Die Like-a-Dragon-Serie steckt voller ikonischer Charaktere, und einer der beliebtesten ist ohne Zweifel Goro Majima. Der „Mad Dog of Shimano“ ist für seine unberechenbare, fast wahnsinnige Natur bekannt, besonders in früheren Ablegern wie Yakuza Kiwami, wo er Kiryu in unzähligen Verkleidungen aufgelauert hat. Jetzt steht Majima endlich wieder im Mittelpunkt: In Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii schlüpft er in die Rolle eines Piraten, um nach einem Gedächtnisverlust seine Erinnerungen wiederzufinden. Das Spiel setzt direkt nach Like a Dragon: Infinite Wealth an und bringt die Serie in völlig neue Gewässer. Doch ist das auch gut geworden oder versinkt der Titel auf hoher See? Unser Test soll es zeigen.
Ein Spin-Off als bestes Piratenspiel der aktuellen Generation
Das Abenteuer beginnt auf Rich Island, wo das eigene Piratenschiff aufgerüstet werden kann, bevor es nach Madlantis geht. Denn Majima wacht leider ohne Gedächtnis am Strand auf und hat daher auch nicht viel weiter vor, als sich direkt einer abenteuerlichen Jagd nach einem Schatz anzuschließen auf dessem Weg er natürlich nicht an seiner Vergangenheit und vielen bekannten Charakteren vorbeikommen kann. Dennoch muss man sagen, dass die Story in diesem Spin-Off definitv eher eine untergeordnete Rolle spielt, wenn sie auch sereintypisch wieder sehr umfangreich und toll erzählt wird. Besonders interessant dabei ist die Blickweise dabei natürlich mit Majima als Protagonisten, der seit Yakuza 0 endlich mal wieder eine größere Bandbreite an Charaktereigenschaften zeigen kann. Die Geschichte bleibt dabei aber zentriert auf den neuen Charakteren und streckt nur hin und wieder die Fühler Richtung der übergeordneten Yakuza-Story aus, womit dieser Teil aber auch wunderbar als Einstiegspunkt fungieren kann. Doch zurück zu Madlantis. Dort wartet das berüchtigte Piraten-Kolosseum, das den größten Seeräubern der Welt als Arena dient. Bevor es jedoch so weit ist, gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich mit dem Gameplay vertraut zu machen: Majima hat zwei Kampfstile zur Auswahl – Mad Dog und Sea Dog. Während Mad Dog auf schnelle, messerscharfe Angriffe mit Doppelgängern setzt, bringt Sea Dog einen piratentypischen Kampfstil ins Spiel. Mit einer aufladbaren Pistole und Cutlass-Angriffen fühlt sich dieser Stil wie eine Seeräuber-Version des klassischen Action-Kampfsystems an. Gepaart mit den üblich verrückten und aber auch brutalen Heat-Actions macht der Brawler-Kampf daher auch wieder richtig Spaß.

Beide Stile haben spezielle Fähigkeiten, die sich über die Madness Gauge aktivieren lassen. Mad Dog ruft Doppelgänger herbei, mit denen sogar Team-Combos möglich sind. Sea Dog hingegen kann einen von vier Meeresgöttern beschwören, Hai, Papagei, Affe oder Qualle, die unterschiedliche Effekte auf das Schlachtfeld bringen. Letztere werden aber nicht über das Erlernen neuer Skills freigeschaltet, sondern müssen in Schatztruhen über eine große Nebenquest-Reihe gefunden werden. Denn es tauchen im späteren Spielverlauf Devil Flags auf – besonders mächtige Schiffe, die als Elite-Gegner dienen. Sie sind nicht ganz so furchteinflößend wie die legendären Schiffe aus Black Flag, aber dennoch eine Herausforderung und wer sie besiegt, füllt einen speziellen Loot-Katalog mit einzigartigen Schätzen, wo eben auch die Beschwörungen dabei sind. Davon abgesehen gibt es auch Ringe, von denen ihr bis zu zehn Stück ausrüsten könnt oder generelle Schätze, die euch Geld oder Rangpunkten für euren Piratenrang bringen, die ihr erbeuten könnt. Generell sind diese Raubzüge wie eine Art Dungeon aufgebaut, die ihr mit bis zu vier Leuten eurer Crew durchstreifen könnt und an dessen Ende ein Boss wartet. Die Aufmachung ist dabei recht simpel gehalten, dennoch machen die Ausflüge immer wieder Spaß und runden den Alltag als Pirat sehr schön ab. Doch moment mal, wie kommt man denn zu diesen Inseln und Schätzen, dafür wäre ja ein üppiges Schiff super, was wir noch gar nicht erwähnt haben.


Der Traum für jeden Piraten, Madlantis
Sobald das Schiff bereit ist, geht es auf die offene See, und hier kommt das große neue Feature des Spiels zum Tragen: das Seefahrts-Gameplay. Wer Assassin’s Creed IV: Black Flag gespielt hat, wird sich sofort zurechtfinden. Das Schiff steuert sich ähnlich wie in Ubisofts Klassiker, aber mit einem typischen Like a Dragon-Twist. Windkanäle beschleunigen das Schiff, herumtreibende Schätze können geborgen werden, und Wettereffekte wie Blitze oder Strudel stellen eine Gefahr dar. Der Kampf auf hoher See ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil. An Bord gibt es Kanonen an den Seiten und ein Maschinengewehr am Bug. Während schwächere Schiffe schon mit dem Maschinengewehr erledigt werden können, macht es einfach zu viel Spaß, mit einer gekonnten Drift um einen Gegner herumzufahren und ihn mit einer Breitseite Kanonenfeuer in die Tiefe zu schicken oder direkt mit Majima sich An Deck oben an den Aussichtspunkt zu schwingen, um dann per Raketenwerfer auf die Feinde zu ballern. Zusätzlich gibt es strategische Eroberungspunkte, an denen groß angelegte Kämpfe zwischen Majimas Crew und rivalisierenden Piratenbanden ausgetragen werden, Checkpoints und sichere Zone gibt es um Leuchttürme herum, mit denen ihr auch Schnellreisen könnt.

In Madlantis angekommen, bietet die Stadt alles, was das Piratenherz begehrt: Minispiele, Sidequests und ein riesiges Rekrutierungssystem. Überall laufen NPCs herum, die sich unter bestimmten Bedingungen der Crew anschließen – sei es durch eine errungene Errungenschaft im Kolosseum, einen direkten Kampf oder einfach gegen Bezahlung. Eine ältere Piratin prahlt etwa damit, einst die schönste Frau der Meere gewesen zu sein, während ein Mann im Schafskostüm sich ebenso bereitwillig anschließt wie einige berüchtigte Kämpfer. Dies erstreckt sich dann auch weiter nach Honolulu, doch dazu später mehr. Das Highlight ist das Piraten-Kolosseum, das sich von bisherigen Arenen der Serie unterscheidet. Hier geht es nicht um klassische Nahkämpfe, sondern um Seeschlachten. Nach einem spektakulären Wasserfallsturz beginnt ein intensiver Kampf, bei dem gegnerische Schiffe zuerst versenkt und anschließend geentert werden müssen. Crewmitglieder schalten dabei besondere Boni frei – von erhöhtem Schaden bis hin zu Heilungseffekten. Dabei besteht die Crew aus den verrücktesten Charakteren, von erwachsenen Männern in Windeln über Dominatrixen bis hin zu klassischeren Schlägern. Drei verschiedene Modi sorgen für Abwechslung:
- Quick Clash – ein schneller Kampf gegen eine andere Crew
- Tournament of Captains – eine Reihe von Herausforderungen mit ungewöhnlichen Gegnern, darunter radioaktiv verseuchte Piraten
- Swashbuckler Showdown – ein gewaltiges Massengefecht zwischen Piratenfraktionen


Die Verrücktheit eines Like a Dragon gepaart mit dem Piratensetting funktioniert einfach wunderbar
Auch Hawaii ist wieder mit dabei, in Form der gleichen Map aus Infinite Wealth. RGG Studio nutzt hier Ressourcen clever wieder, was einmal mehr die Effizienz des Studios zeigt. Neben der offenen Seewelt gibt es in Hawaii zahlreiche Minispiele, darunter Crazy Delivery und eine besonders skurrile Nebenquest, die Cabaret-Mechaniken auf einen Tiger überträgt. Dabei sind auch fast alle Aktivitäten aus Infinite Wealth. Ihr könnt über Aloha-Links wieder Freunde finden, die verrückten Sickos fotografieren, Schnappschüsse in der Umgebung schießen, Kopfgelder verdienen, kleineren Gesprächen mit eurer Gruppe führen oder in Restaurants verschiedenste Gerichte genießen und schaltet dabei auch immer wieder neue Mitglieder für eure Crew frei, um euren Rang als Pirat immer weiter verstärken zu können. Das Studio schafft es einfach immer, das man von den schieren Möglichkeiten nicht direkt erschlagen wird, man aber dennoch einfach unfassbar viel zu tun bekommt, wenn man denn möchte. Denn an sich ist fast alles am Festland wirklich rein optional und man kann auch sofort wieder auf sein Schiff, wenn man denn so möchte. Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii überrascht mit seinem neuen Piraten-Setting, aber bleibt gleichzeitig der DNA der Serie treu. Das Gameplay kombiniert erfolgreich das klassische Like a Dragon-Kampfsystem mit Schifffahrt und Seeschlachten, während die ikonischen Minispiele und durchgeknallten Charaktere für das typische Flair sorgen.


Fazit
Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii ist serientypisch wieder manischer und verrückter Spaß. Das Setting mit Majima in der Hauptrolle funktioniert super, die Kämpfe auf Hoher See sind super befriedigend und nur die Story nimmt sich im Vergleich zum direkten Vorgänger etwas zurück. Doch dennoch ist dieses Spin-Off das beste Piratenspiel der aktuellen Zeit.

Positiv:
+ Majima als Protagonist
+ Schiffskämpfe wunderbar umgesetzt
+ viele Anpassungsmöglichkeiten
+ abwechslungsreicher Content, da auch Honolulu aus Infinite Wealth dabei ist
+ Piratenfeeling wunderbar eingefangen
Negativ:
– Story nicht so packend wie gewohnt
– Schauplätze für Raubzüge ähneln sich zu sehr