Nach gut 2 Jahren Wartezeit, hat der damalige Soulslike Überraschungshit, endlich mit Overture einen doch recht umfangreichen DLC erhalten. In klassischer Souls Manier, hat sich das Studio selbst und den Spielern das Leben schwer gemacht, indem der DLC frisch nach der Ankündigung verfügbar war und der Eintrittspunkt für das neue Gebiet, ausschließlich nach dem Erreichen des Endes von Kapitel 9 möglich ist. Wir haben uns natürlich diesen Spaß für euch angetan und verraten euch im Test, ob sich ein erneuter Ausflug nach Krat wirklich lohnt.
Bloodborne: The Old Hunters lässt grüßen
Wie auch schon im Hauptspiel bedienen sich die Entwickler sehr viel an Bloodborne und auch Sekiro. Overture versetzt euch ein Stück in die Vergangenheit zurück und lässt euch einige offene Handlungsstränge aus dem Hauptspiel abschließend erkunden. Mit rund 10 Stunden an Spielzeit bekommt ihr einen guten Mix aus der Hälfte/Drittel des Hauptspiels serviert, mit neuen Fähigkeiten, Gegenständen, Gegnertypen und natürlich jeder Menge knackiger Bosskämpfe. DLC Einstiegspunkte in Soulsborne Titeln, waren immer schon ein wenig kryptisch und mühsam gestaltet, aber Overture treibt es etwas auf die Spitze. Trotz der Tatsache, dass mit dem DLC Update auch ein leichter Schwierigkeitsgrad ergänzt wurde, hat uns der erneute Trip im New Game+ gute 2-3 Stunden gekostet, bis wir an der passenden Stelle angelangt sind. Es ist natürlich spielerisch empfehlenswert, soweit im Spiel vorangeschritten zu sein, um mit den Herausforderungen im DLC klarzukommen, aber dennoch hätte man den Weg dorthin etwas verkürzen können. Vor allem für Spieler, die den Titel bereits durchgespielt haben.

Im Zentrum der Geschichte von Overture steht Lea, deren Zusammenhänge mit dem Protagonisten des Hauptspiels sowohl die Vergangenheit im DLC als auch die Gegenwart im Hauptspiel beeinflussen. Zum ersten Mal könnt ihr jetzt nicht nur die Stadt selbst, sondern auch umliegende Gebiete erkunden, die im Hauptspiel noch nicht zugänglich waren. Der Hauptreiz von Overture liegt in den vielen offenen Fragen aus dem Hauptspiel, die hier doch recht umfangreich beantwortet werden. Das erklärt auch den Ansatz, den Zugang zum DLC so spät im Spiel anzusetzen, da man sich hier selbst spoilern könnte bzw. die vorkommenden Charaktere noch gar nicht aus der Gegenwart kennt.

Etwas enttäuschend sind manche Synchronsprecher im englischen Original ausgefallen. Hier merkt man einen kleinen Rückgang in der Qualität zum Hauptspiel und auch viele der Twists sind etwas zu vorhersehbar, wenn man das Hauptspiel aufmerksam gespielt hat. Bei den Bosskämpfen überzeugen eigentlich nur ein paar ausgewählte Hauptbosse. Jegliche animalischen Zwischenbosse und Gegnertypen sind sehr unspektakulär ausgefallen und die schlechte Balance des DLCs ist momentan noch ein Thema, das dem Studio bewusst ist und bereits bearbeitet wird. Viele Spieler berichten von höheren New Game+ Speicherständen, die es egal auf welcher Schwierigkeit teilweise unspielbar machen. Für uns war es dagegen in New Game+ auf normal und leicht fast schon zu einfach. Hier muss noch etwas genauer nachgebessert werden, da hier ja doch einige Spieler mit sehr unterschiedlichen Ständen in den DLC eintauchen werden.
Auch die Vielfalt an neuen Waffen und Gegnern ist überschaubar. Das Thema des DLCs beschränkt sich auf viele mutierte und animalische Gegner. Ansonsten kommt natürlich passend sehr viel Frost als Hindernis hinzu. Zumindest hier hält sich der Einsatz davon etwas in Grenzen. Ihr müsst also nicht eure gesamte Ausrüstung auf Anti-Frost umbauen. Wenn ihr einmal das gesamte Spiel durchgespielt habt, stehen euch mit dem Update auch Boss-Rematch und Death March zur Verfügung, wo ihr euch gegen bereits besiegte Bosse nochmals, wie es euch passt, versuchen könnt.

Story und Ästhetik überzeugen
Overture bietet zwar weitaus weniger NPCs und Zwischengeschichten als das Hauptspiel, dafür wollt ihr eigentlich alle davon bis zum Ende verfolgen. Sei es für extra Kostüme oder Storystränge, die ihr erst final in der Gegenwart und nach dem Abschließen des DLCs vollständig erkunden könnt. Zusammen mit der noch abstrakteren und makabren Ästhetik toppt die Erweiterung sogar an manchen Stellen ein Bloodborne. Auch wenn manche Gegnertypen und ihre Eigenheiten aus dem Hauptspiel etwas generisch wiederverwertet werden, überwiegen die besonderen Momente im DLC doch deutlich.

Trotz des noch nicht ganz durchdachten Balancings könnt ihr euch an sehr vielen Stellen extra Hilfe holen. 1-2 Bosse bieten euch zwar keinerlei Möglichkeit NPCs zu rufen, dafür ist es bei 2-3 weiteren sogar vom Spiel gewollt. Hier bietet der DLC wieder mehr als genug Freiheit, wie auch schon im Hauptspiel, euren eigenen Weg zu gehen. Viele Mankos des Hauptspiels wurden ja bereits per Updates verbessert, aber für ein perfektes Spielerlebnis wird es sicherlich noch einiges an Feintuning per Patches benötigen.
Wir hatten auf der PS5 über den gesamtem Spielverlauf keinerlei technischen Einbußen. Manche animalischen Bosse hängen gerne mal durch ihre brachialen Angriffe in Wänden fest, aber sonst lief das Spiel über mehr als zehn Stunden Spielzeit einwandfrei. Auch die neuen Soundtracks, die ihr von Händlern kaufen könnt oder über die neuen Ancient Disks erhaltet, sind phänomenal und stehen dem Hauptspiel in nichts nach.
Fazit
Lies of P: Overture ist eine gelungene Ergänzung zum Hauptspiel, auch wenn der Weg zum DLC selbst inklusive des Balancings der verschiedenen Schwierigkeitsgrade noch nicht ganz ausgereift ist. Wer offen für makabre und knackige Bosskämpfe, inklusive einiger interessanter Hintergrundgeschichten, die bis in die Gegenwart des Hauptspiels hineinreichen, ist, wird hier definitiv seinen Spaß haben.

Positiv
– Umfangreiche Story mit vielen Verknüpfungen und Auflösungen zum Hauptspiel
– Großartige Ästhetik in vielen Bereichen und gelungener Soundtrack
– Ein paar ausgewählte Bosskämpfe überzeugen fast mehr als im Hauptspiel
Negativ
– Balancing noch nicht ganz für alle Level-Varianten und Einstiegspunkte ausgereift
– Erreichen vom Ende von Kapitel 9 notwendig um überhaupt den DLC starten zu können
– Animalische Gegner überzeugen nicht wirklich und recht viel wiederverwertete Typen vom Hauptspiel