hohen Anzahl an Spielern, sehr beachtlich, aber wirklich überzeugend wirkt der neue Modus nicht.

Was World innerhalb der Rennen so besonders macht, ist wie viel am Bildschirm jederzeit passiert/passieren kann. Ihr könnt neben sammelbaren Kostümen auch ständig innerhalb der Rennen in andere Charaktere verwandelt werden, jede Strecke wirft euch Gegner und andere Blockaden in den Weg und selbst altbekannte Strecken sind mit neuen Varianten ihrer bekannten Soundtracks und Überraschungen modernisiert worden. Der Soundtrack ist das Herzstück von World und überzeugt sowohl in den einzelnen Strecken als auch in der offenen Welt.

Kurz gefasst, macht World vieles neu, sieht gut aus und klingt phänomenal. Nicht alle Neuerungen überzeugen und vor allem die neuen Modi, sind nur bedingt spaßig, aber für einige Runden mit Freunden gemeinsam, ist Mario Kart World weiterhin eines der besten Spiele am Markt.
Mausfunktionen als Herzstück
Jede Nintendo Hardware muss mit einem Gimmick daherkommen. Im Falle der Nintendo Switch 2 sind es Mausfunktionen per Joy-Con. Es lassen sich in Spielen, die es unterstützen (wie eben Cyberpunk 2077) auch generell eine Tastatur verbinden, um dann komplett per Maus und Tastatur zu spielen. Wie schon in unserer Vorschau erwähnt, liegt hier immens viel Potenzial. Es war immer schon ein Krampf beispielsweise RTS Titel auf Konsolen mit Controllern zu spielen. Shooter sind ebenso immer ein heißes Thema, aber hier haben sich die meisten schon damit abgefunden, nur mit Controller schießen zu können bzw. dass Titel direkt dafür ausgelegt sind (Call of Duty). Nachdem wir in Berlin die zukünftigen Titel, die das Gimmick voll ausnutzen, anspielen konnten und auch einige Stunden mit Cyberpunk und der Nintendo Switch 2 World Tour verbracht haben, bleibt es dabei, dass hier viel Potenzial vorhanden ist.
Der Wechsel von Joy-Con zur Maus bei einer einfachen Auflage auf einer Oberfläche (z.B. eurem Schoß) funktioniert sofort und lässt sich wie eine reguläre Maus innerhalb der Einstellungen der Konsole auf eure gewünschte Sensitivität anpassen. Das große Manko ist das Umdenken eures Setups. Für eine präzise Steuerung ist eine flache Auflage ideal und ihr solltet ja dennoch auf eure Haltung beim Spielen achten. Das klassische vorm TV lümmeln, ist damit etwas komplexer geworden.

Viele Neuerungen fallen an sich nicht direkt auf. Die neue Docking-Station enthält auch schon wie bei der Switch OLED direkt einen Eingang für LAN und das neue Design verhindert um einiges besser eine Hitzeentwicklung bei längeren docked Sessions. Ihr könnt auch endlich die Konsole auch auf der oberen Seite aufladen, was deutlich weniger beim Laden während dem Spielen stört/mehr Möglichkeiten bietet. Mit starken Sonneneinfall kann die Switch 2 auch ein wenig besser als ihr Vorgänger umgehen, wobei das Erlebnis in der Praxis mit dem Display immer noch nicht wirklich perfekt ausfällt. Die neue Art die Joy-Cons per Magnet an die Konsole anzubringen, wirkt auch um ein vielfaches stabiler als noch bei ihrem Vorgänger. Wir konnten zwar noch keinen Joy-Con zerstören, aber alle mit motivierten Kindern zuhause, werden wohl mit der Switch 2 länger glücklich sein.

Mit allen den neuen technischen Errungenschaften und dem Zukunftspotenzial der Features inklusive den kommenden Spielen, legt die Nintendo Switch 2 einen soliden Start hin. Uns sind noch keine Kinderkrankheiten untergekommen und man hat doch eigentlich an jedes Manko aus dem Vorgänger gedacht und sich zumindest irgendeine Lösung einfallen lassen. Der hohe Preispunkt für die Konsole, das Zubehör und auch die Spiele sowie das momentan eher überschaubare Launch Line-Up bleiben die größten Mankos. Hier hätte man sich doch noch ein Stück mehr bemühen können und zumindest Titel wie die World Tour kostenlos mit der Konsole bundeln können, um den Fans in diesen schweren Zeiten etwas entgegen zu kommen.

Final wagt die Switch 2 neben neuen Mausfunktionen und aktueller Hardware auch ein wenig mehr Mut in Sachen Online. Mit Gameshare und Gamechat, will man ein wenig an die online Funktionalitäten von Playstation und Xbox anknüpfen. Wo euch Gameshare noch beispielsweise die Möglichkeit bietet Split Fiction mit einer alten Switch zu starten, ist Gamechat eher die soziale Komponente, der neuen Switch 2 Online Features. Ihr könnt hier während dem Spielen euer Spiel an alle anderen Teilnehmer des Chats übertragen und sogar bestimmen ob ihr eure Kamera und deren Audio mit übertragen wollt.
Das Feature ist wirklich etwas neues und Kamera+Audio funktionieren sogar bei einer größeren Entfernung von der Switch 2 im Wohnzimmer ausgezeichnet, nur ist die Performance eurer Übertragung, egal wie gut euer Internet ist, unbrauchbar. Wir haben hier die härte Fälle Cyberpunk und Mario Kart World ausgetestet und die Übertragung ist leider so verzögert, dass die anderen Chatteilnehmer nicht wirklich etwas davon haben. Vielleicht wird das Feature noch in Zukunft ein Stück besser, aber momentan ist es eher nur als netter Party Chat brauchbar, was die Konkurrenz schon seit einiger Zeit problemlos bereitstellt. Wir haben die Kamera bisher nur ein wenig in World Tour für Mimik-Spielereien und in Gamechat verwendet. Die Gesichtserkennung funktioniert einwandfrei, wobei man für die Minispiele wie auch schon bei der Playstation Kamera und co. in einem sehr gut beleuchteten Raum nahe der Kamera sitzen sollte, damit die Erkennung reibungslos funktioniert.

Fazit
Die überzeugenden technischen Leistungen und die Mausfunktionen bleiben das Hightlight der Nintendo Switch 2 auch mehrere Tage nach dem offiziellen Launch. Momentan fehlt es zwar noch immens am Spieleaufgebot und der hohe Preispunkt schreckt noch etwas ab, aber sonst steht dem Erfolg der Konsole eigentlich wenig im Weg. Durch die hochwertige Verarbeitung und verbaute Technik, kommt man hier sogar recht preiswert an eines der beeindruckendsten Handhelds was es aktuell am Markt gibt.

Positiv
– Unglaubliche Performance Leistungen für den Preis dank DLSS und der verbauten Hardware
– Eigentlich alle Kinderkrankheiten des Vorgängers ausgebessert (Hitzeentwicklung, Stabilität, hochwertiger Stand)
– Neue Joy-Cons/Mausfunktion ein absolutes Highlight mit sehr viel Potenzial
– Geringe Ladezeiten und überraschend guter Display, trotz fehlendem OLED
– Leichter System Transfer und Einrichtung
Negativ
– Sehr überschaubares Spiele Line-Up zum Launch, mit einem nicht ganz so überzeugenden Mario Kart World als einzigem Systemseller
– Hoher Preispunkt, wenn man vor allem die Spiele und Zubehör Preise mit einbezieht
– Immer noch unverständlich warum Nintendo Switch 2 Welcome Tour nicht kostenlos beigelegt wurde
– Bis auf die Mausfunktionen, keine wirkliche „Nintendo Magie“ bisher zu Finden