Review: Niche – A Genetics Survival Game – Strategischer Biologiekurs für unterwegs

Erinnert ihr euch an Spore und wie es den Teil von euch nicht zu befriedigen schien, der die Entwicklung einer ganzen Spezies kontrollieren wollte? Niche – A Genetics Survival Game der Stray Fawn Studios aus der Schweiz will diesen Fehler nun nicht begehen und serviert uns ein waschechtes rundenbasiertes Survival-Game, welches bereits nach erfolgreicher Kickstarter-Kampagne viele auf dem PC begeistern konnte. Ob das auch auf der Switch funktioniert und ob ein Spiel, was bereits von über 300 Lehrern an Schulen im Unterricht benutzt wird, überhaupt Spaß machen kann, erfahrt ihr hier.

G’schichten ausm Kreaturengarten

Die Story bei Niche wird als „Die Geschichte von Adam“ beschrieben, in der ihr die gleichnamige Kreatur spielt. Als Baby werdet ihr von einem Greifvogel aus eurer Familie gerissen, aber schafft es zu fliehen und landet auf einer leeren Insel mit nur einem Ziel: Überleben. Adam trifft Eva, und bald spielt ihr als deren Nachwuchs, müsst Streuner für ihre genetische Vielfalt in euren Stamm aufnehmen, Bastarde mit gesonderten Genen heranziehen und den Fortbestand eurer Kreaturen sichern. Ähnlich wie Dwarf Fortress ist dies ein Spiel, in dem keine Story im Vordergrund steht, sondern die zufälligen Erlebnisse, die jedem Spieler individuell widerfahren. Trotzdem wünschte ich mir, es gäbe eine etwas übergreifendere Geschichte im Story-Modus, kann mir aber auch vorstellen, dass dies schwierig sein würde, da die Hauptfiguren alle recht früh ihr Lebensende erreichen.

Wichtige Überlebensstrategien

Niche ist ein rundenbasiertes Strategiespiel mit Roguelike-Elementen und das dabei verwendete Genetik-System basiert auf echter DNA. Runde für Runde müsst ihr eure Kreaturen über ein Feld bewegen und bestimmen, ob diese Futter sammlen, ein Nest bauen oder sich fortpflanzen sollen. Nach allen aufgebrauchten Aktionspunkten ist der Tag dann auch schon rum und so vergeht die Zeit innerhalb von Niche recht schnell. Zucht ist dabei wahrscheinlich das Wichtigste, was ihr in diesem Spiel tun müsst, kann aber auch der größte Spaßkiller sein. Hier ein Beispiel: Ich hatte zwei Eltern mit reinem Derp-Kiefer und deformierten Pfotenmerkmalen. Der Derp-Kiefer ist bestenfalls passierbar und die deformierten Pfoten bringen leider gar nichts. Um zu versuchen, Nachkommen zu haben, die ich verwenden würde, gab ich beiden die Chance, dass ihre Nachkommen einen Cracker-Kiefer und flinke Finger mutieren würden, damit sie Nüsse und Beeren sammeln könnten. Dabei gibt es natürlich immer ein paar Risiken, aber die Strategie funktionierte schließlich. Egal wie durcheinander euer Spiel also sein mag und wie sehr es euch zurückwerfen mag, ihr werdet fast immer einen Ausweg finden.

Die meisten Strategiespiele haben feindliche Armeen, gegen die man kämpfen muss. Niche hat nur den unaufhaltsamen Lauf der Zeit und die grausame Härte des Überlebens in der Natur. Eure Kreaturen werden nicht für immer leben, aber wie lange überhaupt, hängt ganz davon ab, wie gut ihr sie behandelt. Das Problem bei all dem ist, dass man zur vollständigen Bekämpfung bestimmter Bedrohungen durch andere Kreaturen eine komplette Änderung der Genetik vornehmen muss. Ihr könnt die Kiefer von Pflanzenfressern durch Giftzähne ersetzen, aber dann können Sie keine Nüsse aufschlagen. Vielleicht kann man Krallen nehmen, aber dann könnten Sie nicht mehr nach Wurzeln graben. Alles ist mit Taktik und einer guten Voraussicht verbunden, die Niche wirklich zu einem durchaus knackigen Spiel mit viel Fokus auf das Management der Tiere macht. Und sollten einmal alle sterben, und das wird passieren, ist es nicht direkt das Ende eurer Spezies. Ihr beginnt von vorne mit einem Mann und einer Frau mit Merkmalen, die aus dem zuvor vorhandenen Genpool bestimmt wurden, und behaltet alle verfügbaren Mutationsmöglichkeiten, die sie auch zuvor hatten. Dies hilft sicherzustellen, dass der Tod eine Strafe enthält, ohne gleich alle Fortschritte zu verlieren. Also hart, aber fair.

Sound auf Kosten der Grafik?

Die Grafik hat sich seltsamerweise nicht viel gegenüber den früheren Versionen, als das Spiel noch über Kickstarter nur für den PC erschien, geändert, ist insgesamt vollkommen in Ordnung, wenn auch manchmal etwas altbacken. Es fühlt sich daher zeitweise eher so an, als würde man ein Brettspiel spielen, als die Genetik einer ganzen Spezies zu kontrollieren. Dafür sind die Menüs und Icons derartig liebevoll gestaltet, dass man da durchaus drüber hinweg sehen kann. Die Musik ist dafür in jeder Situation recht stimmig, aber wo Niche wirklich beeindrucken kann, sind die Umgebungsgeräusche. Wo die Grafik und Animationen Schwierigkeiten haben eine lebendige Welt zu vermitteln, haben die Soundeffekte keine derartigen Probleme, ganz im Gegenteil. Fließendes Wasser, singende Vögel, zirpende Grillen und mehr vermitteln euch ein tolles Naturgefühl und tragen sehr zur Atmosphäre bei. Die Soundeffekte sind dabei ebenfalls super und die Kreaturen machen gelegentlich ein Quietschen, Schnurren oder Jaulen, was mich jedes Mal fast dazu gebracht hat, in meinen Bildschirm greifen zu wollen und einen als Haustier zu adoptieren, weil diese Welt für meine süße kleine genetische Monstrosität zu grausam ist.

Fazit

Niche ist kein einsteigerfreundliches Spiel. Denn der hohe Grad an Realismus bei der Wahl der vererbbaren Mutationen und die vielen Entscheidungen lassen einen oft grübeln, was man denn als nächstes machen soll. Die Genetikmechanik ist ebenso brutal wie lustig, die Umgebung ist vielfältig, die Soundeffekte sind fantastisch und die Kreaturen sind bezaubernd. Die fehlende Geschichte stört dabei sicherlich nicht jeden. Wir können Niche allen empfehlen, die nach einem Strategiespiel suchen, das die üblichen Mechaniken des Genres auf ein anderes Level hebt und so durcheinander bringt, dass auch ein Veteran etwas zum Nachdenken hat. Es wird schließlich nicht ohne Grund auch an Schulen bereits mit Erfolg eingesetzt.

Positiv:

+ realistisches Genetik-System

+ wunderschönes Ambiente durch Sound

+ kann sehr frustig sein, bleibt aber fair

Negativ:

– altbackene Grafik und Animationen

– keine wirkliche Story

– nicht unbedingt für Genre-Neulinge

Niche- A Genetics Survival Game erscheint am 3. September für die Nintendo Switch. Für PC ist es bereits über Steam erhätlich und für Lehrer sogar kostenlos.

„Die PC-Version hat bereits über 2.700 User-Reviews und ist insgesamt als „sehr positiv“ bewertet. Niche ist eine farbenfrohe Genetik- und Survival-Simulation über die selektive Zucht und Aufzucht niedlicher Spezies, die in der Wildnis überleben müssen. Das Spiel verbindet rundenbasierte Strategie mit Roguelike-Elementen. Sein Genetik-System, das auf echter DNA basiert, macht Niche zu einem idealen Lernspiel, und ist deshalb als PC-Version für Lehrer kostenlos erhältlich. Aktuell nutzen es bereits mehr als 300 Biologielehrer im Unterricht.“

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre