Review: Nexomon: Extinction – Auf den Spuren der klassischen Pokémon-Spiele

Publisher PQube und Entwickler VEWO Interactive wagen den großen Schritt und möchten den König vom Thron stoßen – oder ihm zumindest Konkurrenz machen. Dafür haben sie mit Nexomon: Extinction einen Kandidaten ins Rennen geschickt, der durchaus Potenzial hat, wenn auch eher für Fans der älteren 2D-Pokèmon Spiele. Ob das etwas taugt und inwiefern man es überhaupt mit dem großen Vorbild vergleichen sollte, das erfahrt ihr natürlich in unserem Test.

Rettung der Welt trotz Sammelfieber

Um ehrlich zu sein, dachte ich trotz des Titels, dass Nexomon: Extinction das erste Spiel in der Serie ist. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Fortsetzung, die den Erfolg des ursprünglichen Spiels weiterverfolgt, das 2017 für mobile Geräte veröffentlicht wurde, bevor es letzten Monat schließlich auch auf den PC gelangte. Die gute Nachricht ist jedoch, dass ihr nicht das Original gespielt haben müsst, um Nexomon: Extinction zu spielen oder der Story folgen zu können. Das Spiel bietet eine völlig neue Geschichte, in der ihr die Rolle eines Waisenkinds übernehmt, das endlich das Alter erreicht hat, um ein Nexomon-Trainer zu werden. Zufälligerweise kehren genau dann auch die legendären Tyrannen der Nexomon zurück, um über die Welt zu herrschen, und es liegt an euch, sich den mächtigen Tyrannen zu stellen und diese zu stoppen, bevor sie die gesamte Menschheit auslöschen. In typischer RPG-Manier wird die Geschichte durch Dialogfelder mit okay animierten, oft exzentrischen Anime-Charakteren erzählt, die auf der Reise mit euch interagieren. Einige fordern euch natürlich zu Duellen heraus, andere bieten Nebenquests an oder wollen Items tauschen.

Direkt nach dem Intro könnt ihr das Aussehen eures Charakters bestimmen, dieses aber im Spiel jederzeit nach Wunsch wieder ändern.

Wenn es darum geht, wilde Nexomon zu fangen, müsst ihr übrigens etwas mehr Arbeit leisten als nur eine traditionelle Falle zu werfen. Sobald eine Falle geworfen wurde, müsst ihr nämlich mit eurem Controller ein kleines QTE-Minispiel absolvieren, um die Fangchance zu erhöhen. Meistens müsst ihr die Kreatur davor aber ein wenig zähmen, indem ihr ihnen ein bestimmtes Stück Essen gebt oder diese per Statusveränderung einschlafen lasst. Ihr seht vor einem Fangversuch aber immer in Prozent angegeben eure aktuelle Chance und wie sich diese durch Futter oder spezielle Fallen zu euren Gunsten verbessert. Das alles ist nicht unbedingt neu, aber die zusätzliche Interaktion macht das Fangen von Nexomon etwas intensiver und aufregender (und zugegebenermaßen süchtig).

Bekanntes Wissen wieder hervorholen

Ob die häufig verwendeten Emojis einen stören, muss jeder für sich entscheiden.

Nexomon: Extinction wird als „Rückkehr zu klassischen Monster-Sammelspielen“ angepriesen und diese Beschreibung könnte nicht passender fomuliert sein. Wenn ihr jemals eines der klassischen Pokémon-Spiele gespielt habt, seid ihr sofort mit Nexomon vertraut. Die Erzählung ist etwas fokussierter als die frühen Pokémon-Spiele, aber alles andere ist ein leuchtendes Beispiel für einen Klon der Neuzeit, und das komplett im positiven Sinne. Die Welt von Nexomon: Extinction steckt voller ähnlicher Funktionen, gleicher Rätsel und ähnlichem. Nexomon selbst gibt es in neun verschiedenen Elementtypen wie Geist, Feuer und Erde, während sie in der Lage sind, sich zu verbessern, neue Attacken zu lernen und sich beim Erreichen eines bestimmten Levels auch weiterzuentwickeln, alles ganz klassich also. Auch einen Starter wählt ihr zu Beginn, habt hier aber tatsächlich die Auswahl aus neun verschiedenen – quasi die Vorzeigekreaturen des jeweiligen Elements. Leider sind beispielsweise genau diese Elemente nicht annährend so wichtig wie beim großen Vorbild. Denn auch wenn ihr eurer Nexomon vom Typ Wasser gegen Feuer in den Kampf schickt, habt ihr zwar einen argen Nachteil, doch einige Treffer werdet ihr dennoch aushalten und könnt mit etwas Glück den Kampf auch für euch entscheiden. Das macht die Kämpfe zwar spannender, sorgt aber auch für Frust, wenn der Gegner euer eigentlich vom Typ her überlegenes Nexomon besiegt und euch so die Strategie zerstört.

In Städten könnt ihr ebenfalls allerhand Bekanntes unternehmen. Neben einer Heilstation mitsamt PC für eure gelagerten Nexomon, dem Supermarkt und anderen Trainern, genannt Tamer, gibt es auch die Möglichkeit sogenannte Kerne oder auch spezielle Fallen zu erstellen. Die Kerne beinhalten dann verschiedene Boni wie verbesserten Angriff oder mehr Erfahrungspunkte und es können bis zu vier Stück pro Nexomon ausgerüstet werden. Auch zu sammeln gibt es genug. Ihr könnt Material von herumliegenden Steinen abernten, findet Portale zum Schnellreisen, glänzende Punkte auf den Maps nach Items absuchen oder sucht nach Elemtpfeifen, die eure Fangrate für eben dieses Element permament verbessern und gestapelt werden können.

Eine Rückkehr zu vergangenen Tugenden oder ein verstaubter Nostalgietrip?

Grafisch sieht Nexomon: Extinction nicht grandios aus, da man die Wurzeln des Vorgängers auf mobilen Geräten nicht leugnen kann. Dennoch sind die Umgebungen sehr liebevoll designed und die Musik ist angenehm stimmig im Hintergrund und weiß den jeweiligen Moment gut zu untermalen. Geschmackssache sind auf jeden Fall die häufigen Emojis, welche die Charaktere bei jeder Emotion und Situation von sich geben. Für den einen in jeder Situation witzig, für den anderen nach dem zweiten Smiley bereits völlig abgenutzt und nervig. Generell haben die Entwickler aber sehr viel Liebe in die Dialoge gepackt und diese auch häufig mit Meta-Gags oder Anspielungen an andere Spiele versehen, welche in einer angenehmen Frequenz vorkommen und so nicht ständig die Atmosphäre stören, sondern gut zur weniger ernsten Grundstimmung passen. Abseits davon bleibt es aber klassisch, denn Erfahrungspunkte gibt es nur für das Nexomon, was den Gegner besiegt, beziehungsweise am Kampf teilgenommen hat, und vor größeren Gegnern muss auch mal ein paar Stündchen trainiert oder das richtige Nexomon gefangen werden.

Meta-Gags und Referenzen zu anderen Spielen sind häufig witzig ins Spiel eingebunden.

Fazit

Diejenigen, die bereit sind, Nexomon: Extinction eine Chance zu geben, werden nicht enttäuscht sein. Die über 20-stündige Hauptstory des Spiels enthält eine Menge Inhalte, die angesichts des Preises von ca. 30€ durchaus beeindrucken. Es ist mit seiner lebendigen Welt, seinen verrückten Charakteren und den 381 Nexomon ein Fest für jeden, der die Zeit und Arbeit investieren möchte, um alles zu entdecken und jedes noch so versteckte oder legendäre Monster zu fangen. Für alle anderen, die die Bequemlichkeit eines Pokémon Schwert/Schild erwarten, Emojis hassen oder mit der Grafik und den Animationen nicht so warm werden, sollten das mit dem Tamer Werden lieber kurz überdenken.

Positiv:

+ Sammlen und Kämpfen bringt Spaß und macht süchtig

+ viele toll designte Nexomon

+ witzig und clever geschriebene Dialoge

+ Sehr viel Content (Sammeln, Quests & Nexopedia)

Negativ:

– nicht viel Innovation für das Genre

– keine große Relevanz der Stärken und Schwächen

– Viele Nexomon haben die gleichen Attacken

Nexomon: Extinction erscheint am 28. August 2020 für Playstation 4, Nintendo Switch und PC.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre