Der nunmehr sechste Teil der Mario & Luigi-Reihe hört auf den Namen Mario & Luigi Brothership und wird diesmal erstmals nicht von AlphaDream produziert. Umso spannender war es zu sehen, ob unter einem neuen Studio wieder etwas Glanz in die Reihe zurückkehrt, nachdem der letzte Haupteil Paper Jam 2015 nicht wirklich überragend war.
Schifffahrt in Concordia
Diesmal verschlägt es das Brüderpaar in die Welt von Concordia, die sich in ihre Einzelteile zerlegt hat. Die riesige Insel gibt es nicht mehr, nachdem der Uni-Tree keine Energie mehr geliefert hat. Dadurch ist die Insel zersplittert und die Einzelteile treiben getrennt durch einen riesigen Ozean. Mario und Luigi landen aber auf Shipshape Island, auf dem ein neuer Uni-Tree von Connie herangezogen wird. Und als Heldenpaar ist es natürlich selbstverständlich, dass Connie geholfen wird, um die einzelnen Inseln wieder mit dem Unitree zu verbinden.

Es ist nicht schwer zu sehen, dass bei den englischen Namen durchgehend mit Wortspielen gearbeitet wird. Das gilt auch für die deutsche Lokalisierung, aber Kapitarbora statt Shipshape Island und Konektarbor statt Uni-Tree gehen nicht ganz so leicht von der Zunge. Auch Snoutlet, euer treuer Begleiter in Brothership, der definitiv kein Schwein ist, als Mischung von Snout und Outlet klingt einfach besser als Wattz in der deutschen Version. Sprachunabhängig ist aber die Darstellung der Bewohner der Inseln, deren Gesichter aussehen wie eine englische Steckdose. Gepaart mit dem sehr weichen Cell Shading-Look bietet Brothership eine kunterbunte und kindgerechte Optik, die zum Slapstick-Humor des Spiels sehr gut passt, allerdings zu Beginn etwas ungewohnt wirkt.
Rundenbasierte Kämpfe setzen euch unter Strom
Wie üblich in der Reihe werden Kämpfe rundenbasiert ausgetragen und sind zwar simpel in der Handhabung, aber skillbasiert. Denn jeder Angriff, egal ob mit Hammer oder dem guten alten Kopfsprung, kann durch timingbasiertes Knopfdrücken noch verstärkt werden. Dabei gilt es zu beachten, dass jeweils zwei Knöpfe Mario und zwei Knöpfe Luigi zugeordnet sind und man daher nicht wahllos drücken kann. Auch in der Defensive muss man aktiv werden! Dabei haben alle Gegner mehrere verschiedene Angriffsmuster, die man erlernen muss, um ihnen dann per Sprung oder Hammerschlag auszuweichen – teilweise auch mit beiden Brüdern. Dabei lernen spätere Gegner hinzu und täuschen Angriffe an, um das eigene Timing durcheinander zu bringen. Angreifen ist dabei ungleich einfacher zu perfektionieren, als alle Verteidigungsmuster auf Anhieb zu schaffen.

Das macht grundsätzlich Spaß, wird aber relativ schnell zur Fleißaufgabe, wenn es darum geht ein paar Levels zu grinden. Glücklicherweise kommt genau dann, wenn die Kämpfe zu eintönig werden, eine neue Mechanik in Form von Steckern (auf Englisch plugs), die passive Fähigkeiten verleihen. Zwei Stück können dabei während eines Kampfes aktiv sein. Vor und sogar während der Kämpfe kann man wechseln und sich so für eine gewisse Anzahl Rundenverbesserungen, wie zum Beispiel eine Zusatzattacke, bei erfolgreichen Angriffen holen. Sobald die Stecker leer sind, muss man aber wechseln, damit sich diese wieder aufladen. Zusätzlich können manche Stecker zu Combos zusammengeführt werden, um zusätzliche Effekte auszulösen. Das macht einen nicht nur stärker, sondern bietet auch etwas Abwechslung. Trotzdem ist der Grind in Mario & Luigi Brothership etwas mühselig, da sich die Gegnerabwechslung pro Insel in Grenzen hält und das Gameplay in den Kämpfen (bewusst) simpel gehalten ist.

Humor mit viel Liebe zum Detail
Wo Brothership aber ohne Einschränkung überzeugen kann, ist der Humor. Die Serie lebt von der Dynamik zwischen Mario und Luigi, die hier, im Gegensatz zu anderen Spielen, munter am Plappern sind. Zugegeben, neben dem Namen des jeweiligen Bruders und sehr wenigen ausgewählten Wörtern besteht das Ganze eher aus einem Fantasieitalienisch, wie man es aus einem Family Guy-Sketch kennt. Trotzdem ist zu jeder Zeit klar, welche Emotion gerade rübergebracht werden soll. Das liegt vor allem auch daran, dass die Brüder mit vollem Körpereinsatz kommunizieren, egal ob Luigi kalte Füße bekommt oder die Geschwister wegpennen, weil sie von jemand vollgelabert werden.

Und wenn Mario und Luigi auf eine neue Insel per Kanone geschossen werden, dann freut man sich schon darauf, wie Luigi diesmal unsanft landet. Aber auch die Nebencharaktere sprühen vor Charme und sind alle wunderbar überzeichnet. Neben den ganzen Slapstick-Einlagen gibt es aber auch echte Emotionalität, wenn man in einem Quest dabei hilft, eine Familie wieder zusammenzuführen. Oder wenn man einem Popstar mit Haargel versorgt, das er braucht um seinen Auftritt durchzuführen und sein Selbstbewusstsein wiederzufinden. Und durch das Zusammenführen der Inseln wird auch Shipshape Island wieder bevölkert, da es mittels Röhren ein Reisesystem zwischen den Inseln gibt. Dadurch gibt es immer genug NPCs zum Quatschen, um neue Infos und Sidequests zu erhalten.

Neue Feinde und alte Bekannte
Und Inseln gibt es einige! Jede davon mit eigenem Thema und dementsprechender Optik und Gegnern. Die Inseln selbst sind dabei nicht sonderlich groß, was dem Spiel zugute kommt, da so die Abwechslung höher ist. Neben den großen Inseln gibt es auch noch winzige Fragmente, die sich nicht mit Shipshape Island verbinden lassen und nur ein paar Kämpfe und Gegenstände bieten. Wie in Rollenspielen typisch könnt ihr natürlich eure Ausrüstung auch verbessern. Zudem gibt es auch Herausforderungen, wie z.B. ohne jegliche Ausrüstung 300 Gegner zu besiegen. Als Belohnung gibt es dafür seltene Gegenstände und eine Auszeichnung. Wenn man so will, handelt es sich dabei um „Brothership Achievement System“.

Aber das passiert größtenteils nebenbei, wenn man sich von Insel zu Insel hangelt. Dabei findet man wenig überraschend auch noch einen großen Bösewicht namens Zokket (deutsch Stekdov) und seine minderbemittelten Helfer Ecks, Ten und Shun (deutsch Drahtus, Klinka, Stekko) und soviel sei verraten: Auch ein paar alte Bekannte lassen sich blicken! Spätestens dann nimmt die ganze Story Fahrt auf und auch die Anzahl an Dialogszenen steigt sprunghaft an. Die Komplexität der Story bleibt jedoch auf dem bekannten leicht verständlichen Niveau.
Luigis Logik hilft leider nicht bei langen Ladezeiten
Ein zentraler Bestandteil sind Luigis helle Momente, genannt Luigi Logic. Dabei kommt er in der Story und in Kämpfen, ähnlich wie Wickie in der gleichnamigen Zeichentrickserie, zu ungewöhnlichen Erkenntnissen, die euch behilflich sind. Allgemein ist das Zusammenspiel von Mario und Luigi zentraler Bestandteil der Rätsel. Sei es, dass ihr euch auftrennt, wenn ein Schalter gehämmert werden muss, um an anderer Stelle einen Weg begehbar zu machen, oder wenn die Brüder gemeinsam als wirbelndes Ufo eine Zeit lang schweben können. Die Rätsel sind dabei nichts Weltbewegendes, lockern das Geschehen jedoch gut auf!

Federn lassen muss Brothership allerdings im technischen Bereich und beim Sound. Ersteres ist vor allem den langen Ladezeiten geschuldet. Auch wenn die Switch bekanntermaßen kein Hardwaremonster ist, kommen einem die Ladezeiten doch absurd lange vor. Besonders dann, wenn z.B. noch eine Szene ist, wie man in eine Röhre hineinrutscht und wieder herauskommt, ist man in Summe sehr lange untätig. Und die Ladebildschirm-Tipps von Snoutlet wiederholen sich bald. Diese Performance ist enttäuschend, wenn man ein Spiel mit einer bereits vor Jahren verfügbaren Optik präsentiert. Weiters hat uns der langweilige Soundtrack enttäuscht. Die bereits erwähnten Grindmomente, wenn man viele Kämpfe hintereinander bestreitet, brennen das Kampfthema unwiderruflich ins Gehirn. Allerdings klingt dieses eher wie ein Jingle und ist unserer Meinung nach weit weg vom normalen Super Mario-Standard. Aber auch die restlichen Songs bieten wenig Highlights – das ist insbesondere deswegen schade, da die restliche Präsentation und das Strom/Elektrizitätsthema on point sind.

Fazit
Mario & Luigi Brothership bringt die Mario & Luigi Reihe wieder in die richtige Richtung. Die Präsentation, der Humor und das Charakterdesign greifen harmonisch ineinander und sind lustig und unterhaltsam. Allerdings wurde in Sachen Musik und technischer Optimierung unter den Möglichkeiten geblieben. Das Kampfsystem ist zugänglich und intuitiv, was jedoch beim Grinden zu sehr viel Eintönigkeit führt. Ungeachtet dessen bietet das Spiel gute Unterhaltung und liefert vor allem jüngeren Spielern ein spaßiges RPG-Erlebnis mit den Mario-Brüdern.

Positiv
- Humor on Point
- Die Charaktere sind herrlich überdreht
- Grafische Präsentation, Charakterdesign und Story greifen harmonisch ineinander
- Das Kampfsystem ist intuitiv und verlangt Aufmerksamkeit
Negativ
- Die Ladezeiten sind enttäuschend lange
- Der Soundtrack ist nicht auf dem normalen Nintendo-Niveau
- Die mangelnde Komplexität in Kämpfen macht das Leveln sehr eintönig
- Die deutsche Lokalisierung bleibt hinter der Englischen zurück