Während ich mich für ein ziemlich schlichtes Bild als Aufmacher meiner Rezension entschieden habe, ist MLB The Show 25 alles andere als einfach. Um es klar zu sagen: Die neueste Version der besten Baseball-Videospielreihe aller Zeiten ist so tiefgründig und durchdacht wie nie zuvor. Ich habe bereits etliche Stunden online und offline gespielt und bin bereit, euch das volle Bild von MLB The Show 25 zu geben. Mehr dazu in unserem Test.
Schön in die Neuerungen reingeholt
Jahr für Jahr macht Sony San Diego einen guten Job, neue Gameplay-Features einzuführen, ohne sie euch aufzuzwingen. Auch dieses Jahr ist da keine Ausnahme. Es gibt eine „Das ist neu“-Einführung am Anfang. Ihr könnt sie ausprobieren – oder, wenn ihr so seid wie ich und seit über einem Jahrzehnt zufrieden mit euren gewohnten Einstellungen spielt, einfach dabei bleiben. Meistens nutze ich meine alten Einstellungen mit ein paar neuen Features. Dieses Jahr teste ich Ambush Hitting – und bleibe wahrscheinlich dabei. Kurz gesagt, es ist eine realistischere Version des „Guess Pitch“-Systems. Als Schlagmann konzentriert ihr euch auf die Innen- oder Außenseite der Strike-Zone. Wenn ihr euch festlegt – und Zone-Hitting nutzt – wird der Plate Coverage Indicator auf der erwarteten Seite größer. Außerdem bekommt ihr einen Timing-Boost, wenn der Ball dort landet, wo ihr ihn erwartet habt. Andersherum schrumpft der PCI und euer Schwung-Timing leidet, wenn der Ball auf der anderen Seite kommt. Es ist simpel und macht absolut Sinn. Ambush Hitting gamifiziert das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Schlagmann und Pitcher perfekt.

Zusätzlich zu Ambush Hitting gibt es weitere Verbesserungen in den Animationen. Ich liebe das Gameplay von The Show seit Jahren, aber etwas hat mich immer wahnsinnig gemacht: Die fehlende Dringlichkeit der Infielder beim Übergang vom Handschuh zum Wurf. Jedes Jahr haben mich diese trägen Animationen locker zehn Spiele gekostet. Gute Nachrichten: Die Dringlichkeit der Infielder wurde massiv verbessert. Ich hatte noch keinen einzigen Moment, in dem ich mich deswegen aufregen musste. Kurz gesagt: Exzellentes Gameplay wurde noch besser. Wenn es eine Schwäche gibt, dann die Grafik. MLB The Show 25 sieht nicht so aus, wie man es von der führenden Baseball-Simulation im Jahr 2025 erwarten würde. Spielermodelle und Umgebungen brauchen ein Upgrade, um mit dem Gameplay und den großartigen Features mitzuhalten. Außerdem hat das Spiel eine merkwürdig matte Farbgebung – warum auch immer man sich für eine blasse Pastellpalette mit wenig Kontrasten entschieden hat. Das Spiel sieht nicht schlecht aus, aber Sony San Diego muss hier endlich liefern und das ist diesmal nicht passiert. Auch liebe ich normalerweise den Kommentar von MLB The Show, aber dieses Jahr gibt es ein paar nervige Bugs. Ich bin sicher, dass bald ein Fix kommt, aber aktuell ruft Jon Sciambi bei knallharten Line Drives immer wieder „Groundball Base Hit“. Ein bisschen zu oft, um es zu ignorieren. Davon abgesehen gefällt mir der modus-spezifische Kommentar, besonders im Franchise-Modus. Dazu gleich mehr.

Optisch ist es leider kein Homerun
Schon früh gab es Gerüchte, dass Road to the Show ein großes Upgrade bekommt – und genau das ist passiert. Dieses Jahr gibt es Highschool- und College-Baseball (inklusive 8 lizenzierter Programme). Sony San Diego hat hier nicht einfach nur was hingeklatscht: Die Spiele haben Alu-Schläger, was für Authentizität sorgt. Road to 99 fühlt sich stark nach NBA 2Ks MyCareer an, im positiven Sinne. Ihr seid nicht an unnötige Positionsbeschränkungen gebunden und könnt eigene Builds erstellen – diese Freiheit ist erfrischend. Es gibt sogar eine neue First-Person-Kamera für das Feldspiel. Ich werde sie nicht nutzen, aber sie bringt definitiv eine neue Perspektive für die Defensive. Insgesamt ist RTTS massiv vorangekommen. Das Storylines-Feature ist dieses Jahr allerdings leider so dünn wie nie, zumindest zum Release. Highlight ist James „Cool Papa“ Bell in der Negro Leagues Moments-Serie. Dazu kommen Wilber „Bullet Joe“ Rogan und Norman „Turkey“ Stearnes. Die Ergänzungen sind schön, aber es gibt keine neuen Features. Ich frage mich, ob das Programm am Ende ist – oder ob später noch Inhalte für MLB The Show 26 folgen. Außerdem wäre es cool, wenn Sony San Diego noch eine weitere Ebene hinzufügen würde, die über neue Spieler hinausgeht. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan. Der Franchise Mode ist so tief wie nie. Verbesserte Trade-Logik und Free Agency machen den Modus zur besten Version aller Zeiten. Ihr könnt die Art und Weise, wie ihr die 162-Spiele-Saison spielt, bis ins kleinste Detail anpassen. Wer hier noch eine berechtigte Beschwerde findet, muss lange suchen.

Rebrandings, erstellbare Ballparks mit neuen Features und eine der besten Create-A-Player-Suiten runden das Ganze ab. March to October bietet weiterhin einen schnellen, fokussierten Modus für Saison-Fans. Was fehlt? Erweiterungsteams, Carryover-Saves und Online-Franchise. Diese Features wurden seit Jahren gefordert – und zwei davon gab es früher sogar schon. Wer weiß, ob sie jemals zurückkommen? Ich habe mir das Beste bis zum Schluss aufgehoben: Diamond Dynasty. Sony San Diego hat auf die Fans gehört – und das sofort. Diamond Quest ist der große neue Modus, über den ich schon in einem anderen Artikel geschwärmt habe. Falls ihr ihn noch nicht ausprobiert habt: Macht es. Die Optik von DQ ist zwar nicht gerade ein Hingucker (Retro-Look hin oder her), aber der Modus ist einfach so gut und so spaßig, dass es nicht weiter stört. Zusammen mit Conquest, Battle Royale, Ranked Seasons, Weekend Leagues, Play vs. CPU, Co-Op und dem Sammel-Aspekt gibt es unglaublich viel Inhalt. Kein anderes Sportspiel bietet so viele Single- und Multiplayer-Optionen in einem Sammelmodus. Ein Wermutstropfen? Legenden-Auswahl. Schön, dass Roger Clemens, Ted Williams und Manny Ramirez dabei sind, aber wo sind Barry Bonds, A-Rod, Bo Jackson, Deion Sanders, Jose Fernandez, Darryl Strawberry und Dwight Gooden?

Fazit
MLB The Show 25 setzt neue Maßstäbe im Baseball-Genre. Das Gameplay ist dank besserer Animationen und realistischer Mechaniken stärker denn je. Franchise Mode und Road to the Show bieten mehr Tiefe und Freiheiten, während Diamond Dynasty mit dem neuen Diamond Quest-Modus glänzt. Allerdings bleibt die Grafik hinter den Erwartungen zurück und einige Features wie Carryover-Saves und Online-Franchise fehlen weiterhin. Dennoch: Das beste MLB The Show aller Zeiten und ein Muss für Baseball-Fans.

Positiv:
+ tolle Gameplay-Neuerungen
+ realistisches Spielgefühl
+ sehr viel Content
Negativ:
– grafisch nicht mehr zeitgemäß
– Mikrotransaktionen
– fehlende Modi und Legenden