Review: Monster Hunter Wilds – Absolut wild und ein Muss für jeden Fan

Monster Hunter hat ja spätestens mit World wirklich den Einzug in den Mainstream geschafft und auch ich bin da wirklich in die Serie eingestiegen. Und nun geht es mit Wilds nicht nur grafisch in eine oppulentere Version, sondern auch die Welt ist viel dynamischer, zusammenhängend und alles hat ein wenig Feinschliff bekommen. Doch passt auch wirklich alles oder muss da noch etwas mit einem Stein ordentlich nachgeschliffen werden? Unser Test zeigt es.

Endlich eine zusammenhängende Welt

Monster Hunter Wilds führt das System der Guiding Lands ein – eine dynamische, fast schon Sandbox-ähnliche Karte, auf der Monster aller Formen und Größen kommen und gehen, während Spieler die offenen Umgebungen erforschen. Monster Hunter Wilds ist im Grunde genommen wie die Guiding Lands, jedoch über das gesamte Spiel verteilt. Das sorgt dafür, dass das Spiel die Serie in eine freiere Richtung drängt, in der Quests spontan vergeben werden können und jedes erkundbare Ökosystem lebendig und unglaublich detailliert wirkt. Trotzdem verfolgt Wilds auch einen strukturierten, erzählorientierten Ansatz, und erst wenn der Abspann läuft, fühlt es sich an, als sei man von der gut gemeinten, aber überraschend drückenden Leine des Spiels befreit. Wir sagen es gleich: Einige Spieler werden Wilds‘ Ansatz nicht mögen. Die 20-stündige Handlung kann sich sehr wie eine Hand-holding-Erfahrung anfühlen, da man zwischen Zwischensequenzen, Dialogen und tutorialähnlichen Missionen hin und her geschleust wird. Wenn ihr bereits Monster Hunter kennt, wird einiges davon wie eine Qual erscheinen und das ohne auch nur auf die teilweise schwankende Erzählweise des Spiels einzugehen.

Capcom hat versucht, diesem Teil der Reihe mehr Gewicht in Bezug auf Charaktere und Handlung zu verleihen, aber eine Mischung aus banaler Schreibe und oberflächlichen Persönlichkeiten sorgt dafür, dass die Ereignisse von Anfang bis Ende lahm wirken. Kurz gesagt, die Geschichte ist nicht der Grund, warum ihr Wilds spielen solltet (aber das habt ihr wahrscheinlich schon geahnt). Nun, wir wollen die Bemühungen der Entwickler nicht komplett in den Dung werfen. Zu seinem Vorteil hat Capcom wahrscheinlich das einladendste Monster Hunter-Erlebnis erschaffen, das es je gab. Während die lineare Kampagne für einige schleppend wirken mag, könnten andere es zu schätzen wissen, dass sie Gameplay-Systeme und Mechaniken in einem stetigen Tempo eingeführt bekommen. Und ehrlich gesagt, einige der Story-Elemente sind durchaus interessant, besonders wenn sie in die Geschichte und Kultur der verschiedenen Stämme im Spiel eintauchen. Außerdem sind die eigentlichen Zwischensequenzen, also die ordentlich gerenderten Cinematics, brillant und bieten erstklassige Animationen und Regie. Fast jedes Monster bekommt eine dramatische Einführung, die wirklich dazu beiträgt, die Bühne für den bevorstehenden Konflikt zu bereiten.

Nicht nur spielerisch, sondern auch inszenatorisch einen großen Schritt weiter

Was uns auch gefällt, ist, wie der eigene, angepasste Jäger gehandhabt wird. Wilds, wie der Name schon andeutet, spielt in einer weitgehend unberührten Region, den Forbidden Lands, und ihr Jäger wird als einer der wichtigsten Problemlöser der Expedition rekrutiert. Euer vollständig vertonter Protagonist erhält eine Menge Bildschirmzeit, während er scheinbar unaufhaltsamen Bedrohungen und unmöglichen Widrigkeiten begegnet. Das Spiel schafft es hervorragend, euch wie den Helden fühlen zu lassen – als einer der wenigen Teammitglieder, der tatsächlich die Fähigkeit und Expertise besitzt, Kreaturen zehnmal so groß wie ihr zu besiegen. Die Geschichte von Wilds ist also nicht komplett schlecht, aber sie landet in dieser unangenehmen Position, in der Capcom eindeutig viel Ressourcen hineingesteckt hat, aber selten eure ungeteilte Aufmerksamkeit verdient, abgesehen von den fantastischen Zwischensequenzen. Glücklicherweise gibt es viele packende Kämpfe, die euch durch die Kampagne treiben werden. Und zum Glück gibt es dieses Mal keine Gimmicks – wie die langweiligen Zora Magdaros-Kämpfe in World oder die aufgeblähten Rampage-Missionen in Rise, die von der puren Monsterjagd-Exzellenz ablenken.

Das Gameplay war schon immer der König in dieser Reihe, und auch Wilds macht da keine Ausnahme. Selbst wenn Capcom eine der besten Geschichten hätte erzählen können, bleibt es das wilde Monsterhauen und Kreaturenzerquetschen, das euch immer wieder zurückkommen lässt. Wir sind geneigt zu sagen, dass dies das absolute Meisterwerk von Monster Hunter im Hinblick auf die Action ist. Grundsätzlich bleibt Wilds dem jahrzehntelangen Grundkonzept der Serie treu, in dem ihr gegen riesige Gegner antritt und sie mit einer Sammlung von überdimensionalen Waffen in den Griff bekommt. Der Kampf bleibt knusprig auf eine Weise, die kein anderes Spiel so nachahmen konnte. Ohne psychotisch zu klingen, ist das Schlagen, Schneiden und Zerstückeln von riesigen Gegnern einfach immer wieder befriedigend; es gibt nichts wie Monster Hunter, wenn es darum geht, riesige Echsen zu verprügeln. Und genau das unterscheidet Wilds: der Schwung. Der Fluss des Kampfes hängt jetzt vom neuen „Wunden“-System ab, bei dem Monster sichtbare Verletzungen an Stellen entwickeln, die wiederholt von den Spielern angegriffen wurden. Weitere Schläge fügen zusätzlichen Schaden zu, und Wunden können „zerstört“ werden, um den Gegnern ernsthaft zuzusetzen.

Ein monsterliches Abenteuer mit merkwürdigen Entscheidungen

Nicht nur zerstört das Zerstören einer Wunde erheblichen Schaden, es zwingt den Gegner oft zu Boden und wendet den Verlauf des Kampfes zu euren Gunsten. Dieses System verleiht der Action von Wilds eine aggressive Kante und belohnt Spieler, die den perfekten Zeitpunkt zum Schlagen finden. Wilds dreht sich immer noch darum, die Angriffsmuster des Gegners zu kennen und die eigene Waffe zu meistern, aber die Wunden bringen ein noch größerer Gefühl der Zufriedenheit; es gibt nun einen klar definierten Höhepunkt, wenn man den Gegner abbaut, im Wissen, dass die gut platzierten Wunden bald zu erheblichen Schäden führen werden. In gewisser Weise ist das auch ein Gewinn für die Zugänglichkeit. Es geht nicht darum, dass Wunden den Kampf leichter machen, sondern darum, dass sie einen effektiven Weg bieten, um großen Schaden anzurichten, selbst wenn ihr relativ unerfahren seid. Und das kann einen gewaltigen Unterschied für jemanden machen, der mit dem methodischen Ansatz vergangener Titel nichts anfangen konnte. Wenn wir schon bei Zugänglichkeit sind, sollte angemerkt werden, dass Wilds sich deutlich natürlicher navigieren lässt als seine Vorgänger. Besonders bemerkenswert ist, dass Hub-Gebiete nun innerhalb der größeren Umgebungen des Spiels existieren, man kann einfach zwischen ihnen hin- und herwechseln, ohne eine Quest auszuwählen oder eine laufende Untersuchung beizutreten.

Wilds ist mehr wie ein Open-World-Abenteuer strukturiert, in dem ihr einfach in eine Richtung geht oder einen benutzerdefinierten Marker ansteuert – und es hilft, dass die verschiedenen Umgebungen so lebendig wirken. Um es klarzustellen: Dies ist keine völlig offene Welt; Wilds ist in mehrere große Zonen unterteilt, aber jede davon ist beeindruckend dynamisch und gut umgesetzt. Das Spiel glänzt besonders, wenn ihr draußen seid, fernab von der relativ engen Leine der Hauptgeschichte. Ihr reist zwischen Lagern, sammelt Ressourcen und bereitet leckere Mahlzeiten zu, um eure Stat-Boni zwischen den Kämpfen aufrechtzuerhalten. Währenddessen wechselt der Tag zur Nacht, und das großartige Wettersystem bestimmt, welche Monster die Welt bevölkern. Wilds vermittelt oft das Gefühl eines echten, spontanen Abenteuers. Und was noch wichtiger ist: Fast Travel – indem ihr einen bekannten Ort auf der Karte auswählt – dauert dank der fehlenden Ladezeiten keine Zeit. Wilds hat eine Fluidität, die Monster Hunter so noch nie hatte, und das gilt auch für die Jagden, die nun dynamisch angegangen werden können, einfach indem man ein beliebiges Monster angreift. Außerdem ist es jetzt einfacher denn je, eine Co-Op-Session zu starten – und das ist wirklich an der Zeit. Je nach Einstellung könnt ihr jedem zu jeder Jagd, die ihr beginnt, einladen – dynamisch oder nicht – und laufende Quests jederzeit einsehen, indem ihr mit Alma, eurem ständigen Begleiter, sprecht. Wieder einmal müsst ihr nicht zurück in einen Hub und einen speziellen Co-Op-Quest-Zähler aufsuchen.

Im Spiel gibt es auch KI-gesteuerte „Support-Jäger“ – eine willkommene Weiterentwicklung aus Rise, sodass auch die unselbstständigsten Jäger sich für härtere Begegnungen zusammentun können. Und natürlich gibt es noch euren treuen Palico-Partner, der eine Vielzahl von Werkzeugen verwenden kann und dessen Unterstützung für Anfänger wie auch erfahrene Spieler eine wahre Hilfe sein kann. Aber selbst mit den praktischen Funktionen von Wilds bleibt Monster Hunter eine komplexe Kreation. Vorheriges Wissen zählt nach wie vor viel, wenn ihr euch mit den Feinheiten dieses neuen Teils vertraut macht; die verworrenen Steuerungsmechanismen, das klobige Inventar-Management und Menüs innerhalb von Menüs sind alles Elemente, die Neulinge unweigerlich frustrieren werden. Es ist schade, dass Capcom diese Komponenten nie wirklich optimiert hat, aber andererseits sind sie auch ein Teil dessen, was Monster Hunter seine mechanische Tiefe verleiht. Wie immer gibt es eine hervorragend süchtig machende Lernkurve in Wilds, und sobald ihr den ersten Stolperstein überwunden habt, ist es ein Spiel, das einem vielleicht nie wieder loslässt. Weniger verzeihlich jedoch ist die Leistung des Spiels. Es gibt drei Grafikmodi, die entweder auf Visuals, Bildrate oder eine Mischung aus beidem setzen – und keiner davon ist wirklich perfekt. Wir würden den dedizierten Performance-Modus empfehlen, da er dem stabilsten 60-FPS-Erlebnis am nächsten kommt, aber das Spiel sieht dann an manchen Stellen ziemlich unscharf aus. Der Auflösungsmodus hingegen limitiert auf ein unangenehmes 30fps, sieht aber deutlich schärfer aus. Der sogenannte „ausgewogene“ Modus könnte einen Versuch wert sein, wenn ihr eine schwankende Bildrate zugunsten besserer Bildqualität in Kauf nehmen könnt.

Fazit

Monster Hunter Wilds ist der ultimative Belohnungs-Loop. Selten war es befriedigender der nächsten Rüstung hinterher zu jagen oder mit anderen Jagenden auf gemeinsamen Erkundungstour zu gehen. Es hat sich in fast allen Punkten gegenüber dem Vorgänger verbessert und wird wirklich nur von der Story und der Perfomance zurückgehalten.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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