Review: Little Nightmares 3 – Wie ein Neuling zum Fan wurde

Nach langer Wartezeit haben die Entwickler von Supermassive Games aus dem Vereinigten Königreich nun den dritten Teil des erfolgreichen Grusel-Koop-Spiels herausgebracht.

Vorab: Ich durfte das Spiel auf der normalen PlayStation 5 durchspielen. Da es mein erster Little Nightmares Teil ist, habe ich mich umso mehr gefreut, diesen Teil ausführlich auf Herz und Nieren zu testen. Ich habe mich für den Singleplayer entschieden, um ein optimales Ergebnis für euch zu liefern. Dabei werde ich euch sagen, für wen dieses Spiel gedacht ist und welche Botschaft es vermitteln möchte.

Um in Stimmung zu kommen, könnt ihr hier noch einmal unser Interview von vor zwei Jahren auf der Gamescom sehen:

Stumme Hauptprotagonisten mit viel Herz

Ja, ihr habt richtig gelesen! Auch für mich war es eine große Überraschung, dass die beiden Hauptdarsteller des Spiels, Low und Alone, tatsächlich über das gesamte Spiel maximal drei verschiedene Worte sagen. Ein einfaches „Hey” von uns, um Low darauf aufmerksam zu machen, dass er seinen Bogen spannen soll. Oder ein sympathisches „Hi” von Low, damit wir ihm über ein Hindernis helfen oder eine kleine Tür aufmachen können. Dabei zählt allerdings nicht nur, was gesagt wird, sondern auch, wie die beiden miteinander agieren. Nur so viel: Es wird eine Geschichte erzählt, die Einsamkeit, das Gefühl, allein zu sein, und Freundschaft/Partnerschaft thematisiert. Die Geschichte wird Euch nicht vorgesetzt, sondern Ihr schreibt sie euch selbst. Ihr interpretiert und seht, was mit den Figuren passiert und wie sie von einem Albtraum ins andere geraten.

Während wir mit unseren stummen Hauptprotagonisten um unser Leben bangen und immer wieder in gefährliche Situationen geraten, hat unser KI-Mitspieler „Low” keinerlei Konsequenzen zu fürchten. Schaffen wir den Abschnitt, schafft es auch unsere KI egal, ob „Low” entdeckt wurde, mit kleinen Ausnahmen. Das beeinträchtigt die Immersion ein wenig, wobei es vermutlich sehr frustrierend wäre, wenn unser computergesteuerter Mitspieler permanent erwischt werden würde.

Dabei ist die KI grundsätzlich intelligent. Sie kann gut antizipieren, was gefragt ist, und gibt uns vereinzelt kleinere Hilfen, beispielsweise, indem sie eine Räuberleiter macht, damit wir auf einen Vorsprung springen können oder sie zu einer kleinen Tür rennt, damit wir diese Tür zusammen aufmachen können.

Wir müssen allerdings meist selbst auf die Lösung kommen, indem wir zur jeweiligen Tür gehen oder uns in der Nähe des Vorsprungs aufhalten. Das ist gut gelöst, da die KI uns zwar keine Denkarbeit abnimmt, uns aber dennoch dabei hilft, unser Ziel zu erreichen.

Die Schauplätze sind ein wahrgewordener (Alb)traum

Als wir die Preview in Frankfurt bei Bandai Namco anspielen durften, schrieben wir bereits, dass die zweistündige Anspielsession mit ihren Schauplätzen „sehr gelungen” war. Damals haben wir uns gefragt, ob das Spiel diese Qualität halten kann. Wir müssen sagen: JA! Sei es in einer Fabrik voller Süßigkeiten oder in einem Institut. Die Level innerhalb der 4 Akte sind sowohl mechanisch als auch grafisch unglaublich abwechslungsreich.

Dabei gibt es viele Perspektivwechsel und sowohl Räume als auch Gegenstände spielen mit selbige. Das ist manchmal etwas schwieriger, als wir uns eingestehen wollen. So gab es einen kleinen Levelabschnitt, in dem wir vor Gegnern fliehen mussten. Dabei sollten wir auf einen Balken springen. Aufgrund der Perspektivwahrnehmung habe ich den Balken des Öfteren verfehlt und musste den kleinen Abschnitt erneut spielen. Dabei sind die Checkpoints sehr fair gesetzt. Gefühlt in jedem zweiten Raum könnt ihr kurz verschnaufen. Auch mit der Position der Kamera wird viel gespielt. Meist sind wir im Fokus und bewegen uns von links nach rechts. In manchen Passagen bewegen wir uns auch von der Kamera weg und auf sie zu. Das eröffnet viele Möglichkeiten für die Rätsel.

Dabei ist mir besonders ein kleiner Levelabschnitt in Erinnerung geblieben. Es gibt eine Hommage an „A Plague Tale“: Wir müssen ein Rätsel lösen, indem wir diverse Fackeln bei uns behalten, damit uns die kleinen Ratten nicht fressen. Dabei sehen sowohl die Animation als auch das Spielgefühl wie eine kleine „Ehrwürdigung” aus.

Der Gameplay-Loop lässt sich in drei Spielaspekte unterteilen. Nachdenken – Rätsel lösen – Fliehen. Wir betreten einen neuen Raum und erkunden ihn zunächst. Wir schauen uns um und sind überrascht von dem hohen Detailgrad des Spiels. Jede einzelne Szenerie ist wirklich liebevoll gestaltet und wirkt einzigartig. Ihr könnt mit den Gegenständen interagieren oder euch einfach nur umschauen und das Bild auf euch wirken lassen. Nachdem ihr den Raum erkundet habt, müsst ihr natürlich vorwärtskommen. Manchmal müsst ihr nur eine kleine Tür öffnen, manchmal müsst ihr eine Puppe finden, die Euch in eine andere „Zeitlinie” versetzt. Dabei begegnen Euch natürlich viele verschiedene Gegner, die ihr ablenken oder an denen ihr vorbeischleichen müsst. Das ist immer unterschiedlich und macht wirklich Spaß, auch wenn man manchmal stirbt, herauszufinden, wie man das jeweilige Rätsel löst. Ein kleiner Wermutstropfen gibt es allerdings: Vieles sieht man auf Anhieb, etwa 80 % der Rätsel könnt ihr sofort lösen. Bei den anderen 20 % haben wir uns hin und wieder wirklich schwergetan, da man manche Zimmer sehr genau anschauen und auch sein Kopf anstrengen muss.

Das Gefühl der … Hilflosigkeit

Unterstrichen durch den sehr immersiven Sound und Kamera bekommen wir des Öfteren eine Gänsehaut und haben ein sehr bedrohliches Gefühl. Auch die Gegner entwickeln hin und wieder einen Schauer. Es ist beklemmend und in manchen Situationen hält man die Luft an, weil so viel passiert, aber auch, weil es unfassbar minimalistisch ist. Vieles wird auch nur angedeutet. So sehen wir beispielsweise einen Oberkörper, der in der Luft baumelt, allerdings nicht den Kopf. Das Spiel ist grundsätzlich dunkel gehalten. Es arbeitet nicht mit großen Farbakzenten, sondern ist in seiner Farbauswahl sehr dezent, was der Atmosphäre des Spiels zuträglich ist.

Schlussendlich lässt sich sagen: Ich kenne kein Spiel, das vom Gameplay her so minimalistisch ist, aber gleichzeitig so wunderschön aussieht. Versteht mich nicht falsch: Minimalistisch ist keineswegs negativ gemeint. Die Mechaniken beschränken sich auf Erkundung und das Lösen von Rätseln. Hin und wieder darf man mit seinem Werkzeug auch die gegnerischen Puppen bekämpfen und kleinere Rätsel lösen.

Hervorzuheben sind außerdem die Bossfights. Sie sind wie das gesamte Spiel sehr kreativ gestaltet und stellen ein besonderes Highlight dar. Wir werden nicht näher darauf eingehen, um euch nichts vorwegzunehmen. Aber vertraut uns – sie sind anders.

Fazit

Das kennen wir doch alle: Man sitzt mit einem Freund, seiner Partnerin oder einem Bekannten in Discord oder Teamspeak. Man unterhält sich über Spiele und was man zusammen zocken könnte. Natürlich fallen Spiele wie „Minecraft” oder „League of Legends”, aber irgendwie hat man dann doch keine Lust darauf. Wenn ihr jedoch gemeinsam ein storygetriebenes Spiel spielen möchtet, ist „Little Nightmares 3” perfekt für euch. Die düstere, aber wunderschöne und detailreiche Spielwelt wird euch noch einige Tage nach dem Ende beschäftigen. Dieses Spiel hat mich zum Fan dieser Spielreihe gemacht, und ich werde die Teile 1 und 2 nachholen! Ein größeres Kompliment kann es nicht geben.

Für die Jahreszeit das perfekte Spiel um mehrere Abende, mit Eurem Spielpartner, unterhalten zu werden.

  • Eindrucksvolle und angsteinflößende Spielwelt
  • Wunderschöne Grafik
  • Das Sounddesign trägt zusätzlich zum Spielgefühl bei
  • Viele einfache Rätsel
  • Hätte vielleicht noch ein wenig „gruseliger“ sein können.
  • Kein lokaler (Couch) Co-Op und kein Cross-Play

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Chris Hoke

No comments yet.

Leave Your Reply