Mato Anomalies ist ein bunter Mix aus mehreren Genres. Es verbindet klassische rundenbasierte Kämpfe mit Dungeon-Crawling, nimmt dazu ein Kartenspiel zum Mind-Hacking und einen sehr eigenen Look, der etwas aus der Zeit fällt. Doch mehr dazu bei uns im Test.
Dystopisches Neo-Shanghai in der Zukunft
Das Spiel spielt in einer dystopischen Zukunft und folgt der Geschichte von Doe, einem Detektiv. Dieser wird von einer alten Bekannten wieder reaktiviert, um den Schmuggel von „Handout“ zu untersuchen. Was es damit auf sich hat, wird zwar bald aufgeklärt, bleibt aber dennoch sehr wage. Auf jeden Fall ist die Lösung dieses Problems und denen der folgenden Artikel meist nicht auf die herkömmliche Art zu lösen und eine parallele Alternativwelt muss herhalten. Die generell angesprochenen Themen sind dabei sehr erwachsen und tiefgrundig, werden aber nicht genug ausgeschöpt, um die Geschichte spannend zu halten. Die Story wird durch vertonte und mit kleinen Animationen ausgestattete Comicbildern, ingame Sequenzen und an Visual Novel erinnernde Textboxen vorangetrieben. Die Sprechenden machen dabei einen sehr soliden Job, kommen aber viel zu selten zum Einsatz, da fast alles nur in nicht vertonten Texten stattfindet, was es sehr schwierig macht richtig in das Spiel zu finden. Denn die Thematiken werden später durchaus ernst und komplex, da aber weiterhin am Ball zu bleiben und immer nur alles lesen zu müssen, ist leider sehr mühsam.
Doch bei dem Detektiv Doe bleibt es nicht, denn bald öffnet sich das Metaverse, eine unbekannte Welt, die auf einer anderen Ebene der Menschen stattfindet und von euch bereist werden kann. Doch hier benötigt Doe Hilfe und schließt sich neben dem Exorzisten Gram noch mit fünf weiteren Charakteren zusammen, da nur diese mit ihren besonderen Fähigkeiten und Waffen den merwürdigen Kreaturen innerhalb des Metaverse, den „Nachtmahren“ Schaden zufügen können. Abseits dieser Kämpfe könnt ihr die kleine Stadt erkunden, Händler besuchen und Nebenmissionen absolvieren und euch so neue Ausrüstung besorgen, mit Gefährten quatschen oder die schnell monoton werdende Musik bestaunen.
Viele gute Idee in ausbaufähigen Versionen
Das Metaverse habe ich ja bereits erwähnt. Hier werdet ihr nämlich wirklich die meiste Zeit verbringen. Grafisch erwartet euch ein ein Cel-Shading-Look, welcher auf das Nötigste reduzierte wurde. Das ist allerdings wie es scheint beabsichtigt, da z.B. alle nicht story relevanten Charaktere keine Augen besitzen und somit den Eindruck einer anonymen Masse erschaffen. So muss man sich wohl auch das Design des Metaverse zusammenreimen, welches aus fliegenden Blöcken besteht und lediglich abzweigende Pfade bietet, die euch mehr oder weniger aufwendige Rätseln und Puzzeln präsentieren. Der Look ändert sich dabei nur pro neuem Kapitel der Hauptstory und auch die Gegner bleiben pro Kapitel alle gleich, inklusive der Mini-Bosse. Und da fast jede Nebenstory ebenfalls in einem Level des Metaverse endet, wird man diesen doch schon recht schnell überdrüssig. Hinzu kommt, dass sich die Voice-Lines während der rundenbasierten Kämpfe extrem schnell und häufig wiederholen. Daher gibt einem vieles den Eindruck, hier ist noch einiges an Luft nach oben.
Doch kommen wir zu den Kämpfen. Ihr kämpft mit bis zu vier Charakteren, agiert rundenweise und die Gruppe teilt sich dabei einen Lebensbalken. Magiepunkte oder ähnliches gibt es nicht, alle Fertigkeiten besitzen aber einen Cooldown. Neue Fertigkeiten sowie mehrere ultimative Fähigkeiten können über das Verteilen von Punkten erlernt werden. Dabei könnt ihr zwischen zwei Bäumen wählen und so je nach euren Vorlieben variieren, ob lieber mehr Leben oder doch mehr Angriffskraft und neue Skills. An Ausrüstung gibt es für jeden Charakter neue Waffen, Rüstung oder Outfits gibt es nicht, dafür aber ein Board an Boni für euer Team. Da könnt ihr in bis zu neun Slots verschiedene Teile ausrüsten und euch so auch bezüglich Schwächen auf einen bevorstehenden Boss vorbereiten.
Neben den normalen Kämpfen im Metaverse gibt es in Mato Anomalies auch noch Mind/Hacks. Dabei kommt endlich Doe zum Zug. Wie der Name andeutet, wird bei Mind/Hack das Gegenüber infiltriert, um den Widerstand bei einer Befragung zu brechen. Das passiert in Form eines Kartenspiels, bei dem man eine Art HP Leiste auf 0 bringen muss. Dabei sind die Karten in offensive und defensive Varianten aufgeteilt und besitzen spezielle Fähigkeiten. So können defensive Karten z.B. Backlash auslösen, wodurch der Gegner bei einem Angriff Schaden im Wert der Backlash Stacks bekommt. Auch die Reihenfolge der Karten spielt eine Rolle, da einige Karten Boni bekommen wenn sie an erster, zweiter oder dritter Stelle einer Runde gespielt werden. Neue Decks erhaltet ihr durch neue Partymitglieder und diese werden bei erfolgreichen Absolvieren von Nebenmissionen auch noch erweitert. Da der Host immer auch noch kleinere Dämonen dabei hat, die im Boni für seine Züge geben, gilt es taktisch vorzugehen, um hier erfolgreich zu sein. Der Modus ist dabei nicht ausgereift genug, um als eigenständiges Spiel zu agieren, fügt sich aber sehr gut ins Ganze ein und bietet eine tolle Abwechslung zum Rest.
Altbackene Mechaniken halten der Titel zurück
Neben der Problemen der Repetition im Metaverse und der einfallslosen Designs darin gibt es weitere, die den Eindruck trüben. Grafisch ist es generell mit dem minimalistischen Stil eine Geschmacksfrage, aber optisch ist das einfach überhaupt nicht zeitgemäß. Es gibt innerhalb der Stadt nur 4-5 Bereiche, die ihr überhaupt erkunden könnt und diese bestehen auch nur aus zwei Straßen, ein paar NPCs und Shops. Jeder Wechsel eines Bereiches ist mit einer Ladezeit verbunden oder nervig sogar einmal durch eine langsame Rolltreppe, die man nicht umgehen kann, gelöst. Die musikalische Untermalung wiederholt sich ähnlich zu den Voice-Line innerhalb der Kämpfe sehr schnell und ging mir in den Städten recht schnell auf den Geist.
Die Gegnervielfalt und deren Designs sind einfach sehr unbefriedigend. Anfangs noch an einem Mix aus Insekten und Mensch erinnern, kämpft ihr später gegen geometrische Formen oder eine Art Hula Hoop Reifen. Die Nebenmissionen sind von den Geschichten her zwar interessant, arten aber vom Gameplay sehr häufig in erneut gleiche Level des Metaverse aus oder sind direkt so frech und geben euch als Aufgabe „Absolviere einen zufälligen Level im Metaverse“. Das sind einzeln genommen alles verkraftbare Makel, die anderweitig durch eine tolle Story und charmante Partymitglieder ausgeglichen werden können. Doch auch auf der Front war das für mich zu wenig und so wird das Spiel gegen Ende hin doch eher ein Krampf, als durchgängiger Spielspaß.
Fazit
Mato Anomalies vereint mehrere Gameplay-Mechaniken, die es durchaus besonders machen. Die Hacks via Kartenspiel und die rundenbasierte Kämpfe im Metaverse sind für sich genommen recht spaßig. Leider bleibt es aber dabei, wird schnell dröge und kann durch die häufig fehlende Vertonung sowie die triste Optik auch mit der eigentlich interessanten Story nicht punkten.
Mato Anomalies erscheint am 10. März 2023 für PlayStation 4 & 5, Switch, Xbox One & Series und PC.
Positiv:
+ interessante Story mit guten Ansätzen
+ Kartenspiel der Mind/Hacks lockern das Geschehen schön auf
+ vertonte Comic-Panels fügen sich super in den generellen Stil ein
Negativ:
– viel zu viel nicht vertonter Text
– fragwürdige Gegnerdesigns
– mangelnde Abwechslung innerhalb des Metaverse
– altbackene Grafik mit zu viel Ladezeiten
– monotone Musik